Kommentare zu «kb20070830»

Ich wurde vier Jahre nach Kriegsende geboren. In meiner Heimatstadt (Frankenberg/Sachsen) gab es keine Zerstörungen, und im April 1945 hat die Stadt sich der Sowjetarmee kampflos übergeben. Ruinen konnte ich noch genug sehen, wenn ich mit meinen Eltern in das zehn Kilometer entfernte Chemnitz (später Karl-Marx-Stadt) einkaufen fuhr. Im Februar 1945 hatte es dort mehrere große Luftangriffe gegeben, bei denen zwei Drittel der Stadt in Schutt und Asche gelegt worden waren. Auch spürte ich durchaus noch jahrelang den Mangel an Lebensmitteln und anderen Waren des täglichen Gebrauchs.

Mein Vater (1886-1957) war als Soldat in Frankreich gewesen und glücklicherweise unverletzt nach kurzer Gefangenschaft heimgekehrt. Meine Mutter (1917-1975) war als Zivilangestellte der faschistischen Wehrmacht in Italien und in der Ukraine eingesetzt. In beiden Ländern hat sie geheim mit dem dortigen Widerstand zusammengearbeitet, und in der Ukraine hat sie den Partisanen geplante Angriffe verraten und damit immer wieder ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Auch dafür habe ich - neben anderen Gründen - lebenslang große Achtung vor ihr gehabt.

by @02.09.2007, 12:43

Unsere Familie hat gelitten. Die Gräuel sind nicht in Worte zu fassen.
Sie wirken auch heute noch nach. Ich bin sehr traurig darüber.
by silvia @31.08.2007, 17:24

Meine Großeltern väterlicherseits wurden in Leipzig ausgebombt. Nichts blieb übrig.
Gott sei Dank hatten sie in Northeim noch ein wunderschönes Haus, in das meine Oma nach Kriegsende zog und uns dann aus Bayern kommend dort aufnahm. Hier verbrachte ich dann meine Jugend bis zu meienr ersten Eheschließung.

Ich selber habe nichts mehr vom Krieg miterlebt (Jg. 47). Doch meine Eltern. Mein Vater hat nicht gern vom Krieg erzählt. Es muß eine schlimme Zeit gewesen sein, die er in russischer Gefangenschaft verbringen mußte.
Erst danach hatten sich meine Eltern dann kennengelernt.
by Juttinchen @31.08.2007, 15:44

Meine Mama (1920 geb.) sagte immer - dieser olle Krieg, was der alles angerichtet hat - sie mußte es wissen, ihr Verlobter ist in den letzten Kriegstagen gefallen, er war bei der Marine auf einem U-Boot... und die komplette Familie mütterlicherseits mußten ihre Heimat (Pommern) verlassen - meine Großeltern hatten einen gut funktionierenden Bauernhof, der sie samt ihrer sieben Kinder ernährte. Alles mußten sie stehen lassen, nur was die Hände tragen konnten ging mit, und dann diese Flüchtlingstrecks, immer die Angst im Nacken vor Fiegerangriffen und vor den Russen..., in Scheunen oder am Wegesrand auf freiem Feld kampiert, die Ungewissheit, kommen wir jemals wieder nach Hause, wo kommen wir hin, was soll werden?...Ich kann mir gut vorstellen, wie meinem Opa zumute war, der auf einmal in der Fremde, der neu zugewiesenen Ortschaft sich bei den dort ansässigen Bauern als Knecht verdingen mußte, um seine Familie mehr recht als schlecht ernähren zu können. Auch die anderen Familienmitglieder halfen bei den Bauern mit aus, für ein Stück Brot oder ein Mittagessen.... wohnen durften sie längere Zeit in einem Hinterzimmer des Dorfgasthofes....
Meine Großeltern väterlicherseits wurden zweimal kurz hintereinander ausgebombt - sie wohnten in Dessau, was ja wegen der Junkers-Werke fast vollständig platt gemacht wurde..... alle haben sie, wie so viele andere auch, bei Null angefangen....
Als am 11. September 2001 das World Trade Center zerstört wurde, war mein erster Gedanke - das ist der dritte Weltkrieg - und ich habe gebetet, dass es nicht soweit kommt. Wenn man es sich richtig überlegt, haben wir eigentlich schon über Jahre Krieg auf unserer Erde, wenn man sich mal umschaut, was überall so los ist, kann man wirklich zu dem Schluß kommen.... ich glaube aber, in der Form, wie der 1. und der 2. Weltkrieg verlaufen sind, wird es keinen Krieg wieder geben. Die Technik und die Methoden sind viel ausgeklügelter und raffinierter, man kann massen von Menschen umbringen, ohne dass ein Schuß fällt... ich glaube, ich höre jetzt besser auf. Aber auch für den Fall, das es Schleichwerbung ist, möchte ich noch das Buch "Kindheitsmuster" von Christa Wolf empfehlen, da geht es insgesamt um die Hitlerzeit.... allen eine friedliche Zeit!

by Erika (Heide) @31.08.2007, 01:23

Mein Vater (*1924) war im Krieg.. er kämpfte in Rußland und war einige Jahre in Amerika in Gefangenschaft. Er hat oft gemeint, daß er wirklich Glück hatte bei den Amerikanern zu sein;, er durfte in einer Küche arbeiten, wirde einigermaßen anständig behandelt. Wenn er in russische Gefangenschaft geraten wäre, wäre es ihm sehr viel schlechter ergangen.

Meine Mama (*1937) mußte ohne Vater aufwachsen, mein Opa ist im Krieg gefallen.

Ich denke mir oft, "Was jammer ich hier eigentlich?" Wie haben es all die Frauen im Krieg geschafft, ihre Kinder anständig zu erziehen, v.a. zu ernähren, zu überleben. Welche Ängste müssen die ein Leben lang mit sich tragen? Und ich verzweifel hier manchmal schon am Alltag - dabei brauch ich nur schnell in den nächsten Supermarkt gehen und überlegen, was von all den herrlichen Sachen ich meiner Familie kochen könnte. Klar ist das Geld mehr als knapp - aber woher haben die Frauen früher das Geld für den Lebensunterhalt herbekommen, die Männer, Väter, Söhne waren ja im Krieg, da kam wohl keine monatliche Gehaltsüberweisung aufs Konto... Und aller Besitz, alle Habe, alles Vermögen war ja unter den Ruinen verschüttet.. woher nahmen die Frauen die Kraft, wieder von vorn anzufangen, ihren Kindern dennoch so viel wie möglich zu geben....

Meine Oma hatte die Gabe, aus fast nichts ein wunderbares Essen auf den Tisch zu stellen! Aber sie hat nie irgendwelche Tricks oder Rezepte verraten. Sie hat auch nie über den Krieg gesprochen, jede Frage danach wurde sofort abgeblockt oder gleich "überhört"

Ich kann nur hoffen, daß wir niemals wieder einen Krieg erleben müssen!
by @31.08.2007, 00:19

Gerade fällt mir noch eine Verbindung des 2. Weltkriegs zu uns ein - Göga hat zwei Halbbrüder aus erster Ehe des Vaters, der Jg. 1896 war - der Ältere der beiden war im 2. Weltkrieg vermisst. Es existiert ein Brief des Kommandeurs, in dem mitgeteilt wurde dass A. verletzt war und über seinen Verbleib inchts bekannt ist. Eine DRK-Nachforschung bestätigte dieses und dass mit einem Überleben nicht zu rechnen sei.
Vor ein paar Jahren verstarb B., der zweitälteste Halbbruder meines Mannes. Göga war der einzig Hinterbliebene, aber der ältere Halbbruder ist nie für tot erklärt worden.
Es hat über ein Jahr gedauert, bis gerichtlich 1. die Toterklärung und 2. die Abwicklung aller Formalitäten nach dem Tod des zweiten Halbbruders geklärt werden konnte.

Der Vater meines Mannes ebenso wie der überlebende Halbbruder haben sich immer geweigert, A. für tot erklären zu lassen - keiner macht sich Gedanken über das, was die letzten Hinterbliebenen für einen Papierkram und für eine Zeit investieren müssen, um diese Bücher endlich für immer zu schließen.


Auf die Gefahr hin, jetzt als egoistisch und pietätlos verschrien zu werden - für uns war es eine große Belastung, da wir auch nicht an dem alten Wohnort einer der Beteiligten wohnen und alles und jedes aus der Ferne erledigt werden musste. Ich glaube, über diese Nachwirkungen hatte einfach iemand in der Familie nachgedacht.
Nach all den Erfahrungen hat sich meine Mum aus ihrem Geburtsort eine Geburtsurkundenabschrift besorgt, damit sie die schon in ihren Unterlagen hat - ohne Geburts- keine Sterbeurkunde!

Keiner beschäftigt sich zu Lebzeiten gern mit seinem Tod, aber auch heute noch spielt da der Krieg und seine Wirren eine Rolle. Die Bundesversicherungsanstalt erinnert z.B. regelmäßig daran, dass Aufbewahrungsfristen ablaufen und Rentenansprüche geklärt werden müssen. Ich bin auch bisschen schlampig im sowas, aber man sollte das wahrnehmen, solange Möglichkeit besteht.
by Birgit W. @31.08.2007, 00:00

irgendwo habe ich hier ungefähr gelesen: ich bin erst lang nach dem 2. weltkrieg geboren - mich interessiert diese thema nicht. warum müssen wir überhaupt darüber reden?

ich bin auch erst 1951 auf die welt gekommen. die gnade der späten geburt. heisst es nicht so?

gelernt aber habe ich, ob man ein nachkriegsmensch ist oder nicht, im ausland wird der deutsche immer noch häufig als der böse nazi betrachtet, vor allem von älteren menschen. fragen werden gestellt und man wird in gespräche verwickelt. und da kann man dann kaum kommen und sagen, dass dieses thema uninteressant ist.
by sabine @30.08.2007, 23:26

P.S. mein mann kam 1922 als erster von zwillingsbuben auf die welt. sein bruder
wurde, 18jährig, wohl gleich nach dem abitur, eingezogen. er starb in einem front-
lazarett in rußlang. dessen tod hat mein mann zeit seines lebens nicht verwunden.
er selbst wurde auch noch eingezogen + an der russischen front eingesetzt.
alleine hinter die feindlichen linien versprengt konnte er sich doch auf die deutsche seite durchschlagen. bis auf 30 kg abgemagert ins lazarett. nch während des ktieges wegen augenerkrankung entlassen + zum weiteren studium freigestellt. in seinen letzten lebensjahren - teilweise mit auf grund der augenerkrankung - war er vollblinden gleichgestellt. lupa
by lupa @30.08.2007, 22:25

erinnerungen an die kriegs- & nachkriegszeit? die elterliche wohnung lag in der innenstadt, mittig zwischen zwei rüstungsbetrieben. mit kriegsbeginn stricktes verdunkelungs-gebot mit strafen bei versehentlicher nichtbeachtung. probe-alarme,tagsüber auch in der schule. beim 1. richtigen alarm, nachts, alle hausbewohner im keller, angstvoll. ich dachte, gleich müsse die erste bombe, die abgeworfen wurde, sofort unser haus treffen!...(ängste, die sich später etliche zeit bei gewittern fortsetzten.) irgendwann sauste eine bombe neben dem haus nieder , machte die wohnung für monate unbewohnbar. meine mutter bekam einen schweren nervenzusammenbruch. sie wurde (freundlicher weise mit uns) vom Roten Kreuz zu entfernten bekannten transportiert. fahrschüler-dasein im krieg.
spätere alarme in größerem bunker mit vielen verängstigten menschen. mein vater,
verwundet im 1.weltkrieg, mit(gräßlichen) nahkampf-erfahrungen mit französischen
schwarz-afrikanern im schützengraben, blieb eigentlich immer sehr gelassen.
im november 1944 noch zum arbeitsdienst eingezogen. auf dem fußweg vom weit entfernten bahnhof im ("platten") münsterland erste tief-flieger-erfahrung. vor ostern 1945 mit allen "maiden" (so hießen die mädchen im arbeitsdienst) "geflohen worden" bis schleswig-holstein. mit bomben-nacht bei lüneburg. kriegsende. wochen später abenteuerliche rück-"reise" nach hause.
versuche, die spärliche verpflegung etwas aufzubessern: 2stündige radfahrt (oft noch mit platten-reparatur zwischendurch) in ein dorf zu bauernhöfen.ergebnis: einge kartoffeln + weißkohl. einmal hätte ich danach schlimm geheult + meiner mutter vorgeworfen, sie hätte uns nicht zum betteln erzogen! meine älteste schwester von russischen soldaten in wien vergewaltigt mit bösen folgen...von ihr hatten wir VIELE monate lang nicht gewußt, ob bzw. wo sie lebte, bis sie eines tages vor der tür stand....
klar, gäbe es noch viel zu berichten. aber moonsilver hat recht: wichtiger ist es alle energien darauf zu richten, daßdie menschheit endlich einsieht, daß es in jedem modernen krieg IMMER NUR VERLIERER gibt + daß wir uns dagegen wehren, daß die politik mehrheitlich von der großindustrie ( rüstung, pharma +
andere) bestimmt wird! und elisabetta hat recht,wenn sie sagt, daß wir (christen?)
viel mehr für den (welt-)frieden beten müssen!
ich grüße alle, die mit schweren erinnerungen belastet sind, wünsche ihnen diese
bald überwinden zu können + uns allen samt unseren kindern, enkeln + weiteren nachkommen,daß wir + sie alle NIE,NIE wieder einen krieg erleben + erleiden müssen! lupa

by lupa @30.08.2007, 22:08

Zum Glück habe ich das Elend nicht erlebt. Aber die Familien meiner Eltern waren schon sehr betroffen. Meine Mutter (geboren 1939) hat uns häufig von ihren Erlebnissen erzählt. Sie ist in einer Stadt aufgewachsen, in deren Nähe die Abschussrampe der V2-Rakete war. Ich kann mich erinnern, dass ich es als Kind spannend fand, wenn sie erzählte, dass der Luftzug der abeschossenen Rakete die Wäsche von der Leine riss. Heute finde ich das nur furchtbar. Oder dass sie und ihre Cousins und ihr Opa sich zwischen Obstbäumen versteckten, als plötzlich Fliegeralarm kam. Wie mutig sich ihre Oma für einen Kriegsgefangenen einsetzte, der der Familie für die Feldarbeit (?) zugeteilt worden war,damit er mit der Familie am Tisch in der Küche mitessen konnte. Oder wie ein Bombeneinschlag den Friedhof verwüstete, auf dem kurz zuvor eine Tante begraben worden war und wie wütend meine Mutter damals war, weil sie keinen Platz mehr für die Blumen hatte. Die Angst und später Erleichterung als die Amerikaner einmarschierten und einer dabei war, der die Familie kannte (ein rechtzeitig geflohener Jude).

Meine Mutter hat sehr darunter gelitten, dass mein Großvater so lange fort war. Er war beim Afrikafeldzug und kam in Gefangenschaft. Er hat Malaria bekommen und bis zuletzt immer wieder Krankheitsschübe bekommen. Während der Gefangenschaft hat er sich nie rasiert und den Bart erst abgenommen als er wieder bei seiner Familie war. Aus der Zeit rührt auch eine lange Freundschaft mit einem Winzer von der Mosel, der noch relativ jung war und den mein Großvater unter seine Fittiche genommen hatte. Er selbst hat nie vom Krieg erzählt.

Ich bin froh, dass ich diesen Großvater hatte, wenn's auch nur neun Jahre waren. Schlimmer ist für mich und meine Familie das Schicksal des anderen Großvaters. Er ist in Russland vermisst. Ich finde es schlimm, so gar nichts von ihm zu wissen, was ihm zugestoßen ist und ob bzw. wie er umgekommen ist. Ich kann mich gut daran erinnern - obwohl ich damals noch klein war - wie wir vor dem Radio saßen als Namen von aus russischer Gefangenschaft Entlassener verlesen wurden. Er war leider nicht dabei. Es ist mir immer wieder unheimlich, wie man einen Menschen vermissen kann, den man nie kennengelernt hat. Für meinen Vater ist es aber am schlimmsten, weil er ihn mit drei Jahren zum letzten Mal gesehen hat - er spricht auch nicht darüber.

Kürzlich habe ich im Haus der Geschichte in Bonn eine Ausstellung besucht, die die Fluchtziele der deutschen Juden zum Thema hat. Da stand ich mit Tränen in den Augen über so viel Elend.

Ich frage mich immer wieder, warum die Menschen aus solchen Gräueln nichts lernen.
by Herkimer @30.08.2007, 21:38

Meine Eltern stammen aus dem Sudetenlancd. Meine Mutter haft mir oft erzählt, wie es war, als sie ausgesiedelt wurden. Innerhalb weniger Stunden mussten sie alles was sie hatten, das Haus , die Heimat verlassen. Nur 20 kg gepäck durften sie mitnehmen und das wurde ihnen dann teilweise auch noch abgenommen. Aber das schlimmste sei gewesen, dass sie die kranke oma zurücklassen mussten. Sie käme mit einem Krankentransport nach, der nie gefahren ist. Von Bekannten hat sie dann erfahren, dass ihre Oma in einem Lager einsam gestorben ist.
Meine Eltern waren damals verlobt. Mein Vater war im Krieg und wusste nichts davon. Er war damals in Frankreich in der Bretagne stationiert und dort gab es die Möglichkeit zur "Ferntrauung". Mein Vater wollte nicht, dass meine Mutter unversorgt gewesen wäre , falls ihm was passieren würde. Deshalb wollte auch er sich ferntrauen lassen und hat meine Mutter durch einen Brief
vom geplanten Datum unterrichtet. Dieser Brief hat meine Mutter nie erreicht. So war mein Vater verheiratet und meine Mutter wusste nichts davon. Er kam dann gleich in englische Gefangenschaft und sie wussten 3 Jahre nicht voneinander. Erst durch den Suchdienst vom roten Kreuz haben sie sich wiedergefunden.Die ganze Familie war auseinandergerissen.
Meine Eltern haben uns viel aus dieser Zeit erzählt aber diese Erlebnisse waren wohl die einschneidensten.Es ist wichtig , dass diese Dinge nicht vergessen werden.
Was für ein Glück hat meine Generation,gehabt bin 1950 geboren , in Frieden aufwachsen zu dürfen.
by Christa @30.08.2007, 20:47

Ich kenne den Krieg gottseidank auch nur aus Erzählungen meiner Großeltern und Eltern. Meine beiden Eltern wurden 1941 geboren und haben somit noch ein bisschen was davon mitbekommen.

Mein Opa mütterlicherseits wurde in Rußland erschossen. Ich kenne ihn nur aus den Erzählungen meiner Großmutter und ich hätte ihn sehr gerne persönlich kennengelernt.

Mein Opa väterlicherseits war in einem gräflichen Gut angestellt und durfte deshalb zu Hause bleiben. Er hat kurz vor Kriegsende aus Angst dem Druck der "Partei" nachgegeben und die Uniform angezogen und wurde dann am Kriegsende von den Amerikanern zusammengeschlagen und inhaftiert. Er erlitt dabei einen Kieferbruch der ohne ärztliche Hilfe verheilen musste. Nach einem halben Jahr wurde er zu einer hohen Geldstrafe verurteilt und entlassen. Er durfte zu seiner Frau und den drei Kindern heimkehren. Es blieben ihm für den Rest seines Lebens starke Schmerzen. Ich kenne meinen Opa nur als einen sehr ruhigen und oft vor Kopf- oder Magenschmerzen in sich gekehrten Menschen, der gerne aber nur selten gelacht hat. Leider habe ich nicht sehr viel über seine Geschichte rausbekommen und es hat mich anfangs schon sehr schockiert, ihn auf einem Foto in der NS-Uniform zu sehen. Es hat mich traurig gemacht.

by Jutta aus Bayern @30.08.2007, 20:40

meine mama ist aus wiener neustadt, es war die meist zerbombteste stadt östereichs.

vor den russen (besatzung) und ihren teilweisen vergewaltigungen an jungen mädchen ist meine oma mit mutti (16 jahre damals) geflüchtet.
ihr haus war auch zerbombt.

so kamen sie ins salzburgerland, weil es unter amerikanischer besatzung stand.

mein papa kam nach 2 jahren sibirischer gefangenschaft auch hierher ins salzburgerland.
dass er in sibirien die kälte, den hunger, die lungenentzündung und andere krankheiten überlebte, war ein reines wunder.

hier im salzburgerland lernten sie sich kennen und waren fast 50 jahre verheiratet.
ich bin erst nach dem krieg geboren , 2 jahre vor dem zeitpunkt, als der österr. staatsvertrag geschlossen wurde.




by christine b @30.08.2007, 20:18

nach dem krieg, unter der besatzungsmacht der russen wurden meine eltern mit mir zu flüchtlingen und sie begannen ihr "neues" leben in ludwigsburg, baden-württemberg.
in dem ludwigsburger ortsteil wo ich aufwuchs ist nur die neckarbrücke 1945 gesprengt worden. ludwigsburg selber, gottseidank nicht die schlösser und natürlich stuttgart waren bedeuten stärker von bomben betroffen. in neckarweihingen gab es in lehm gehauene stollen, wohin sich die bevölkerung geflüchtet hatte.

für mich waren die erzählungen von der bombardierung pforzheims und heilbronns sehr beeindruckend. in heilbronn sollen die unterirdischen getreidelager noch jahre danach geschwelt haben.

mein vater hatte einen schulfreund, der als gefangener in großbritannien hängen blieb, dort geheiratet, familie hatte und vor ein paar jahren gestorben ist.

von meinen eltern und großvater habe ich viele kleine geschichten erfahren. es ist ja nicht der krieg allein, es ist der weg dorthin und die verarbeitung in all den jahren danach. für viele menschen ist es wichtig, dass sie darüber reden können und wenn es keine zeitzeugen gibt, werden kriegsereignisse verdrängt. mein nachbar mit über 70 sagte mir einmal, er habe angst in eine höhle zu gehn, weil er als kind in luftschutzbunker gehen musste.

bei kriegen geht es für die auslösenden personen um wirtschaftliche macht und nicht um menschen.
by arive @30.08.2007, 19:18

Ich bin 1937 geboren und habe somit den Krieg erlebt. Ich wohnte immer in einer Kleinstadt ca 50 km südlich von München, es waren immer Voralarme wenn München bombadiert wurde.Gerade in der Nacht erinnere ich mich noch mit einem flauen Gefühl in der Magengegend, die Sirene ging ,wir raus aus dem Bett in den Trainingsanzug geschüpft, den Notkoffer nehmen und ab in den Keller. Es war ein muffiger Kohlen- und Kartoffelkeller. Das konnte auch 2-3 mal in der Nacht sein. In der Schule hatten wir alle mögliche Übungen falls ein Angriff bei uns stattfinden sollte. Auch der Heimweg von der Schule wurde geübt, sofort hinlegen wenn die Flieger kommen speziell die Tiefflieger. 2 Wochen vor Kriegsende wurde unser Städtchen 2 mal bombadiert, vorallem der Bahnhof, da stand ein Lazarettzug mit vielen ungarischen Soldaten . Wir wohnten damals in unmittelbarer Nähe vom Bahnhof und so hat es uns auch erwischt, eine Eisenbahnschiene wurde auf das Dach geschleudert unsere Wohnung im 1. Stock war zerstört. Es gabe viele Toten ringsrum, auch 5 Spielkammeraden von mir sind gestorben. Meiner Mutter und mir ist nichts passiert, mein Vater war im Krieg.
Wir haben auch Fliegeralarm gespielt, Puppenwagen vollpacken und schnell unter den Tisch, Tischtuch runter ziehn das war unser Schutzbunker. Das waren damals unsere Spiele. Gehungert habe ich nicht. Meine Mutter war Näherin und sie ging auf dei " Stör " zu den Bauern in der Umgebung. Meist arbeitete sie da eine Woche, alles wurde geflickt und auch neue Kleider genäht, dafür bekam meine Mutter Naturalien und somit hatten wir immer was zum essen.
Ich habe die Zeit nicht als schlimm empfunden, das war eben so. Einzig die Sorge, dass dem Vater nichts passiert. Sonst erinnere ich mich an eine schöne Kindheit. Zum BDM wollte ich so gerne gehen, da war ich leider zu jung.
Es gäbe da noch viel Geschichten zum erzählen.

Es grüsst Elisabeth aus Bayern
So eine lange Zeit Frieden gab es ja noch nie in den letzten Jahrhunderten. Sind wir glücklich darüber und hoffen das noch so anhält.
by Elisabeth @30.08.2007, 18:58

Ich kenne den Krieg auch nur aus den Erzählungen meiner Uroma und meiner Großeltern. Ich bin in Dresden aufgewachsen, was ja im Krieg auch ziemlich zerstört wurde. Ich bin 1979 geboren und kann mich gut erinnern, dass wir im Kindergarten und in der Schule von Anfang an immer damit konfrontiert wurden. Und die Ruine der Frauenkirche stand ja jahrelang als Mahnmal, bis sie nun wiedereröffnet wurde. Für mich steht sie für all die schrecklichen Dinge, die dieser Krieg, nicht nur in Dresden bewirkt hat. Ich bin nach wie vor tief bewegt und erschhüttert, wenn ich durch Dresden gehe und all die vielen schönen Bauwerke betrachte und bewundere. Auch wenn man heute von der Zerstörung des Krieges nicht mehr viel sieht, für Dresden und seine Bewohner wird dieser Krieg immer lebendig bleiben und uns ins Bewusstsein rufen, wie sinnlos jegliche Art von Fremdenhass und Krieg sind.
Meine Urgroßeltern kamen aus Schlesien und wurden vertrieben. Das haben sie glaub ich nie wirklich verarbeitet. Und obwohl ich noch nie da war, fühl ich mich auch da ein Stück zu Hause und mit dem Riesengebirge verbunden...
by @30.08.2007, 18:55

Ich kenne den Krieg kaum aus den Erzählungen meiner Eltern, die beide sehr jung verstorben sind. Mein Vater war Soldat und hat nie über seine Erlebnisse gesprochen, ebenso wenig wie meine Mutter. Sie musste als 18jährige aus Schlesien mit ihrer Familie flüchten, und was da alles passiert ist, darüber sprach sie nie. Aber ich habe eine Tante, eine Schwägerin meiner Mutter und die hat mir einiges erzählt. Ich möchte das hier nicht schreiben, es gibt nichts Schönes.

Vor ein paar Jahren habe ich eine Schwester meiner Mutter in Australien besucht, die ich nie zuvor gesehen hatte, denn sie war 1951 zusammen mit ihrer Familie, auch unter keineswegs schönen Umständen, nach Perth ausgewandert und sie kam auch nie wieder zurück. Mein Eindruck war, dass weder meine Tante noch meine Mutter je ihre Kriegserlebnisse verwunden haben.
by @30.08.2007, 16:27

Meine Mutter ist schon in der Nachkriegszeit geboren und meine Grosseltern haben kaum ueber die Kriegszeit gesprochen (die anderen sind nicht aus D.). Ich weiss nur, dass meine Oma als Baeckerstochter viel zu tun, aber auch oft genug zu Essen hatte, dass sie immer auch etwas fuer die Armen hatten. Mein Grossvater muss bis Russland gekommen sein ... und hatte im Alter von der Sonne dort immer wieder Flecken auf der Haut (Hautkrebs?), die rausoperiert wurden. Aber erzaehlt hat er gar nichts ....
Meine Heimatstadt ist Heidelberg, was ja verschont wurde ... uns aber dafuer bis heute die Amis beschert. Angeblich sei man bei Bombenalarm nicht in die Keller, sondern auf's Dach, um dem Bombenhagel in Mannheim und Ludiwgshafen zuzuschauen. *Makber Maber*
by Laura @30.08.2007, 16:14

Als der Krieg zu Ende ging, war ich 18 Jahre alt. In meiner Erinnerung auch an die erste Nachkriegszeit lebt die Hilfsbereitschaft und das Gemeinschaftsgefühl sehr positiv und stark. Auch verstanden wir iuns n allem Elend Nischen zu schaffen. Kunst jeglicher Art hatte einen hohen Stellenwert.

Das ganze Elend aber, das wir damals mit großer Gelassenheit ertrugen, wurde weitgehend in`s Unterbewußtsein verdrängt.

Nur, wenn ich heute in den Medien etwas von Bombardements und Krieg höre oder lese, sind plötzlich viele Bilder wieder ganz präsent und ich bin der Verzweiflung nahe, dass die Menschen nichts von ihrer Grausamkeit verloren haben, dass sie immer noch so pervers sind, ihre Probleme mit Zerstörungen von Gütern, Kulturgütern und Menschen lösen wollen.
Ich frage mich, welche Geisteskrankheit sie erfaßt hat, sie, die die Krone der Schöpfung sein wollen, die Ihren Intellekt zu Höchstleistungen gebildet haben.
Warum wehrt sich nicht die gesamte Menschheit gegen Bomben und Tellerminen, die vorwiegend die Zivilbevölkerung treffen, oder gegen Krieg überhaupt. Was ist eigentlich der Sinn der "Genfer Konvention"?
by Irmgard @30.08.2007, 16:06

Krieg...da fällt mir noch eine Menge ein..aber auch positive Dinge...Ich bin Jahrgang 1936, das fünfte von 6 Kindern. Meine jüngste Schwester wurde 1939 geboren, Mutter wurde krank im Kindbett. Als der Krieg ausbrach mußte der Vater sofort an die Polenfront. Ohne unsere Großmutter, die beherzt die große Aufgabe übernahm, sich um die kranke Tochter und deren 6 Kinder zu kümmern, wären wir wohl sehr arm dran gewesen. Meine Mutter lebte zwar noch 16 Jahre, war aber fast immer bettlägerig. Das war besonders schlimm, als die ständigen Angriffe kamen (wir wohnten in einer kleinen Stadt 15 km. von Köln entfernt.) Die kranke Mutter immer in den Keller zu transportieren..später sogar in den nahegelegenen Bunker, war schon heftig. Gott sei Dank schickte man den Vater wieder heim Mitte 1940.
Ich erinnere mich dennoch, dass die Eltern es verstanden uns Kindern das Ganze als spannend hinzustellen und die Angst zu überspielen. Einmal kamen wir aus dem Bunker zurück und ALLE Fenster im Hause waren kaputt, durch den Luftdruck , den eine Bombe, die in der Nachbarschaft gefallen war, verursacht hatte. Zwei Räume, die durch eine große Doppeltür getrennt waren, wurden leer geräumt, die Fenster notdürftig zugehangen , auf den Boden 6 Matratzen gelegt, darauf schliefen wir 6 Kinder nebeneinander; die Oma und die Eltern schliefen auf Sofas.Ich fand das ungeheuer spannend, die ganze Familie zusammen.. wie in einer Höhle. Meinetwegen hätte das tagelang so weitergehen können..aber ziemlich schnell wurde alles wieder in Ordnung gebracht.
Weihnachten 1944, ein sehr kaltes und schneereiches Weihnachtsfest, verabredeten wir uns mit Freunden jeweils bis zum nächsten Fliegeralarm, wo wir uns dann wieder im Bunker treffen würden, um uns die kleinen Geschenke zu zeigen, die wir trotz Krieg bekommen hatten...
Im März 1945, kurz bevor die Amerikaner in unser kleines Städtchen einmarschierten, wurde mein Vater durch Tieffliegerbeschuss schwer verletzt. Und sein Leben wurde dann durch einen amerikanischen Militärarzt gerettet.. so spielt das Leben.
Ich könnte noch viel erzählen...... Am Ende des Krieges war ich 9 Jahre. Dass ich trotz Krieg und kranker Mutter eine gute und oft fröhliche Kindheit hatte, dafür kann ich nur dankbar sein.
Ich bete, dass unsern Kindern und Enkeln die eigene Kriegserfahrung erspart bleibt.
by Elisabetta @30.08.2007, 16:03

Vor etwa anderthalb Jahren, ging es bei uns in Geschichte dadrum, und wir hatten als Referatthema Schutzkeller und Bunker. Ich bin deswegen zu meinen Großeltern, da mein Vater meinte, die hätten da was, gerade auch, weil es uns angenervt hatte, das man meist nur Informationen zu den großen Städten findet. Aber hier war so eine Art Chronik veröffentlicht worden, die sowieso angefertigt werden musste und die man dann auch käuflich angeboten hatte. Es ging mir eben zuerst nur darum, zu wissen, wo die Schieferstollen und Bierkeller damals lagen, aber habe natürlich auch so angefangen zu lesen und mich ziemlich festgelesen, zumal wenn 'nur' erzählt wurde (ich weiß natürlich nicht, wie es gegenüber meinen Eltern war oder wie es jetzt wäre, wenn ich nun fragen würde), das eben die aus den Städten da waren oder Ereignisse, die erst nachdem hier der Krieg praktisch zuende war geschahen und aus heutiger Sicht lustig klangen. Ich fand es echt heftig, dass die Amerikaner unseren Ort mehrere Tage belagerten und unter welchen Umständen in dem größten Bergwerk die Menschen tagelang ausharren mussten. Ich hatte auch nie realisiert, dass der Ort tatsächlich zu über 75% zerstört worden war. Wenn man durch den Ort geht, sieht man all die alten Fachwerkhäuser, denkt sie ständen schon ewig, viele mit der Denkmalschutzplakete dran, aber wenn man dann genauer guckt, sieht man, wie oft an den Querbalken Dinge stehen, wie "Der Krieg zerstörte das alte Haus, Gott beschütze das neue Haus"

Ehrlich gesagt, irgendwie ist der Krieg für mich und wohl auch viele andere meines Alters recht weit weg (bin 17) und klar es klingt alles schrecklich, wenn man es hört, wenn man es in Dokumentationen sieht, aber dann geht es in den Geschichtsbüchern und meist auch in den Filmen oft nur um die goßen Städte, ums Ruhrgebiet, Hamburg, Dresden, Berlin...
Und ja es interessiert mich, es interessiert mich auch die Zeit danach, nicht nur hier, sondern überall auf der Welt, niemand erklärt einem, warum es diese Konflikte in Tschechenien gibt, was da zwischen Pakistan und Indien los ist, warum dieses, warum jenes, es scheint irgendwie nicht wichtig zu sein. Wir haben Ende der zehnten Klasse mit dem zweiten Weltkrieg abgeschlossen, der kalte Krieg musste in zwei Stunden erzählen seitens des Lehrers gequetscht werden... Und was kam in der Elf? Französische Revolution bis hin zum Wiener Kongress. Für die Zwölf steht jetzt das lange Neunzehnte Jahrhundert an. Ich kann ja nachvollziehen, dass das alles sehr wichtig ist, um das heutige Bild Europas zu verstehen, aber das hatten wir doch schon alles in der Unterstufe. Irgendwie hat man bis zur dreizehn (da kommt dann das kurze zwanzigste Jahrhundert) im Geschichtsunterricht das Gefühl, die Geschichte endet mit dem zweiten Weltkrieg und dann kam ein Schnitt gefolgt von unserer Geburt. 45 Jahre sind vielleicht im Vergleich zum Rest nicht viel, aber es ist doch schon einiges passiert in der Zeit... und ich bin vom Thema abgekommen, tut mir leid.
by Mary @30.08.2007, 15:43

Also ich selbst bin 1975 geboren und habe Gott sei Dank nichts davon mitgekriegt. Aber meine Grossmutter (geb. 1925) lebte damals in Italien (Mailand) und erzählt(e) ab und zu davon, dass sie z.B. abends kein Licht brennen lassen durften, oder sie im Keller schlafen mussten. Dass sie Zuckerwürfel hatten welche sie zwischen die Zähne klemmte wärend sie Kaffe trank, um nicht den ganzen Zuckerwürfel zu brauchen und ihn so beim nächsten Kaffee "wieder verwenden" konnte.... Durch ihren Vater, welcher Schweizer war, konnte sie dann aber in die Schweiz "flüchten".

Ich fand und finde es immer spannend, wenn sie davon erzählt. Ich stelle mir die vielen armen Menschen vor, die diese Zeit durchmachen mussten... die vielen, die dabei starben... und bin froh, dass in unserer Familie niemand zu schaden kam.

Ich finde es schon gut, wenn man ab und zu davon redet und/oder den Kindern davon erzählt - man weiss heute gar nicht was man hat!!!

Krieg ist schrecklich, aber es gibt auch heute noch viele, die einfach Ihre Macht durchsetzen wollen, den anderen beherrschen wollen. Ich finde das auch "doof" mit Europa... Europa ist dann stärker als die USA..... wieso muss immer einer stärker als der andere sein? Wieso nicht einfach leben und leben lassen?

Aber es war schon immer so - und wird wohl auch so bleiben....

Grüessli
Geneviève
by @30.08.2007, 14:54

Ich bin Jahrgang Ende 1939.
Am 1. Sept. 1939 begann das ganze Unglück ja bereits.
Meine Mutter war hochschwanger mit mir und hat schreckliche Angst bekommen, was folgen würde. Wenn sie das geahnt hätte, wäre ich nie auf die Welt gekommen, das hat sie mir oft erzählt, denn ich war ein ausgesprochenes Wunschkind.
Was 1945 dann folgte war wirklich furchtbar, darüber will ich lieber nicht berichten. Man ist dem "Feind" ausgeliefert und vogelfrei.
Sie können mit einem machen was sie wollen, obwohl es von einigen
- Menschen ? - dann noch besonders ausgenutzt wird, andere Menschen kaputt zu machen.
Es gab auch ab und zu andere, die selbst vorher Schlimmes durchgemacht hatten und trotzdem den Krieg verurteilten, obwohl sie der sogenannte "Feind" waren.
Dass man heute noch unter den Folgen des 2. Weltkrieges leiden kann, das
kann heute niemand mehr verstehen. Wie auch ?
Nur Betroffene wissen aus eigener Erfahrung, was alles passiert ist.
Es ist lange vorbei und wenn man es überlebt hat, dann ist man froh und schätzt das Leben besonders hoch ein und die Freiheit, die wir in der heutigen Zeit genießen.
Man vergißt nie ganz, aber man denkt auch nicht mehr so oft daran und das ist auch gut so.
Etwas aber ist geblieben, das ist die Angst.....!
Nie wieder Krieg !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


by Marianne @30.08.2007, 14:36

Viel kann ich hier auch nicht betragen, denn ich bin erst 1953 geboren und habe dadurch Gott lob den Krieg nicht miterlebt.
In meiner Familie wurde auch nicht viel darüber gesprochen und heute kann ich keinen mehr fragen, da meine Eltern nicht mehr leben.
Kleine Erinnerungsfetzen sind noch vorhanden, was ich mal so gehört habe.

In unserem Dorf ist ein Viadukt, das wurde im Krieg zerstört und da diese nicht so weit von unserem Hause entfernt war, fanden mein Vater und ich nach Jahren beim Umgraben des Gartens noch Granatsplitter.

Auch meine ich noch in Erinnerung zu haben, das mein Vater mal irgendetwas davon erwähnte, das er als junger Mann in Gefangenschaft kam, jedoch noch vor der russischen oder polnischen Grenze flüchten konnte und so mit dem Gefangenenlager entkam.

Krieg ist immer furchtbar und ich wünsche uns und allen, viel mehr Frieden auf unserer Erde.
by menzeline @30.08.2007, 13:23

Ich bin Jahrgang 1962. Sehr weit vom eigentlichen Krieg entfernt. Das erste was mir spontan zum 2. Weltkrieg einfällt ist ein Kinderlied was sicher viele kennen und mir meine Mutter als ich klein war vorgesungen hat.
"Schlaf Kindchen, schlaf... Als Kind habe ich diese Lied geliebt. Erst viel später habe ich realisiert, was gemeint war: "Pommerland ist abgebrannt".
Meine Mutter ist 5jährig mit ihrer Familie, ausschließlich Frauen und Kinder, aus Königsberg geflüchtet. Nur meine Oma und ihre drei Mädchen und eine Kousine meines Opas haben es bis in den Westen geschafft. Mein Opa war an der Front, ich weiß bis heute nicht welche gemeint war, was mit den anderen Männern der Familie passierte. Fragen haben meine Brüder und ich erst gar nicht gestellt, es wurde auch ohne Worte sehr deutlich das es keine Antworten geben würde. Mein Schwiegervater ist als 17 Jähriger von einem Fliegerhorst in der Nähe Königbergs geflüchtet. Ich habe mich oft gefragt, warum die Menschen von dort erst "gegangen" sind als die Russen schon da waren. Sie durften ja nicht... Ostpreußen musste unter allen Umständen gehalten werden... ich war entsetzt als ich die Zusammenhänge durch Erzählungen meines Schwiegervaters, Bücher und auch durch Fernsehberichte verstand. Mein Schwiegervater hatte Glück, er kam in Englische Gefangenschaft und blieb später in der Stadt in der er im "Lager" war. Auch er erzählte das die Engländer nett und freundlich waren, Decken einen kleinen Ofen und etwas Feuerholz oder manchmal auch etwas Kohle abfiel. Meine Schwiegermutter musste aus Danzig fliehen, sie hat vor erst 2 - 3 Jahren mit weit über Siebzig von ihren Erfahrungen als junges Mädchen den Russen in die Hände zu fallen erzählt. Von sich aus... einfach so... aus einem inneren Bedürfniss heraus. Ich will gar nicht berichten wie Vergewaltigungen aussehen können!! Ihre Mutter starb Anfang des Krieges an einer Krankheit, der Vater war als Lokführer beschäftigt und bei der Bahn unabkömmlich. So musste sie für drei jüngere Geschwister sorgen, sie versprach es ihrer Mutter auf dem Totenbett. Sie trägt heute noch sehr schwer dran nicht genug aufgepasst zu haben, nicht genug Disziplin gefordert und angewand zu haben...
An anderer Stelle stand zu lesen, warum hier über den 2. Weltkrieg geschrieben wird. Ich finde der erste war schon schlimm genug, hat in vielen, vielen Familien großes Leid gebracht. Der zweite hat noch mehr Kriegs- Leid hinterlassen. Wie sich das anfühlt kann ich nicht sagen, da ich doch ein Kind der sechziger bin. Aber wie sich "nach- nach- kriegs- leid" anfühlt, das kann ich fühlen und sagen. Es reicht bis in unsere heutige Zeit hinein, hat meine Familie berührt, schmerzlich. Als ich auf ein Buch von Sabine Bode "Die vergessene Generation, die Kriegskinder brechen ihr Schweigen" aufmerksam geworden bin, es gelesen hatte, konnte ich vieles was unsere Großeltern, Eltern taten und sagten, verstehen. Konnte und kann ich viel besser mit umgehen und weiß sie meinen ja nicht mich, haben sie doch selber so unglaublich viel zu tragen tief, tief in ihrem Inneren...
by Petra @30.08.2007, 12:09

Ich mag nicht so gerne über den Krieg reden. Ich bin jüdisch, mein Großvater und viele meiner Ahnen wurden von den Nazis ermordet. Großvater wurde schwer gefoltert an den Folgen er dann auch starb. Zum Glück war mein Vater da schon gezeugt. Er und meine geliebte Großmama wurden von deutschen Menschen - ich danke ihnen noch heute, es gab einige von ihnen - gerettet
sonst wäre ich gar nicht auf dieser Welt.
Es ist schwer für mich davon zu sprechen auch wenn es lange vorbei ist.
Jedoch ich finde über jene Menschen die sich insgeheim oder auch offen gegen die Nazis stellten, die menschlich blieben, sollte man öffter sprechen.
Wie es heute noch Personen (sie verdienen den Namen Mensch nicht) geben kann, die dieser Zeit nachtrauern und sie wieder herbeisehnen, kann ich nur den Kopf schütteln.
by Maria @30.08.2007, 10:45

..ich bin auch ein Nachkriegskind, vor dem kältesten Winter 1946 geboren....wenig zu essen, kein Heizmaterial, ungewisse Zukunft.....die Familie hatte knapp all das Elend eines Krieges überstanden - ich möchte auch nichts erzählen...aber ich höre meiner Mutter und früher meiner Oma aufmerksam zu....

Ich meine nur, die übersättigten Kinder der heutigen Zeit sollten mal einiges hören...und endlich zufriedener sein mit dem, was sie haben!!

wir haben seit 60 Jahren keinen Krieg - und sollten dankbar sein dafür......
ein nachdenklicher Gruß....:-) von Janna
by Janna @30.08.2007, 10:36

Mein Vater wurde noch gerade rechtzeitig von seinem Bruder aus dem Zug geholt, als er 15jährig Ende April ´45 an die Front geschickt werden sollte - unfreiwillig. Zum Glück gab es keine Konsequenzen dafür, dass er desertiert ist, noch bevor er zum kämpfen kam.
Aber Großvater Wilhelm kämpfte in Russland und hat Stalingrad überlebt. Er ist mit Kameraden durch halb Europa geflüchtet und wurde 100 km von zu Hause (Südösterreich) von den Engländern gefangen genommen und viele Monate eingesperrt.
Meine Großmutter Elisabeth war mit zwei Kindern alleine zu Hause und konnte sich so recht und schlecht durchbringen (wir hatten eine Minilandwirtschaft), es wurde erst besser, als sie für die englischen Besatzungssoldaten waschen und bügeln konnte und musste. Sie bekam immer wieder mal Kaffee und Zucker zugesteckt und für die Kinder gab es Schokolade, Orangen und Bananen - damals ein unvorstellbarer Luxus.
Großvater sagte auf meine Fragen nach dem Krieg immer nur: Mein Mädl, es sind so viele Dinge passiert, die man mit dem menschlichen Verstand nicht mehr erklären kann. Es ist alles nicht mehr wichtig - es ist vorbei und ich lebe noch. Du wirst noch früh genug erwachsen werden (Großvater ist gestorben. als ich 10 Jahre alt war).
Aber beide Großeltern haben nichts Schlechtes über die englischen Besatzungssoldaten gesagt, sie wurden unter diesen besonderen Umständen immer fair und gerecht behandelt. Einige waren sogar sehr nett - das hat Großmutter immer gesagt.
Ich habe mich dann in der Schulzeit mit dem 2.Weltkrieg beschäftigt, was aber sehr schwierig war, weil alle Geschichtsbücher 1918 nach Beendigung des ersten Weltkrieges endeten und den 2. WK gerade mal erwähnten. Und die Geschichtelehrer konnte man nichts fragen, die wußten nicht mehr, als im Buch stand. Dieses Thema war tabu...
Ich bin so froh, keinen Krieg erlebt haben zu müssen (geb.1959) und wünsche mir, dass es auch so bleibt. Und bei jedem Bericht über Kriegsgräuel denke ich an meinen Großvater - er hat ja so Recht gehabt - Ich bin erwachsen geworden.
by Margit @30.08.2007, 09:45

Ich möchte es eigentlich wie moonsilver halten ... nicht vom Krieg berichten. Ich verabscheue es, wenn Menschen anderen Menschen Gewalt antun. Bin selbst nach dem Krieg in Dresden geboren, aber meine Mutter hat schlimmes erzählt und meine Schwiegermutter ist mit 2 Kindern geflüchtet ... nein, ich mag nicht.
by Bildermäusel @30.08.2007, 09:43

Ich bin Jhrgang 1950, also doch schon mit einem guten Abstand zum Krieg geboren. Trotzdem kann ich mich noch gut an das Jahr 1955 erinnern, als die Besatzung unseres Landes aufgehoben wurde. Und auch in den ersten Grundschuljahren wurde diese Tatsache mit einem jährlichen "Tag der Fahne" gefeiert und uns Kindern war schon sehr bewußt, dass es nicht selbstverständlich ist, in einem freien Land zu leben. Daher kommt auch mein bis heute andauernder Patriotismus und ich kann die jungen Leute nicht verstehen, die nur an allem und jedem in unserem Land herumkritisieren.
Mein Vater wurde mit 17 Jahren einberufen und in den Kaukasus geschickt, hatte aber Mordsglück, da er gleich anfangs einen Unterschenkeldurchschuß erlitt und ins Lazarett nach Colmar kam.
Das Elternhaus meiner Mutter wurde ein Bombenvolltreffer, gottseidank war niemand zuhause. Meine ELtern haben uns KInder sehr viel aus dem Krieg erzählt, aber ein Thema wurde vermieden oder abgewürgt: die Shoa. Da "hat man nichts gewußt".
by Hella @30.08.2007, 09:38

Mein Vater war Herzkrank und wurde deshalb im Krieg nicht eingezogen. Er meldete sich freiwillig als Zivielfahrer. Auf unsere Heimatstadt fielen nur zwei falsch ausgelöste Bomben, die eigentlich für Dresden bestimmt waren. Den Feuerschein des brennenden Dresden sah man bis in unsere ca. 50 km entfernte Stadt. Trotzdem mußten meine Eltern mit ihren zwei Kindern zuletzt fast jede Nacht in den Keller, wegen Bombenalarm.
Mein Vater besorgte meiner Mutter ein Pistole für die Zeit. wo die Russen einrückten, um notfalls mit sich und den zwei Kindern Schluß machen zu können. Glücklicherweise wurde das nicht nötig. Ein Cousin mit hochschwangerer Frau machte bei uns Station bei seiner Flucht aus Dresden, wo er völlig ausgebombt war. Ich wurde dann erst 1948 geboren, in der Zeit des größten Hungers. 1951 starb mein Vater an seinem Herzleiden.

LG Hannelore

by Hannelore @30.08.2007, 09:38

Warum reden/schreiben wir über einen Krieg der über 60 Jahre aus ist? Ich bin 1968 geboren. Ich hatte und habe nichts damit zu schaffen. Warum redet niemand über den 1. Weltkrieg? Hattet ihr da Verwandte? Gibt es da noch Geschichten?
Tut mir Leid ich kann das nicht verstehen.
by Birgit (Hildesheimer) @30.08.2007, 09:36

Auch ich bin ein Nachkriegskind. In meiner Familie wurde eigentlich kaum über den Krieg gesprochen. Ich hatte immer den Eindruck, dass man einfach das alte abhaken wollte und in der neuen Zeit leben. Als ich dann geheiratet habe und im Haus meiner Schwiegereltern lebte, erfuhr ich plötzlich sehr viel über die Kriegszeit. Meine Schwiegermutter war eine sehr gute Erzählerin und man konnte ich stundenlang zuhören.
Sehr beeindruckt hat mich, dass sie 6 ! Jahre nichts von ihrem Mann gehört und gelesen hat, der in russische Kriegsgefangenschaft geraten war. Unvorstellbar, so im Ungewissen zu leben. Der Schwiegervater kam erst im Januar 1950 wieder heim.
Wenn heute ein Paar getrennt unterwegs ist, dann gibt es Telefonanrufe und sms. Man wird ja schon unruhig, wenn man mal einen Tag nichts voneinander hört. Mein Schwiegervater hat Tagebuch geschrieben in der Gefangenschaft. Das ist ein sehr bewegendes Dokument, das eigentlich für die Nachwelt veröffentlicht werden müsste.
Ich wünsche allen einen schönen Tag und Frieden!
by Erika @30.08.2007, 09:03

Ich bin mitten im Krieg geboren in Duesseldorf - 1941 - und obwohl ich noch ziemlich klein war, kann ich mich noch an einige Episoden erinnern: Z.B. dass die ganze Familie im Keller schlief in Hochbetten und mein Kinderbettchen stand in der Mitte. Eines Abends, nach der Entwarnung, sind wir alle hoch in den Vorgarten und da brannte der Kirchturm lichterloh und gegenueber noch ein Dachstuhl. Zum Glueck wohnten wir am Stadtrand, denn die Innenstadt von Duesseldorf ist fast ganz zerstoert worden. Auch kann ich mich noch genau an den Tag erinnern, morgens frueh, meine Oma, bei der ich aufgewachsen bin, denn meine Mutti ist 1942 an TBC gestorben, war Brot kaufen (auf Marken). Man musste sich da lange anstellen. Ich wurde vom Fliegeralarm wach, ging hinunter ins Wohnzimmer und hatte grosse Angst, den um mich her wackelte alles nur so. Eine Nachbarin sah mich am Fenster stehen und heulen und holte mich schnell zu ihn hinueber. Und dann der Tag, als alle Bruecken gesprengt wurden. Wir mussten alle Fenster oeffnen und man sagte uns auf, den Mund zu oeffnen, weil dann das Trommelfell geschuetzt wuerde. Gehamstert haben wir auch, als es kaum noch was zu essen gab. Da fuhr man mit allerhand unnoetigen Sachen aufs Land und bekam dafuer Butter und Eier. Wir haben sehr viel Glueck gehabt. Unser Haus blieb verschont. Alle meine Onkel waren im Krieg, kamen aber einer nach dem anderen wieder zurueck. Mein Vater, der eine Behinderung am Fuss hat, wurde nicht eingezogen.
Mein Grossvater erzaehlte mir oft vom ersten Weltkrieg. Da war er Koch bei der Armee. Von ihm habe ich sogar noch tolle Fotos. Ausser meiner Mutter habe ich niemand im Krieg verloren, aber meine beste Freundin hat ihren Vater, der jahrelang fuer vermisst galt, nie mehr wiedergesehen.
Die Stadt Duesseldorf war noch jahrelang ein Truemmerhaufen, aber dann kam das Wirtschaftswunder und alles wurde wieder aufgebaut. Heute ist sie eine der schoensten Staedte der Welt (fuer mich jedenfalls) und ich fahre mindestens alle zwei Jahre mal hin.

Herzliche Gruesse von Lieselotte
by Lieselotte @30.08.2007, 09:03

Meine Geburtsstadt Görlitz ist von Bombenangriffen verschont geblieben, wurde dann bei Kriegsende kampflos übergeben - ein unbeschreibliches Glück für die historische Altstadt und die riesigen Gründerzeitviertel.
Selbst erlebt habe ich das nicht, bin 9 Jahre danach geboren worden.
Die Familie meines Vaters musste alles Hab und Gut aufgeben, ist wie so viele aus Schlesien geflohen. Mein Vater selbst war da bereits in polnische Kriegsgefangenschaft geraten, bis 1949.
Meine Mutter hat oft von dem Hunger erzählt, den sie gelitten haben und von den tagelangen Märschen auf die umliegenden Dörfer, zum "Hamstern" und "Stoppeln".

Es ist schon ein wichtig, dieses Leid nicht zu vergessen und zu mahnen.
Ein gutes Thema so kurz vor dem 1. September, dem Weltfriedenstag.
by Elouise @30.08.2007, 08:58

Oh nein nicht Krieg - wir sollten vielmehr an Frieden denken und wie wir unserer Erde (es gibt ja noch genug Kriege) schützen können. Man kann niemanden - der Krieg nicht kennt - begreiflich machen was Krieg ist.
Es ist das allerletzte was Menschen sich antun können. Und es braucht Jahrzehnte um es wieder gutzumachen.
by moonsilver @30.08.2007, 08:49

Meine Eltern waren selbst noch Kind, als Krieg war.

Mein Vater ist mit seiner Familie von Ostpreußen zu Fuß ausgewandert. Meine Mutter war am Wohnort geblieben.
Dem Großvater väterlicherseits ist durch einen großen Bombenangriff sein Lebenswerk zerstört worden. Das hat er nur ganz kurze Zeit überlebt.

Doch auch wenn die Familie meines Vaters viel mehr Schaden und Leid zu beklagen hatte als die von meiner Mutter, hörte ich nur von ihr die Schreckensgeschichten.

Leider kann dieses Thema nicht echt angesprochen werden und ich muß auch gestehen, daß ich es nicht mag, darüber zu reden.
Das liegt nicht an der Schrecklichkeit, sondern daran, daß ich immer mit einem versteckten Vorwurf behandelt wurde, daß ich das ja alles nicht erlebt habe... als ob ich was dafür könnte. Und ich kann es auch nicht rückgängig machen.

LG
susi
by susi @30.08.2007, 08:19

Die Erlebnisse vom Krieg aus Sicht meiner Eltern:

Mein Vater wurde im Krieg schwer verwundet, irgendwo in Russland an der Front.
Er hatte einen Hüftdurchschuss am linken Bein und war zeitlebens behindert.
Er hat eigentlich von sich aus sehr wenig vom Krieg erzählt, und wenn ich gefragt habe, reagierte er oft etwas agressiv, wollte nicht reden. Ich denke die Reaktion spricht für sich, waren sicher keine angenehmen Erinnerungen.

Meine Mutter hatte viele Brüder, von denen einer im Krieg vermisst wurde, d. h. erkam nicht mehr nach Hause und niemand weiß bis heute was geschehen ist.
Diesen Onkel habe ich also nie kennengelernt. Ein anderer Bruder ist geflüchtet, was ja unter hoher Strafe stand, und der hat sich dann daheim im Elternhaus meiner Mutter versteckt, oben auf dem Schrank im Schlafzimmer hat er die Tage verbracht. Nachts kam er dann wohl mal runter. Ich habe diesen Onkel gekannt, er war immer psychisch gestört, als Kind wusste ich ja nicht was los war. Wenn er bei uns zu Besuch war, konnte ich sein "seltsames Verhalten" nicht einordnen, ich weiß nur noch, dass wir, wenn er bei uns übernachtet hat, alle Schlafzimmertüten nachts verschlossen haben.
Dieser Onkel hat sich später, da war ich auch noch Kind, (vielleicht so 10 Jahre alt) , erhängt.

Mein Vater hat Gott sei Dank sein Leben gemeistert, er war nicht verbittert, hat das Beste daraus gemacht!

Aber meine Mutter hat auch seelischen Schaden davon getragen.

Ich wünsche euch allen einen guten Tag:
Beate
by @30.08.2007, 08:12

Ich bin selbst Jahrgang 1958. Aber mein Vater war Soldat und als solcher auch in französischer Gefangenschaft. Er hat nie viel erzählt. Vom Krieg schon gar nicht. Ein wenig aus der Zeit in Gefangenschaft. Wie sehr er am Anfang hungern musste. Von der Arbeit im Bergwerk. Und von der guten Zeit, die er ganz zum Schluss bei einem Bauern hatte, wo er sich endlich jeden Tag satt essen durfte. Von der Heimkehr, als er das erste Mal wieder in der Kirche war und beim "Großer Gott wir loben dich" geweint hat. Von diesem Tag an erinnerte ihn dieses Kirchenlied immer wieder an seine glückliche Heimkehr.

Hier im Dorf hatten wir wohl nicht viele Schäden. Aber meine Mutter erzählte immer sehr plastisch von ihrer Angst, als sie in den Weinbergen war und auf das Nachbardorf wurde ein Angriff geflogen. Sie hatte furchtbare Angst entdeckt und erschossen zu werden.

Ich habe einen Onkel im Krieg verloren. Der älteste Bruder meiner Mutter galt lange Zeit als vermisst. Erst vor ein paar Jahren wurde uns mitgeteilt wo sein Grab ist. Und ich habe um einen Menschen getrauert, den ich nie kennen lernen durfte.

Danke für dieses Thema. Es ist so wichtig. Und leider sterben die Zeitzeugen so langsam aus. Meinen Vater kann ich ja auch schon nichts mehr fragen. Und für die nachfolgenden Generationen wäre es so wichtig, die Einzelerlebnisse zu erfahren.
Grüße von der MIttelmosel
by Stephanie @30.08.2007, 07:53

Meine Eltern haben beide als Kind den Krieg erlebt, sind beide in Essen ausgebomt und noch spät in sogenannte Kinderlandverschickungslager gekommen. Mein Vater ist bei einer Pflegefamilie in Tirol gelandet und meine Mutter über die Tschechei nach Österreich in eine Pflegefamile. Beide immer in der Angst, die Eltern vielleicht niemals wiederzusehen. Meine Mutter hat mir erzählt, daß sie sich in dieser Zeit jeden Abend in den Schlaf geweint hat.
by haliho @30.08.2007, 07:39

Bin erst 1951 geboren, und viele Geschichten hab ich auch nicht gehört, nur meine Schwester erzählte, dass sie als Kleinste, immer vorgeschickt wurde zum Betteln.. ;-( wir waren 10 Kinder und sehr arm.
Sie kann heute noch sehr schlecht um etwas bitten und annehmen.
by marga @30.08.2007, 07:17

Dessau wude am 7.März 1945 zu ca. 85 % zerbomt
und das sieht man leider noch heut im gesamtem "gemischten" Stadtkerngebiet...
mlG von Christin
by Christin @30.08.2007, 07:15

Bin erst nach dem Krieg geboren-
aus Erzählungen meiner Mutter weiß ich aber z.B. , daß sie während dieser Zeit von Berlin aus bis nach Sachsen mit einem Bollerwagen gelaufen ist in dem drei Kinder saßen !
Sie hat in Berlin bei Bombenalarm diese 3 Kinder schnell vom 3.Stock in den Keller bringen müssen und einmal ist das Stockwerk über uns abgebrannt.
Ich selbst habe ( Jahrgang 47) als Kind noch in Ruinen gespielt und erinnere mich
an Ruinen- in denen noch die Badewanne u.a. stand.
Meine Eltern haben Glück gehabt -gestorben sind trotzdem 2 Schwestern- durch Krankheit.
by wetterhexe @30.08.2007, 07:08

meine eltern wuchsen auf dem land im thüringer wald auf. während meine mutter in ausbildung zur lehrerin in eisenach war, fielen dort bomben. meine großmutter mütterlichseits ging zu fuss mit einem korb auf dem rücken aufs tiefste land und erwarb dort naturalien bei den bauern.
sie und ihre mutter btrieben während des krieges die bäckerei am ort und da wurde schon manches gestreckt.
der eine großvater kam zu fuss oder teilweise pferdegespann am kriegsende aus norwegen, der andere war in frankreich. mein vater war als junger mann noch eingezogen worden. er erlebte die gefangenschaft in slowenien/kroatien und ihm ging es dort besser als zuhause. er war ausbilder in einer mechanischen werkstatt, bekam zu essen, hatte kontakt zur bevölkerung, lernte die sprache und ging vor 30 jahren besuchsweise wieder runter die leute besuchen.

wirklich haben meine eltern und die familie den krieg harmlos im vergleich zu vielen anderen menschen der bevölkerung erlebt. nach dem krieg kamen die amerikaner als besatzungsmacht und da thüringen gegen berlin ausgetauscht wurde kamen anschließend die russen. meine eltern sind schließlich nach dem krieg flüchtlinge geworden.
by arive @30.08.2007, 06:36

am 16.4.45 wurde die stadt, in der ich aufgewachsen bin, durch alliierte luftangriffe zu 80% zerstört. 372000m³ schuttmasse fielen an.

574 Todesopfer waren direkt durch den Bombenangriff zu beklagen.



Davon sind in Kellern, in Wohnungen, auf der Straße bzw. in Parks ums Leben gekommen: 440 Personen
Selbstmord durch Vergiften: 8 Personen
Selbstmord durch Erhängen: 8 Personen
Selbstmord durch Erschießen:1 Person
aufgefundene Tote: 38 Personen
vermisste angezeigte Bürger: 36 Personen
im ... Kreiskrankenhaus Verstorbene: 41 Personen
durch die Besatzungsmacht Erschossene: 2 Personen
nach dem 16. April noch Verstorbene 210 Personen

126 ha zerstörte Stadtfläche, es brannte noch überall, 1433 zerstörte Häuser sind wieder aufzubauen, 4130 vernichtete oder beschädigte Wohnungen müssen instand gesetzt werden.

16 beschädigte öffentliche Gebäude, von den 24100 Einwohnern waren nach der Zerstörung 13544 Menschen obdachlos. Über Nacht passierte das Alles.

...statistik....im internet nachlesbar...
by phyllis @30.08.2007, 05:17

...die urgroßmutter hat ihren ersten mann verloren, weil er 46 auf eine mine mit dem pferdegespann gefahren ist, als er die kohlernte zum markt bringen wollte.....da, wo schon alles vorbei sein sollte....sie ist nach dritter ehe 2003 an darmkrebs gestorben und beschrieb ihr leben als hart, aber gut

>ohne weitere worte<

phyllis
by phyllis @30.08.2007, 04:53

die großeltern der "mutter" kommen aus der "Polakei" (so nannte es meine großmutter immer) und meine oma hat auch immer polnische sprüche in jedwede alltagshandlung eingeworfen...sie sind 45 geflohen und dann im las gelandet und haben "familien" ??? gegründet mit einem mann aus dem sudetendeutschland....der großvater väterlicherseits war in stalingrad und hat dort ein bein verloren, die protesen und beinwickelungen sind für mich immer noch riechbar.....
es gäbe noch viel dazu zu schreiben....
Ich ertrage es nicht.
noch nicht...
Ich möchte nie wieder einen Krieg auch nur in dritter generation erleben müssen!!!!!! Nie wieder.............
by phyllis @30.08.2007, 04:40

Meine Eltern waren Flüchtlinge. Mein Vater kam mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus dem Sudetenland. Viel aus der damaligen Zeit hat er nicht erzählt. Eigentlich gar nichts. Nur, dass sein Vater im Krieg erschossen wurde. Das hat er nur erzählt, weil wir Kinder nach unserem Opa gefragt haben.

Meine Mutter hat sich immer furchtbar aufgeregt, wenn wir Kinder Krieg gespielt haben. Dann hat sie uns erzählt, mit wieviel Angst sie immer im Keller saß, bis die Bomben wieder still waren. Auch sie ist mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern geflohen. Aus Rattibor in Schlesien. Seitdem war sie nicht mehr in ihrer Heimatstadt und sie weiß nicht, was aus ihrem Elternhaus geworden ist.

Meine Geschwister und ich haben nie unsere Eltern, Oma oder Tanten und Onkeln zum Krieg befragt und sie haben auch nie erzählt - außer meine Mutter. Aber sie hat auch nur erzählt, um uns zu mahnen und zur Abschreckung.

Ich denke, Kriegserlebnisse sind auch nichts, womit man prahlen möchte oder worüber man gern spricht. Die meisten wollten die schreckliche Zeit einfach nur vergessen und verdrängen. So habe ich den Eindruck.
by @30.08.2007, 00:46

Meine Eltern wohnten 1936 bis 1943 mit zwei Töchtern in Kassel. Meine Schwestern erinnern sich noch ein das Geheule der Sirenen. Beim Bombenangriff am 22.10.1943 wurde ihre Wohnung zerstört, sie wurden sprichwörtlich ausgebombt und zogen auf ein kleines Dorf in Nordhessen. Meine Mutter war mit mir schwanger. Es war eine ganz schwere Zeit. Doch sie hatten Glück, dass mein Vater nicht eingezogen wurde. Er arbeitete in einer Branntweinfirma (Reichsmonopol), sie lieferte Alkohol zur Wundpflege der Soldaten. So konnte er manchmal etwas für Lebensmittel eintauschen. Meine Mutter gab all ihre handgestickten Tischdecken an die Bauern für Speck und Eier her. Zu meiner Geburt im Februar 1944 musste meine Mutter nach Willingen/Waldeck gebracht werden. Es war so kalt, dass das kleine Baby auch nachts Handschuhe anziehen musste. Als sie mich nicht mehr stillen konnte, hat sie mich oft mit saurer Milch gefüttert. Es gab damals keine Kühlschränke, wir hatten nur eine Küche und ein Schlafzimmer. Das Wasser holte meine Mutter über den Hof hinweg im Stall. Ich weiß nicht, wie sie es schaffte, die Wäsche zu waschen. Alles gebrauchte Wasser musste sie über den Hof tragen und in die Straßenrinne schütten. Einmal ist sie im kalten Winter bei Glatteis mit ihrer Schüssel ausgerutscht und gestürzt. Es gab nur ein Plumsklo im Stall. Ich wundere mich immer wieder, dass wir trotzdem einigermaßen gesund groß wurden. Trotz allem hat uns die Fröhlichkeit nie verlassen. Einmal brachte mein Vater ein Stück Schokolade mit nach Hause. Er hat es mit einem Messer für uns drei Töchter in drei Teile geschnitten..... Wir waren sehr bescheiden und wussten jede Kleinigkeit zu schätzen. Ich liebte das Leben auf dem Lande und glaube, dass ich trotz allem eine glückliche Kindheit hatte. Wir haben am liebsten mit Sand und Wasser gespielt, wir nannten es "pempeln". Welch wunderschöne Kuchen habe ich in Pennekes (Deckel der Bierflaschen) als Kind für meine Puppe gebacken!
by Xenophora @30.08.2007, 00:45

Die Familie, die mein Vater vor unserer hatte, ist in den Bombennächten auf Hamburg umgekommen. Mein Vater erzählte, dass von seiner Wohnung nur noch eine Zimmerecke stand. Er sagte, er hat seine Küche an den Wandfliesen erkannt. Man hat ihm erzählt, dass seine kleine Tochter (3 Jahre alt) krank war, hohes Fieber hatte und nicht in den Keller wollte. Also ist die damalige Frau meines Vaters mit ihr und der Schwester (6 Jahre alt) oben in der Wohnung geblieben während der Angriffe...... Es gibt auf dem Ohlsdorfer Friedhof einen Bereich mit einer Gedenktafel, an dem die Opfer der Bombennächte begraben sind. In meinem Besitz befinden sich die Sterbeurkunden und ein Foto der beiden Mädchen, das mein Vater hatte.

In der Familie meiner Mutter ist in diesen Nächten nur eine Hauswand kaputt gegangen. Das kann man auch jetzt noch sehen, denn alle anderen Zimmerwände sind - wie soll ich es sagen - oben abgerundet. Nur diese eine nicht, denn mein Großvater hat die Wand alleine wieder hochgezogen und er konnte das mit dem Stuck nicht so arbeiten.

Grüßlis von Branwen
by Branwen @30.08.2007, 00:20

Nunja, selbst 1957 geboren kenne ich den Krieg nicht. Meine Mumwar aus Sachsen und im späteren DDR-Gebiet aufgewachsen. Sie ist 1956 dort weg. Ich habe meine Großeltern mütterlicherseits erst kennengelernt, da war ich etwa 8 Jahre alt - nur ein einziges Mal hatten sie die Gelegenheit, mich zu sehen und ich sie. Mein Großvater war beginnend dement - für mich ein merkwürdiger alter Mann. Ein wirkliches Großelterngefühl hatte ich ihnen gegenüber wohl nicht
by Birgit W. @30.08.2007, 00:20

...nein, den Krieg habe ich selbst nicht mehr erlebt. Gott sei Dank!

Mein einschneidenstes Erlebnis hatte ich 1997 oder 1998, als ich meinen ersten Kontakt mit Dresden hatte.
Dort war gerade eine Austellung im Hausmannsturm über die Bombardierung Dresdens.
Die Fotos und Berichte waren erschütternd. Am meisten hatten mich die "Papierschnippsel" berührt, auf denen Kinder verzweifelt nach ihrer Mutter suchten oder Mütter nach ihren Kindern.

Ich habe auf der Ausstellung Rotz und Wasser geheult und die Bilder haben mich bis heute nicht losgelassen!

LG
hermes
by hermes @30.08.2007, 00:13

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