Kommentare zu «kb20091109»

Ich hab lange überlegt, ob ich hier kommentiere. seit damals hab ich nie wirklich darüber reden wollen. Wurde ich gefragt, hab ich immer nur oberflächlich geantwortet.
Zwei Jahre vor der Maueröffnung hatten wir einen Ausreiseantrag gestellt. Unsere Kinder waren damals 11 und 9 jahre alt. Wir wollten dass unsere Kinder selbständig über ihr Leben entscheiden können und nicht als Marionetten in einem System, wo eigene Meinungen nicht gefragt sind, leben müssen. So entschieden wir uns für den Ausreiseantrag. Für meine Eltern war es der Schock. Fortan war ich das schwarze Schaf der Familie, es gab nur noch Vorwürfe. Mein Bruder, damals beim Grenzschutz stationiert "durfte " nicht mehr mit mir sprechen. Unsere Tochter wurde in der Schule von einigen Lehrern "gemobbt" (das Wort gab es damals natürlich nicht). Mach das mal einer 11-jährigen klar, warum die das tun. Ich hab mich total zerrissen gefühlt und war mir manchmal auch nicht mehr sicher, das Richtige zu tun.
Wir wurden auch von der Stasi verhört, bzw. sollten bekehrt werden zu einer Rücknahme des Antrags zum Wohle unserer Kinder, denn die würden ja im Drogensumpf untergehen.
Wir blieben dabei. Dann kam die Zeit der Demos und Grenzgänge in Tchechien und Ungarn und es lag förmlich in der Luft, dass irgendetwas demnächst passieren muss. Nur was, war keinem richtig klar.
Die zwei Jahre waren für mich eine schlimme Zeit.
So viel wie damals hab ich alle Jahre nicht heimlich in die Kissen geheult. Vor meinem Mann und den Kindern wollte ich ja stark sein.
Am 09. 11. hatte ich Besuch von meinen Kolleginnen zu unserem monatlichen Schnatterabend, so haben wir nichts mitbekommen von allem.
Irgendwann nachts kam mein Mann vom Fussballtraining und machte mich wach, um mir die Neuigkeit zu erzählen. Begriffen hab ich es erst am nächsten Tag und ich konnte mich anfangs auch nicht wirklich freuen. All das hätten wir nicht durchmachen müssen, denn plötzlich war es so einfach.
Jahre später hat sich mein Mann die Stasiakten zeigen lassen. Wenn ich daran denke, dass unser Wohnzimmer verwanzst war, wird mir jetzt noch schlecht. Alles was dort gesprochen und getan wurde, ist aufgezeichnet worden. Privatsphäre gleich null. Wer den Film "das Leben der anderen" kennt, weiss wovon ich spreche.
Mit meinen Eltern und Brüdern hab ich wieder ein gutes Verhältnis. Nur darüber reden will ich auch nach 20 Jahren nicht, noch nicht. Unsere Kinder sind zu selbständigen Menschen herangewachsen und meistern ihr Leben, was mich heute sehr glücklich macht.
Selbst jetzt, wo ich das hier aufschreibe, hab ich wieder einen Kloss im Hals und könnte auch gleich losheulen.
Ich hab nicht bereut, das damals getan zu haben.
by @10.11.2009, 23:32

Ja es war ein Wunder… Und Wunder sind so selten!

Und es war eines meiner glücklichsten Erlebnisse überhaupt!

Ich war dabei – mittenmang! Niemals werde ich das vergessen…..!

Wir sahen die Nachricht „live“ im Fernsehen….
Telefonate mit den engsten Angehörigen…mit teilweise versagender Stimme….Dann hörten wir im “RIAS“ die erste Reportage von der Bornholmer Brücke (Wedding)…da kamen die ersten Ostberliner herüber….ach was, sie drängten herüber, die ratlosen, weil nicht informierten Grenzer beiseite drückend! Mit dem Auto kamen wir bis auf etwa 1 km heran, an die Brücke, dann war ein Weiterfahren unmöglich! Die Bornholmer Straße, die Bornholmer Brücke, die Seestraße war voller jubelnder, schreiender, weinender, lachender, ungläubiger, unsicherer, TOTAL glücklicher Menschen! Wir „kämpften“ uns bis zur Brücke durch, wurden unterwegs immer wieder umarmt, gedrückt, ja geküsst! Ich heulte und lachte zugleich. Ich glaube fast – es waren ALLE. Sekt strömte, klebte, wurde aus Bechern und Flasche getrunken – egal! Trabis versuchten ihr Glück im Durchkommen...mit offenen Scheiben, mit jubelnden Menschen total überbesetzt. Jedem Trabi wurde aufs „Dach getrommelt“! Kleine Scheine Westgeld und Fünfmarkstücke wurden „verteilt“, so wie es jeder gerade bei sich hatte…schließlich wurden zum Aufwärmen auch Lokale und Kneippen aufgesucht. Es gab aber auch „freie Getränke“, egal was, egal an wen, es war ein totaler Ausnahmezustand in jener Nacht im Wedding, an der Bornholmer (Böse-)Brücke! Unglaublich aber wahr, tatsächlich wahr!!! Unvergesslich! Zwischendrin verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer….“Der Checkpoint ist auch offen…!!“

So etwas vergisst man nicht! Niemals!
Daran sollte man sich erinnern - wenn es mal schwierig erscheint...

Es hat soviel verändert und verändert noch...Europa...kein "Eiserner Vorhang"

Packt es an - Ihr jungen Leute - es ist mehr Chance als Hemmnis, bei aller sicherlich auch berechtigter Kritik.

Krisen sind auch immer Chance;-)

by Berlinerin @10.11.2009, 01:35

... habe vorhin den Film "das Wunder von Berlin" gesehen und mich dabei zum ersten mal - auch anhand der alten Fernsehbilder darin - endlich wieder erinnert.

lebte (+ lebe) im Ruhrgebiet

20 jahre hatte ich keine erinnerung meinem Kopf, war wohl immer noch von der damaligen Angst blockiert - die Angst jener Tage auch vor dem 9.11. - bei jedem Fernsehbericht, bei jeder Morgenzeitung --- ob das wohl gut geht! Das KANN doch gar nicht gut gehen! Hoffentlich lassen die Russen das zu! Hoffentlich müssen nicht Menschen sterben!
Eben war doch Tiänammen , die Ermordung wehrloser Menschen auf dem Platz der Friedens in Peking - was wird jetzt in Berlin passieren? Hoffentlich gibt es keine Schiessereien!! Keinen Schießbefehl!
Wie ich mich jeden Tag bei jeder neuen Hoffnungsmeldung kaum zu freuen traute, den Atem anhielt. Wann wird die Hoffnung wieder zertreten?
Ja, geweint hab ich auch, damals, vor Freude, als so viele aus den Mauern liefen - fuhren - endlich durften.
by beatenr @09.11.2009, 23:36

Ja, ich erinnere mich gut. Die Zeit vorher war auch schon aufregend. In den Kirchen waren Zusammenkünfte. Irgendwas war am Werden.
Und plötzlich fiel die Mauer. Wahnsinn! Wir schauten die Nachrichten und konnten es nicht fassen. Es war schlicht weg unfassbar! Die Gedanken überschlugen sich und eigentlich gelang es nicht, sie zu ordnen. Zu viel schwirrte durch den Kopf. Gedanken an Verwandte und Freunde, ans Reisen, an die Verschiedenheit beider Staaten. Die große Frage, wie wird es gehen? Wird klug entschieden? Behutsam und bedacht?
Als wir dann sehr spät ins Bett gingen, und nicht schlafen konnten, standen wir wieder auf und öffneten eine Flasche Wein.

@Klaus Ender, wie recht Du hast!

@Hermes, ich sehe es wie Du, Michael Gorbatschow war eine wichtige Schlüsselfigur.

Liebe Grüße von Bettina
by Bettina @09.11.2009, 22:34

Mir fehlen einfach die Worte , dass auszudrücken , was ich fühle . Die Kommentare sind einfach beeindruckend ! Hier (Argentinien) wurde in den Zeitungen u. heute auch im Radio, über den Mauerfall geschrieben und kommentiert. Es ist wirklich ein weltweites Erreigniss gewesen u. ein Beispiel für die Völker !Leider gibt es noch viel zu viel trennende Mauern !
LG
by sigrid m. @09.11.2009, 22:33

Das werde ich wohl nie vergessen. Wie so viele andere auch habe ich zunächst ungläubig, dann vor Freude heulend vor dem Bildschirm gesessen und die ganze Zeit "das gibt's doch nicht, das ist ja Wahnsinn" gesagt.
Meine Vorfahren stammen aus Ungarn und aus Deutschland, daher ging der Blick zuerst zum Leck im Stacheldrahtzaun und die Überlegung war, dass Ungarn sich vielleicht ein paar Tage lang so was erlauben dürfte, aber ob das nicht noch ein Nachspiel hätte...? Als dann tatsächlich in Deutschland selbst die Grenze aufging, war ich einfach nur platt. Nie hätte ich gedacht, dass ich Zeugin eines so bedeutenden historischen Ereignisses sein dürfte; ich war so glücklich über die Freude der Deutschen und ganz ergriffen von der Tatsache, dass ich selber ja auch ein bisschen deutsch bin und daher mitjubeln durfte.
Am nächsten Tag habe ich festgestellt, dass es einer meiner Freundinnen ganz ähnlich nahe ging (ihre Familie stammt sogar aus der selben Ecke wie meine), und abends haben wir den Geburtstag einer anderen Freundin gefeiert, eine ganze Gruppe Schweizer ohne verwandtschaftliche Bindung an Deutschland, trotzdem stand der Abend ganz im Zeichen des Mauerfalls, alle waren total bewegt und haben sich gefreut. Das war ein wunderbares Erlebnis.

Nun ja, dass der Alltag einen irgendwann einholt und selbst die grösste Freude sich irgendwann legt, war ja klar. Grosse Veränderungen gehen nie reibungslos vonstatten. Mittlerweile arbeite ich mit vielen ehemaligen Ossis zusammen, die damals fast alle noch Kinder waren und auch nicht besonders "östlich" klingen. :-) Die sind einfach Deutsche, und fertig. Finde ich eigentlich schön.
by Schneefee @09.11.2009, 21:38


@ Anne LE

was ist die WdT - Liste......?
by franz @09.11.2009, 21:31

Ich hab von den alles verändernden Ereignissen erst am nächsten Morgen erfahren. Wir hatten noch keine eigene Wohnung und wohnten noch bei meiner Mutter.
Ich hatte Frühschicht an dem Tag und wir saßen gegen 5 Uhr beim Frühstück in der Küche und haben im Radio von der Grenzöffnung gehört. Wir haben uns angesehen und haben gedacht.... kann das wahr sein, nach all diesen Wochen Montagsdemos und allem was dem voranging? Ein unbändige Freude hat mich ergriffen und ein Gefühl des Wissens, das hier etwas ganz Großes passierte.

Der nächste Gedanke und unser Bangen galt meinem Bruder. Er leistete gerade seinen Grundwehrdienst in der NVA und war ein paar Wochen vorher nach Berlin an die Mauer versetzt worden. Was, wenn sie Schießbefehl bekommen. Was, wenn von Russland irgendwas kommt und es muss gekämpft werden?
Bei aller Euphorie über die offnen Grenzen haben wir auch mit Angst nach Berlin gesehen und haben gehofft, dass alles so friedlich weiterging, wie es begonnen hat. Eben für die armen 18-jährigen Kerlchen, die man dorthin gestellt hat.

Es gab natürlich an diesem Tag kein anderes Thema. Bei uns waren trotzdem alle auf Arbeit, vielleicht weil wir nicht in unmittelbarer Nähe der Grenze waren.

Auf alle Fälle bin ich immer wieder ergriffen, wenn ich die Bilder sehe und wenn ich zurückdenke. Was war das für eine aufregende, wunderbare Zeit damals! Wir waren jung und plötzlich stand uns die ganze Welt offen. Diese Gefühle kann man eigentlich nicht beschreiben.
by Anny-Libelle @09.11.2009, 21:31

Ich bin seit fast 3 Jahren Mitglied in der von Engelbert gegründeten WdT-Liste. Natürlich fast gleiches Moderationsthema für heute. Ein Tag an dem keiner vorbei kann;) Meinen Beitrag in Kopie. Schaut einfach mal rein in unsere illustre Runde von " grenzenlosen Individualisten". Ich fühle mich ausgesprochen wohl unter Menschen mit unterschiedlichen Lebensläufen, geistreichen Facetten, und einer gehörigen Portion Humor.

...Nach der Meldung in der "Aktuellen Kamera" habe ich laut gedacht: "Haben die jetzt etwa die Grenze aufgemacht?"
Ich konnte es einfach nicht glauben und war völlig verblüfft, als ich es nach dem Umschalten vom Westfernsehen bestätigt sah. In mir war eine Mischung aus Sprachlosigkeit und Freude über etwas, was einfach als unvorstellbar galt. Die Massenflucht über Ungarn und CSSR hat wohl gar keine andere Wahl gelassen. Am 10. November findet sich in der Jungen Welt kein Hinweis und im Sächsichen Tageblatt ein 36-zeiliger Randartikel mit Überschrift: "Übergangslösung zur Ausreise". Der überwiegende Rest ist der 10. Tagung des ZK der SED mit dem Referat von Egon Krenz vorbehalten. Ein kleiner Beitrag auf der letzten Seite bestätigt, nach Überprüfung, die Anmeldung des "Neuen Forum" in Leipzig. Zu dieser Zeit habe ich tatsächlich noch an die Reformierung des Sozialismus in der DDR als eigenständiger Staat geglaubt. Damit stand ich auch keineswegs allein. Aber selbst unter dem Aspekt einer neuen demokratischen Ordnung, wie hätte es funktionieren sollen?
Die Wirtschafts- und Versorgungslagelage im Binnenmarkt war desolat, die Wohnungssituation katastrophal, die medizinische Versorgung zwar gesichert, aber auf welchem Niveau?, der Alkoholkonsum auf hochprozentigem Niveau, ein zwar umfangreiches, aber höchst ideologisch geprägtes Bildungssystem und darüber schwebte: " Die Partei hat immer noch recht " Überall dazwischen hatte sich der einfallsreiche DDR-Bürger seine Nischen gebaut, sich eingerichtet, und genau das macht die 40 Jahre Unterschied in der Befindlichkeit aus. Wir haben aus Scheiße Bonbons gemacht. Was habe ich damals alles erfahren, was ich nicht wußte. Hinter vorgehaltener Hand kursierte so manche unglaubliche Stasigeschichte, die sich später bewahrheitet hat.
Dieser Machtapparat bleibt für mich der größte Auswuchs an Mißtrauen gegen das eigene Staatsvolk und ist durch nichts zu rechtfertigen. Für (Schäuble) Stasi 2.0 konnte ich nur ein Lächeln abdrücken.

Warum liegen denn brisante Akten heute noch auf dem Eis des gewünschten Vergessenwerdens oder werden per Gerichtsbeschluss einfach abgeschmettert?

Und im Westen waren die Wiesen grüner, die Häuser weißer, die Seife duftender, die Autos selbst als Schrottmühle besser als ein Trabant.....und mit dem Einigungsvertrag haben wir das anerkannt und sind mangels verpasster Chancen beigetreten (worden), denn: " Kommt die D-Mark nicht zu uns, kommen wir zu ihr."

Heute sind wir brüder- und schwesterlich vereint im Kampf gegen die auftretenden Unwirtlichkeiten. "Wir sind ein Volk" wird eines Tages einen guten Klang haben, weltweit.

Dessen bin ich mir sicher
Anne




by Anne/LE @09.11.2009, 20:23

ja, ich weiß es noch... Wir haben am 09.11.1989 meine Oma beerdigt, sie war am 1. November gestorben. Alle Verwandten waren da, auch die Tochter aus Berlin. Wir sind von Geburt alle Westberliner, leben aber in ganz Deutschland verteilt.
Nach der Beerdigung waren wir am Abend alle sehr erschöpft, niemand von uns hat den Fernseher eingeschaltet. So haben wir von diesen Ereignissen erst am nächsten Morgen erfahren und waren erst mal sehr sehr ungläubig, ja fassungslos... Als meine Tante dann aus dem Hotel zum Frühstück kam, habe ich sie begrüßt mit "die Mauer ist offen". SIe hat es nicht geglaubt... Auch nachdem der Fernsheher lief, fiel es uns unglaublich schwer, das Geschehen zu fassen...
Meine Tante ist dann sehr skeptisch nach Hause gefahren, nach Berlin, in ein offenes Berlin

Wir haben es alle sehr bedauert, dass die Oma das nicht mehr erleben durfte, es war einer ihrer größten Wünsche...
by Gabi K @09.11.2009, 20:03

ich weiß noch wie heute, dass mein 84 Jahre alter Vater es nicht fassen konnte,
dass ein Mauerfall möglich ist. Ich wohnte schon lange mit meiner familie alleine ( also nicht mit den Eltern ) doch das werde ich nie vergessen. Er sprach immer wieder davon, an den darauf folgenden Tagen und ich war fasziniert von seiner Begeisterung.
Am 25.11. 1989 starb er.
Hoffentlich gibt es bald den Mauerfall in den Köpfen für immer !!!!!!

helena
by helena @09.11.2009, 19:43

ja, ich komme aus österreich und es war ein tag, der mich zutiefst berührt hat, denn meine halbe verwandtschaft lebte im ehemaligen osten!
ich freue mich mit allen menschen, die vor 20 jahren den schritt in die freiheit taten!
alles gute
vidi
by vidi @09.11.2009, 19:37

ich war damals zehn und hab nicht ganz geblickt, warum eine kaputte Mauer so einen Wirbel veranstaltet, dass niemand mehr von was anderem spricht. Mehr weiß ich davon nicht mehr... :)
by yvonne @09.11.2009, 19:27

Der Beitrag von Klaus Ender ist mir wie aus dem Herzen geschrieben.
Wie ist es möglich gewesen, dass sich die Prioritäten in unserem Leben so weitgehend verschoben haben? Statt des Menschen steht nun der reine Profit und das Geld an der Spitze aller Dinge. Alles, aber auch alles und jedes hat sich dem unterzuordnen. Das ist keine gute Entwicklung und macht uns seelisch arm. Aber da ja auch an der Existenz der Seele gezweifelt wird und das ganze Leben nur noch materiell gesehen wird, wird es auch da keine Lösung geben. Es sei denn, dass ein guter Geist in diese Wirrnis eingreift und
die verschobenen Prioritäten zurechtrückt - hoffen wir das beste.
by Emma @09.11.2009, 18:58

ich war damals 18, arbeitete seit September im Familienbetrieb meiner Mutter - und seit August schon verfolgten wir alle ungläubig die zunehmenden Nachrichten über die Flüchtlinge in Ungarn und Prag . Ab September kamen die besten und kritischsten Info´s vor allem durch die neue Jugend-Sendung "Elf99". Auch bei uns im "Tal der Ahnungslosen" war die ganze Familie schon bei einigen Montagsdemos in der nächstgrößeren Stadt mitmarschiert, jede Woche mit neuem Plakat und vielen Kerzen. Einerseits herrschte eine aufregende Aufbruch-Stimmung, andererseits war es auch ein beängstigender Tanz auf dem Pulverfass. Mein gleichaltriger Mann war im Zuge seines im April begonnenen Wehrdienstes kurz vorher zu den Grenztruppen nach Plauen versetzt worden - dort war die Lage sehr sehr angespannt ... mehrfach stand in der Kaserne alles "Spitz auf Knopf" und hätte auch um Haaresbreite ganz anders ausgehen können.
Und nun also diese lapidare Verkündung von Schabowski, einfach unglaublich !
Die Originalmeldung haben wir meiner Erinnerung nach alle nicht gesehen, aber die Nachricht darüber verbreitete sich wie ein Lauffeuer , und die Aussage wurde mehrfach wiederholt.
Am nächsten Tag kam mein Vater seeeehr zeitig von Arbeit heim, wir nahmen unsere Pässe und standen in der längsten Schlange, in der ich mich jemals angestellt habe, vor dem Einwohnermeldeamt der Kreisstadt , um uns unser Tagesvisum abzuholen. Die Stimmung war unbeschreiblich, volksfestartig, eine Menge Bekannte waren schon dort oder trafen auch noch ein und warteten geduldig Stunde um Stunde. Und dann gings mit dem Lada (ja, es gab damals -gebraucht- auch andere Autos) und einer befreundeten Familie auf nach WEST-Berlin...schon Kilometer vorher die Autobahn ein einziger Stau, Auto an Auto, so weit das Auge reichte.
Wir sind dann zu Fuß weitergegangen, und meine Eltern und ihre Freunde haben kurz hinter der Mauer im wahrsten Sinne des Wortes befreit eine Flasche Sekt geköpft.
Mein Mann ist dann an seinem freien Wochenende 2 Wochen später mit mir per Zug nach Westberlin gefahren (er hatte praktisch seinen Mauerfall mit 2 Wochen Verspätung) , es war schrecklich kalt und der Zug so voll, dass ab der 3. Haltestelle niemand mehr zusteigen durfte. Und unsere Mitbringsel waren absolut typisch - heut schmunzelt man selber darüber: hauptsächlich Ananas- und Mandarinen- plus gewisse Getränkedosen, Kassetten und Zeitungen :)
Eine aufregende Zeit, eine Lehre fürs ganze Leben - ein Volk hat vereint ein ganzes -zu enges- Staatssystem aus den Angeln gehoben, ist in ein komplett anders funktionierendes System in nur 20 Jahren hineingewachsen ...unsere Generation haut so schnell nichts mehr um, glaubt ihr mir das?
by philosophia @09.11.2009, 18:25

Wir saßen in der Provinz, nahe der tschechischen Grenze, so zwischen Lausitz und Elbsandsteingebirge, vor dem Fernsehgerät und konnten es nicht fassen, nicht glauben. ARD hieß zu der Zeit noch "Außer Raum Dresden...", wir hatten also nur DDR-Fernsehen, hier, im "Tal der Blinden Augen".

Die Stimmung lässt sich kaum mit Worten beschreiben. Wir haben uns umarmt, an unsere westdeutschen Freunde gedacht, die im Sommer, noch streng an der Grenze kontrolliert, die trotz Zwangsumtausch und Repressalien bei der Einreise, zu unserer Silberhochzeit gekommen waren. Wir waren, beinahe gleichzeitig, erschüttert und "aus dem Häuschen", richtig im Wechselbad der Gefühle. Ohne den Mauerfall ist uns das Leben hier nicht mehr denkbar, auch, wenn manche Menschen meckern. Einige wollen ihre!!! alte DDR zurück. Es sind meistens jene, die durch ihre Parteizugehörigkeit, SED, Karriere machen konnten, sozusagen "Fettlebe" auf Kosten anderer. Sie nehmen jetzt gern den BMW oder Mercedes, reisen zweimal im Jahr oder mehr, sind schon kaum noch für Italien, Österreich oder Spanien zu begeistern. Jetzt muss es Namibia oder Indien sein, vielleicht auch Vietnam. Doch ihre nostalgischen Sehnsüchte nach Ordnung und Disziplin in der DDR bleiben. Ich kann es nicht verstehen. Muss einfach noch anfügen, dass mich diese Zeilen auch jetzt erschrecken, wenn ich sie abschicke. Da ist immer der Gedanke, wer wird sie lesen, weiter leiten, wer wird mich abholen und in Verwahrung bringen??? Diese Angst sitzt tief.

Seid alle gegrüßt, in Nord und Süd, West und Ost und habt Dank für euer Verständnis.

Karla aus Ostsachsen
by Karla aus Ostsachsen @09.11.2009, 18:21

Ich nochmal,

ich hab jetzt den Beitrag von Franz gelesen und bin vor Lachen fast vom Stuhl gefallen.
Ich hoffe, Franz hat vor 20 Jahren schon gewusst, was in eine Soljanka gehört.
Ich hoffe, er hatte Freunde, die Einkaufslisten mitgenommen haben, wenn sie nach Berlin oder Leipzig gefahren sind, um von dort alles mitzubringen.
Ach, nein..........

Lieben Gruß -das wollte ich bloß mal sagen. - Tschuldigung

Ulla
by Ulla M. @09.11.2009, 17:40

Natürlich kann ich mich an den 9. November erinnern, es war abends, und wir saßen am Fernseher und haben die Pressekonferenz gesehen, als Schabowski den Zettel vorlas - etwas konfus - dann die Frage eines Journalisten, ab wann das gilt, er sagte: Ab sofort, und dann ging es los. Es war vielleicht für die Leute, die dicht an der Grenze wohnten, das große Ereignis und sie sind los geeilt. Das konnten wir natürlich nicht, wir mussten doch am anderen Tag arbeiten gehen. Freitags hatten wir geplant, zu meiner Tochter zu fahren, dazu mussten wir in Magdeburg die Tangente lang fahren, an der ersten Ampel war Schluss. Was ist denn nun los? Etwa ein Unfall? Irgendwann hörten wir im Radio, auf der A 2 40 km Stau, wir mussten ja an der Autobahnauffahrt vorbei und haben für die 5 km ca. 3 1/2 Stunden gebraucht. wir waren froh, als wir endlich wieder freie Fahrt hatten. Nach Holzminden, wo mein Mann groß geworden ist, sind wir am nächsten Wochenende gefahren. Da wurden noch die Ausweise in Stapelburg kontrolliert, es war eine fürchterliche Strecke mit schnell hingelegten Platten. Wir verpassten den Wegweiser nach Goslar und mussten durch Bad Harzburg. Es war furchtbar, was da auf den Straßen los war, die Leute, die dort wohnten, konnten einem leid tun. Das war für mich so prägend, dass wir bis heute noch nie in Bad Harzburg waren, komisch, aber es ist so.
An so einem Tag wie heute wird auch viel Quatsch erzählt, das hab ich heute schon im Radio gehört.
Es ist gut, dass wir ein Deutschland geworden sind. Leider gehen mit uns 'Alten' auch die Erinnerungen unter, die man an diesen Tag und die Zeit danach hat.

Lieben Gruß aus Gernrode

von Ulla
by Ulla M. @09.11.2009, 17:33

...ja auch ich erinnere mich gut.... ich war gerade bei den Geburtstagsvorbereitungen für meinen Ex-Mann und hörte im Radio irgendwas von "Grenze offen" und ähnliche Wortfetzen... dann habe ich den Fernseher angeschaltet und die "Bescherung" gesehen.... ich muß sagen, ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte... auf der einen Seite fand ich es toll, aber auf der anderen Seite kamen die Fragen - wie wird es weiter gehen, was wird jetzt passieren ????? So intensiv wie in diesem Herbst hatte ich noch nie Nachrichten gelesen, gehört und gesehen. Irgendwo war die Hoffnung, dass die Ideen und Reformvorschläge der Runden Tische und des Neuen Forums Gestalt annehmen könnten.... Leider zeigte sich bald, dass die Breite Masse nur die Glitzerwelt sah und nicht an die tiefgreifenden Folgen dachte. Irgendwie waren wir wohl so naiv zu glauben, dass die Politiker verantwortungsvoll mit der neuen Situation umgehen würden und eine gute Lösung für Gesamtdeutschland finden würden, aber weit gefehlt. In meinen Augen sind viele Chancen zu Veränderungen vertan worden.....
Inzwischen möchte ich die DDR auch nicht mehr zurück auch wenn es mir jetzt materiell deutlich schlechter geht als vorher. Der Mensch ist halt so geartet, dass er sich so gut es geht einrichtet, egal in was für einer Gesellschaft.....
Ich habe einen Großteil meines Lebens in der DDR gelebt, und egal, wie es Andere sehen, oder mir/uns einreden wollen... ich konnte ABI machen, ein Musikinstrument lernen, jedes Jahr, teilweise mehrmals ins Ferienlager fahren, ich konnte studieren, was ich unter Westverhältnissen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht gekonnt hätte.... wir konnten uns jedes Jahr z.T. mehrfach Urlaub leisten, und konnten auch sonst gut leben.... und wenn ich von @ Franz lese, dass wir nicht wußten, was auf eine Pizza drauf kommt, dann kann ich darüber nur lachen, erstens stimmt es nicht, wie viele solcher Fantasien und zweitens kommt es wohl darauf an im Leben ?????? :))))) so'n Quatsch aber auch....
Mauer hin oder her, ich wehre mich nur gegen solche Pauschalurteile wie "Unrechtsstaat" und Ähnliches. In keinem Staat ist alles perfekt, und am allerwenigsten in diesem sogenannten "demokratischen" Sozial- und Rechtsstaat".... Da habe ich eine andere Vorstellung... wohlgemerkt auch nicht die DDR, aber man hätte die Chance gehabt.... aber da war das Kapital vor..... Und im Übrigen durfte man in der DDR nicht alles sagen, aber mehr als von vielen geglaubt wird.... und auch in diesem Staat darf man nicht alles sagen, wer sich z. B. als Kommunist ausgibt und für diese Ideologie eintritt, der stellt ja den Kapitalismus in Frage, bzw.will ihn abschaffen und das ist schon fast ein Kapitalverbrechen... nicht umsonst wird zu den Linken möglichst großer Abstand gehalten....
Wir haben nun mal eine kapitalistische Gesellschaftsordnung, egal, was sie sich für einen Namen gibt - "Soziale Marktwirtschaft", oder sonst was, die Grundregeln bleiben doch die gleichen... Diese Gesellschaftsordung wird so als die einzig Wahre hingestellt. Und dann wird sich aufgeregt über den Fall Opel oder Quelle.... das gehört mit dazu, ich weiß nicht, was es da zu jammern gibt.... immer nur die Schokoladenseite geht nicht.... Das Kapital fragt nicht nach dem Menschen. Ich frage mich, wie man das als das Einzig Wahre deklarieren kann ?????
....und noch ein Gedanke... wenn die DDR in dieser Größenordnung Schulden gemacht hätte, wie es die BRD in all den Jahren (vor der Wende) gemacht hat, hätten wir die 1990 versprochenen blühenden Landschaften schon gehabt und hätten uns nicht von der BRD vereinnahmen lassen müssen....
Leider ist es nur eine Vereinnahmung geworden.... und leider müssen es die Menschen in Ost und West gemeinsam ausbaden...
Ich glaube, es wird Zeit, dass wir jedem seine Vergangenheit zugestehen, es gibt immer viele Gründe, warum so und nicht anders, Ossis hier, Wessis da.... wir suchen alle unseren kleinen Frieden in dieser unwirtlichen Welt... warum also noch gegenseitig das Leben schwer machen????
Also trotz allem, nicht verdrießen lassen und die Hoffnung nicht aufgeben!

Liebe Grüße

Erika (Heide)
by Erika (Heide) @09.11.2009, 16:42

Ja, an diesen denkwürdigen Abend des 9. November 1989 kann ich mich noch sehr genau erinnern...weinend und staunend zugleich nahm ich die Nachrichten aus dem Fernseher in mir auf.
Bereits wenige Wochen später war ich fast jedes Wochenende und im Urlaub in der ehemaligen DDR und konnte nicht genug sehen von dem Teil Deutschlands, der bisher für uns immer versperrt war. Anfangs waren die Straßen sehr schlecht, was sich aber bald besserte. Die vielen Baustellen nahm ich gelassen hin.
Für mich persönlich ist die Wiedervereinigung ein absoluter Gewinn...und an den vielen landschaftlichen Sehenswürdigkeiten kann ich mich heute noch nicht sattsehen.
Michail Gorbatschow ist für mich der Hauptakteur, der die Wiedervereinigung überhaupt erst denkbar und möglich gemacht hat. Durch die Wiedervereinigung hat mein Leben erst einen wirklichen und glücklichen Sinn bekommen.

Was die politische Weiterentwicklung Deutschlands angeht, da kann ich mich ohne Abstriche ganz und gar dem Kommentar von Klaus Ender anschließen!

by hermes @09.11.2009, 16:00

ich kann mich auch noch sehr gut daran erinnern, mein erstgeborener war gerade ein jahr alt und ich war schwanger und ich war sehr froh dass dieser wahnsinn endlich ein ende hatte
ich hatte weder die mauer real gesehen noch irgendwelche verbindungen nach ostdeutschland
schon alleine wenn ich es im ferneshen sah, war es für mich unerträglich

schön dass es keine mauer mehr gibt!
by marita @09.11.2009, 15:17

Hi,

ja, ich kann mich noch gut an den Nachmittag des 09.11.89 erinnern.
Mein GöGa hatte Spätschicht, unser Kinder waren noch klein und unsere Älteste hatte eine Freundin bei uns. Nachdem wir unseren üblichen Nachmittagsspaziergang hinter uns gebracht hatten wollten die Mädchen eigentlich "Pumuckel" im Fernsehn sehn (das Wetter war schrecklich!). Und was lief? Da standen irgendso ein paar Männer vor irgendeinem großen Haus und haben irgendwas erzählt, was man vor dem Fernseher kaum verstehen konnte.... - O-Ton Tochter (damals knapp 6), als sie das am nächsten Tag Papa erzählt hat...

Mir ging es da doch ein wenig anders - ich war ziemlich ergriffen von der Situation, erinnerte ich mich doch in diesen Tagen an viele Gespräche meiner Eltern, die alle beide fast alle Familienangehörigen "drüben" hatten. Auch an die Besuche die wir in der DDR gemacht hatten. Ich durfte z.B. als 12 Jährige um Gottes willen bloß nix falsches sagen, "sonst nehmen dich die VoPos mit..."

Im Grunde genommen habe ich mich damals sehr für die Menschen in der DDR gefreut - und tue es auch heute noch! Auch wenn in meinem persönlichen Umfeld der ein oder andere die Mauer heute gerne wieder aufgebaut hätte. Schade drum!

anitram
by anitram.b @09.11.2009, 15:12

Ja, die Erinnerungen sind noch sehr lebendig.
Nicht nur an diesen denkwürdigen 9. November, an dem Schabowski den "Zettel" in Händen hatte und zu dem Thema Reisefreiheit "ab sofort" sagte.
Wir (einige "Revoluzzer") hatten damals Ende Oktober in unserer Kirchgemeinde einen Friedensgottesdienst "organisiert". Man musste mit mehreren Hunderten rechnen. Platz in der Kirche war für 450 Leute.
Es kamen mehr als 8000 Menschen.
Nicht Leipzig, Karl-Marx-Stadt oder Plauen - es war in der Provinz.
Heute gehen mir die Worte von Werner Schulz/Grüne nach, die er u.a. zu einer Festveranstaltung am 9. Otober in Leipzig sagte:
Wir gehören nicht ins Museum. Wir waren nicht das Volk, wir sind das Volk.
(Er hielt eine überaus zündende Rede, die nachzulesen sich lohnt.)
by Maria @09.11.2009, 14:37

Am 03.10.1989 war ich in Berlin, am 11.11.1989 war ich in Eckertal bei Bad Harzburg (meinem Heimatort), als die Mauer dort fiel. Nach wie vor berühren mich diese beiden Daten sehr, und ich erwehre mich nicht der Tränen. Auch heute noch - 20 Jahre danach - sehe ich vor mir die Grenzsperren, wenn ich dort entlang fahre. Wunderbar, das dies möglich ist.

Berührende Grüße schickt
Gisela
by Gisela @09.11.2009, 14:01

Ich erinnere mich noch sehr gut. Ich habe an dem Abend meinen 12. Geburtstag nachgefeiert (ganz cool in der Kellerbar meiner Eltern). An der Theke saßen meine Eltern mit zwei "Flüchtlingen". Ich weiß nicht mehr, aus welchem Ort die beiden damals kamen und kann mich auch nur noch daran erinnern, dass einer von beiden Veith hieß. Sie lebten nach ihrem Grenzübertritt ein paar Monate bei uns. Nachdem die Grenzen dann offen waren kamen auch ihre Freundinnen zu uns. Keine Ahnung, was aus den beiden geworden ist, aber ich fand es damals total toll, dass unsere Familie etwas helfen konnte.
Auch war ich froh, dass wir meine Tante in Dessau nun ohne Probleme besuchen konnten. Wir waren einige Jahre zuvor "drüben" gewesen und ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, wie wir bei der Rückfahrt in der Nacht an der Grenze unser komplettes Auto ausräumen und die Sitze ausbauen mussten!
Schade, was aus der Euphorie von damals teilweise geworden ist. Wir sollten alle mehr voneinander lernen und einander zuhören, als aufeinander zu schimpfen.
Lieben Gruß an alle da draußen, nimewa
by nimewa @09.11.2009, 13:34

Wir haben Familie im Erzgebirge und einen sehr intensiven Kontakt. 2x im Jahr haben wir die Einreise beantrag und durften später, weil mein Vater einen Schwerbehindertenausweis hatte auch mit dem Auto einreisen. So konnte mein Mann auch an einer der Montagsdemos in
„Karl Marx Stadt „ teilnehmen. Er war total beeindruckt.
Am 18..Oktober 1989 wurde meine Mutter 65 und mein Cousin durfte uns das 1x besuchen. Gemeinsam haben wir am Fernseher die Nachricht von Krenz Ernennung zum Generalsekretär verfolgt.
Als dann die Mauer viel haben wir fassungslos vor dem Fernseher gesessen. Es war nicht zu glauben und es dauerte eine Weil bis es begriffen war und dann kamen Freudentränen.
by uschi @09.11.2009, 13:31

Ich gestehe, ich bekam den Mauerfall erst Tage später mit...

Ich lag von Freitag bis Sonntag krank im Bett und erst, als meine Kollegen am Montag darüber diskutierten, hörte ich davon und hab ihnen erst mal unterstellt, dass sie mich auf den Arm nehmen wollen :o)

Ich war grad 20 Jahre alt und Nachrichten interessierten mich nicht so sehr, deshalb ist auch die Entwicklung in den Tagen und Wochen davor etwas an mir vorbeigegangen.

Aber ich kann mich noch sehr an das Gefühl von damals erinnern und noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich den Ausschnitt von Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft sehe oder von den Trabbis an der Grenze etc.

Nur, dass ein gewisser Herr Kohl unbedingt die Einheit forcieren musste, finde ich bis heute nicht gut - es war viel zu früh *find*
Aber danach hast Du nicht gefragt :o)
by @09.11.2009, 12:35

Und ob ich mich erinnere! Ich saß heulend, Taschentuch um Taschentuch zum Naseputzen suchend vor dem Fernseher und hab mir ein Loch in den Bauch gefreut, im Hinterkopf immer noch leichte Zweifel, ob das jetzt wirklich so bleibt oder passiert gleich doch noch was Schlimmes?

Wir haben über eine 7-Ecken-Verwandtschaft ganz liebe Freunde in Radebeul wohnen, die wir auch zu DDR-Zeiten jedes Jahr besucht haben. Die Schikanen beim Grenzübergang haben mich immer fast sterben lassen vor Aufregung.
Die Schwiegertochter aus dieser Familie war zum 22.Oktober 89 von einer hier lebenden alten Dame aus unserem Freundeskreis (angeblich war sie eine Tante der jungen Frau) zu deren 70. Geburtstag eingeladen worden und durfte auch reisen. Wir saßen zu diesem Zeitpunkt mit ihr hier vor dem Fernseher und hörten schon die ersten Lockerungen was die Grenze betraf. Spaßeshalber sagten wir: "Uli, bleib mal hier, dein Mann kann dich nächste Woche persönlich hier abholen!"
Sie hat es sich natürlich nicht getraut sondern ist zum vorgeschriebenen Zeitpunkt wieder zurückgefahren. Aber als dann die Mauer fiel, da haben wir spontan eine Einladung für die ganze Familie ausgesprochen und es war für alle eine fröhliche Zeit, in der es hieß viele neue Erfahrungen zu verarbeiten.




by Karin v.N. @09.11.2009, 12:35

Ich habe im Fernsehen gesehen, wie die DDR-Leute in den Westen stürmten.
Obschon sich vorher schon einiges abgezeichnet hat, war ich absoult verblüfft und konnte das erst gar nicht glauben. Obschon ich Schweizerin bin, hab ich geheult - ich fand (und finde das immer noch) wunderschön - ein Wunder!
by Bsetzistein @09.11.2009, 12:10

by Klaus Ender
Hallo Klaus, dieser Beitrag spricht mir 100%ig aus dem Herzen! Gratulation für die hervorragende Formulierung, das Wesentliche ist so prägnant auf den Punkt gebracht - ich kann nur wünschen, das dieser Text den verantwortlichen Politikern zugängig wird und mit ihnen alle Menschen endlich mal nachdenken ...
Ansonsten meine ich, bei diesem so ereignisreichen Datum der deutschen Geschichte sollte nicht nur das "Freudenfest" bedacht werden -
wie ja in einigen Kommentaren bereits erläutert wurde.
Allen hier lesenden Menschen wünsche ich eine gute Zeit.
cosmea39
by cosmea39 @09.11.2009, 12:06

Ja, ich kann mich erinnern.
Werde ich nicht vergessen, weil ich sie fast verschlafen hätte.
Wir hatten Gäste, welche sich gegen 21:45 Uhr verabschiedeten.
Lüften, Spülmaschine füttern, aufräumen, entspannt ins Bett - das war der Plan.
Unsere 19-jährige Tochter stürmte plötzlich ins Haus und wollte mit einigen Freunden unbedingt nach Helmstedt fahren.

So spät noch 350 km fahren? HÄ??

Da haben wir den Fernseher eingeschaltet und wussten endlich auch Bescheid. Die geplante entspannte Nachtruhe fiel aus.
Unsere Tochter kam irgendwann in den Morgenstunden zurück und erzählte von der unglaublichen Hurrastimmung an und auf der Mauer.
Mich gänsehäutet es schon wieder während ich dieses schreibe.

by Elke R. @09.11.2009, 11:58

Ich war auch zu dem Zeitpunkt gerade in den USA in Kalifornien , Los Angeles.
War mit dem Taxi unterwegs und der Fahrer meinte zu mir: did you here that ??? the wall is down!!.och naja da ich da gerade das erste mal in in usa war hatte ich andere gedanken im Kopf , aber später dachte ich so... au man oh man und habe mich daran erinnert wie mein Vater wenn er regelmäßig in die DDR gefahren ist einmal 9 Stunden an der Grenze stand und Zollbeamten einfach nur so sein ganzes Auto auseinander nahmen, die Schmuggelware war ein kleines Radio, ein Geschenk für jemanden....aber irre war das schon irgendwie, wenn wir unsere Verwandten besucht haben war das immer so riesen Aufwand die zusehen und nun konnte man rüber fahren wie und wann man wollte...
by anja @09.11.2009, 11:57

...ich saß fassungslos und weinend vor dem Fernseher.....ein seltsames Gefühl und die Hoffnung, meine Geburtstadt Erfurt besuchen zu können...wir mussten 1953 nach dem Aufstand ganz kurzfristig fliehen, meine Mutter, meine Schwester und Oma, weil mein Vater am Aufstand beteiligt war und auf der schwarzen Liste der Stasi stand....ich war noch klein. Wir durften nicht hinüberfahren, darauf gabs Gefängnis....
Ich wuchs in Bayern auf - wir fingen mit "nichts" an - und ich merkte in den Jahren , wie die beiden Teile Deutschlands auseinanderdrifteten....Kontakte nach "drüben" immer schwieriger wurden...
Der Film "Das Leben der Anderen" zeigt das nur in Ansätzen, was da im Alltag ablief....
Das kann in 20 Jahren nicht ganz wegradiert werden!
Es bleibt unsere Aufgabe, immer wieder Schritte zueinander zu machen....
:-) Janna
by Janna @09.11.2009, 11:50

Ich war 23 und lebte in Sachsen und dachte mir,dass kann nicht wahr sein....
Es war unvorstellbar was da passierte!
Einen Tag später probierten wir die Grenzöffnung aus und fuhren nach Nürnberg. Nie werde ich vergessen wie wir empfangen wurden sind,an jeder Autobahnbrücke hingen Transparente: "Herzlich Willkommen". Die Bayern jubelten uns zu, es war wie in einem Traum.
Als ich dann am späten Nachmittag vor dem hellerleuchteten bunten Karstadt stand und in die Jeansabteilung blickte,stand mein Entschluß fest,das ich umziehen möchte,
um DM zu verdienen und mir eine dieser Jeans kaufen zu können!!
Diesen Traum konnte ich mir erfüllen, denn seit fast 20 Jahren lebe und arbeite ich im Westen.
DANKE !!!!! ich habe heute ein Dauergrinsen im Gesicht und freue mich über diese Ereignis, das mein Leben komplett verändert hat!


Kati :-))

by Kati @09.11.2009, 11:48

Wir waren in Florida USA beim Sohn. Da lief den ganzen Tag der Fernseher und wir haben eigenlich gar nicht geschaut, alles in Englisch und ewig Reklame. Doch irgenwann hörten wir ..the wall is fall--, oder ähnlich. Der Sohn mußte dann schauen und dolmetschen, die Mauer in Berlin ist gefallen sagte er. Wir waren wie erstarrt, die Tränen liefen, wir konnten es nicht fassen.

2 Tage später waren wir in New Orleans, wir bestellten in einem Hotel Zimmer, bei der Anmeldung das Herkunftsland---also Deutschland, wurden wir gefragt---East or West. wir bekamen Gänsehaut.

Das sind meine Erinnerungen an den 9.11.1989

Servus sagt Elisabeth aus Bayern
by Elisabeth @09.11.2009, 11:16

Als ich 1981 die DDR (nach monatelangen Schikanen)verlassen hatte und nach Österreich übersiedelt war, schrieb ich in das Gipfelbuch des Hohen Staufen, dass ich allen Landsleuten der DDR wünsche, von diesem Berg ins Rheintal bis zum Bodensee blicken zu können...Niemals hätte ich geglaubt, dass dieses starre System einst durch das eigene Volk beseitigt würde. Acht Jahre später saß auch ich - zutiefst ergriffen - vor dem Fernseher und sah das Unfassbare...
Jetzt leben wir in Freiheit und kennen Freud und Leid des neuen Systems, über das SPIEGELonline heute schreibt: "Weltweite Unzufriedenheit mit dem Kapitalismus". Dieses "verheerende" Ergebnis (lt. britischem Büro)
kommt für mich nicht überraschend, weil unser Land (BRD) in den letzten 20 Jahren eine Entwicklung durchmachte, die von Millionen Menschen als ähnlich
"verheerend" angesehen wird. Ich wage zu behaupten, dass die Montagsdemos der DDR anders ausgefallen wären, wenn die DDR - Bevölkerung per Fernsehen diesen heutigen Zustand unseres Landes gesehen hätte.
Der Werteverfall, die Habgier der Manager, die total versagende Justiz in punkto Gewalt, die Arbeitslosigkeit und Aussichtslosigkeit (zu vieler) Menschen, die globale Weltwirtschaft, die zu Lasten der armen Länder geht, die Millionen-Abfindungen der "Versager", die Postenschacher der Politik, die Billionen-Schulden unseres Vaterlandes, das alles läßt nicht nur am System zweifeln, es zwingt geradezu umzudenken!
Ich möchte nie wieder eingemauert leben, aber auch nicht in einer Welt,von der Vaclav Havel sinngemäss sagt:" Die Demokratie bindet denen die Hände, die es gut mit ihr meinen - und schützt diejenigen, die sie mißbrauchen". Recht muss wieder Recht werden und Menschlichkeit muss über dem Geld stehen - aber das scheint im Raubtier-Kapitalismus nicht möglich zu sein.
Schade, dass mit dem Zerbersten der Mauer die vielen Illusionen auch zu Staub wurden. Klaus Ender
by @09.11.2009, 11:14

Wann bekommt Günter Schabowski das Bundesverdienstkreuz ?
Hat nicht alles mit seinem "Zettel"angefangen ?
by opalea-47 @09.11.2009, 10:37

Könnt Ihr Euch noch an den Fall der Mauer erinnern ?

Ja sicher, wir sind hier in BS ja eine der ersten Anlaufstationen der Menschen von "Drüben" gewesen.
Die ganze Stadt voll von Trabbis - nicht nur auf den Fahrbahnen, sondern auch auf allen Plätzen und Fußwegen.
Wir sind auf einer Brücke über der A2 gewesen und haben gewunken, gewunken und gewunken. :-)

Ansonsten verbinde ich das heutige Datum persönlich eher mit einem weiter zurückliegendem Ereigniss, welches weniger erfreulich war ...
Dei Reichsprogromnacht in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938
by Schlehdorn @09.11.2009, 10:11

Mein Vater war aus der ehemaligen DDR. Seit meinem 1. Geburtstag sind wir jedes Jahr zu unseren Verwandte(seinen Gewistern mit Anhang und sein Vater) gefahren. Seit ich das bewußt mit bekommen habe war die Grenze immer etwas bedrückendes. Natürlich verschickten wir zu Weihnachten die üblichen Päckchen. Kaffee war z.B. immer darin.
Als mein Grovater starb bekamen wir ein Telegramm. Das mußten wir dann an der Grenze vorzeigen. Diese Zugfahrt werde ich nicht vergessen. Mein Vater hat damals Blattgold geschmuggelt für die Grabinschrift. Gottseidank ist es gut gegangen.
Sonst mußten unsere Verwandten immer eine Aufenthaltsgenehmigung für uns beantragen. Die Abschiede war immer eine traurige Sache. Wir konnten wieder ausreisen unsere Verwandten mußten bleiben.
Als sich die Grenzen öffneten und die Mauer fiel habe ich ganz gebannt vor dem Fernseher gesessen und natürlich auch geweint.
Ich habe in den letzten Tagen einige Dokumentationen gesehen und noch einiges erfahren das ich nicht wußte.
Mir laufen heute noch die Tränen wenn ich die bewegende Berichte von der Öffnung der Grenze sehe.
LG
by Monika (Sauerland) @09.11.2009, 09:44

Ja, ich kann mich erinnern. Ich war damals in einer Schulung - lernte mit - no na - Computern umzugehen. Zwei Kollegen aus dem Kurs fuhren damals an einem Wochenende nach Berlin, um vorort Eindrücke zu sammeln...
Es war damals schwer fassbar, was passiert ist. Es war wie eine Welle, die sich durch den ganzen Westen robbte, und die starren Kusten zum Einsturz brachte. Für mich rückblicken einmal mehr der Beweis: man kann nichts zwingen, nicht mit Waffen, nicht mit Diplomatie. Alles wird ganz leicht, wenn die Zeit gekommen ist...
by @09.11.2009, 09:32

Der heutige Tag ist ein Grund zum Feiern, weil Menschen Politik gemacht haben, Menschen, die ihr Leben selbst bestimmen wollen und sich nicht länger bevormunden lassen.
Politik ist für Menschen da, nicht für die Geldbeutel der Politiker.
Wer von der DDR spricht, sollte differenzieren, ob er die verbrecherische DDR meint, deren Bonzen und hochgestellte Persönlichkeiten alle andersdenkenden
Menschen unterdrückt, missbraucht und erniedrigt hat....
oder ob er die DDR meint, die für so viele Heimat war und ist....ein Land in dem man 30, 40 Jahre und länger gelebt hat, ist und bleibt Heimat und zwar für alle die, die nichts mit diesen Verbrechern am Hut hatten, sondern die wirklich geglaubt haben, sie haben ein sorgenfreies und glückliches Leben.
Ich gehöre leider zu denen, die blind waren und so vieles, leider auch sehr Schreckliches und Unglaubliches ,zu spät erfahren haben.
Wer jetzt meint, so blind kann doch in der DDR niemand gewesen sein, es gab doch so viele die das alles schon vorher gesehen haben und in die Bürgerbewegung gegangen sind, den möchte ich fragen:

- wer sieht HEUTE die Machenschaften des BND?
- wer sieht HEUTE die Privilegien unserer Politiker?
- wer sieht HEUTE Unrecht, Koruptsion und Menschenverachtung?

Ich möchte die DDR nicht wiederhaben und auch die Mauer nicht, aber ich möchte meine ehemalige Heimat und mein Lebensgefühl, das ich über 30 Jahre dort hatte, nicht beschmutzt wissen, sondern klar von dem trennen, was so viele
damaligen Politiker und Stasi-Bonzen draus gemacht haben.

Ein Hoch auf diesen heutigen Feiertag, aber lassen wir uns nicht wieder die Augen zukleistern. Vor lauter Feiertagseuphorie sollten wir den Blick auf die
jetzigen Zustände nicht kritiklos werden lassen.

liebe Grüsse an alle Regina
by Regina @09.11.2009, 08:40

Ich hatte angefangen Therapie zu machen, war mit dem Fall meiner "inneren Mauer" beschäftigt, das hat Jahre gedauert. Dies werde ich immer mit dem Mauerfall verbinden.
by Marga @09.11.2009, 07:50

es war einfach schlicht ergreifend
unvorstellbar, was politik den enschen antut
das dachte ich mir dabei: diese mauer ist jetzt weg, aber die politik wird weiter menschen in not bringen
was diese DDR den menschen vorenthielt, wenn ich nur daran denke, dass ein DDR-bürger z.B. alle dinge NICHT kannte, die auf eine pizza kommen, einfach weil es dies nicht gab....
dass es heute menschen gibt, dies diese zeit nostalgisch zurückwünschen löst bei mir kopfschütteln aus...
besonders dachte ich in diesen momenten an den mut der menschen, dagegenzuhalten in diesem regime
by franz @09.11.2009, 07:27

Da wir die ganze Entwicklung ja aus dem Ausland beobachteten und kein deutsches TV sehen konnten, leisteten wir uns die erste Satellitenschüssel - damals noch ein Vermögen wert!
Aber wir wollten doch wenigstens bilschirmnah miterleben was da in der alten Heimat passierte. Besonders für uns, die wir damals den Bau der Mauer miterleben mussten, war deren Einsturz diese Investition wert!

Und natürlich mussten wir unseren internationalen Nachbarn viel erzählen über die Vorgeschichte und Entwicklung. Besonders die emotionalen Spanier freuten sich mit uns....die Engländer waren da eher skeptisch, die dachten zu sehr noch an ein Grossdeutschland.

Dass wir nun 20 Jahre später selbst in Fernost landen würden, das allerdings ahnten wir damals auch noch nicht!

Feierfreudige Grüsse :-)



by @09.11.2009, 07:13

am Abend dieses 9. November kam ich sehr spät nach Hause und mein damals 13-jähriger Sohn saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Es war ein Donnerstag und er musste am nächsten Tag zur Schule.

Noch bevor ich ihm sagen konnte er möge nun mal ins Bett gehen berichtete er mir ganz aufgeregt: Mama die Mauer in Berlin ist gefallen !!!

dann haben wir noch gemeinsam zusammen geschaut und gestaunt.

by Christel @09.11.2009, 05:13

History 20 Jahre danach
Wir wusste und wissen das Grenzen geöffnet werden da und dort
Die Berliner Mauer fiel in der Nacht von Donnerstag, dem 9. November, auf Freitag, den 10. November 1989
Als sich die Grenzen zwischen West und Ost öffneten das war ein Ereignisreicher Tag in Deutschland, Europa und der ganzen Welt

siehe Artikel des Tages
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite
und in ferner Zukunft werden weitere Grenzen geöffnet
Grüße Gella Ria Wien Österreich
by Gella Ria @09.11.2009, 01:30

Wir sassen an diesem unvergesslichen Tag gemeinsam mit unserem damals fünfjährigen Sohn vor dem Fernsehgerät. Er hat wohl zum ersten Mal seine Eltern aus Freude weinen sehen.
by Dagmar @09.11.2009, 01:03

Ein absolut ergreifendes Ereignis - ich dachte dabei u.a -
eeendlich kein "Eintrittsgeld" mehr bezahlen müssen
für den Besuch der Brüder und Schwestern.
by Beaky @09.11.2009, 00:55

irgendwie sind beim Kopieren und Einfügen paar Sätze durcheinander...komisch, komisch, is nur die Reihenfolge bissi durcheinander, der Inhalt ist gleich geblieben *grübel*
by Viola @09.11.2009, 00:52

Habe ich schon hingeschrieben in einem anderen Blog....ich werde aber keinen Link setzen, sondern einen Auszug hierhin kopieren, aber es ist ziemlich viel. Schaut selbst:
Ich denke zurück....als berufstätiger Mensch und als Mutter.
Man sollte nicht glauben, dass dieses Ereignis noch immer so frisch in meiner Erinnerung ist und dass es noch immer dieses kribbelnde Gefühl auslöst, aber es ist so!

Der 09. 89 war ein Donnerstag...und ich musste 22.00 Uhr meinen Dienst in einem VEB antreten, in dem ich als Schichtleiterin tätig war.
Durch die Medien war ja schon eine ziemlich dramatische Entwicklung abzusehen. Und dennoch, ich bin pünktlich zum Dienst erschienen - als Einzige!
Das Telefon in meinem Dienstzimmer klingelte ununterbrochen...die haben sich alle abgemeldet...“zum gucken“...“morgen sind wir wieder da“....“das will ich auch sehen“ ....“komm doch auch her“...usw.
Der Spätdienst verabschiedete sich dann auch! Dann stand unsere „Genossin Parteisekretär“ in der Tür.
Mit Agitation und Schwarzmalerei...und ja, wahrscheinlich auch Angst und Ratlosigkeit, sie hat es nur nicht zugegeben.
Ich schon!
Ich hatte Angst ! Meine Schicht wurde notbesetzt und ich musste auch Kollegen nach Hause schicken, die schon in Feierlaune, alkoholisiert zum Dienst erschienen, aber das ist eine andere Geschichte...
Konzentriert arbeiten konnte ich nicht, hab das Diensttelefon überstrapaziert!
Meine Tochter, damals gerade 6 Jahre alt, war nämlich seit 07.11. zur Kur, in einem Kurort, nahe der Staatsgrenze!
Ich war nicht sehr glücklich über den Verlauf der Ereignisse, denn, wenn hier niemand zum Dienst erscheint...könnte es nicht dort auch so sein?
Sind die Kinder allein? Gegen Mitternacht erreichte ich da endlich jemanden!
...... „ja, hier ist alles in Ordnung“......“das will ich von meinem Kind hören“.......“wir wecken die Kinder nicht auf“......“...dann mach ich mich jetzt auf den Weg zu meinem Kind“.......“es gibt keinen Grund zur Beunruhigung“.....“das will ich von meiner Tochter hören“.....“Gut. Aber nicht jetzt! Morgen früh sechs Uhr ist wecken, rufen sie dann noch mal an! Ausnahmsweise dürfen sie dann ihre Tochter sprechen. Gern machen wir das nicht!“
Danach ging es mir besser, aber schlafen konnte ich nicht.
Am nächsten Morgen durfte ich mit meiner Tochter sprechen und sie bestätigte mir, dass ihre „Tanten“ alle da waren und sich um die Kinder kümmerten, niemand hat sie allein gelassen.
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Ich bin auch von Nichts und Niemandem dazu zu überreden gewesen, mir das Begrüssungsgeld zu holen.
Obwohl ich viel Zeit in Berlin bei Freunden und Verwandten verbrachte, dicht am Ãœbergang Bornholmer Strasse, bin ich immer im Ostteil geblieben.
„Falsche Richtung“ wurde mir oft von Passanten gesagt!
Die Angst, dass die Grenzen plötzlich wieder abgeriegelt wurden und ich dann nie mehr mein Kind sehen würde...das war so tief in mir, dass ich überhaupt keine Freude an den Ereignissen hatte.
Ausserdem hatte ich tatsächlich das Gefühl, allein zu sein auf der Welt mit meiner Sorge, denn allgemein traten mir alle mit Unverständnis entgegen, ob der Tatsache, dass ich mir 100 Westmark entgehen lasse, wer weiss, wie lange das Geld noch gezahlt würde.
Am 21.12 hatte ich mein Kind wohlbehalten wieder bei mir.
Meine persönlich Mauer fiel am 22.12.1989, als ich mit meiner Tochter an der Hand in einer Westberliner Bankfiliale das Begrüssungsgeld bekam...ob uns das glücklicher machen konnte, als ich ohnehin schon war – ja, auch das ist eine andere Geschichte....
Ach so...ich heule heute noch manchmal...und lächle dabei
by Viola @09.11.2009, 00:40

Oh, da kann ich mich gut dran erinnern, denn wir wohnen ja in einer bekannten Kleinstadt an der ehemaligen Zonengrenze.
Ich war allein zu Haus und meine Freundin rief spät abends an, Du heute nacht machen sie die Grenze auf. Ich dacht, na wer es glaubt wird seelig und ging ins Bett.

Nachts um 2 wurde ich von einem knatterndem Motorengeräusch wach und dachte, jetzt sind sie da, denn es war einer der ersten Trabbis, der in der Stadt herumfuhr. Wir wohnten damals noch in der Innenstadt.

Am nächsten Tag stand ratlos vor unserem Küchenfenster ein junges Paar mit Kind. Wir haben gefragt, ob sie etwas suchen. Es stellte sich heraus, dass sie Panne mit ihrem über 20 Jahre alten Wartburg hatten.
Sie haben dann bei uns gegessen. Mein Mann war mit in der Werkstatt und dann haben wir ihnen die Stadt gezeigt.
Wir waren noch lange Jahre befeundet und irgendwann haben wir uns aus den Augen verloren, weil sie nach Süddeutschland zogen und die Ehe kaputt ging.

An dem Wochenende darauf waren bei uns in der Stadt die Kaffeegeschäfte leer gekauft. Sonntags kamen die Laster und brachten Nachschub.
Aldigeschäfte hatten keine Weihnachtsnaschereien mehr usw.

Jeden Tag wurde unser Städchen gestürmt.
Aber ich fand es war eine aufregende, tolle Zeit. Wir können froh sein, dass wir das erleben durften.

Später durften auch wir rüber und wir erkundeten erstmal die nähere Umgebung hinter der Grenze. Wir wussten gar nicht das dort überall richtige Orte waren, denn da durften die DDR Bürger nur in Ausnahmefällen hin und wir Wessis gar nicht.

Ich hoffe, dass auch in den letzten Köpfen noch die Mauer fällt, damit wir endlich richtig zusammenwachsen.
by Marianne @09.11.2009, 00:20

Darauf hatte ich heute richtig gewartet. Ich meine, ich hoffte, dass du das machst. Mich interessieren die Kommentare der Ossis ganz besonders brennend!
Ich klebte damals am Fernseher und war als Österreicherin ebenso angesteckt von den besonderen Ereignisse wie die Deutschen. Nie hätte ich mir das träumen lassen!
Auch jetzt sah ich mir immer wieder Filme und Dokus zu dem Thema an, auch in You Tube, es berührt einfach immer noch, die glückstrahlenden Menschen zu sehen!
Liebe Grüße,
Tirilli
by @09.11.2009, 00:17

Auch ich saß weinend vor dem Fernseher und konnte es kaum glauben. Endlich, nach so vielen Jahren war dieser Alptraum zu Ende!
Ich hab mich so sehr mit Deutschland und allen Deutschen mitgefreut.

by Ingrid @09.11.2009, 00:14

Ich saß weinend vor der Glotze ......

War einfach ergreifend ...... und heute bin ich noch dankbar für den Fall dieser verflixten Mauer !
by Mariechen @09.11.2009, 00:03

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