Kommentare zu «kb20050914»

Hallo ich bin 26 jahre und pflege meine mutter nun 4 Jahre.Es ist sehr anstrengend da ich auch noch 2 Kinder habe und meine Mutter erst 48 Jahre ist. Sie hatte einen Herzstillstand und jetzt pflegestufe 3.Finde die seite echt super! wünsche noch einen schönen Abend!
by pamela @11.03.2009, 22:02

Nur ein schlichtes "Danke", Engelbert - und vielen anderen......das hebe ich mir auf - zum lesen manchmal......mein Vater hat Alzheimer.....
Janna
by Janna @15.09.2005, 19:37

Zu diesem Thema möchte ich mich auch gerne äußern.
Mein Mann ist seit ein paar Jahren (zunehmend mehr) ein Pflegefall (Rollstuhl).
Es ist wirklich nicht so, dass wir nicht auch "Krisen" hätten, wir sind beide "nur Menschen" ...
Ich arbeite freiberuflich von zu Hause aus, das vereinfacht die Ausgangssituation natürlich.
Vermutlich würde er sich mitunter eine liebevollere "Krankenschwester" wünschen, die seine Wünsche erahnt und ihn umtüdelt.
Na ja, das ist ganz und gar nicht mein Ding. Ich sehe aber, was notwendig ist, und das tue ich ohne Zögern und ohne inneren Widerstand. Wobei das zunehmend mehr wird.
Aber ich habe noch NIE gedacht, dass ich es besser / leichter hätte, wenn er in einer entsprechenden (Tages-)Pflegeorganisation unterkommen könnte. Ich "opfere" mich nicht auf, sondern tue das, was in einer Partnerschaft selbstverständlich sein sollte – also habe ich auch nicht das Gefühl, "Opfer zu bringen". Sondern ich bin über JEDEN Tag froh (auch wenn er mal recht problematisch war), dass wir zusammen sind. Wir sind im Laufe unserer 20-jährigen Ehe wirklich Freunde geworden, und dadurch ist alles andere selbstverständlich.

Wiegesagt, ich "verkaufe nicht meine Seele", indem ich plötztlich entgegen meiner Art die auopfernde Pflegerin spiele – DAS könnte ich kaum lange durchhalten. Aber das, was ich für ihn tue, tue ich gerne und selbstverständlich und in Freundschaft.

LG
Maxxie
by Maxxie @15.09.2005, 18:24

Pflege und Wut - das ist ein trauriges Kapitel. Ganz besonders da, wo es bereits zu Misshandlungen an Pflegebedürftigen geführt hat. Ich werde auch gepflegt - aber nicht von Angehörigen. Und ich hoffe, dass ich diese finanzielle Belastung noch lange tragen kann. Hätte ich Angehörige, die mich "aufopfernd" pflegen müssten, würde ich psychisch vor die Hunde gehen. Es ist skandalös, dass Familienmitglieder, um der Pflege willen, um ihr Eigenleben beraubt werden. Viele Schwerstbehinderte, die irgendwie in der Lage sind ihre Pflege selbst zu organisieren, kämpfen mit Kassen und Behörden, um frei von Familien oder Pflegeheimen, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Sie wollen niemanden zur Last fallen und schon gar nicht, dass irgendjemand sich "aufopfern" muss. Und da, wo Menschen ans Bett gefesselt sind oder Demenzerkrankungen haben und viel Aufsicht brauchen, brechen Angehörige irgendwann unter der Belastung zusammen. Selbst Pflegeheime kommen deshalb reihenweise in Verruf, da sie ihren Patienten Magensonden legen, um sie schneller und reibungslos abfüttern zu können, oder sie mit Psychopharmaka vollstopfen, damit diese den Mangel an Zuwendung und Lebensqualität nicht durch Auffälligkeiten quittieren und damit den Pflegeablauf stören. Die Kranken- und Pflegekasse machts möglich!

Alle Menschen haben ein Recht auf gewisses Maß an Lebensqualität. Alle, - die Pflegenden sowie die Bedürftigen. Es kann nicht sein, dass Menschen nichts mehr bekommen und auch nicht, dass Menschen nur geben!
Auch viele Behinderte empfinden deshalb Wut oder gar Resignation. Und obwohl ein Skandal den anderen jagt, hören wir auch vor den Wahlen rein gar nichts zu diesem Thema. Die neuen Alten, haben jung und gesund zu sein, wer einen Unfall hat, hat Pech gehabt und wen eine Erkrankunge heimsucht, die kommerziell nicht rentabel genug ist, um sich wissenschaftlich damit zu beschäftigen, hat sich dieser zu fügen.
Mein "Heute" ist schon schwer genug, an ein "Morgen" will ich wenigstens noch glauben können.
by Isa @15.09.2005, 16:33

by Strandsteine @14.09.2005, 23:50

Ich bin zwar nicht direkt "betroffen", aber ich halte diese Wut nicht für Wut gegenüber dem zu Pflegenden. Ich denke, es ist wie Strandsteine geschrieben hat: es ist eher Hilflosigkeit gegenüber all den Bergen, die zu überwinden sind und die Aussicht, dass alles langwierig, hemmend ist und man von außen Grenzen gesetzt bekommen soll.

Zusätzlich zu dem eigentlichen Problem kommen noch ´ne Menge andere dazu, weil andere Leute ihren Job nicht angagiert machen und unsere Gesetze ´ne Menge Bürokratie schaffen - ich seh es bei meiner Kollegin, deren Vater pflegebedürftig ist. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass es zu oft keinen Respekt gegenüber dem Pflegebedürftigen und keine Achtung der Arbeit der Pflegenden bei den Krankenkassen, Sanitätshäusern, Ärzten, professionellen Pflegeeinrichtungen gibt.

Und selbst die Menschen, die beruflich in der Pflege tätig sind, können ihr Engagement an der Brüokratie und an unseren Gesetzen oft genug scheitern sehen.

Alle, die jemanden pflegen, haben meinen vollsten Respekt wie alle anderen, die MIT HERZ für das "unser aller Wohl" sorgen - Polizisten, Feuerwehrmänner, Ärzte, Krankenschwestern... egal, ob mit oder ohne Wut im Bauch! Sie sind nur Menschen mit Gefühlen....
by riro @14.09.2005, 21:47

@ strandsteine:

so war die Reaktion der Schmerztherapeutin??? Das ist ja unglaublich.
Ich wäre vor lauter Wut bis in die oberste Etage der KV gegangen!
Solche "Mediziner" brauchen einen dicken Dämpfer.
Aber ich habe auch oft gespürt, daß die das Taktgefühl mit Löffeln gefressen haben und größtenteils auch noch völlig unfähig sind, was die psychologische Begleitung angeht.

Aber du hast Recht: man ist krank, oft am Ende der Kräfte und schaffte es manchmal einfach nicht, das alles zu bewältigen. Und wenn man sich dann noch gegen solche Typen wehren muß...!

Alles Liebe für dich, Edith T.

Leider kann ich dich nicht anmailen, darum geht´s nur so :-)
by @14.09.2005, 21:12

Hallo Engelbert,

Deine Zeilen und die Kommentare der anderen Färbler beschreiben die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln sehr konkret.

Für mich persönlich hat sich die Wut in andere Bahnen gelenkt und dort ausgetobt. !!!
Das mußten bestimmte Ärzte erleben,
bei vielen Behörden bekam ich das " Haareraufen" und konnte mich über verlorengegangene Unterlagen, usw... nicht genug wundern und so kam es auch dort zu einen energischen Auftreten.
Erst empfand ich Hilflosigkeit, dann kam die heftige Wut über die unnötigen
Erschwernisse. Versuchte immer noch freundlich zu sein, aber konsequent hart.
Eine Gesichtpunkt, welcher noch zu beachten ist:
ein Schwerkranker bringt garnicht die Kraft und den Elan auf, um sich gegen die vielen Stolperfallen zu behaupten. Die vielen zu beachteten Vorschriften und der Papierkrieg stößt schnell an die Grenzen des Kranken.

Dann hat sich meine Wut auch sehr intensiv gegen die Menschen gerichtet, die die Krankheiten nicht anerkennen wollten.
Da wurde oft bemerkt:
was willst du, siehst doch gut aus, du wirst doch wohl noch an die Arbeit kommen. Als dann die Rente ohne Zeitbegrenzung gewährt wurde,
kam der Satz: wenn ich es zusagen hätte, dann würde ich dich zur arbeit bekommen, dort oben ( LVA) sollte bei den Sachbearbeitern endlich richtig aufgeräumt werden, solche Bescheide zu erlassen.
Da der Krebs und der Gehirninfakt nicht sichtbar ist, erlebt man schon oft harte Situationen. Bei fremden kann man die Reaktionen schon verstehen, aber nicht bei über dreißigjährige währende Freundschaften. ( Es fällt mir schwer das Wort zu schreiben) aber nach einem Jahr bin ich in diesem Punkt sehr froh, meiner Wut nachgegeben zu haben.
Obwohl sich auch ein Teil der Wut gegen mich selber gerichtet hat:
Warum hast Du die Persönlichkeitsstörung der Person nicht eher bemerkt.?

Für mich war die Hilfslosigkeit oft das Belastende.
Wo bekomme ich nun Hilfe,?
Welche Op oder Behandlung ist richtig- notwendig.?
Wo erfahre ich die nötigen Hinweise zu den uns zustehenden Vergünstigungen.?
Diese Gefühl von einem großen Berg, den man nicht schafft, belastete das alltägliche Leben, man fühlt sich allein gelassen.
Und das Kämpfen macht sehr müde.

Für meine eigene Erkrankung war ich dann schon etwas gestählt.
Hört sich schlimm an, aber es trifft zu.
Nur der Elan ist doch auf der Strecke geblieben.
Der Kampfgeist wird oft durch sonderbare Begebenheiten geweckt.

Werde es nie vergessen, wie die Schmerzterapheutin nach meiner Rentenbewilligung reagierte:
wie alt wollen sie denn noch werden, fragte sie,
ich dachte so ca. 30 j. möchte ich noch leben,
sie bemerkte darauf, ich sollte bedenken, wie lange ich der Gemeinschaft auf der Tasche liegen würde. Auf meine Gegenrede, das ich mit 14 j. bis jetzt gearbeitet hätte und sie bestimmt erst nach langem Studium damit angefangen hat, wurde es eisig. ( die Dame ist jetzt an Krebs erkrankt)

Das sollte nur als Beispiel dienen,
damit sich Nichtbetroffene ein Bild von der sich aufbauenden Wut machen können. Und dadurch etwas Verständniss entwickeln.

Das ist ein unendliches, vielfältiges Thema,
und ich möchte Euch nur allen wünschen,
bleibt gesund,
und den Betroffenen viel Kraft und Geduld wünschen,
von unverhofften Stelle ein liebes Wort, ein ehrliches Lächeln,
eine ehrliche Umarmung, die Steine
by Strandsteine @14.09.2005, 20:38

ein wirklich grosses thema. in der zeit von februar bis mitte august, bis zu seinem tod habe ich meinen schwerstkranken mann gepflegt. es gab stunden und tage an denen ich total verzweifelt bin. die ängste die man hat, versagensängste ängste dem anderen nicht genug helfen zu können, aber auch tiefe wut weil er so geduldig war jede chemo mit unbeschreiblicher geduld ertragen hat. diese geduld von ihm und dieses zusehen und nicht helfen können und die gewissheit, dass jeder tag der letzte sein kann, hat mich manchmal mit unbeschreiblicher wut erfüllt. aber letztendlich bin ich froh, dass wir diese tage noch zusammen hatten, dass ich ihn selber pflegen durfte und dass es letztendlich möglich war, dass er, seinem wunsch entsprechend zu hause sterben durfte.
by sabine @14.09.2005, 20:18

ja, man kann, darf und muss diese Wut zulassen, sonst wird man verrückt. Wenn man wütend wird, ist es Zeit für eine Auszeit für den Pflegenden.
Niemand von aussen kann die immense Belastung der Pflegenden abschätzen, der nicht selber mal gepflegt hat.
Und heute weiß ich, dass ich NIE jemanden veruteilen werde, der seine Angehörigen nicht selber pflegt.
Ich sehe öfter Familien, die es einfach nicht mehr schaffen. Arbeite selber in der Pflege, habe meine Schwiegermutter bis zu ihrem Tod gepflegt und versorge meine behinderte Mutter, wo es nötig ist.

Und es ist an der Zeit, dass diese Thema öffentlicher wird...

Wünsche allen Pflegenden viel Kraft

LG
Gabi K
by Gabi K @14.09.2005, 20:16

Wow!
Es tut gut, diese Worte zu lesen!
Denn es ist wahr, total wahr, was du schreibst.
Man kann lange Zeit immer alles geben, doch wenn man einmal nicht mehr kann, und seinen Gefühlen freien Lauf lässt, vergessen andere Menschen oft das Gute, und sehen nur noch diesen Moment, in dem man unbeherrscht war.
Doch wir sind alle nur Menschen, und man sollte uns danach beurteilen, was wir Tag für Tag tun; nicht wie wir in einem Moment waren.
Ich wünsche euch allen noch einen schönen Abend
Und vergesst nie, dass auch andere Menschen Fehler haben!
Herzliche Grüsse
Silvercat
by silvercat @14.09.2005, 19:53

Liebe Seelenfärbler,

endlich wird mal über ein grosses Thema in unserer Gesellschaft gesprochen. Im Moment bekomme ich während meiner Ausbildung zur Krankenschwester auch die Probleme und Sorgen in der häuslichen Pflege mit, da ich momentan jeden Morgen mit einer Schwester zu verschiedensten Patienten und ihren Angehörigen fahre. Jeden Morgen trifft man auf bewundernswerte Menschen, die zum grossen Teil sich und ihr eigenes Leben aufgegeben haben, nur um dem Angehörigen aus tiefster Liebe udn Zuneigung zu helfen. Aber manchmal wird ihnen auch bewusst, was sie dadurch verpassen, was durch die Pflege auch kaputt gegangen ist (z.B. Partnerschaft/Ehe, Freundeskreis etc.). Die dadurch entstehende Wut wird meistens noch dadurch verstärkt, dass viele Angehörige ganz alleine pflegen und kaum weitere Unterstützung, ausser die vom Pflegedienst, haben.
Wenn sie auch mal Bedürfnisse nach Ruhe, Urlaub oder einfach mal ein netter Kaffeeplausch bei Nachbarn empfinden und auch durchsetzen wollen, werden sie von der Umwelt, wie Engelbert schon geschrieben hat, als Rabenkinder und etc. beziechnet, weil Aussenstehende nie den kompletten Einblick in den belastenden Alltag eines pflegenden Angehörigen haben. Dies führt zu weiterer Verzweiflung und letzendlich auch zu ein Stück mehr Wut.
Wut zu empfinden ist es ganz natürliches, schliesslich sind Angehörige auch nur Menschen mit Gefühlen udn Bedürfnissen, dies sollte man nie vergessen. Ich verstehe gut, wenn Angehörige aus Verzweiflung und Hilflosigkeit Wut entwickeln und ich bekomme dies auch oft mit, wenn Angehörige mit mir sprechen. Hinzu kommt aber, dass sie sich extrem für ihre Wut schämen, weil sie denken, dass dies nicht normal sei. Schlimm sind auch die Nebenfolgen dieser Wut: Im schlimmsten Fall werden Angehörige selber schwerstkrank ( Depressionen, Krebs etc.) oder wandeln ihre Wut, wenn sie sie nicht mehr kontrollieren können, in Gewalt gegen den Angehörigen um. Der Prozentsatz in der häuslichen Gewalt in Pflegesituationen ist steigend. Dies muss man auch sagen, ist jedoch nicht die Regel. Nachgewiesen ist, dass viele Angehörige eher selber krank werden und häufig eine Krebserkrankung entwickeln.
Ich finde, dass die Leistung der Angehörigen viel zu wenig Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft findet, denn ohne die Angehörigen würde der Staat nicht soviel an Kosten sparen und würden Zu-Pflegende nicht die Möglichkeit bekommen, in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben und zu leben. Ich habe höchsten Respekt vor diesen Leuten und respektiere auch ihre Gefühle.

by Janine @14.09.2005, 17:50

Ja, so ist es

und es ist schön, dass mal geschreiben zu sehen

Danke!!

das dieses Thema gerade heute dran ist ... ist ein merkwürdiger Zufall
Zufall ?

z.Z. komme ich nämlich mit der Pflege meines (schwerbehinderten) Sohnes
gerade mal wieder gefährlich nahe an meine Grenzen.

LG Schleh
by Schlehdorn @14.09.2005, 16:45

Ich wünsche allen Pflegenden sehr viel Kraft und Energie *fühlt euch lieb gedrückt* Ich weiß sehr wohl, dass es nicht immer hilft, aber es gibt ab und an Kraft und Trost, in den Zeiten, in denen man sich verdammt alleine und unverstanden fühlt.

Liebe Grüße
Christina (ofr)

Ps.: Engelbert, mir kamen die Tränen beim lesen, es steckt so viel Wahrheit in den Zeilen. Man vergießt oft an sich selbst zu denken. Wenn man im Kreislauf des Alltages steckt und untersagt sich selbst so (zu) viel.

Extra liebe Grüße und ein dickes Dankeschön für das heutige Kalenderblatt.
Christina

by Christina @14.09.2005, 16:03

Wut? darf man die haben?
Ja ich bin dafür diese Wut haben zu dürfen - ohne Schuldgefühle deswegen.
Wenn wir sie nämlich nicht zulassen, dann richtet sie ganz unterschwellig mehr Unheil an, als wenn wir sie uns eingestehen. Bei uns und bei den anderen.
Das ist viel schlimmer und schädlicher!

Selbst habe ich auch schonmeine Erfahrungen gemacht:

Vor Jahren habe ich mich bereit erklärt meine Schwiegermutter zu betreuen, wir habe sie sogar zu uns ins Haus geholt. Die Arbeit war es nicht und die Zeit, die ich dafür verwenden mußte. Sondern die fordernde und undankbare Reaktion auf meine Bereitschaft bis hin zu wüsten Unterstellungen...

Ich würde nur die Hand aufhalten, war nur eine davon (ich hatte meine Arbeitsstelle aufgegeben und lediglich den Stundenlohn verlangt, den ich dort bekommen hatte zuzügl. einer kleinen Monatspauschale dafür dass ich täglich für sie mitgekocht habe. Sie bekam schließlich Pflegegeld! und davon blieb ihr noch übrig)

Nein, das musste ich nicht haben und meine Wut hat mir geholfen die Konsequenzen zu ziehen: erst ambulanter Pflegedienst, damit Muttern sieht was die an Geld nehmen für welche Leistungen (also ich hab in kürzerer Zeit sauberer geputzt! für weniger Geld!)

Daraufhin hat sie sich in einem Altenpflegeheim eingemietet und ich war natürlich überall die böse Schwiegertochter, die sie ausgeraubt hat...

aber ich war unheimlich erleichtert und wer ihr das glauben wollte, soll er doch!

Inzwischen ist meine eigene Mutter hilfsbedürftig, der Papa ist für sie da und macht das meiste, doch einmal pro Woche fahre ich einen Tag hin um ihn im Haushalt zu unterstützen. Das mache ich gerne und frage nicht danach was mich das kostet.
Nur auf eine meiner Schwestern habe ich eine riesen Wut! Sie hat sich seit es der Mama gesundheitlich so schlecht geht, abgeseilt, meldet sich nicht und ist nicht erreichbar.
Doch ich habe keine Lust ihr hinterher zu laufen. sie ist es nicht wert, dass ich mich aufrege.

Dazu fällt mir noch ein schöner Spruch von Aristoteles ein:

Jeder kann wütend werden - das ist leicht.
Aber mit dem richtigen Menschen,
im rechten Ausmaß,
zur rechten Zeit,
aus dem rechten Grund,
auf die richtige Weise
wütend zu sein,
das ist nicht leicht.

Allen die sehr belastet sind durch die obige Problematik wünsche ich weiterhin viel Kraft

Vodia
by Vodia @14.09.2005, 14:11

Da bin ich wieder!

Das Thema ist sehr wichtig. Jeder, der wie ich in der Pflege arbeitet, weiß es. Ja, viele Angehörige sind bestimmt mal wütend. Und selbst ich als Außenstehende habe manchmal das Gefühl von Wut in mir. Wenn die "Alten" wieder alles auf einmal wollen und am besten schon vor 10 Minuten erledigt. Aber ich gehe nach spätestens einer Stunde wieder. Die Frau/Tochter/Schwiegertochter/Enkeltochter/Mann/Sohn oder wer auch immer Pflegt aus der Familie, muß dableiben. 24 Stunden am Tag. Und ja, ich bin der Überzeugung, dass das zuviel ist.
Wir sind doch alle mal sauer auf unsere Kinder. Und wir sagen es auch. Und immer bekommen wir dafür Verständnis. Warum bekommen die pflegenden Angehörigen kein Verständins?
Weil es genauso ein Tabuthema ist wie Sex und Tod. Und ich bin traurig das es so ist.
Es sollte viel mehr für pflegende Angehörige getan werden. Hier gibt es, Gott sei Dank, eine Selbsthiflfegruppe. Und soweit ich in formiert bin, wird das sehr gut und viel angenommen. Sollte man daraus nicht lernen? Sollte nicht viel mehr Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden? Unter dem Motto:
Vorbeugen ist besser, wie verrückt werden!
In diesem Sinne wünsche ich allen von euch, die jemanden pflegen, ganz ganz viel Kraft und Energie!

LG Birgit
by Birgit @14.09.2005, 13:19

... und es hilft sich zu hinterfragen, ob die Wut sich auf den zu Pflegenden bezieht oder auf die eigene Unfähigkeit und Kraftlosigkeit. Oder gar auf die mieslichen Umstände, die einen Menschen überhaupt erst pflegebedürftig gemacht haben.

Ich habe gepflegt und war zu jung, bereue Manches und weiß doch, dass ich damals das mir Mögliche getan habe.
Heute würde ich nicht mehr pflegen, da ich schlicht zeit- und kräftemäßig nicht dazu in der Lage wäre, ich Rabentochter, ich.
Was morgen, in zehn Jahren, in zwanzig Jahren ist ... wer weiß?
Ich weiß nur, was ich besser machen könnte, wo ich ruhig und verständnisvoll bleiben müsste. Aber das ist graue Theorie, denn in der Praxis sieht es sowieso anders aus. Wie immer eben.

Im Übrigen ist mir der Gedanke "Mensch, die/der hätte doch die schönste Zeit sich um den Pflegebedürftigen zu kümmern, na, wenn der alt ist, wird er sehen, wie es ist ...." sehr vertraut. Und ich bin mir sicher, dass jeder schon so gedacht hat. Denn genauso wie "man" keine Wut auf Pflegebedürftige verspüren darf, darf "man" nur politisch korrekt sagen, dass man für eben diese Wut Verständnis hat. Im Kopf sieht es aber anders aus und so lange diese Gedanken im Kopf bleiben, ist es eigentlich auch ok.

Lieber Engelbert, ich erinnere mich an unser Gespräch im Park ... :-)

Grüße in die Runde von einer bekennenden Rabentocher, -enkelin und bisweilen auch -mutter.
by @14.09.2005, 11:39

Komme gerade aus dem Frühdienst.
und ich hatte heute Wut. bin auch mit ärger dahin, weils gestern schon scheisse war.

danke daß es endlich jemand mal ausspricht.
wenn man selbst in diesen mühlen hockt/arbeitet/lebt kommt man sich wirklich bescheiden vor, wenn man solche gefühle hat, weils eben keiner verstehen kann/will.
aber es ist so.
und es muss raus...

es konnte mir heute glaub nix besseres passieren, als dieses kalenderblatt.
danke engelbert.
du hast für solche momente echt ein händchen ;-)
by Barbara @14.09.2005, 11:32

Nicht jeder Mensch ist dazu geeignet einen alten oder kranken Menschen zu pflegen und es kann für Beide zur Qual werden.
Ich denke ich gehöre in die Kategorie nicht geeignet zu sein.

Dann ist es besser einen Pflegebedürftigen in die Obhut erfahrener Hände zu geben die sich diese Aufgabe zum Beruf gemacht haben.
Ideal für den Pflegenden, wie für den Gepflegten ist es, wenn der Pflegende sich dazu berufen fühlt und entsprechend feinfühlig, tolerant und verständnisvoll mit den Pfleglingen umgeht und diesen Beruf und den Pflegebedürftigen nicht als Last empfindet.

Ich habe bisher noch keinen meiner Angehörigen pflegen müssen und kann deshalb nicht aus eigener Erfahrung sprechen, aber ich habe die Pflege meiner Mutter, die ihre Mutter pflegte mitbekommen und in meinem näheren Umfeld die Pflege eines Vaters durch ein Kind und die eines Mannes durch die Ehefrau am Rande miterleben können.

Mir ist dabei besonders aufgefallen, daß neben der, besonders seelischen Belastung des Pflegenden, die stetig wächst, auch die, vor allem psychische Belastung, des Gepflegten immens ist.
Dies scheint in besonderem Maße männliche Pflegebedürftige zu betreffen.

Ein Vater oder Ehemann der gesund, stark und selbstsicher seine Familie in der Vergangenheit versorgt hatte ist plötzlich hilflos und muß gepflegt werden.
Egal ob Kind oder Ehefrau diese Pflege auf sich nehmen der Mann fühlt sich als Pflegebedürftiger nun minderwertig, kämpft mit Schamgefühlen und seinem Stolz und empfindet es häufig als unerträglich das die Rollen plötzlich vertauscht sind.

Diese Männer verändern sich häufig zu ihrem Nachteil, werden mißlaunig, reizbar, tyrannisch und ungerecht dem Pflegenden gegenüber weil sie selbst mit ihrem Zustand nicht klarkommen.
Die Pflege wird für den Pflegenden immer unerträglicher bis man nur noch Hilflosigkeit, Wut, oder Resignation empfindet und eine Erlösung herbeisehnt.

In solchen Fällen ist es für beide Teile besser den alten Menschen in einem Pflegeheim unterzubringen, bevor Wut und Haß, die einmal empfundene Liebe und die schönen, kostbaren Erinnerungen und Erlebnisse die man mit diesem Menschen hatte tötet und man den alten, kranken Menschen nur noch in den Himmel wünscht.

Die Empfindungen aus der Sicht des Pflegebedürftigen wollte ich nur auch mal erwähnt haben, weil es mir konkret so aufgefallen ist.
Womit ich, die zum Teil unmenschlichen Belastungen des Pflegenden nicht schmälern möchte.

Ich hoffe, wie das jeder tut, daß ich mal nicht pflegebedürftig werde und wenn doch möchte ich keinem Angehörigen diese Belastung zumuten und nicht zu Hause gepflegt werden.
Ich hoffe, daß meine Finanzen dann eine Pflege in einem gut geführten Heim mit berufenen Betreuern zuläßt.
Ich würde mich nicht abgeschoben fühlen sondern wäre erleichtert diese Bürde niemandem auferlegen zu müssen.
Ich hätte auch kein schlechtes Gewissen und würde mir ein solches auch nicht einreden lassen, wenn ich z.B. die Pflege meiner Mutter einem Pflegeheim überlassen würde.
Ich wüßte das es für uns Beide das Beste wäre.
by sonja-s @14.09.2005, 10:48

Huhu,
das ist ein schwieriges Thema. Für mich ist es klar, dass ich meine Eltern pflegen würde! Auch wenn es sicher sehr, sehr schwierig ist. Aber sie haben für uns immer alles gegeben. Meine Eltern möchten es aber nicht. Wir haben zwar hoffentlich noch 25-30 Jahre, bis das Thema ansteht, dass sie sich nicht mehr alleine versorgen können, aber wenn es soweit ist, sollte man wissen, was der andere möchte. Meine Eltern haben ganz klar gesagt, dass sie möchten, dass wir uns kümmern, dass es da wo sie leben werden schön ist. Und das habe ich ihnen versprochen. Etwas anderes ist die Mutter meines Freundes. Sie geht davon aus, dass sie dann bei uns leben wird. Und da wird die Sache wirklich schwierig. Weil ich weiss, dass ich das niemals tun werde. Es ist jetzt schon genug Wut im Bauch. Ich könnte diesem Menschen nicht das geben, was sie bräuchte. Und da ich wohl diejenige sein werde, die zuhause bleibt, wenn Kinder kommen, würde ich sie auch versorgen müssen.
Naja, war glaub ich etwas wirr alles, aber ich hoffe zu verstehen;-)
Liebe Grüße
Danica
by Danica @14.09.2005, 10:26

Richtig!



Ich werde mich nicht von meinem Kind pflegen lassen, wenn ich der Pflege bedürfen sollte!
Sofern ich noch im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bin im Alter, werde ich mir etwas Passendes suchen, wo ich unterkomme!
Mir schwebt vor, mit guten Freunden ein Haus zu mieten, oder eine grosse Wohnung, als "Rentnergemeinschaft" sozusagen. Pläne dazu sind schon mit guten Freundinnen besprochen (Männer werden ja immer Raritäten sein im Alter) ! Jeder ein Zimmer, gemeinsame Küchenbenutzung und Badezimmer für 2!
Da kann jeder jedem helfen und sollte es nicht mehr möglich sein, dann ab, in die Pflege!
Ich bin nicht bereit, meinem Kind oder Enkelkindern dieses Wechselbad der Gefühle zuzumuten!
by Viola @14.09.2005, 09:20

Gottseidank war ich noch nie in dieser Situation und kann es mir auch nur schwer vorstellen. Ich habe Hochachtung vor solchen Menschen, die andere pflegen, ohne an sich selbst zu denken. Meine Mutter ist erst 62 und hoffentlich noch lange davon entfernt - sie hat mir aber schon mehrmals gesagt, dass, wenn es je soweit kommen sollte, dass sie nicht mehr für sich selbst sorgen kann, sie mir auf keinen Fall zur Last fallen und lieber in ein Heim gehen möchte. Sie hat meinen krebskranken Stiefvater ein halbes Jahr zu Hause gepflegt und es war die Hölle für uns alle.

Dass bei den Betroffenen Wut entsteht, kann ich mir gut vorstellen - ich bin in solchen Situationen auch sehr ungeduldig und leicht genervt. Einer der Gründe, warum ich auch nie Kinder wollte - ich wäre bestimmt keine tolle Mutter.
by Frollein Hasenpüp @14.09.2005, 09:16

Hallo!

Du sprichst mir aus der Seele. Gerade heute ist es wieder unerträglich. Am schlimmsten ist es für mich, da Klaus ja äußerlich "normal" wirkt. Aber die Teile im Gehirn, die kaputt sind und verqueres Denken und Handeln verursachen, sieht halt keiner. Geistige Erschöpfung durch Selbstüberschätzung nehmen die meisten auch nicht wahr. Und wenn das Zentrum für Einsicht beschädigt ist, kann man auch fast nichts erreichen. Dann wird es schwer. Manchmal sehr schwer, wie heute morgen auch. Kein Freiraum mehr, keine Ruhe, mehr Arbeit, damit das Geld stimmt und alles bezahlbar bleibt. Denn was er braucht im Garten oder sonst irgendwo, brauchter. Sonst ist eine innere Unruhe vorprogrammiert, die normale Dimensionen überschreitet.
MeIne Liebe wird arg gebeutelt. Ab und zu der Blick zu anderen Paaren ist wehmütig. Liebe heißt geben und nehmen. Ich bekomme kaum was zurück, viel negatives. Therapie ist ähnlich. Mir bringt sie wenig, weil er dort seine Maske aufsetzt und 5 Min. hinterher ist alles wieder vergessen.

Jetzt muß ich was tun. Der Arbeitslosen-Antrag 2 muß fertig werden. Da schauen sie einem ganz genau auf die finaziellen Verhältnisse. Da sind Auseinandersetungen vorprogrammiert.


Das ist vielleicht ein bißchen viel.Mir sind halt heute schon die Tänen gelaufen und beim Lesen erst recht.

Gruß
Astrid
by Astrid @14.09.2005, 09:10

Guten Morgen,alle die was mit Pflege zu tun haben/hatten!Und alle Anderen!

Ich werde heute Nacxhmittag erst zu dem Thema schreiben können!
Muss erst was für die Rente tun! ;)
Bis später...

Niederrheinsche Grüße
by @14.09.2005, 09:07


Die Pflege eines Angehörigen sollte so lange selbstverständlich sein, wo sie die eigene Kraft und Gesundheit nicht überfordert - und dazu führt, selbst ein Pflegefall zu werden. Diese Grenze ist beim einen mehr, beim anderen weniger weit gesteckt, und deshalb kann das keiner für einen anderen entscheiden.

In der kurzen Zeit, wo ich meinen alzheimerkranken Papa bei mir zur Pflege hatte, ist mir nicht so sehr die Arbeit um und mit ihm schwer gefallen, als die Tatsache, einen Menschen, vor dem ich mein Leben lang großen Respekt hatte, so "abgleiten" zu sehen. Das hat mir in der Seele weh getan, und das war der größte Schmerz.

Nun ist er gut untergebracht, hat meiner Mutti und mir mehrmals bestätigt, daß es ihm besser nicht gehen kann. Aber bei jedem Abschied geht ein Stückchen mehr von ihm.

Meine Hochachtung vor allen, die diesen Dienst am Menschen auf sich nehmen!

Liebe Grüße von
Zitante Christa
by @14.09.2005, 08:36

Die Pflege Angehöriger oder eines anderen (geliebten) Menschen raubt nicht nur körperliche Kräfte, sondern sie belastet auch sehr die Psyche. Das Thema"Gewalt gegen Alte" wird viel zu verschämt und nur hinter vorgehaltener Hand behandelt.
Damit meine ich nicht nur, daß es das in Alten- und Pflegeheimen gibt, sondern auch gerade im häuslichen Bereich.
Wenn die Kraft am Ende ist, die Pflegenden selber keine 2 Stunden am Stück schlafen können, die Hände zittern und das Herz rast...dann braucht der/die Pflegende selber Hilfe.
Die gibt es hier bei uns als "ambulanter Hospizdienst". Leider ist das viel zu wenig bekannt.
Ich stehe auf dem Standpunkt, daß man bis zu einer gewissen Selbstaufgabe pflegen kann und es auch versuchen soll.
Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem der Alte / Kranke (oftmals ist es ja Demenz oder Alzheimer) in einem Heim untergebracht werden muß.
Das ist dann besser für alle Beteiligten..
Wobei man die Menschen in Heimen niemals aus den Augen lassen darf, damit sie nicht vernachlässigt werden.
Das ist jetzt kein Pauschalangriff gegen Heime und dort arbeitende Pflegekräfte. Allerdings weiß ich genau, was ich da schreibe!

Ich finde, wir müßten uns von der Vorstellung frei machen, daß wir die Kranken "abschieben".

Das ist nicht einfach, ein schlechtes Gewissen ist da wohl normal.

Aber man sollte dieses Schritt tun, bevor man selber zusammen bricht!

Liebe Grüße, Edith T.
by @14.09.2005, 07:38

Guten Morgen Engel,

gerade weil ich das heute besonders gut verstehe was Du geschrieben hast, ist dies hier theoretisch kein Kommentar dazu. Ich wünsche Dir und allen Mitlesern einen schönen Tag.
by Inge aus Hamburg @14.09.2005, 07:26

Ja, ich kann mich erinnern, das es meiner Mutter mit ihrer Mutter so ging. Es kam noch hinzu, das meine Oma gedächtnismäßig zum Schluß auch hin und weg war, so das uns dann schon des Diebstahls bezichtigte. Oder das sie meiner Mutter vorwarf, sie nie zu besuchen, sie sollte sich mal ihre Schwester als Vorbild nehmen. Nur das meine Ma jeden Tag da war und ihre Schwester halt nicht......Aber egal.....auch wenn man weiß, das meine Oma nichts dafür konnte, weil der Kopf einfach nicht mehr so wollte, es tat doch schon weh. Und ich mußte meine Ma dann aufbauen, weil sie sauer war.

LG Dani
by Dani @14.09.2005, 07:16

Guten Morgen,

bisher bin ich damit verschont worden. Meine Eltern sind ja schon lange tot.
Aber ich sehe solche Themen im TV und bewundere Menschen, die das können. Mein Schwager versorgt meine Schwester rührend, sie wird immer kränker.
Irgendwann kann das auch auf mich zukommen, denn mein LG ist 9 Jahre älter als ich. Wie das das wird, keine Ahnung, denn die Gesündeste bin ich ja auch nicht gerade. Meine Wunsch ist, dass ich möglichst lange für mich sorgen kann. Ich habe nur eine Tochter, die dann für mich da sein wird. Die sich jetzt schon um die 86jährige Mutter ihres Vaters kümmert, sein Vater lebt auch noch und dann noch ihr eigener Vater. Ich mag gar nicht drüber nachdenken.

LG Manda
by Manda @14.09.2005, 07:14

Moin, moin,

also Wut ist es weniger, mehr Überforderung. Hamster im Käfig sein, jeden Tag das Murmeltier grüßen, burn-out-syndrom, Verbitterung.

Da darf manchmal nichts mehr an größeren Problemen dazukommen, sonst bin ich genervt, und das spürt auch meine Mutter, die ja echt nix dafür kann. Wenn zu dem "üblichen Maß" an festgelegt sein noch Streß auf der Arbeit dazukommt, darf mich keiner mehr anstupsen, sonst gibts die volle Breitseite....Aber das sind Ausnahmen, gezählte Tage.

Der normale Alltag ist ansonsten voll okey.Nach der Hirnblutung meiner Mutter gehe ich jeden Tag nach der Arbeit ins Pflegeheim und drehe mit ihr ein paar runden durch den Park, weil sie die Natur so liebt. Eigentlich müßte sie in die Geschlossene, da sie völlig orientierungslos ist und das Heim keinen Pförtner und Sperre hat, und wenn sie wegläuft löst das einen aufwendigen Polizeieinsatz aus, ist uns schon 2 mal passiert, jetzt passen wir eben auf und haben in der Familie eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung organisiert.
Dafür hat man ja Familie, damit auch die schlechten Zeiten kommen können und noch jemand da ist.....

Tagsüber kommt ihr 80-jähriger Lebensgefährte, den löse ich um 16.00 Uhr ab, um 18.00 Uhr löst mich meine Schwester ab und dann gehts www.ab-ins-bett.de, da beschützt sie ein gerichtlich und ärztlich bestätigter Anschnallgurt, den sie nicht lösen kann.

Ich hab ehrlich gesagt nur Probleme mit den Schönwetterphasen :-). Da würde ich gerne mal wieder von meiner Gleitzeit Gebrauch machen und um 15 Uhr schon an den See radeln und mir die Sonne auf den Pelz brennen lassen.
Aber der Sommer ist ja jetzt rum, Zufriedenheit kehrt wieder ein.

Ansonsten haben wir ja auch echt Glück gehabt, hätte alles viel schlimmer kommen können, Mutter läuft, spricht und lacht wieder, nur das Gedächnis funktioniert eben nicht mehr. So haben wir nochmal eine Galgenfrist bekommen, einen kleinen Aufschub, vor 2 Wochen haben wir ihren 70. gefeiert.

Sie hätte genauso gut im Koma bleiben können. Kannste auch nix machen. Haben wir gedacht, als sie für kurze Zeit in Alzey war, in der Rheinhessischen Fachklinik. Da war eine Patientin mit ihr im Zimmer, die das selbe Krankheitsbild hatte und der Ehemann kam jeden Tag. Seit Monaten. Hat mit ihr erzählt und nicht die kleinste Ressonanz bekommen. Und du siehst, da sind wohl 2 Menschen gestorben, obwohl beide noch da sind und einer davon sogar noch da rumläuft. Quasi Dornröschenschlaf. Nur einen traurigen 60-jährigen wird keiner mehr wachküssen.....
by Tina @14.09.2005, 06:53

Ich glaube, dass es wichtig ist, diese Wut zuzulassen. Wir sind alle mal auf den Partner, die Kinder etc. wütend. Aber darf man auf hilflose Menschen wie Babys, Pflegebedürftige wütend, sauer etc. sein?
Und wenn es eine/r sagt, werden ihr/m oft Schuldgefühle gemacht. Aber wenn die Wut mal raus ist, ist sie oft auch schon wieder ein Stück weg. Ich denke, es fehlt an Möglichkeiten darüber zu sprechen, da ja gerade die, die pflegen, nicht viel Zeit haben.
Ich wünsche allen, die diese schwere Arbeit zur Zeit leisten, einen Tag mit einem Sonnenstrahl.
Liesel
by @14.09.2005, 05:39

@urmeline

*catsichsehrgernumarmenlässt*, gell Engelbert? ;-) Danke, urmeline, lieb von dir. Ja, in den Städten mag es solche Hospize geben, aber in unserem 250 Seelen-Dörfchen, fern von größeren Ortschaften ...

Hmmmm, eigentlich bin ich ja doch gar net so schlimm dran. Denn Mamasitting ist ja nur immer dann angesagt, wenn mein Vater im Krankenhaus ist. Wie gut geht es mir, im Vergleich zu den vielen anderen Pflegenden, die da weitaus mehr gefordert sind!!! Tag für Tag, rund um die Uhr.
Ich habe halt nur so weit ausgeholt, um zu erklären, warum meine Wut eher in Richtung Bruder/Schwägerin geht.

So, der Schlüssel ist gefunden, Tur wird versperrt und gaaaanz schnell das Bettchen aufgesucht.

Müde grüßt cat =^..^= und freut sich schon mal auf Schweizer und Berliner Treffen, aus dem wieder herrlich Kraft geschöpft wird.
by cat =^..^= @14.09.2005, 01:35

ein sehr wichtiges und berührendes thema, danke engelbert!

@cat : es gibt auch hilfe, die nichts kostet.... zumindest stundenweise.... es gibt in vielen städten ambulante hospize, auch ich arbeite ehrenamtlich an einem solchen. die aufgaben umfassen nicht nur die begleitung von sterbenden, sondern auch die begleitung von schwerkranken und angehörigen.

zeit für die angehörigen zum aufatmen, mal einen termin wahrnehmen können, zum friseur gehen. auch wenn das oft für pflegende nur ein tropfen auf einem heißen stein ist, so kann er doch mal luft holen in der beruhigenden gewissheit, dass sein angehöriger nicht alleine ist.

falls du noch fragen hast, kannst du mir gerne mailen... ich wünsche dir viel kraft und drücke dir ganz fest die daumen, dass es mit der woche für dich klappt.

*nimmt dich einfach mal fest in den arm* urmeline
by urmeline @14.09.2005, 00:59

Ich bin selber seit vielen Jahren in der Pflege tätig und weiss was für Gefühle da kommen können.Wut,traurigkeit,leere,enttäuschung,hoffnung,überforderung aber auch freude,fortschritte und humor.
Es ist ganz wichtig sich ein Freiraum zu schaffen in dem man sich erholen kann und sich gutes tut.
Ich kann die Pflegenden gut verstehen wenn die an ihr Limit kommen und nicht mehr mögen oder können.Wichtig ist es,für sich das richtige zu tun,auch wenn das nicht immer einfach ist.
Eine gute Nacht Euch allen
Grüsse aus der Schweiz Annette
by Annette @14.09.2005, 00:51

Ups, hatte ich doch davon erzählt? Das war doch eins meiner verschlossenen Türchen. Vater hat Blasenkrebs, bekommt Chemo, aber die packt es nicht richtig. Also muss er öfters ins Krankenhaus zum Nachoperieren. Mutter ist gehbehindert und ihr halbes Leben Diabetikerin und leider als Spätfolgen arg vergesslich geworden. Will heissen, man kann sie tagsüber nicht alleine lassen.

Also muss das Töchterchen Urlaub nehmen zum Mamasitten. Ende Sept. das 3. Mal für dieses Jahr. Bleibt noch 1 Restwoche, hoffentlich kann ich die wenigstens zu meiner Erholung nutzen. Wut ja, habe ich auch, aber eher ein wenig auf Bruder/Schwägerin, die immer dann, wenn etwas ansteht, entweder das Geschäft nicht allein lassen können, sprich keine Zeit haben, oder in ihrem Ferienhaus Rasen mähen oder Hecke schneiden müssen.

Es gab eine andere Zeit, da kümmerte sich meine Schwägerin die Woche über, erhielt dafür das Pflegegeld. Nur musste ich dann JEDES Wochenende und auch, wenn Bruder und Schwägerin in Urlaub waren ran, was ich tat, ohne dafür Geld zu sehen. Aber dann rebellierte mein Körper, die Woche über Arbeit, damals mit vielen Überstunden, am Wochenende keine Erholung. Ich bekam u. a. Gelenkschmerzen, dass ich mich nur noch mit Krüken bewegen konnte, die Arme kaum bewegen und vor Schmerzen heulte beim Waschen meiner Mutter (und sie um ihre Beweglichkeit beneidete!). Als ich Bruder/Schwägerin mitteilte, dass ich nicht mehr könne, hörte Schwägerin schlagartig auf, bestellte statt dessen ambulanten Pflegedienst und Essen auf Rädern, eine Reinemachehilfe war sowieso schon da. Betitelte mich allerorden als die Tochter, die sich um nix kümmert, während sie alles regeln muss und wie gesagt, seitdem haben sie nie Zeit, wenn mein Vater mal wieder ins Krankenhaus muss...

Mein Vater hat die OP's bisher immer gut verkraftet. Hat anschließend meist wenig Probleme, was ein Problem ist. Denn er übernimmt sich gern, meint er könne direkt wieder alles. Resultat: Nachblutungen, wieder Krankenhaus, wieder Zwangsurlaub für mich. Dieses Mal hat er mir geschworen, sich zu schonen, denn es wird dünn mit Urlaub bei mir! Also drücke ich innerlich die Daumen, dass es zu keinen Nachblutungen kommen wird und ich wenigstens 1 Woche für mich habe.

Wenn es mit Urlaub bei mir nicht mehr klappt und weitere Krankenhausaufenthalte anstehen, schwebt mir vor, den ambulanten Pflegedienst so in Anspruch zu nehmen, das jemand tagsüber bei meiner Mutter ist, während ich arbeite. Bisher schrecke ich aus Kostengründen davor zurück. Muss mich mal erkundigen, was da finanziell auf uns zu kommen würde. Kurzzeitpflege in einem Seniorenheim hatten wir schon mal. Das will Mutter nicht mehr.

Ach Engelbert, musstest du mein verschlossenes Türchen öffnen? Nun habe ich soviel geschrieben, dass für andere kaum noch Platz im Kommentarfeld bleibt.

Schnell den Schlüssel für das Türchen sucht cat =^..^= und grüßt lieb in die Runde
by cat =^..^= @14.09.2005, 00:43

ich habe meine mutter mitgepflegt...fast ein jahr....den grössten teil der pflege hat mein bruder übernommen,da ich noch kleine kinder hatte....aus gesprächen weiss ich,das er sich oft überfordert fühlte....auch war bestimmt wut und verzweiflung mit dabei....trotzdem möchte er diese zeit nicht missen(ich auch nicht)
ich hoffe wenn ich pflegebedürftig sein sollte,einen solchen menschen an meiner seite zu haben...
gute nacht und meine hochachtung an alle pflegenden...
by isy @14.09.2005, 00:39

Es ist unendlich wichtig, dass man bei aller Pflege oder allem Kümmern noch kleine Freiräume für sich schaffen kann, in denen man selber wieder "auftankt"...
Solange das geht, hält sich die Wut oder die Verzweiflung in Grenzen.
Liebe Grüße, Sigrid
by Sigrid @14.09.2005, 00:19

Wut würd ich es nicht nennen.

Aber man sollte eine gewisse Vorsicht walten lassen sich selbst nicht aufzuopfern. Das wäre kontraproduktiv und der Sache nicht dienlich.
Ich selbst würde auch lieber von einem fröhlichen Menschen gepflegt werden als von einem der verbittert ist !!!

Ja, Pflege ist schwer, zeitaufwendig, kräftezehrend, frustierend, nervig, schlafraubend ............. und wohltuend, bildend, normal, schön, lustig, bereichernd............. und vieles mehr.....

Mit hochachtungsvollen Grüßen an alle Pflegenden
by Mariechen @14.09.2005, 00:17

ich sag nur "abreiss" und danke.
brina
by @14.09.2005, 00:13

Guten Abend Engelbert!
Es ist das erste Mal das ich um dies Zeit am Pc sitze. Vielleicht auch den ersten Eintrag habe.
Dein Thema berührt mich, weil ich ja in der Pflege tätig bin. Ich werde mir Gedanken machen, um dann morgen, bzw heute später am Tag, noch mal zu erscheinen.
Jetzt wünsche ich dir eine gute und ruhige Nacht.

LG Birgit
by Birgit @14.09.2005, 00:02

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