Kommentare zu «Im Schatten des Kaisers»

Hab' mal wieder vorbeigeschaut, ob noch mehr Kommentare zu diesem Spiel eingegangen sind. Hier meine Antwort auf die zwei Letzten:

"2) „Adelsfeld des GLEICHEN Kurfürstentums“: das haben wir tatsächlich falsch gespielt. Das Einsetzen in einem beliebigen Kurfürstentum war sogar ein erheblicher Vorteil für den nächsten Machtkampf, so daß die Tränen beim Machtverlust mehr als getrocknet wurden. Vielleicht ist das Einhalten der Spielregel besser, auch wenn es auf Kosten von Dynamik geht."

Walter, ehrlich gesagt, SEHR viel besser. Bei eurer "Variante" macht verteidigen kaum Sinn, womit die wunderbare Balance zwischen Verteidigung und Angriff verloren geht (und damit einiges an Spieltiefe). Angriff, Angriff, Angriff ist eben sehr eindimensional. Und "Im Schatten..." ist alles andere als eindimensional, sondern so vielschichtig wie sonst wohl nur wenige Spiele.

"4) „Kurfürst ist kein Adeliger“: Wir haben es so gespielt und wahrscheinlich entspricht dies nicht der Absicht des Autors. Diese Interpretation ist aber nicht schlecht, im Sinne von mehr Bewegung in den Machtverhältnissen."

Eine denkwürdige Variante, aber ich finde das Spiel hat ohnehin genug Dynamik. Ferner würde man Paaren auf den Kurfürstenthronen viel Unrecht tun und Heiraten somit weniger Gewicht zukommen lassen.

"5) „Kaiser als Ziel“: Für Dich ist es eindeutig und Du zählst ein paar Qualitätsmerkmale dafür auf. Die Nachteile zählst Du aber nicht auf, z.B. kannst Du vom nächsten Kaisersturz nicht profitieren!"

Naja, vielleicht sollte ich eher sagen, daß ich statt in 99% der Fälle in 95% der Fälle liebend gern Kaiser sein würde. Das Argument, daß Du anführst zieht wirklich nur in Runde 4, wo es nur ein Siegpunkt gibt - und wenn Du gleich wieder abgesetzt wirst, bist Du - was nur Siegpunkte anbelangt - bei Plusminusnull. Aber die Vorteile des Kaiseramts gehen weit über die konkreten Siegpunkte hinaus...

"Gegenkaiser sind (unter berechnenden Spielern) nämlich immer erfolgreich!"

Stimmt einfach nicht. Wir spielen das Spiel seit Anfang des Jahres sicherlich einmal pro Woche (wie sonst keines) und dürften schon genug "berechnend" sein. Wer zum Kaiser gewählt wird hängt von vielen Faktoren ab und ist LANGE noch keine ausgemachte Sache! Wäre das nicht der Fall, fände ich das Spiel nicht gar so genial.

"Außerdem hast Du Deine Qualitäten nicht quantifiziert, und darauf kommt es doch an! Vielleicht hast Du recht, aber versuche mal, Deine Vorliebe für den Kaiserposten in Zahlen auszudrücken. Wir haben es noch nicht versucht. Aber wenn Du uns Deine Bilanz vorlegst, dann können wir mal darüber diskutieren! Verdient hat es das Spiel allemal."

Naja, der Wert der Kaiserkrone ist ja abhängig von den sich wandelnden Kaiser-Privilegien und der Frage wie nützlich die Vorteile des Kaiseramtes für jeden Spieler in der spezifischen Spielsituation sein mag. Wenn etwa die Startspielerrolle, die Reichsstädte und des Kaisers Funktion als Zünglein an der Waage Dir drei sonst nicht zu erringende Kurfürstentümer in einer Runde zuspielen sollten, ist es selbstverständlich um einiges wertvoller als im gegenteiligen Fall. Man besorgt sich das Kaiseramt ja nicht um sich auf dem Thron ausruhen zu können, sondern um seine Hausmacht (auch Siegpunkte etc) auszubauen.

Wie gesagt: Ich bleib' dabei. Kaiser sein ist nahezu immer von (manchmal gar sehr großem) Vorteil.

"Fazit: Vielen Dank für Deinen Beitrag. Unsere Internet-Seite hat ja das Ziel, Freude am Spiel zu verbreiten und ein Austauschforum für intelligente Spieler dieser Welt zu sein."

Ist ja auch einer der besten deutschsprachigen Spieleseiten, die es gibt. Von dem was ich gesehen hab', wohl die #1 für Rezensionen. Unsere eigene - www.bb-spiel.de - ist da sehr viel bescheidener.

" Auch ich kann das Spiel bisher nur loben. Ich habe es inzwischen auch schon ein paar Mal Einsteigern erklärt., bei denen es auch immer recht gut ankam. Ein nicht ganz unbekanntes Mitglied unseres Vereins (und SdJ-Juror) meinte allerdings, es handele sich hierbei bereits weniger um ein Spiel als um Arbeit ... "

Oh je, demjenigen sind wohl nur schwer komplexere Spiele zu vermitteln. Oder ist einfach nicht allzu gut mit seiner Einstiegspartie klar gekommen. Oder vielleicht sieht er Spiele allzusehr durch die Spiel-des-Jahres-Brille? Keine Frage, daß "Im Schatten..." nicht den SdJ-Anforderungen entspricht. Aber schön wäre es wenn "Im Schatten..." des Deutschen Spielepreis einheimsen würde. Hätte es allemal verdient, wird aber wohl wegen mangelnden Bekanntheitsgrad und etwas umfangreicheren (wenn auch leicht erlernbaren) Regeln es nicht an die Spitze schaffen. Wenn auch Ludwig XIV - wohl ein heißer Kandidat - schön ist, so kann es meines Erachtens nicht an "Im Schatten..." heranreichen.

Charles
by Charles @13.04.2005, 16:05

Hallo Rainer,
es ist schon wahr: Jedes gute strategische Spiel ist Arbeit. Schwerstarbeit! Die Schachprofis verlieren in einem einzigen Kampf 2-3 Kilos!
Aber: Wenn man's kann ungefähr ist's nicht schwer. Und dann macht alles Spaß. Auch Schwerstarbeit.
Noch viele gute kaiserliche Vergnügen wünscht Dir Walter
by Walter @11.03.2005, 18:36

Hallo, Walter,

habe mich gerade einmal mit der Rezension und den Kommentaren beschäftigt. Auch mir waren die Fehlinterpretationen sofort ins Auge gesprungen (hat aber nicht wehgetan ... :-) ), die Charles schon benannt hat. Aber bei Punkt 3 hast Du Charles nicht richtig verstanden: Du sprichst hier von "verdrängen" - es ging aber um das freiwillige Umsetzen des Ritters, und das ist auch aus der Burg heraus möglich! Also tatsächlich keine Einbuße bei der Flexibilität.
Auch ich kann das Spiel bisher nur loben. Ich habe es inzwischen auch schon ein paar Mal Einsteigern erklärt., bei denen es auch immer recht gut ankam. Ein nicht ganz unbekanntes Mitglied unseres Vereins (und SdJ-Juror) meinte allerdings, es handele sich hierbei bereits weniger um ein Spiel als um Arbeit ...
by Rainer Luft @11.03.2005, 17:50

Hallo Charles,
freut mich, daß Dir die Rezension gefallen hat.
Nun zu Deinen Kritikpunkten:
1) „Einfluß verdoppeln“: Du hast recht, dadurch daß zusätzlich jeder eigene Ritter und Adelige zählt, können durch Kircheneinfluß die Stimmen mehr als verdoppelt werden. Es ist aber nur ein Formulierungsfehler, wir haben es schon richtig gespielt.
2) „Adelsfeld des GLEICHEN Kurfürstentums“: das haben wir tatsächlich falsch gespielt. Das Einsetzen in einem beliebigen Kurfürstentum war sogar ein erheblicher Vorteil für den nächsten Machtkampf, so daß die Tränen beim Machtverlust mehr als getrocknet wurden. Vielleicht ist das Einhalten der Spielregel besser, auch wenn es auf Kosten von Dynamik geht.
3) „Hausrecht für Burgritter“: In der Spielanleitung gibt es unter „Phase III: Nachkommen“ den Satz: „Ritter können nur von Adelsfeldern verdrängt werden, nicht von Burgfeldern“.
4) „Kurfürst ist kein Adeliger“: Wir haben es so gespielt und wahrscheinlich entspricht dies nicht der Absicht des Autors. Diese Interpretation ist aber nicht schlecht, im Sinne von mehr Bewegung in den Machtverhältnissen.
5) „Kaiser als Ziel“: Für Dich ist es eindeutig und Du zählst ein paar Qualitätsmerkmale dafür auf. Die Nachteile zählst Du aber nicht auf, z.B. kannst Du vom nächsten Kaisersturz nicht profitieren! Gegenkaiser sind (unter berechnenden Spielern) nämlich immer erfolgreich! Außerdem hast Du Deine Qualitäten nicht quantifiziert, und darauf kommt es doch an! Vielleicht hast Du recht, aber versuche mal, Deine Vorliebe für den Kaiserposten in Zahlen auszudrücken. Wir haben es noch nicht versucht. Aber wenn Du uns Deine Bilanz vorlegst, dann können wir mal darüber diskutieren! Verdient hat es das Spiel allemal.
Fazit: Vielen Dank für Deinen Beitrag. Unsere Internet-Seite hat ja das Ziel, Freude am Spiel zu verbreiten und ein Austauschforum für intelligente Spieler dieser Welt zu sein. Du bist einer davon. Da ist es auch für uns ein Erfolg, wenn Du Dich bei uns zu Wort gemeldet hat.
Walter
by Walter @09.03.2005, 21:04

Hallo Walter, ich mag deine Rezension. Sie beschränkt sich keineswegs bloß auf die Mechanismen, sondern zeigt auf welch' subtile Spieltiefe Im Schatten des Kaisers aufweist und vermittelt wie schön das Ringen im Heiligen Römischen Reich dargestellt wird. Ich wollte nicht kleinlich an den paar Fehlinterpretationen herummäkeln, hier aber ein paar Punkte bei denen ich denke, daß Euch da Fehler unterlaufen sind:

"Einzelne kirchliche Kurfürsten können ihren Einfluß verdoppeln oder auch gänzlich einbüßen, wenn ein Spieler die entsprechende Aktion ausgewählt hat."

Die kirchlicher Einflußkarte kann mitunter die Stimmen eines kirchlichen Kürfürstentums weit mehr als verdoppeln. Ferner gilt die Ausschlußkarte nur für die weltlichen Kurfürstentümer.

"Wer einen Kurfürstenposten aufgeben muß, erleidet eigentlich keinen materiellen Verlust. Er darf sein abgesetztes Familienmitglied unverzüglich in einem beliebigen Kurfürstentum unterbringen, und kann damit sofort einen Angriff auf die dortigen Machtverhältnisse starten. "

Nun ja, der verdrängte Kurfürst wird auf ein Adelsfeld des GLEICHEN Kurfürstentums gesetzt. So die Regel. Kein fliegender Angriff auf gleich ein anderes. Witzige Variante, doch vertröstet sie allzu sehr über den Verlust eines Kurfürstentums. Kein Wunder daß der Verlust eines Kurfürstentums als nicht sonderlich schwerwiegend gesehen wird. Klar, dran festhalten koste was es wolle macht normalerweise keinen Sinn, aber sich zu verteidigen macht schon öfters viel Sinn.

"Wer in einem Kurfürstentum die Mehrheit erreicht hat, muß eine Figur aus den Feldern des Kurfürstentums entfernen und auf den Thron setzen. Dadurch ist seine Machtposition deutlich geschwächt und der nächste Machtwechsel vorprogrammiert."

Also ich hab' nichts in der Regel gefunden, was darauf hindeutet, daß der Kurfürst nicht bei der Kurfürstenwahl mitzählt... Schau Dir mal das illustrierende Beispiel an.
Auch demzufolge kann ich deinen Schlußfolgerungen in Punkt 7 allenfalls nur sehr bedingt zustimmen.

"Wurden sie auf Ritterburgen eingesetzt, besitzen sie ewiges Hausrecht und können nicht mehr verdrängt werden. Dafür habe sie ihre flexible Einsatzfähigkeit eingebüßt."

Ich finde nichts in der Regel, was darauf hindeuten würde, daß man Burgritter nicht versetzen kann.
Interessante Variante, doch die richtige Regel gefällt mir besser.

Ich stimme aber voll deiner Schlußbewertung zu: "Für einen professionellen Liebhaber des alten Europa ist es aber ein ungetrübter, herausfordernder Genuss." Für mich ist es das schönste Spiel, daß ich jüngerer Zeit entdeckt hab; besser gar als El Grande, Puerto Rico oder Princes of the Renaissance.

Eines allerdings verwundert mich: "Auch unter unseren Analytikern ist noch nicht entschieden, ob Kaiser zu werden ein gewinnbringendes Ziel ist." Also, mein Motto ist: Her mit der Kaiserkrone! Siegpunkte, Reichsstädte, evtl. Geld, Startspieler und Zünglein an der Waage bei den Kurfürstenwahlen... Schöne Vorteile. Dafür gebe ich in 99% der Fälle liebend gern einen Adligen her.

Ein ganz andere Frage ist ob man die Gegenkaiser-Karte nehmen sollte. Man sollte dies sicherlich nicht tun, wenn man sich keine guten Chancen auf einen Sieg ausmalen kann. Da sind viele Faktoren zu berücksichtigen.

Also, Kaiser sein ist schön, aber auch drei Runden in dieser Rolle garantieren noch keinen Sieg. Es kommt darauf an ob und wie man die Kaisermacht zu nutzen weiß (abgesehen von dem Einheimsen der Siegpunkte). Das Amt des Kaisers sollte man weder über- noch unterschätzen.

Charles
by Charles @09.03.2005, 19:18

Hi Charles,
welche Fehler sind uns denn unterlaufen?
Sicherlich gibt es "Im Schatten ..." tausende von möglichen Fehlerquellen. Leider gibst Du außer Deiner gefundenen Gesamtsumme keine weiteren Hinweise. Schade.
Walter
by Walter @24.02.2005, 16:50

Leider sind Euch ein zwei Fehler unterlaufen, wobei ich eure Fehlinterpretationen als denkwürdige Varianten betrachte. Tolles Spiel.
by Charles @23.02.2005, 06:17

Lieber Walter,
Ich stimme Deiner Kritik voll zu - finde es auch ein tolles Spiel. Um die Wertung etwas zu heben, hier meine persönliche Wertung: 8 (ich habe das Spiel mit Günther bei den Spuiratzn gespielt)
by @07.12.2004, 10:22

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