Kommentare zu «kb20051003»

Ich bin gerade erst durch Blechi auf dieses Kalenderblatt aufmerksam geworden und habe mir die Beiträge mit großem Interesse durchgelesen.
Ich bin in Frankfurt / Main großgeworden und habe die DDR erst sehr spät überhaupt realisiert. Etwa so ab Mitte, eher noch Ende der Sechziger wurde auf dem Gymnasium mal darüber gesprochen und als ich 1969 meinen Mann kennenlernte, der ja ursprünglich aus Leipzig stammt, wurde die DDR und ihre Geschichte für mich ein Thema. In der Schule war es "in" links zu sein und die DDR wurde in unseren Köpfen recht schnell akzeptiert, wer von Ostzone sprach, galt als anachronistischer Spießer. In der 11.Klasse gab es die obligatorische Berlinfahrt (einschließlich Mauer und Berlin-Ost). Durch den Kontakt zur Familie meines Mannes hat sich das dann alles ein bisschen klarer dargestellt und wenn wir, was häufig geschah, durch die DDR nach Berlin-West zu meinem Schwager fuhren, empfand ich den "Korridor" schon als sehr beklemmend und atmete jedesmal auf, wenn wir auf der AVUS wieder "raus"kamen. Nach der "Wende" haben wir recht schnell im (Osten) in den neuen Bundesländern Urlaub gemacht und ich fand das alles tatsächlich recht exotisch. Inzwischen hat sich zumindest in meinem Kopf Ost und West miteinander verschliffen. Jetzt am Wochenende bei Brigitte wurde mir das endgültig klar. Wir wohnen beide in Deutschland und das ist gut so. Ossi / Wessi - was soll das? Aber es wird dauern bis wir wirklich alle zusammen wachsen. Unsere Erfahrungen waren über Jahrzehnte einfach zu unterschiedlich und schließlich musste ich trotz allem grinsen, als Blechi am Samstag vom Arbeitskollektiv sprach oder Kunststoff eben immer noch "Plaste" heißt.
Herzliche Grüße
Elke
by @04.10.2005, 14:12

...Ich kam erst heute auf diese Seite.... - und so viele Bilder tauchten vor meinen Augen auf...ich bin so`n "Zwitter" - im Osten geboren, aber im Westen aufgewachsen...jahrelang Kontakte gehalten...meine Tochter schrieb fast 10 Jahre lang mit einem in Ungarn kennengelernten Mädchen...die Mädels konnten nie begreifen, dass wir uns nicht besuchen durften (wir durften wegen Beteiligung am Aufstand 53 nicht hinüber) - der ganze Wahnsinn.... - ich geh immer staunend an die Orte, die ich in der frühen Kindheit kannte - die "Wessis" wissen oft nicht, welche Schätze wir dazubekommen haben..... - ja, das reicht..ich erinnere mich weiter - danke, Engelbert!..und die anderen.... Janna
by Janna @04.10.2005, 12:08

Hallo, liebe Seelen-Farben-Freunde !
Eigentlich bin ich todmüde, aber ein paar Zeilen zum DDR-Thema möchte ich beitragen, denn ich bin in der DDR groß geworden und habe die verschiedensten Gefühle, wenn ich mich daran erinnere. Ich bin konfirmiert worden, es waren nicht viele in meiner Klasse, die den Mut dazu hatten. Dann kam die Lehre in einem soz. Großbetrieb und ich war der einzige Lehrling in meiner Lehrzeit, der nicht in der FDJ war-das war nicht so einfach damals. Aber ich kann mich auch noch genau daran erinnern, wie es war, wenn ein "Westpäckel" ankam ( mein gr. Bruder war mit 18 kurz vor der Mauer abgehauen) hmmm, wie das geduftet hat und für meine Mutter war es immer die Hauptsache, wenn Kaffee dabei war, denn der war sehr teuer... Ja, auch ich freute mich später in meiner jungen Familie über solch ein Päckchen und kann mich erinnern, daß für unsere kl. Tochter das allergrößte Ereignis nach Erhalt eines solch begehrten Päckchens war: es enthielt eine gebrauchte Barbie !!! Das war Grund zu Freudensprüngen ! Auch für unseren Hausbau kam einiges Kleinmaterial aus dem "Westen" und einmal war in einer gebrauchten Kinderhose ein 5-DMarkschein vergessen worden.. das war dann immer die "Glückshose" bei uns und den 5 Markschein hatten wir beim Mauerfall als einziges "Westgeld " dabei, als wir uns spontan und sofort mit unserem Trabi bis ins Berchtesgadener Land zu meinem Bruder aufmachten mit unserem "Atlas für Jedermann". Und als wir nicht ganz pünktlich zurück waren, bekam ich noch eine F-Schicht, mein Mann nicht. Tja und heute ist der Fall der Mauer 1 5 Jahre her, eigentlich unglaublich und bei wie vielen Menschen gibt es noch immer eine Mauer in den Köpfen- traurig- ! Guts Nächtle wünscht Euch Allen Marita. Übrigens, wer denkt, es geht ihm schlecht, der soll mal nach Rumänien fahren, da komm ich gerade her-auch wenn man denkt, man hat viele Probleme, wenn man von da zurück kommt, ist man r e i c h auch wenn man keine Arbeit und wenig Geld hat. Interessierte können mal über Google rein schauen"Kinderhaus Petrila" und in diesem Sinne seid alle zufrieden und glücklich, auch wenn ihr wenig besitzen solltet. Die Hauptsache ist, Ihr seid reich im Herzen und verliert Eueren Humor nicht !!! Alles Liebe !
by Marita @04.10.2005, 00:55

ich habe mit großem Interesse die Beiträge hier glesen.

Persönlich habe ich weder das eine noch das andere erlebt, denn meine Verwandten sind aus dem Sudentenland und keiner ist in der DDR gelandet.

Doch ich weiß, dass ich damals, als die Mauer fiel vor dem Fernseher gesessen und geheult habe, weil ich mich so gefreut habe, dass endlich diese Menschen die Freiheit bekamen, die Grundrecht aller Menschen sein sollten.

Später habe ich dann ettliche Kontakte zu Bürgern aus den neuen Bundesländern gehabt und es waren gute dabei, aber auch negative, wie halt überall gibt es solche und solche.

Nur eines ist mir noch vor dem Mauerfall unangenehm aufgestossen:
Ich lernte mehrere Leute kennen, die ausgesiedelt sind und die hier im westen gedacht haben, sie müssten alles und das Beste und sofort haben.... ich habe Wohnungen gesehen, die waren so eingerichtet, davon kann ich heute noch nur träumen! Damals hab ich einen bösen Spruch geprägt: "ich glaube, die richtigen Kapitalisten haben sie hinter die Mauer gesperrt"

Doch die materielle Seite ist nicht die wesentliche, sondern die menschliche und dafür bin ich bis heute froh darüber, dass die Mauer gefallen ist.
Dass ein gewisser Herr Kohl das Maul so voll genommen hat und versprach, dass es durch diese Hauruck-Vereinigung niemandem schlechter gehen wird, habe ich damals schon nicht geglaubt - bin schließlich Hausfrau und Realistin.

40 Jahre hintendran lassen sich nicht in so kurzer Zeit aufholen und die Suppe in die wir mit unserem Soli immer noch Wasser geschüttet bekommen ist halt noch eine Weile ein bisserl dünn, aber satt werden wir allemal.

Huggels @ all ob Ossi oder Wessi
Vodia
by Vodia @03.10.2005, 23:33

@ Hallo Viola,

Für meine Eltern war die Bezeichnung "Flintenweiber"
die Beschreibung für besonders
agressive, herrische,übergenaue Grenzkontrolleurinen.

Sie arbeiteten bis zur Grenzöffnung an den Kontrollpunkten, in den Zügen.....
Einige von den hier schreibenden Seelenfärblern
haben diese Frauen auch erlebt.

Mit dem Wort sind keine Prostituierte gemeint.

Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte.
Dahinter verbirgt sich immer erlebtes Leid.
Wie es in dem Text von dem Prediger Salomo 2,3 ,altes Testament, heißt:

Alles hat seine Zeit,
alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde,
abbrechen hat seine Zeit;
bauen hat seine Zeit;
Friede hat seine Zeit:

es ist nur ein Auszug des Zitates, die Steine
by Strandsteine @03.10.2005, 22:07

@Gerhard
mein erster DDR Besuch war auch in Kahla und auf der Leuchtenburg. Und dort war es auch, dass wir wirklich bespitzelt wurden, was ich damals nicht glauben wollte.
Tolle Erlebnisse, ich mag die Ossis und die Wessis, wenn sie nett sind.
Meine Tochter hat ihren Freund vor über 6 Jahren per Internet kennengelernt. Eine tolle Ost-West-Verbindung!
Und ich freue mich, dass ich am 20.10. in Stendal eine Lesung halten darf, dass sie mich als Westfrau wollen.
Lieber Gruß
Liesel
by @03.10.2005, 22:06

huch sind das nette kommentare, diskussion wie im echten leben :-)

was ich vermisse und beim lesen so einfiel über diese zeit.... überall hingen in der DDR so gewaltige und aufmunternde plakate über den sozialismus, kommunismus, fürs arbeiten und das volk....

außerdem gab es eine sehr sehr nette witzkultur :-)

in den anfangsjahren mussten schüler aus oberschulen und studenten im sommer aufs land zum arbeiten.
später gab es heimtückische geschwindigkeitskontrollen, die in den alten bundesländern erst seit ein paar jahren eingeführt worden sind.

obwohl ich eine große beziehung zu thüringen hatte, war mein erster urlaub nach der wende die insel rügen. das war mein traum. damals hatte die insel noch dieses flair der "unberührtheit". es war sehr schön und die menschen auch sehr aufgeschlossen.

by arive @03.10.2005, 21:06

Ossi und Wessi sind für mich keine Schimpfwörter, sondern eher eine
zärtliche Bezeichnung, liebevoll gemeint.
Kopfsschüttelnde Grüße von Marianne
by marianne @03.10.2005, 20:16

Wenn ich so lese ….Ossi – Wessi… im Zusammenhang von …..

Jetzt hab ich ganz vergessen, meine Geschichte zu schreiben, weil ich halt an manchen Abfälligkeiten nicht unbeteiligt vorbei lesen kann!……..

dann verspüre ich irgendwo in der Magengegend das Gefühl von mir wird übel….

Ist nicht weiter schlimm, aber genau heute möchte ich mich noch einmal zu Wort melden.

Heute ist der 3. Oktober.

Für viele der Tag der Wiedervereinigung.

Für mich persönlich vor allem ein Tag wo einer meiner engsten Freunde Geburtstag hat.

Danke Gabor, dass du für uns trotz dem Völkerunterschied nicht nur zum Freund wurdest, sondern letztendlich sogar der Taufpate unseres Kindes.

Wir Beide wären sicherlich nicht ganz so ohne Vorbehalte, rein auf die Person hin, aufeinander zugegangen. Deine Frau aber hat es mit ihrem Vertrauen auf das gute im Menschen letztendlich geschafft, dass wir ohne Vorbehalte ganz einfach trotz der gemeinsamen Vergangenheit unserer Völker aufeinander ohne Zweifel zugegangen sind und letztendlich wurde aus dieser Freundschaft von zwei Frauen eine gemischte Völkerfreundschaft
(DDR- A - HU) die über jeden Zweifel erhaben ist, denn der Mensch ist letztendlich das was zählt und nicht seine Herkunft!

Alles Gute, aber vor allem Gesundheit wünsch ich dir für dein nächstes Lebensjahr.

Lass uns das bleiben was wir von Anbeginn waren.
Freunde über die Grenzen hinaus.

Trotz oder gerade wegen der veränderten Zeiten.
Voller Vertrauen das wir es sind, die die Zukunft gestalten werden.

by Sandra aus Wu @03.10.2005, 20:06

@ Viola
Diese aussagen kommen nicht von mir persönlich, ich sehe mich auch als Deutsche. Und bin froh darüber, und als Deutsche sollten alle so denken und handeln.
Ich fühle mich auch nicht als Ossi beschimft, ich sage dann ich wohne im Osten wie andere im Westen oder Süden von Deutschland leben .
Es währe wirklich schön wenn die Mauer endlich aus den Köpfen der Deutschen verschwindet.

Annette aus Greifswald
by Annette @03.10.2005, 19:54

Ich bin zwar Schweizer und lese hier vor allem mit Interesse, weil mir gerade Berlin sehr nahe steht. Als Nachbar sehe ich vor allem die gewaltige Aufgabe, die die Wiedervereinigung immer noch darstellt. Und die Menschen, die sie bewältigen müssen und auch können - und bereit sind, anzupacken. Man darf sie nur nicht als dumm verkaufen.
In meinem Blog habe ich mir erlaubt, als aussenstehender Schweizer darüber noch mehr nachzudenken. Auch wegen Euch hier, und durch Euch - und im Glauben, dass Deutschland mit Ost und West der Kern des neuen Friedens in Europa sein kann, sein muss. Und auch dafür lohnt es sich, die Ärmel hoch zu krempeln.
Thinkabout
by @03.10.2005, 19:45

Hallo!

Ich kenne die Situation von Kleinkind an. Mein Vater und sein Bruder wohnten im Westen, die beiden Schwestern und meine Oma im Osten. Als Kinder haben wir die Ferien dort verbracht. Als Kur so zu sagen. Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma bei uns Geschwistern war eben an der Salzluft einiges besser. Und dies war eben In der Nähe von Mühlhausen in Menteroda das Kalibergwerk. Dort lebte die eine Hälfte der Familie. Für uns Kinder kein Problem. Brieffreundschaften gab es auch.
Es gab durch die Besuche von ihnen hier immer auch Diskussionen. Was es alles gibt. Aber man muß eben auch Geld haben, es kaufen zu können. Eine Passage in Darmstadt ist sicher attraktiver, als ein kleiner Laden auf dem Dorf. Und die schönen Wohnungen sind halt teurer, als ein altes Bauerhäuschen. Die haben mir das nie geglaubt. Ihr Menteroda war besser bestückt als z. B Langwieden auf der Höhe zur gleichen Zeit. Hat alles seine Vor und Nachteile. Meine Verwandten von "drüben" hatten eher ein eigenes Haus als ich hier, waren schon in USA und überall. Ich habe immer noch nicht das Geld für aufwendige Reisen. So kann es dann auch sein. Ich habe gute Erinnerungen an die DDR. Die Einreise oder Durchreise nach Berlin war ich halt gewöhnt. Wer sich an die Regeln hält, egal wo, dem kann nichts paasieren.

Schönen Abend noch

Astrid
by Astrid @03.10.2005, 19:14

....

" Die Produktion hatte gut zu tun,um den Osten zu beliefern. Da waren wir noch willkommen. Aber dann wars schnell vorbei.
Dann wurden wir lästig und uns vorgehalten was der Westen für ein Opfer gebracht hat, das er Solibeitrag für uns zahlen mußte, das haben wir auch gezahlt!!!!! "


""Ja es stimmt bei den älteren spuckt der OSSI-WESSI in den Köppfen.
besonders bei dehnen die den " OSTEN " nicht so mögen warum auch immer."



.....genau deswegen! Wegen solcher Aussprüche gibt es Ossi - Wessi noch!
Unqualifiziert, desinformiert und völlig unsachlich!
Ich fühle mich als Ossi nicht beschimpft! Und ich beschimpfe auch keinen Wessi!
Ich bin Deutsche und ich arbeite seit 29 Jahren für das Bruttosozialprodukt und auch für mich! Und das tun sehr sehr viele neben mir auch, hüben, wie drüben!
Achtung! Das ist ein Zauberwort für manche! Dann gibt esauch nicht so schräge "Anmachen"!
by Viola @03.10.2005, 19:02

Och jo! Aller guten Dinge sind drei!

Gerade hab ich noch bissel die Kommentare der Anderen gelesen und der von Regina ist mir aufgefallen.....und ich schreib nochmal!

Ich habe von meiner Geburt bis zum 31.12.1993 in der ehemaligen DDR gelebt! Mir ging es sehr gut! Ich habe nicht viel vermisst zu der Zeit, denn ich bin reingewachsen in diese Gesellschaftsform "Sozialismus/Kommunismus"
Ich war ein mittelmässiger Schüler, aber ich kenne die Reressalien bei "Unfolgsamkeit"!
Politisch war ich nicht sehr aktiv, aber ich war nicht blind!
Mein Vater war Genosse! Als ich 18 wurde, waren einen Monat später Wahlen, ich bin mit meinem Vater wählen gegangen! Erstwähler! Mein Vater war stolz und ich auch!
Und dann hab ich eine Bewerbung geschrieben, wollte einen Meisterlehrgang machen! Mit einer Kollegin meiner Brigade zeitgleich!
Agitationen seitens des Parteisekretärs fanden statt! Kollegin ist SED Mitglied geworden, ich hab abgelehnt!
Dann wurde meine Bewerbund für die Weiterbildung abgelehnt!
Weil ich "schlechte" Noten hätte und ich hatte vom Produktionsleiter eine schlechte Beurteilung!

Damit fing Alles an! Ich bin vor Gericht gezogen mit Zensuren, Beurteilung und mit den Leistungsabrechnungen der letzten Monate....diewaren viel besser als die der Kollegin!
Gewonnen!
Wieder der Parteisekretär! Wieder ein Nein von mir!
Tja, das ganze Prozedere hat sich hingezogen, bis die Bildungsmassnahme besetzt war! Parteisekretäre hatten bei uns seeeeeeeehr lange Arme!
Trotzdem war ich 1 Jahr später "Brigadier" und dann, nach 3 Jahren Schichtleiter einer Schicht!
:-) Dickkopf, Fleiss und Ehrgeiz sind gute Zugpferde!
P.S. Ich bin NIE mehr ählen gegangen!
Alle 4 Jahre standen 18.10 Uhr zwei Wahlhelfer mit Urne vor der Tür(bei uns gab es transportable Urnen, beispielhaft, wenn ich an Altenheime denke)
Politische Kopfwäsche! Montags zum Schichtbeginn durch die Lautspreche des Werkes : " Frau H. bitte SOFORT ins Parteibüro!"
Ach ja!!!!
Ich hatte viel Streit mit meinem Vater, weil auch er immer "bearbeitet" wurde, wegen seiner renitenten Tochter!
Es war eine Gratwanderung für mich!
Später Streik in Polen! Ich verweigerte dieSolidaritätsaktionen!
Naja....ich musste mich in meiner Arbeit doppelt und dreifach dem Staat gegenüber beweisen, denke ich manchmal, um nicht eingelocht zu werden! Es gab auch kaum FDGB- Plätze für Leute wie mich!
Aber ich möchte dennoch keinen Augenblick dieser Zeit missen!
Ich bin Ich auch durch diese Zeit!
Ich sehne auch die Zeit der Mauer nicht zurück, obwohl ich nicht sagen kann, dass "ALLES VIEL BESSER" ist!
Es ist anders! Auch heutearbeite ich hart und viel! Auch heute kann ich nich überall Urlaub machen, wo ich will! Denn ich kann mir viele Dinge nicht leisten.
Dennoch bin ich zufrieden! Lehne mich zurück und geniesse!
Denn es sind die Möglichkeiten, die Freiheit ausmachen!
Land und Leute ohne Grenzen und Mauern.....eine Option, die mir das Gefühl von Freiheit gibt!



by Viola @03.10.2005, 18:47

Ich musste nochmal reinsehen, und die Kommentare lesen die dazu gekommen sind.
Ja es stimmt bei den älteren spuckt der OSSI-WESSI in den Köppfen.
besonders bei dehnen die den " OSTEN " nicht so mögen warum auch immer.

Die Produktion hatte gut zu tun,um den Osten zu beliefern. Da waren wir noch willkommen. Aber dann wars schnell vorbei.
Dann wurden wir lästig und uns vorgehalten was der Westen für ein Opfer gebracht hat, das er Solibeitrag für uns zahlen mußte, das haben wir auch gezahlt!!!!!
Aber Irgendwann wird das mal anders sein die Jugend weis heute sehr wenig über die DDR.

Schönen Abend
Annette aus Greifswald
by Annette @03.10.2005, 18:30

Sehr schöne Berichte habt ihr geschrieben.Ich bekam eine Gänsehaut.
Wir sind*Wessis*aber ,haben immer sehr viele Pakete,in die*Ostzone*geschickt.Es waren einfach Fremde Leute,aber es war schön,denen eine Freude bereiten zu können!Gruß Hannah
by Hannah @03.10.2005, 18:15

Jetzt hab ich ganz vergessen, meine Geschichte zu schreiben, weil ich mich halt an manchen Abfälligkeiten nicht unbeteiligt vorbeilesen kann!

Also, ich bin aus der ehemaligen DDR, 1960 geboren, also den Mauerbau hab ich bewusst nicht miterlebt!
In den jahren um 1968 rum gab es auch noch Ananas und diverse andere "exotische" Sachen zu kaufen für den Normalbürger! Das mit der Ananas weiss ich wie heute, denn ich mag und mochte sie schon damals nicht!
Meine Oma war mal im Westen, da war ich 13, sie war Rentnerin und durfte!
Und im Osten wären die froh gewesen, wenn die Rentner weg geblieben wären.....ja, was waren die sparsam!
Jedenfalls meine Oma kam wieder.....und hat Pakete in den Westen geschickt, mit Handtüchern und Bettwäsche, und Geschirrtüchern! Die Verwandschaft hatte nix, war arbeitslos und krank und arm.
Aber meine Oma hat Rohmarzipan mitgebracht und Schokolade, Kakao und Kaffee.....selbst gekauft, von dem, was sie in DM umtauschen durfte.

Und ich hatte eine Freundin, die hatte Verwandschaft. Die haben Pakete geschickt, mit Kugelknatscha :-)
Kugelknatscha = Kugelkaugummi
Claudi hatte ein ganzes Glas der heissbegehrten Dinger sichtbar auf ihrem Schrank drapiert!
Und wir Mädchen waren neidisch!
Sie musste immer spülen, Müll wegschaffen oder ihr Zimmer aufräumen! Wir haben uns erboten, gegen einen Kugelknatscha dies oder jenes zu erledigen!
Sie war dann damit einverstanden! Nach getanem Werk war es aber schwer, sie zu überzeugen, denn Claudi war soooo geizig!
Manchmal hat es aber doch geklappt!
Und dann, dann wurde der Knatscha MINDESTENS eine Woche gekaut(auch manchmal noch von einer Freundin mitbenutzt )! Und zur Nacht, wurde der Knatscha am Lichtschalter festgeklebt, denn von Plastik war er gut ablösbar! Und wenn mein Papa vom Spätdienst kam, dann huschte er immernoch mal in die Kinderzimmer ! Licht an! Guck! Licht aus! Und dann hörte ich ihn manchmal meckern: "Da klebt schon wieder dieses eklige Zeug am Lichtschalter!"
Brrrrrr.....heute schüttelt es mich bei dem Gedanken, wer damals alles meine Kaugummis mitgekaut hat! :-))

Später gab es dann bei uns überall den Fress - Ex
Fress - Ex = Lebenmittel - Delikatladen
Von da an hab ich mich nicht mehr von Claudi erpressen lassen....hab in den Ferien gearbeitet und Geld verdient und mir dort Knatscha gekauft!
Dumm für Claudi......sie hatte später Spülhände, weil es bei uns kein Pril gab *gggg*
by Viola @03.10.2005, 17:58

@ Strandsteine....

vielleicht sind ja die damaligen "Flintenweiber" , die 1990 vermisst wurden, vielleicht sind die ja auch schon in die Jahre gekommen, oder auch schon tot?
Schiesslich war der Krieg 1990 schon 45 Jahre lang vorbei!

P.S. Um genau zu sein, gibt es sie immernoch, in Ost, West, Nord und Süd!
Sie heissen heute anders, und gehen ihrem Gewerbe(und das meine ich nichtsarkastisch) legal nach! Ihre Bezeichnung hat sich geändert.....die Freier tragen keine Flinten mehr!
by Viola @03.10.2005, 17:30

Hallo Engelbert,

meine Erinnerungen an die DDR sind eigentlich fast nur schön, da wir in den Ferien immer zur Oma nach Thüringen gereist sind.

Meine Großeltern sind mit meiner Mutter damals nach dem Krieg aus Schlesien nach Thüringen geflüchtet. Meine Mama konnte dann während des Mauerbaus zu einer Tante nach Bayern entwischen. So sind wir im Westen aufgewachsen und immer in den Ferien zu Oma und Opa gefahren. Mit dem Zug. Das war für uns Kinder ein großes Abenteuer und sehr aufregend.

Ich kann mich aber deutlich an die Stille im Waggon erinnern, als wir an der Grenze hielten und die Ausweise etc. kontrolliert wurden. Immer wieder brüllte mal ein Grenzer rum und für mich als Kind war das sehr unheimlich und fremd. Ich verstand auch nicht, warum ich still sitzen bleiben musste.

Das tollste war es dann, wenn Opa uns am Bahnhof abholte und wir die Strecke vom Bahnhof, der außerhalb des Ortes lag, mit dem Leiterwagen auf den Koffern sitzend chauffiert wurden.

Die Ferien bei Opa und Oma waren auch so für uns Kinder herrlich. Überall Natur. Keine Autos. Meine Großeltern lebten damals in einem winzig kleinen Dorf. Den ganzen Tag hielten wir uns draußen auf. In der Nähe des Wohnhauses gab es Kuhställe, Kälberställe und Schweineställe, wo wir uns natürlich oft aufhielten. Am liebsten bei den Kälbchen. Dementsprechend war auch abends das Bad mehr als überfällig *grins*

Ich kann mich auch erinnern, dass wir wie wild auf die leckere Brause waren. Die war für uns was besonderes. Dagegen schmeckte uns das Eis aus dem Konsum ganz und gar nicht. Damit konnte Oma uns nicht locken. Und jeden Abend vor dem Zubettgehen kam das supertolle Sandmännchen mit Pittiplatsch und Schnatterinchen. Herrliche Kindheitserinnerungen sind das. Das Drumherum bekam man ja erst mit zunehmendem Alter mit, aber da waren Oma und Opa ja als Rentner schon zu uns übergesiedelt.

Ich konnte es auch damals gar nicht glauben, als die Grenze geöffnet wurde. Eine Gänsehaut überlief meinen Körper und ich gebe zu, ein bisschen geflennt habe ich auch. Schade, dass mein Opa das nicht mehr erleben durfte. Er ist leider 1987 verstorben. Er hätte seine helle Freude daran gehabt. Ein bisschen aufsässig war er nämlich immer gewesen. Wenn seine Frau ihn nicht immer gebremst hätte, wer weiß, wo er irgendwann gelandet wäre ... Da mag ich gar nicht dran denken.

Letzten Sommer bin ich auf dem Weg von Coburg nach Weimar über das Dorf meiner Großeltern gefahren. Meine Güte - hat sich alles sehr verändert. Aber einiges konnte ich doch noch erkennen. Auch das Wohnhaus meiner Großeltern steht noch. Meine Güte - wie klein es ist und damals kam es mir soooo groß vor.

Und von wegen Ossi - Wessi. Das ist noch tief in den Köpfen drin. Das wird noch etwas dauern, bis wir EIN VOLK sind. Eine Generation mindestens!!! Schade. Wirklich schade.

Liebe Grüße
Heike
by Heike @03.10.2005, 17:27

So viele Beiträge, interessante Gedanken ...

Ich bin ein Wessi - durch und durch, Kontakte zur "Ostzone" gab es nicht. Päckchen wurden gepackt vor Weihnachten von den Frauen der evangelischen Frauenhilfe, meine Mutter war dabei und so konnte auch ich helfen: Kaffee, Zucker, Kakao, Margarine, Schokolade ... lauter nützliche Dinge haben wir verpackt, die Empfängeradresse durfte ich auf das Päckchen
schreiben, ich hatte eine schöne Schrift. Die Personen hinter der Adresse blieben anonym für mich.

Der Osten begann für mich als Kind in Dortmund, später hinter Hannover ...

Die Ostzone konnte ich als Kind manchmal sehen. Von Travemünde aus, wenn ich mit meinem Vater am Strand stand. Dann zeigte er hinüber, deutete auf den fernen Horizont: da drüben ist die Ostzone. Ich fand es gruselig ...

Im Jahr 2000 war ich das erste Mal in Berlin und auch im "Ostteil" der Stadt. Im Museum am Checkpoint Charly, ich war beeindruckt und betroffen.

In der Nähe von Frankfurt a.d. Oder dann der "richtige" Osten. Kontrastreich. Lackierte Dachziegel, Aldi und Lidl, Kopfsteinpflaster, graue Häuserfronten neben leuchtend gelb gestrichenen. Fassbrause, Spreewaldgurken, Schrippen, Rapsfelder, unendliche Weite. Ich war beeindruckt von so viel unberührter Natur und von den endlosen Alleen.

Die einzige "richtige" Ostdeutsche, mit der sprechen konnte, war praktische Ärztin und inzwischen mit einem reichen Wessi verheiratet. Mit einem, den der Fall der Mauer reich gemacht hat und dem dieser Reichtum zu Kopf gestiegen ist. Der in ein kleines brandenburgisches Dorf zwischen Siedlungshäuschen mit Gartenlaube, Kaninchenstall und Bienenstock ein graues Betonhaus baute und mehrere Firmenschilder neben die Eingangstür nagelte. Der in NRW ein Niemand war und heute sein Büro in einem Schloss hat und sein eigenes Etikett auf den heimischen Kräuterschnaps klebt, um diesen als Präsent seinen Kunden zu überreichen ... Der abfällig von denen redet, die "zu faul" sind zu arbeiten.

Aus der Ostzone kam unsere Weihnachtspyramide und der Stern mit den vielen Zacken, der jedes Jahr aus einer Schachtel genommen und wieder "in Form" gebracht wurde. Der dann in der Weihnachtszeit in einer Ecke des Wohnzimmers leuchtete, bis er nach dem 6. Januar wieder in seiner schmalen Pappschachtel verschwand ... Kindheitserinnerungen.

2004 dann eine Reise nach Stralsund und Rügen. Wieder wunderschöne Landschaften, das Meer, Kreidefelsen, nette Menschen, in den Touristenorten ist wenig zu merken vom Gegensatz zwischen Ost und West. Appartmenthäuser, Wellness-Hotels, Tchibo-Filialen.

Eine Fahrradtour führt mich vorbei an einer ehemaligen LPG, grauer Beton, verlassen, zwischen den Betonplatten des Straßenbelags wächst Gras. Ein paar Kilometer weiter ein kleiner Ort mit Plattenbauten, schmutzig, schäbig ... Satellitenschüsseln auf jedem Balkon. Solche Viertel gibt es im Westen auch.

Ich kenne ihn immer noch nicht, den Osten der Republik, deshalb lese ich die Berichte gerne, von denen die wirklich dort gelebt haben ...



by ElkeH @03.10.2005, 17:24

Meine Güte, ist das wirklich schon wieder 16 Jahre her? Kaum zu glauben...
Die Familie meines Vaters stammte und lebt teilweise noch im "Osten". Als ich Kind war, fuhren wir öfters rüber nach Ost-Berlin zu Onkel Klaus oder nach Thüringen zu Tante Martha. Ich kann mich eigentlich nur noch an den Geruch dort erinnern: In Ost-Berlin stank es fürchterlich nach Abgasen und nach Kohleheizung. Ich fand die Straßen dort immer sehr seltsam - heute weiß ich, dass es an den oft fehlenden Straßenbäumen lag. Ich erinnere mich an fürchterliche Orangenlimonade mit Stückchen und Klub-Kola. Bäh! An die Grenze kann ich mich auch noch gut erinnern: Da mein Vater im Osten geboren war, haben sie uns immer ganz genau kontrolliert - wir hatten damals einen Ford Capri und der war der ganze Stolz meines Vaters. Die Grenzer haben ihn einmal in stundenlanger Kleinarbeit fast gänzlich zerlegt - alles wurde aus- und abgebaut, die Türverkleidung, die Rückbank... Daran erinnere ich mich noch besonders gut, weil ich früher auf Reisen immer hinten auf der Rückbank gelegen und Micky-Maus-Hefte gelesen habe - beim Wiedereinbau muss was falsch gelaufen sein, denn irgendwas piesackte mich ganz schrecklich im Rücken. Mein Vater war an der Grenze immer sehr aufgeregt und schwitzte wie ein Teufel - was uns natürlich noch verdächtiger machte, irgendetwas oder irgendwen zu verstecken...

Später als Jugendliche bekamen entfernte Cousinen meine abgelegten Jeans und andere Sachen. Irgendwann forderten sie jedoch ganz bestimmte und neue Markenjeans, die noch nicht mal ich bekam. Daraufhin stellen meine Eltern den Versand von sog. "Ostpaketen" ganz ein.

Als die Mauer fiel, standen mitten in der Nacht plötzlich 10 Ost-Verwandte vor der Tür und es wurde bis in den Morgen gefeiert.
Danach kamen einige ernüchternde Kontakte mit "Ossis" in der Arbeit. Sie wussten alles besser, machten alles anders und jammerten nur herum, dass in der DDR alles besser war - das trug nicht gerade zur Freundschaft bei. Als ich dann 1998 nach 15 Jahren auch noch meinen Posten im öffentlichen Dienst verlor, weil meine anderen Kolleginnen aus dem Osten ja alle Kinder hatten und nicht entlassen werden konnten, war es mit meinen freundschaftlichen Gefühlen ganz vorbei. Ich fand Gottseidank schnell wieder einen neuen, viel besseren Job, aber der schale Nachgeschmack blieb und besserte sich erst recht nicht, als mein Mann nach 20 Jahren Beziehung mit einer Friseurin aus Schwerin durchbrannte. Nun ja, mittlerweile ist das alles Schnee von gestern, ich habe derzeit sehr nette Kollegen von "drüben". Kleine Unterschiede spürt man aber ab und an noch immer und ich denke, dass wird sich in unsere Generation auch nicht so schnell ändern....
by Frollein Hasenpüp @03.10.2005, 16:31

Menno, jetzt habe ich soooo viel erzählt, wie ich als Jugendliche die DDR und den Kommunismus erlebt habe, wie er mich geschockt und geängstigt hatte...
Aber dann kam meine Tochter und ich musste im www für sie etwas recherchieren... und ich Dummdaddl habe vergessen, dafür ein neues Fenster zu öffnen. Jetzt ist natürlich alles weg!!! Ich könnte heulen! Nein, das mache ich jetzt natürlich nicht! Ich räume lieber einmal hier in meiner Wohnung auf, denn morgen wird mein "Baby" schon 18 Jahre alt! Mensch, wie doch die Zeit davonrast...

Habt einen schönen Tag!
by @03.10.2005, 14:10

Hallo alle zusammen
Ja heute könnte ich einen Roman schreiben.
Wie habe ich die DDR erlebt ? Ich habe in der DDR gelebt.

Wir konnten auch gut in der DDR leben, es wurde erst in den letzten Jahren immer schwieriger, aber man hatte sich daran gewöhnt.
Wir hatten unser eigenes Häuschen, wohnen in der nähe der Ostsee und der Insel Rügen, also da wo andere Urlaub machen.

Mein Mann ist im Westen geb. aber in der DDR aufgewachsen. Ab 1979 haben uns die Schwiegereltern und Geschwister einmal im Jahr besucht.

Wir hatten keine Vorstellung davon, wenn mein Schwiegervater gesagt hat bei uns gibt es alles, aber was ist "ALLES". Wir konnten kein Westfernsehen empfangen.

Ich habe damals immer zu meiner Schwägerin gesagt " ich darf erst in den Westen wenn ich 60 Jahre bin. das war noch sooooweit hin ich bin jetzt 53 J.

Zu seinen Eltern hat mein Mann gesagt , wenn die Grenze aufgemacht wird komme ich sofort, was wir dann auch gemacht haben, wir sind die ganze Nacht gefahren mit dem Wartburg immerhin so 10 Stunden. Mit frischen Brötchen haben wir dann bei den Schwiegereltern geklingelt., das Gefühl war herlich.
Dazu mus ich sagen das wir im Sep.89 schon einmal mit der Fam. fahren durften, aber ohne Auto was uns sehr gewundert hat, aber da war die Wende wohl schon im kommen.
Es haben uns viele gesagt das wir doch dableiben sollen, aber wir haben es auch nicht bereuht wieder zurück gefahren zu sein.

Ja inzwischen sind es 15 Jahre uns geht es gut mein Mann ist Selbständig.

Wir möchten die DDR nicht zurück, aber wir vermissen einiges,
(das miteinander, das zufrieden sein) heute gibt es viele neider, der zuammenhalt ist weg das ist schade.

das ist ein ganz kleiner Ausschnitt von dem was ich hätte schreiben können. ich denke jeder von uns hat da so seine eigenenn gedanken und erinnerungen , sehr schöne und auch nachdenckliche.

Euch allen einen wunderschönen 3 Oktober

Annette aus Greifswald
by annette @03.10.2005, 13:40

Ich bin gebürtiger Ossi. Als Zeuge Jehovas erzogen, waren wir immer Außenseiter der Gesellschaft. Da ich eine gute Schülerin war, hatte ich trotzdem eigentlich immer die Achtung meiner Lehrer. In meiner Kindheit hatten wir keine Verwandten im Westen, so das Westpäckchen höchstens mal durch eine soziale Sendung zu uns gelangten, was denn immer eine Sensation war. Später schickten uns dann manchmal Glaubensbrüder ein Päckel, worüber wir uns immer sehr freuten. Wir waren sehr arm, da mein Vater früh verstarb und wir drei Kinder waren. An eine Begebenheit mit Bananen kann ich mich gut erinnern. Es war im September, als ich meiner Mutter einmal solz berichtete, das es im Gemüsehandel Bananen gab. Ich dachte ich würde nun gleich losgeschickt, die begehrten Früchte zu kaufen. Satt dessen wurde ich auf die reifen Birnen verwiesen, die wir im Garten hatten..... Ob meiner Mutter das Herz dabei geblutet hat?
Als ich meine Lehre beendet hatte , buchte ich über Jugendtourist eine Reise nach Leningrad. Ich bekam kein Visum, da ich nicht "Linientreu" war. So waren solche Reisen auch nicht einem jeden zugänglich! Die Mutter meines Mannes durfte, da sie Rentnerin war, regelmäßig nach "Drüben". Sie versorgte uns dann mit getragener Kinderkleidung. Das war für uns eine große wirtschaftliche Hilfe. Doch auch das war nicht ohne bitteren Beigeschmack. Meine Schwigermutter hatte ein Erlebnis der besonderen Art. Als sie bei der Familie klingelte, die uns immer die Kinderkleider überlies, rief die kleine 6 jährige Tochter:" Mutti, Mutti, Oma Lumpemann ist da!.....
Der Onkel meines Mannes versteckte in den Paketen unter dem Deckel der Nutellagläser immer mal einen Fünfzigmarkschein. Das war für uns dann immer das Größte. Da konnten wir doch im sogenannten "Intershop" auch einmal unsere besonderen Bedürfnisse stillen. Meist handelte es sich doch nur um Kleinigkeiten für unsere Kinder. Ein besonderes Matchboxauto oder Süßigkeiten. Wegen unseres Glaubens hatte wir unter reichlich Repressalien zu leiden. Mein Mann war zu der Zeit, als ich mein erstes Kind erwartete, für 20 Monate wegen Wehrdienstverweigerung eingesperrt. Seine Tochter durfte ich zu den monatlich halbstündigen Sprecher nicht mitbringen, so dass er sie das erste Mal nach seiner Entlassung sehen konnte. Da auch unsere Kinder sehr gute Schüler waren, hatten wir von seiten der Schule nicht viel auszustehen. Dennoch war ein Besuch des Gymnasiums allen verwehrt und auch bei der Berufswahl gab es Einschränkungen.
Nach der Wende führte mich die erste Westreise zu einer ehemaligen Schulfreundin nach Hannover. Dort verblitze ich mir die Augen an den vielen Juweliergeschäften. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ebenso erschlugen mich die Supermärkte und dort besonders die Gemüse und Milchtheken mit der Vielfalt an Joghurtzubereitungen. Inzwischen ist alles Alltag. Wir können unseren Glauben frei ausüben. An Bananen haben wir uns längst sattgegessen und durch entsprechende um- der Weiterbildungen ist jeder in seinem Beruf glücklich. Ich gehöre durchaus zu jenen, die sich als Gewinner der Wiedervereinigung sehen.
by hazi @03.10.2005, 11:35

Lieber Engelbert!
Ein Thema, das für viele wie ein riesiges Mosaik ist. Jedes Steinchen ein Ereignis. Für mich, der ich (auch) bis 1981 nicht "raus" konnte, war die Grenze ein unmenschliches Ungeheuer. Oft stand ich am Potsdamer Cecilienhof und schaute rüber nach Wannsee mit brennenden Augen. Als ich 1981 ausreiste und alle Kontrollen hinter mir hatte, klappte ich physisch und psychisch etwas zusammen....Die Befreiung von der DDR-Last war ungeheuerlich. Und dann wurde diese Grenze von mir noch 15x durchquert, aber mit DDR - und österr. Pass in der Tasche "nur" noch mit "gemischten Gefühlen."
Ich habe einige Grenzübertritte in meiner Autobiographie beschrieben. Nachempfinden kann es wohl nur jemand, der diese Grenze wirklich kannte.
Aber das gilt auch für Kriege und Nachkriegszeit, man man muß es "erlebt" oder besser noch "durchlebt" haben. Was Ost und West sonst unterschied, zeigt ein Beispiel:
Einen "Ossi" erkannte man u.a. daran, dass er das Geschenkpapier eines "Westpaketes" (vor der gesamten versammelten Familie) vorsichtig ablöste, faltete, daran schnupperte und (den freien, goldenen Westen roch) und dann für gute Freunde zur "Wiederverwendung" weglegte. Den Wessi erkannte man, dass er ein verpacktes Geschenk mit Gewalt aufriss , das Papier wegwarf und murmelte:" Na schauen wir mal, was da wohl aus der "Zone" kommt.! Fazit: Wegwerfgesellschaft gegen dankbare Almosenempfänger.
Und da wir (Ost wie West) "von 40 Jahren "Eiserner Vorhang" geprägt sind, ist auch heute noch ein Großteil des Verhaltens in der älteren Generation wiederzufinden. Es braucht eben Zeit, ehe Willy Brandts Äußerung Wirklichkeit wird: Es wächst zusammen, was zusammen gehört...Das wir das (in bestem Sinne) noch erleben, wünscht den Lesern herzlichst, Klaus Ender (DDR-Bürger,BRD-Bürger u. Österreicher)
by @03.10.2005, 10:57

Lieber Engelbert,

wieso hast du leider keine Zeit für handgeschriebene Briefe mehr? Zeit hast du genau so viel wie früher, nur nimmst du sie dir nicht mehr fürs Briefeschreiben per Hand.
Wenn dir wirklich an dieser Freundschaft zum Horst etwas liegen würde, so würdest du schon alle paar Monate mal einige Minuten opfern. Es ist halt nicht jeder Mensch offen fürs Internet. Ich schreibe auch mit einer Brieffreundin, die sich nicht vorstellen kann, an den PC zu gehen und eine eMail zu schreiben. Niemals brächte ich es übers Herz deswegen die Freundschaft im Sande verlaufen zu lassen. Im Übrigen sind handgeschriebene Briefe etwas Besonderes,... quasi ein Geschenk, man erkennt die Mühe, die sich der Schreiber für einen gibt,... vom Griff zu Blatt und Feder, Ausschmücken des Briefes und des Kuverts bis hin zum Briefkasten ;-)
Zudem wird ein handgeschriebener Brief wirklich noch gelesen wogegen eine eMail oftmals nur überflogen wird. Stimmts? ;-)

Zur ehem. DDR hatte ich einen netten Kontakt zu einer Familie. Wir schrieben Briefe, ich sandte Päckchen. Die Familie zog nach der Wende in den Westen und ich hörte ab dann nur noch einmal von ihnen. Die waren umgezogen, wir waren umgezogen,.. ich versuchte vor Kurzem noch einmal die Familie zu finden, aber ergebnislos.

Liebe Grüße vom Webschmetterling
by @03.10.2005, 10:42

sehr interessante kommentare zum thema DDR-BRD.
ich wurde 1950 in thüringen geboren, meine eltern reisten 1953 zum aufstand in berlin über berlin aus. wir waren in flüchtlingslager in friedland und dann in verschiedenen lagern in ludwigsburg. wir wohnten hier in einem bauerndorf und ich war das erste "reigschmeckte" mädchen.
in den ferien fuhr ich per zug zu meinen großeltern in die DDR. lernte dort menschen und zeit kennen. später gings mit dem auto rüber.
ich kann nur bestätigen, nach der rückfahrt war ich immer wie befreit.
auch die "flintenweiber" habe ich in erinnerung :-)
mein gedanke dabei war, die menschen tun dort ihre arbeit wie die anderen in der BRD. nach der zeit mit hitler und einem verlorenen krieg unter der besatzung der russen hatten sie nicht die möglichkeit eine demokratie zu lernen. sie kamen aus dem braunen gedankengut, in dem auch die menschen ausspioniert wurden ins kommunistische spielfeld. sie wurden von ihren russischen freunden geprägt und das geht nicht spurlos an menschen vorüber.
zu weihnachten wurden päckchen geschickt...... zwischendrin gabs mal eine besonders schlimme zeit, in der die nahrungsmittel rationiert wurden. eigentlich war immer vieles rationiert oder nicht zu erwerben. dafür gabs die Deli-Läden, in denen mit "harter" DM gekauft werden konnte.

zu DDR zeiten gab es hervorragende wissenschaftliche bücher, die auch günstig zu erwerben und mitzunehmen waren.

es gab soviele begebenheiten, die für ein buch ausreichen. so ein tag, der draußen die ganze palette der grauschattierungen abdeckt, bietet die möglichkeit das erste kapitel zu schreiben.
by arive @03.10.2005, 10:38

Interessantes Thema heute.

Wenn ich all die Kommentare vor mir lese, stelle ich fest, dass bisher noch keiner hier was zum Thema schrieb, der im Osten großgeworden ist. Sind die meisten Seelenfärbler also aus den alten Bundesländern? Oder traut sich hier der andere Teil nicht, etwas zu schreiben?

Ich bin 1958 im schönen sächsischen Städtchen Waldheim aufgewachsen. Mutter war zuhause bei uns 4 Kindern, Vater war Malermeister und immer auf Arbeit. Meine Mutter war in Frankfurt/Main geboren, so kam es also, dass wir im Westteil des Landes Verwandte und Bekannte hatten. Natürlich bekamen wir sogenannte Westpakete. darin waren zumeist schöne schon getragene Kleidungstücke für uns Kinder, aber auch Lebensmittel des täglichen Bedarfes wie Reis, Nudeln, Schokolade und dergleichen. Wir standen finanziell nicht so gut da, also war das immer eine große Hilfe.

Als ich heiratete, schlug es mich nach Berlin. Meine Schwiegereltern hatten all ihre Verwandtschaft im Westteil der Stadt. In der Nähe der Grenze spürte man das geteilte Land viel deutlicher als im tiefsten Sachsenland. Ich erinnere mich an die vielen Weihnachtsfeste, zu denen eine Tante aus Westberlin zu uns in die DDR kam und Schokolade und Geschenke mitbrachte.

Als dann die Mauer geöffnet wurde, hatten wir nur einen Gedanken : Wir besuchten all die Verwandten, die sonst nie zu uns in die DDR kamen.

Ich liebe die bayrische Gegend, wenngleich ich sehr weit von ihr entfernt wohne. Wir hatten jedes Jahr einen Urlaub nach Oberbayern gemacht, als mein Mann noch lebte. Zuletzt waren wir in Österreich in Bad Goisern. All das ist erst durch die Einheit des Landes möglich geworden.

So hatte ich auch die Möglichkeit, 1992 nach Rom zu fahren und auf einer Pilgerreise mit dem damaligen Papst Johannes Paul II zusammenzutreffen. Daran hätten die Menschen in der DDR in den achtziger Jahren kaum glauben wollen.

Heute ist der Tag der Deutschen Einheit und meine Schwägerin hat Geburtstag.

Wollen wir uns gemeinsam freuen und optimistisch in die Zukunft schauen.
by Regina @03.10.2005, 10:15

Ich bin im Jahr 1985 als "Ossi" geboren und war also noch ein recht kleines Kind, als West und Ost zusammenwuchsen (gut, sie sind damit ja noch immer nicht fertig - braucht alles seine Zeit, wie wir alle wissen). Wie ich als Kind den Osten erlebt habe? Für mich war alles ganz normal. Wenn man nichts anderes kennt und noch dazu so jung ist, denkt man natürlich nicht weiter drüber nach und genießt die Kindheit. Und darüber kann ich mich wirklich nicht beklagen. Wir haben schöne Urlaube verbracht, zwar nicht im Ausland, aber dafür an der Ostsee oder in der näheren Umgebung. Für welches Kind macht das schon einen Unterschied, wenn genügend Neues und nette Spielkameraden da sind?
Manchmal bekamen wir von unserer "Westtante" ein Paket geschickt. Da waren dann diese Pfefferminzkaugummis drin, so richtig große Paletten. Auch Schokolade. Allerdings Aldi-Schokolade, wie wir später gemerkt haben. Vielleicht waren wir der Tante doch nicht so ganz ans Herz gewachsen. Wie auch immer - gefreut haben wir uns trotzdem. Was sonst noch drin war in den Paketen, das weiß ich nicht, war nicht von Interesse für mich. Aber wird wohl das Übliche gewesen sein.
An ein Erlebnis erinnere ich mich noch ganz genau, was die kostbaren Bananen anging: Eines Tages gab es nämlich mal welche zu kaufen. Vom Anstehen weiß ich nichts mehr, war aber mächtig stolz, dass ich sie nach Hause tragen durfte. Und dann ist mir eine runter gefallen. Mitten auf der Straße. Natürlich kam prompt ein Auto und sie war hin. Da waren wir alle ziemlich traurig, denn wir hatten nur für jeden in der Familie eine bekommen. Meiner lieben Schwester hatte ich zu verdanken, dass ich trotzdem noch ne halbe abbekommen habe. War ja auch noch klein...
Den Mauerfall habe ich gar nicht richtig wahrgenommen. Wir sind an besagtem Tag nicht rüber gefahren. Das kam erst etwas später. Das einzige, was konkret für mich eine Rolle spielte, war die Umbenennung unserer Straße. Das fand ich komisch - "Friedrich-Engels-Straße" klang doch immer so schön.
Und noch was: Am Vorbild meiner zehn Jahre älteren Schwester habe ich mich stets sehr orientiert. Deshalb war ich auch sehr, sehr traurig, dass ich kein Pionier mehr werden konnte.

Ich wünsche euch allen einen würdigen Feiertag, dessen Regen nicht abschreckend, sondern animierend zum Denken und Gedenken wirken soll!
by @03.10.2005, 10:01

Fast meine ganze Verwandschaft wohnt in den neuen Bundesländern. Als Kind war ich jedes Jahr in der DDR. Später habe ich mit einem Freund aus Kahla regelmäßig LPs und Cassetten getauscht. Leider ist der Kontakt nach der Wende abgebrochen.
Hat jemand ne Ahnung wo Winni Freyer von der Leuchtenburg lebt? Er wollte immer zurück nach Berlin und in die USA.
Nachdenkliche Grüße aus Bayern
by Gerhard aus Bayern @03.10.2005, 09:30

Guten Morgen allerseits.

Wenn ich als Österreicherin an die Begegnung zwischen Ost und West denke, dann denke ich persönlich weniger an die DDR als an Ungarn, Tschechien aber vor allem an Russland.

Ich möchte euch von meiner ersten Begegnung mit dem eisernen Vorhang erzählen. Es handelt sich dabei nicht um die DDR, aber so wie Strandsteine es bereits geschildert hat, schlagartig bei der Grenze konnte man es sofort spüren, dass man sich hier in eine andere Welt begeben hatte.

Es ist nun schon viele Jahre her, aber die Eindrücke waren für mich offensichtlich so stark, dass ich mich an viele kleine Details noch ganz genau erinnern kann.

Ich hatte meine Schule erfolgreich hinter mich gebracht und als Belohnung gab es die heiß ersehnte Abschlussreise. Sie führte uns eine Woche lang nach Finnland und nach Leningrad.

Es war mein erster Flug und den Anblick bei der Landung werde ich wohl nie vergessen. Eine große grüne Fläche breitete sich vor meinen Augen aus und in diesem grün, waren viele blaue Seen eingebettet. Die Sommerzeit in Skandinavien war ebenfalls ein einzigartiges Erlebnis, denn am Abend wurde es zwar dämmrig, aber nicht finster. Wir waren lustig, ausgelassen und natürlich voller Vorfreude was uns da alles Neues erwarten würde.

Gleich nach der ersten Nacht ging es von Finnland aus an die russische Grenze. Die Grenze selber vermittelte mir schon großes Unbehagen. Stacheldraht, Wachturm, Grenzposten mit finsteren Gesichtern und natürlich Waffen. Was mich aber noch viel mehr erstaunt hatte war, wie wir behandelt wurden. Die schönsten Koffer wurden durchwühlt, mit Stäben wurden die Sitzpolster des Busses durchstöbert und der Oberhammer war die Toilette an dieser Grenze. Von einer Wand zur anderen Wand befanden sich ca. 6 Abteile mit jeweils einem Plumsklo. Diese Abteile waren zwar voneinander mit einer halbhohen Holzwand getrennt, aber sie hatten nach vorne hin keine Türe.

Große Schwierigkeiten bereitete auch der von unseren Lehrern mitgebrachte Reiseproviant. Damit wir die Grenze letztendlich passieren durften, mussten wir zumindest jeden mitgebrachten Apfel anbeißen. Eine Stimmung kam auf, die mir gar nicht gefiel und dieser Druck wurde noch größer.

In der Stadt Leningrad nahmen wir eine Reiseführerin auf. Wir durften nur in ihrer Begleitung die Stadt erkundschaften. Die Stadt selber war irgendwie trotz unzähliger Kriegerplätze schön, aber die Atmosphäre war fühlbar erdrückend. So, als könnte man spüren, dass man hier selbst beim denken sehr vorsichtig sein muss.

Viele Sachen erschreckten mich. Das Kaufhaus z. B. Es gab fast keine Waren, aber es gab dafür eine lustige Holzrolltreppe. Das Essen war grauenhaft. Fisch der schon kalt serviert wurde mit einer seltsamen weisen Soße, die so unappetitlich aussah, dass ich lieber hungerte als sie zu essen. Die Reiseleiterin war aber offensichtlich anderer Meinung, denn sie stopfte in sich was das Zeug nur hielt.
Etwas unangenehm wurde es auch, als drei Mädchen nach einer Ballettvorführung meinten sich im Theater auf eigene Faust etwas näher umsehen zu können.
Unsere Lehrer hatten große Mühe die Reiseleiterin wieder zu beruhigen.

Ich kann mich wirklich noch daran erinnern, was ich gefühlt habe als wir die russische Grenze letztendlich wieder passiert hatten und wieder auf finnischen Boden angelangt waren.

„ENDLICH KANN ICH WIEDER FREI ATMEN.“

Sicher hat sich das damalige Leningrad zu dem heutigen St. Petersburg total verändert. Ich bin überaus froh diese Reise erlebt haben zu dürfen.

Vieles das vorher für mich selbstverständlich war, betrachtete ich nach diesen Eindrücken mit wesentlich mehr Respekt und FREIHEIT fühlt sich seit diesem Zeitpunkt für mich nochmals um einiges wertvoller an, als es ohnehin davor für mich schon war.

L.G. und noch einen restlichen schönen Tag der Wiedervereinigung wünsch ich euch.
by Sandra aus WU @03.10.2005, 08:46

Hallo zusammen :-)

Auch bei mir wuerde es fuer viele Randgeschichten reichen, doch ich will kurz zusammenfassen. Als Teenie suchte ich intern. Brieffreundschaften, bekam Post aus aller Welt und auch eine Antwort aus Weimar, was dem gluecklichen Umstand einer geschmuggelten Zeitschrift zu verdanken war.

Da ich keinerlei verwandtschaftl. Verhaeltnisse nach *drueben* hatte, interessierte ich mich sehr fuer die Lebensverhaeltnisse in der DDR.
Es folgten Briefe, Paeckchen mit teilweise *verlorengegangenem* Inhalt und ein 1. Treffen in Berlin, wohin ich mit einer Studentengruppe reiste.
Wir trafen uns im Ostteil der Stadt, die seltsamen Begleitumstaende ( siehe Strandsteine ) wirkten noch lange nach.

Ostern 1975 war dann die erste offizielle Einreise moeglich und von diesem Besuch und seinen Begebenheiten erzaehlen wir noch heute, was vor allem an dem aussergewoehnlichen Auto lag mit dem wir die Fahrt unternahmen.
In all den Jahren ueberdauerten die brieflichen Kontakte mehrere Ehen ( im anderen Fall *g* ) und Ortswechsel in meinem Fall.

Es gab seinerseits eine unfreiwillige, laengere Pause, doch aufgrund hartnaeckiger Nachforschung gelang es unserem Freund, uns nach der Wende auch auf Mallorca wieder aufzuspueren und mir zum 50. als Erster zu gratulieren.

Somit wurde der Kontakt wieder aufgefrischt, durch Besuche erneuert und gerade beendete Rolf einen laengeren Aufenthalt hier bei uns in Andalusien.
Dies im Zeitraffer beinhaltet viele Anekdoten, die den Rahmen sprengen wuerden....
Ueber 40 Jahre bleibt diese Freundschaft nun erhalten, wenn auch die unterschiedlichen Einstellungen und Lebensweisen, damals D/DDR und heute D /SP, unuebersehbar bleiben.

Uebrigens ist noch ein weiterer Kontakt von damals mit Belgien geblieben, in diesem Fall nicht ganz so gegensaetzlich....

Ich wuensch euch allen einen schoenen Feiertag, wir muessen noch bis zum 12. warten,
sonnige Gruesse sendet Gabriela
by Gabriela @03.10.2005, 08:24

Kontakte zur DDR hatte ich als Kind in den 50er und 60er Jahren, da unsere ev. Gemeinde als Patengemeinde Forst in der Lausitz hatte. Da wurden viele Pakete und Päckchen gepackt und geschickt. Ich selber habe mir mit einer Tochter des Pfarrers Briefe geschrieben. Im Laufe der Zeit wurden es weniger Briefe und irgend wann kamen keine mehr. Als ich von zu Hause weg ging, bekam ich auch nichts mehr von den Paketen mit.
Ca. 10 Jahre nach der Wende habe ich Kontakt zu der Mutter meiner Brieffreundin aufgenommen, da ich ihre Adresse von meiner Mutter "geerbt" hatte und habe sie nach der Tochter gefragt, da mein Mann und ich in die Gegend reisen wollten. Sie meinte, dass diese sich freuen würde von mir zu hören. Ich schrieb ihr einen Brief, habe aber nie Antwort bekommen.

Mein anderer Kontakt zur DDR kam über meinen Mann zustande. Sein Vater stammte aus Thüringen, durfte aber nicht hin, da er bei der Bundeswehr war. Erst Mitte der 80er Jahre kam eine Tante von drüben zu Besuch. Da sind wir auch rüber gefahren.
Eine Begebenheit: Wir saßen im Garten und sprachen über Politik. Unsere Verwandten sagten immer: Pst, hier hören die Wände mit." Ich habe es nicht so richtig geglaubt. Aber nach der Wende stellte es sich heraus, dass 2 Nachbarn wirklich die Nachbarn ausspioniert haben. Der eine hat sich kurz danach das Leben genommen.
Es ist uns genau so ergangen wie dir, Engelbert mit den Ängsten an der Grenze.
Nach der Wende haben wir sofort die junge Familie, die gleichaltrige Kinder wie wir hatten, eingeladen und sie kamen Weihnachten 1989.
Freunde meinten, ob wir keine Angst hätten, dass sie einfach hier blieben. Da hatten wir gar nicht dran gedacht. Wir erzählten es unseren Verwandten. Ulli meinte, "ach, deshalb habt ihr unsere Koffer gezählt" und wir haben zusammen herzlich drüber gelacht.
Der Kontakt besteht fort, leider nur sehr sporadisch.
Einen schönen 3. Oktober wünsche ich allen Seelenfäblern
Liesel
by @03.10.2005, 05:55

Hallo zusammen
Wir haben seit 1981 Briefkontakt zu einem Ehepaar in Dresden. Angefangen hat eine Brieffreundschaft zwischen uns Frauen. Wir lernten uns kennen und stellten fest, das Herbert und ich Briefmarken sammeln. Ab da habe ich ihm die Schweizer- und Liechtensteinermarken geschickt und er mir die DDR - Marken. Da beide Männer Schach spielen fingen die Herren mit Fernschach an.
Wir haben immer zu Weihnachten und Ostern Fresspakete geschickt mit Schokolade, Kaffee, aber auch Zigaretten, Toilettenartikel usw. Je nach dem was die beiden sich wünschten. Auch Kleider, vor allem die, die unsere Söhne nicht mehr tragen konnten. Das Ehepaar hat zwar keine Kinder, aber die Kleider konnten sie wieder tauschen in etwas was sie brauchen konnten.
Als die Grenzen aufgingen wollten wir sie schon drei mal besuchen. Einmal wurde ich sehr krank, einmal hatten sie einen Kranken- / Todesfall in der Familie und wir mussten die Reise absagen. Diesen Herbst war wieder eine Reise nach Dresden geplant. Leider hatte unser Bekannter im Mai einen Schalganfall, lag lange im Koma und ist jetzt in der Reha. Unsere Bekannte bat uns erst mal nicht zu kommen, da sie eh keine Zeit für uns einräumen kann. Wir hoffen, dass Hebert nochmals auf die Beine kommt oder wenigsten soweit gesund wird, dass wir unser Vorhaben doch noch in die Tat umsetzten können.
Grüesslis, maggi
by maggi @03.10.2005, 05:47

Nachtrag
Wir haben übrigens zu Allen immer noch guten Kontakt.
LG Marianne
by marianne @03.10.2005, 01:29

Wir hatten in der DDR 2 befreundete Ehepaare und Verwandte, die wir in regelmäßigen Abständen besucht haben.
Ich war der Meinung, wenn diese Leute schon eingesperrt sind, dann dürfen wir sie nicht auch noch vergessen.
Weihnachten wurden Pakete geschickt.
Als später das Eintrittsgeld (Tagegeld) gezahlt werden mußte, war es doch manchmal ein teurer Spaß.
Einmal wollten wir Heinoschallplatten mitnehmen, aber die wurden an der Grenze deponiert, damit wir sie wieder mit raus nahmen.
Das sie Heino nicht wollten, konnte ich ja verstehen.
Und so wurden wir Heino leider nicht los.
Einmal hat mein Mann sich fast in die "Nesseln" gesetzt an der Grenze.
Es ging nicht weiter und mein Mann fragte ein Grenzorgan (so hießen die)
ob der Beamte nicht schneller abfertigen könnte?
Daraufhin wurde er belehrt, daß die DDR ein Arbeiter und Bauernstaat wäre
und sie keine Beamten haben.
Daraufhin frug mein Mann, ob der Bauer nicht etwas schneller sein könnte?
Da bin ich 1000 Tode gestorben.
Gott sei Dank waren wir an ein nettes Organ geraten. Es hätte auch anders kommen können.
Am schlimmsten waren die Frauen an der Grenze. Richtige Flintenweiber.
Am Abend vor dem 9. September rief mich eine Freundin an, daß die Grenze wohl aufgemacht wird. Ich dachte, verarschen kann ich mich alleine. Da es schon spät war, ging ich zu Bett.
Nachts um 2 Uhr 30 ( hab auf die Uhr gesehen) werde ich wach von einem unbekannten Geräusch.
Es ging pött,pött,pött und knatter und da dachte ich, jetzt sind Sie da.
Da wir direkt an der Grenze wohnen, haben wir alles Hautnah erlebt.
Die Menschenschlangen, die nach Begrüßungsgeld anstanden. Leergekaufe Kaffeegeschäfte, Weihnachtssachen bei Aldi innerhalb von 2 Tagen weg.
Jetzt mussten wir mal in den Geschäften anstehen, weil es so voll war usw.
Aber ich fand es toll und finde es immer noch richtig.
Es wird noch eine Weile dauern, bis Deutschland in allen Köpfen wieder zusammengewachsen ist. Aber es wird!!!
Ich könnte noch ganz viel schreiben.
Aber ich wünsche jetzt allen Ossis und Wessis einen schönen 3. Oktober.
Viele Grüße von Marianne
by marianne @03.10.2005, 01:27

Hallo Engelbert,
das ist ein Aufruf von Dir, einen Roman zu schreiben.

Wir habe damals immer Päckchen "rüber" geschickt,
mit allem, was erwünscht wurde, Kaffee, Strümpfe, dann auch Medikamente usw... es war immer ein Aufatmen, wenn alles ankam.

Das erste Mal war ich 1963 in Berlin, es war eine Klassenfahrt.
Wir wohnten in der Nähe von Check Point Charlie ? ( Schreibfehler?)

Die Besichtigung des Kontollpunktes war beängstigend. Diese Bild habe ich heute noch vor Augen. Dann mußten wir einen Besuch im Ostteil machen,

Der Übergang war an der Friedrichstraße.
Da wir alle damals dachten, wir dürften "Gemeisam" den Kontrollpunkt passieren, war es ein großer Schock, das alle einzeln durch den Gang gehen mußten. Und immer die Volkspolizei mit Gewehr im Anschlag.
Es war für uns Kinder ein Alptraum. Wir waren alle ca. 13-14 jahre alt.
Und noch heute habe ich den Geruch in der Nase.
Die Menschen waren im Ostteil sehr freundlich zu uns.
Aber der Ãœbergang war sehr hart.

Eine Sache habe ich noch sehr vor Augen.
Als ein Bruder meines Vaters in der DDR starb, wollten er und sein einziger im Westen lebender Bruder zur Beerdigung fahren.
Das war nur mit Einreiseerlaubniss per Telegramm möglich.

Da mein Vater aus der Gefangenschaft in Russland geflohen war,
war er mit sehr großer Angst zum ersten Mal
in die DDR mit dem Zug mitgefahren.
Das Bild, beide auf dem Bahnsteig kurz vor mitternacht, werde ich auch nie vergessen. Sie hatten beide so abschied genommen, als wenn sie nicht wieder kommen würden.
Diese Angst wird heute kaum jemand verstehen.

Meine Eltern sind danach sehr oft noch, wenn es erlaubt war, mit dem Zug zu den Geschwistern meinens Vaters gefahren.
Und von dem "Filzen" haben sie mit Verbitterung und Zorn berichtet.

Das traurigste im nachhinein war,
meine Eltern hatten für alle Brüder meines Vaters ca. 1956-58 hier bei uns
Wohnung und Arbeit besorgt. Aber alle waren der Ansicht, sie könnten uns weiterhin besuchen, und dort wo sie damals lebten, fühlten sie sich wohl.
Damals. !

Wie es kam, brauche ich ja nicht ausführen.

Als die Wiedervereinigung erfolgte, waren alle Geschwister in der DDR tod.
Und meine Eltern waren sehr traurig über diesen Umstand.
Und 1990 starben auch sie, leider durch einen Unfall.

Gleich nach der Wende mußte mein Mann berufsbedingt sehr oft rüber fahren und ich bin oft, wenn es beruflich ging, mitgefahren.

Danach konnte ich erst die Aussagen und Erzählungen meiner Eltern nachvollziehen und verstehen.

Eine Anmerkung möchte ich noch machen.
Auch im Bewustsein, das ich damit Unmut auslöse.
Aber eine Frage meiner Eltern am 8.04.1990 war:
wo sind die ganzen Flintenweiber geblieben ...?
Diese Worte wird nur jemand nachvollziehen können,
der auch durch die Ängste gegangen ist.

Engelbert, wenn Du diesen letzten Abschnitt löschen möchtest,
dann kann ich es verstehen.

Dies ist ein wahrheitsgemäßer Erlebnissbericht.
Damit will ich niemanden angreifen.!
Es war aus unserer Sicht der beängstigtender Alltag, die Steine


by Strandsteine @03.10.2005, 01:09

Meine Mutti hatte eine Freundin aus den Kriegsjahren in Torgau.
Mit den Jahren wurde der briefliche Kontakt immer weniger, aber sie erzählte immer von unserer "Tante Lotti".

Als wir nach dem Tode meiner Mutter 1988 die Wohnung auflösten, fanden wir unter den persönlichen Sachen auch die alten Briefe aus der DDR. Wir nahmen mit der Freundin brieflichen Kontakt auf, der anfangs noch sehr verhalten war. Mit der Zeit wurde daraus eine sehr herzliche Verbindung. Wir schickten Päckchen rüber und luden sie ein, sobald als möglich zu einem Besuch herrüber zu kommen.

Der erste Besuch fand dann auch noch vor der Wende statt, da war an eine Veränderung noch nicht zu denken!

Es hat mich noch nie etwas so ergriffen, wie der Besuch mit Tante Lotti am Grabe meiner Mutter! Sie kniete am Grab .... streichelte die Erde ..... weinte herzzerreißend und flüsterte immer wieder: zu spät ..... es ist zu spät für uns ....!

Nach der Wende war sie noch einmal hier, fuhr ein paar Tage mit meiner Schwester nach Italien - was für sie ein unvergleichliches Erlebniss war.

Dann schrieb sie in einem Brief, daß ihre Wohnung bzw. das ganze Miethaus renoviert wird und sie zu einem Sohn ziehen soll, was sie nicht so gerne wollte. Danach wurden unsere Briefe nicht mehr beantwortet ... vielleicht hat sie sie nicht mehr erhalten.

Tante Lotti wäre jetzt 81 Jahre alt und ich würde wer weiß was geben, um zu erfahren, lebt sie noch .... könnte ich sie in Torgau besuchen?

.... aber das werde ich wohl nie erfahren ....
by @03.10.2005, 00:26

bei uns gab es keinerlei kontakte ich wußte nur von anderen leuten erzählungen etwas davon
für mich war es immer unvorstellbar gewesen dass einfach ne mauer gezogen wurde
wie schön dass dies der vergangenheit angehört :-)

liebe grüße marita

by Marita @03.10.2005, 00:21

Dein Kommentar
 Cookie löschen


Zum Schutz vor Spammern gib bitte die Buchstaben/Zahlen vom Bild ein. Falls Du den Code nicht lesen kannst, klicke auf "Vorschau", dann wird ein neuer angezeigt: