Kommentare zu «kb20150205»

Allen, die hier ihre Päckchen kurz öffneten, liebe Grüße und weiterhin viel Kraft.
Folgende Geschichte fand ich mal vor Jahren im web:

Eine kurze, aber eindrückliche Geschichte aus Indien:

Es stand einmal in einem Dorf ein uralter, starker Baum.

Eines Tages wurden alle Dorfbewohner eingeladen, ihre Sorgen, Probleme und Nöte gut verpackt an diesen Baum zu hängen.

Die Bedingung allerdings war, dafür ein anderes Paket mitzunehmen.

Zu Hause wurden die fremden Pakete geöffnet und es machte sich Bestürzung breit, denn die Sorgen und Probleme der anderen schienen deutlich größer als die eigenen!

Und so liefen alle wieder zurück zum alten Baum, nahmen statt der fremden schnell wieder die eigenen Pakete an sich und gingen zufrieden nach Hause.
by Jaani @09.02.2015, 22:35

Erschreckend, wie viele wir auch _hier_ sind, die in der Familie physische
und psychische Gewalt erlitten haben, die leider zutiefst prägend für das
ganze Leben war und ist.
Psychologen nennen das "transgenerationale Traumatisierung".
Unter diesem Suchbegriff findet man interessante Erklärungsansätze im Internet.
by Barbara P. aus C. @07.02.2015, 19:44

Vor etlichen Jahren bin ich zufällig auf ein Buch gestoßen:
Sabine Bode, Kriegsenkel.
Während des Lesens, Stückchen für Stückchen, begannen sich Berge zu versetzen...
Es gibt noch ein weiteres Buch: Gertrud Ennulat, Kriegskinder.
Endlich konnte ich verstehen warum Dinge passierten. In meiner Familie, in der Familie meines Mannes, bei Freundinnen...

Ich musste leider die Erfahrung machen, das es auch heute noch Therapeuten und Psychologen gibt die das Thema Kriegserlebnisse unserer Eltern herabsetzen. Für manche scheint es sogar ein Tabu zu sein.
Dabei ist es schlimm genug, das es für viele Betroffene ein unantastbares Thema ist. Schlimm für die Kinder... Enkel...

by Petra aus OWL @06.02.2015, 14:31

... ich kann es nicht mehr hören ... Eltern, die ja selber eine schwere Kindheit hatten ... es ja nicht besser wussten ... ihr Bestes geben, es aber nicht besser wussten ...

Bitte?! Sie haben Leid erfahren, Leid gefühlt ... rechtfertigt das, Leid zuzufügen? Wohl kaum. Ich kann und werde meinen Eltern nicht verzeihen! Sie haben mir eine furchtbare Kindheit und Jugend beschert, mein Leben durch meine verletzte Kinder-Seele über 45 Jahre bestimmt.
Meine Mutter ist verstorben, möge mein Vater ihr bitte bald folgend, dann bin ich frei!

Wie oft habe ich den Satz gesagt, "aber es ist doch meine Mutter"! Die Antwort meiner Psychologin war: "es ist die Frau, die Sie geboren hat!" Punkt, mehr nicht ... das reicht nicht, um sie auf einen Sockel zu stellen.

Danke Mama für Kälte, Härte, Liebesverweigerung ... gut, dass ich daraus gelernt habe und meinen Kindern Liebe und Wärme gegeben habe. Und das rede ich mir nicht nur ein, das sagen mir meine Kinder (23 und 19 Jahre alt) auch.

Ich habe mit mir meinen Frieden gefunden, auch ohne "jemandem" zu verzeihen.

Ich merke, wie sehr mich dieses Thema doch wieder bzw. immer noch berührt. Aber ich erkenne, dass ich damit umgehen kann, ohne dass es mich umhaut.

Das wünsche ich betroffenen Seelenfärbern auch.
Machts gut.

Und bitte an die, die nur "theoretische" Erfahrungen haben, lasst Eure Bemerkungen, Ihr müsstet es gefühlt haben, dann wüsstet Ihr, was uns unsere Eltern angetan haben ...
by ohne Namen @06.02.2015, 07:34

Die Kindheit prägt. Ja, sehr!

Und negative Einflüsse fallen mal mehr und mal weniger auf fruchtreichen Boden.

Es hilft für das eigene Weiterkommen, diese auslösenden Empfindungen zu erkennen um dann in aktuellen Situationen gegensteuern zu können.

Bei mir kam da auch einiges zusammen. Und das obwohl ich von mir behaupte eine glückliche Kindheit gehabt zu haben. (Was ich von der Jugend nicht behaupte, allerdings inzwischen auch nicht mehr nachtrauere.)


* Die Akzeptanz, dass die Anderen es sicherlich nicht Böse gemeint haben, nur Gutes wollten und es mitunter auch nicht besser wussten hilft sehr dem inneren "Verzeihen" denjenigen gegenüber und verhindert Verhärtungen im Umgang. Klar gibt es auch Fälle, bei denen der Umgang dann trotzdem nicht möglich ist, nur für sich selber ist es auch in diesen Fällen besser, wenn man innerlich "verziehen" hat. - Havelfrau hat hier den typischen Psychologen-Satz ja schon erwähnt. Es dauert eine Weile, bis er ankommt und wirkt.

* Ebenso ist es wichtig zu lernen, dass man zu sich steht und sich selbst annimmt. Lernt sich selbst zu lieben. Diese Komplexe sind nun mal ein fruchtreicher Boden für das andere, den es zu bewältigen gilt.

* Man kann andere nicht ändern. Man kann nur sich selbst ändern, seine Einstellung den Dingen gegenüber ändern.


Ich habe die letzte Stunde viel darüber nachgedacht, mich länger damit beschäftigt als der Text, der hier steht. Schließlich ein Thema mit Trigger-Potenzial. Die Melancholie merke ich, die ausgewählte Musik unterstützt und heilt gleichzeitig. Der Beitrag von Anne klingt positiv und erfrischend nach.

Zu mir:
Aufgewachsen in einem konservativen Elternhaus (Bauernhof), depressive Mutter, bei ihrem Tod (Suizid) war ich 10. Unterbewusste Wahrnehmungen in den Jahren davon, Rollenübernahme der Mutter danach. Einstellungen/Aussagen des Umfeldes! - Ja das prägt ist und ist mein Rucksack. Inzwischen leichter, ein bisschen was ist noch da, der Schatten wird bleiben. - Ja, das bin ich auch wenn ich mich selbst manchmal gerne anders hätte.


In Gedanken ein Umarmung an alle sich bei diesem Thema angesprochenen fühlen. :)
by heute anonym @06.02.2015, 05:38

Meine Kindheit hatte auch Höhen und Tiefen, wie wohl jedes Leben, aber traumatisiert fühle ich mich nicht.
Meine Eltern waren auch von der Zeit des Zweiten Weltkrieges geprägt. Mein Vater verunglückte tödlich, als ich drei Jahre alt war. Meine Mutter gab mir und meinen zwei Schwestern alle Liebe, die ein Kind erwarten darf/sollte. Natürlich habe ich auch hin und wieder eine Tracht Prügel bekommen, aber ich habe ja auch intensiv meine Grenzen ausgetestet. Später hat meine Mutter wieder geheiratet, allerdings einen mit psychischen Problemen behafteten Menschen, unter dem wir Kinder doch auch zu leiden hatten. Als Kind hatte ich einen schweren Unfall und es hatte viele, sehr viele, Jahre gebraucht, bis ich die Normalität wieder erreichte. Mutter hat immer ihr Bestes gegeben und alles gut ausgeglichen. Später trennte sie sich von dem 2. Mann.
Heute habe ich die wunderbarste Frau an meiner Seite und auch das Verhältnis zu meiner Mutter ist immer noch sehr gut.
So kann ich wohl behaupten, die Sonnenseite des Lebens erwischt zu haben.

Mein Fazit: Jeder muß auch an sich selbst arbeiten und darf nicht versucht sein, die Schuld bei anderen zu suchen - von Missbrauchsfällen mal abgesehen.
by Konstantin @05.02.2015, 22:44

Ich beziehe mich mal auf einen Satz von Havelfrau: "Meinen Sie Ihre Eltern wollten sie absichtlich verletzen und demütigen oder ist es möglich, dass sie ihr Bestes gegeben haben, es selbst aber nicht besser wussten?"

Hier an diesem Punkt (u.a.) stecke ich wohl gerade gedanklich fest. Ich suche immer nach Möglichkeiten, die ich innerlich sehr lange und sehr genau abwägen muss, was zu mir passt und was nicht, um mit solchen Sätzen umgehen zu lernen und nicht auch dabei noch zusätzlich das Gefühl zu bekommen, es nimmt mir gleich den Atem. (Manchmal ist mir, als habe ich genau deswegen Asthma bekommen...)

Die beste Entscheidung meines Lebens war allerdings, dass ich auch zum Wohl meiner Kinder den Kontakt zu meinen Eltern bereits seit zehn Jahren abgebrochen habe.
by LuY @05.02.2015, 21:10

Beim Lesen kommt so manches in mir hoch. Es wühlt mich total auf.
Ich habe versucht mit meiner Mutter darüber zu reden. Zuerst hat sie so getan als ob sie nichts höre. Irgendwann hat sie dann zu mir gesagt, sie weis nicht, was ich eigentlich will. Und das, obwohl sie mich grün und blau geschlagen hat. Sie hätte sich nicht entschuldigen brauchen, nur mal zu sagen: es war eben so. Das hätte mir schon gereicht. So hat sie getan als ob sie das Ganze gar nichts anginge. Ich habs aufgegeben mit ihr reden zu wollen. Manchmal bin ich so wütend..... ach lassen wir das, ich reg mich nur auf.
by anonym @05.02.2015, 19:53

Mich berühren die Kommentare sehr. Ich wünsche allen, die keine gute Kindheit hatten und deren Seelen Schaden genommen haben, dass sie in ihrem Leben auch positive Erfahrungen machen können.

Eigentlich war ich auch unerwünscht (meine Eltern wollten nur 2 Kinder und nach meinem Bruder wurde ich als letzter Zwilling zusammen mit meiner Schwester geboren. Ich habe immer versucht, alles so zu machen, wie meine Eltern es wollten, habe oft hinter meiner Schwester zurückgesteckt. Aber durch meine Heirat habe ich den Absprung vom Elternhaus gut geschafft. Ab und an ertappe ich mich allerdings, dass ich es jemandem anderen Recht machen will und mich selber zurück stelle. Aber das wir immer öfter bewußt und ich steuere dagegen. Es ist so wichtig, sich selbst zu lieben und auf sein Inneres zu hören.

Viel Kraft für uns alle wünscht
Christa
by Christa @05.02.2015, 19:32

... ein schwerlastiges Thema, auch für mich: Meine Kindheit war schwer belastet durch kriegstraumatisierte Eltern. Der Vater lebte seine Macht und Ohnmacht als Alkoholiker aus und war ein Schrecken für die eigene Familie. Die Mutter versuchte ihr Bestes, kam jedoch schnell auch an ihre Grenzen, weil der Mann an ihrer Seite ihr die Kraft raubte - doch ihr unterstelle ich heute als Erwachsne, dass sie ihr BESTES für die Kinder gegeben hat. Meiner Mutter nahm ich lange Übel, dass sie diesen Mann nicht früher verlassen hat als sie es dann endlich nach 20 Ehejahren tat.
Ich vertraute einem Mann nie wirklich und blieb ledig und allein. In mehreren Anläufen versuchte ich ab ca. 30 meine Kinheit aufzuarbeiten und glaubte es (fast) geschafft zu haben ... da kam ich ab 55 in ein so brutales MOBbing, das mit zeitlicher Verzögerung eine schwerste Traumatisierung nach sich zog und die Asuwirkungen bestimmten lange mein Leben in der Rentenphase - doch ich habe zwischenzeitlich sehr viel gelernt und bin auf einem guten Weg, den ich allerdings ohne begleitende Therapie nicht bestehen könnte.
Beiden Elternteilen konnte ich verzeihen, bevor sie starben. Diese Tatsache ist für mich heute sehr wichtig. - Doch ist in der Kindheit fpür mich etliches traumatiesierend verlaufen und bildet in meinem Fall zum großen Teil auch die Grundlage für die schwere Traumatisierung im Erwachsnenalter.

Ich bin froh keine Kinder zu haben, weil ich sonst gewiss die Probleme weiter tradiert hätte. So bin ich jetzt eine gefragte Wahloma! Das tut mir sehr gut und den Kindern auch.
by anonyma @05.02.2015, 19:09

Meine Eltern und Grosseltern lebten in meiner Kindheit in einer Strasse. Als Kinder mussten meine Schwester und ich immer darunter leiden, wenn es unter den Erwachsenen Unstimmigkeiten gab. Meine Mutter verbot uns, die Grosseltern zu besuchen und so haben wir es heimlich gemacht. Oma hat dann immer sehr geweint, die Phasen gingen teilweisen ein paar Wochen. Noch heute denke ich an diesen Liebesentzug meiner Eltern meiner Grosseltern gegenüber und es belastet mich auch noch heute, obwohl es schon viele viele Jahre her ist.
by Ulliken @05.02.2015, 17:44

Ich habe jetzt auch noch mal hier reingeschaut und bin entsetzt, wieviele Sf-Leser/innen sich mehr oder weniger bei diesem Thema persönlich angesprochen fühlen.
Da möchte ich mich doch auch mal "outen" und ein Plädoyer für meine Eltern halten;))! Diese gehörten ebenfalls der Kriegsgeneration an und waren beide auf ihre Art sicherlich auch traumatisiert.
Ich aber habe eine liebevolle, behütete, harmonische Kindheit erlebt und bin ihnen dankbar, für die Wurzeln, die sie gelegt haben und die Flügel, die sie mir später verliehen haben.....
by Anne @05.02.2015, 17:23

Heute hab ich nochmal hier reingeschaut und gelesen, ja, jeder hat sein Päckchen zu tragen, und es kann möglich sein, wie jemand schrieb:
"Aber in diesem Päckchen sind Geschenke versteckt. "

Sich selbst zu lieben, das wird es wohl sein!?
by Marga @05.02.2015, 16:41

Ich weiß nicht, ob ein 1 1/2-jähriges Kind, das von der leiblichen Mutter in ein
Waisenhaus abgegeben wird, in seinem späteren Leben an Verlustängsten leiden
kann... Bei den Adoptiveltern hatte ich eine behütete - zu den damaligen Verhält-
nissen wunderbare Kindheit. Die Trennung von meinem späteren Ehemann, den
ich an eine speziell auf ihn angesetzte Stasi-"Dame" verloren habe, nagt bis heute.. Ich konnte diesen Verlust nur sehr sehr schwer verarbeiten - leide auch
in anderen Situationen (Bekannte, Freunde usw.) an Verlustangst -möchte immer
alles zusammenhalten. Harmonie leben...
by Inge-Lore @05.02.2015, 15:29

Es fällt mir schwer, einige Zeilen über meine Kindheit zu schreiben.
Kurzversion: Niemals hat meine Mutter mich in den Arm genommen. Liebesentzug war das nicht, sondern Liebesverweigerung.
Ich habe meiner hartherzigen Mutter verziehen, sie hatte vor mir ihr Päckchen zu tragen ... möge sie in Frieden ruhen.
by Elke R. @05.02.2015, 15:18

Ja, die Päckchen werden unterschiedlich verteilt. Auch ich hatte meines zu tragen. Viele Therapiestunden waren nötig, um alles richtig zu verstehen. Aber die Kindheit prägt einen. Ganz kann man sich meistens von den bestimmten Punkten nicht verändern, man macht auch danach oft wieder die gleichen Fehler. Aber zum Glück ist man auch im Alter lernfähig.
by GiselaL. @05.02.2015, 14:22

Ein sehr aufwühlendes Thema ,die Schicksale der Seelenfärbler ähneln sich alle,leider . Von jedem Beitrag etwas und es sind meine Kindheitserlebnisse.Auf der einen Seite tröstlich ,ich bin nicht alleine, auf der anderen Seite meine ich ,auch unsere Eltern haben Gefühl und Gehirn und wissen bestimmt tief in ihrem Innersten was sie falsch gemacht haben. Ich habe sporadisch Kontakt zu meiner Mutter, aber ich empfinde nichts für sie . Die Fehler, die ich bei meinen Kinder gemacht habe bedauere ich zutiefest, durch lange liebevolle Gespräche sind wir im Reinen . Meine beiden Töchter und Söhne kommen oft zu mir und wir fühlen uns wohl miteinander. Die Enkel wachsen in einer liebevollen Familie auf . So hätte ich auch gerne meine Kindheit verbracht . Aber auch ich habe gelernt für mich zu sorgen und mir viel Liebe zu geben ,das tut gut .Einen schönen Tag und ein erfülltes Leben wünsche ich den Seelenfärblern . Danke für das Thema !!
by anonym @05.02.2015, 14:10

Ewig nicht mehr im Kalenderblatt gewesen. Momentan habe ich aber Zeit - bin krank geschrieben wegen der Folgen eines solchen Päckchens. Ich werde mich wohl demnächst auf stationäre Behandlung begeben.

Meine Eltern haben sich früh scheiden lassen. Aufgewachsen bin ich bei meiner Mutter, die froh war, dass sie einen Menschen hatte, der sie lieben musste. Sie hat für Liebe vieles auf sich genommen. Von Männern wurde sie geschlagen und betrogen, ich wurde missbraucht. Sie hat weg geschaut.

Obwohl sie sich nie entschuldigt hat (im Gegenteil, immer wenn ich aufarbeiten wollte, was war, wurde ich der Undankbarkeit bezichtigt), habe ich es wohl mittlerweile geschafft, ihr zu verzeihen. Sie hatte ebenfalls eine schlimme Kindheit als ungewolltes Kind, das missbraucht und misshandelt wurde. Ich bin mir sicher, sie wollte es mit mir besser machen. Sie konnte es nicht, weil ihr eigenes Päckchen die Macht übernahm.

Mit mir hat die Serie allerdings ein Ende - ich habe mich entschieden, keine Kinder in die Welt zu setzen. Ich kann nicht ausschließen, dass ich nicht in einigen Situationen so reagieren würde, wie meine Mutter. Das hat kein Kind verdient.

Warum ich jetzt gerade zusammengebrochen bin, kann ich nicht sagen. Vielleicht gerade weil ich die Wut gegenüber meiner Mutter und den Männern in Ihrem Leben hinter mir gelassen und ihr vergeben habe. Vielleicht war die Wut und die Bitterkeit das, was mich aufrecht gehalten hat. Doch wollte ich in dieser Bitterkeit nicht leben, ich muss mir etwas anderes suchen, mein Leben. Ich bin gespannt und total verängstigt zugleich.
by Tanja @05.02.2015, 13:25

War schon lange nicht mehr hier und dann lese ich dieses interessante Thema. Ich wuchs bei meiner Omi auf und bekam sehr viel Liebe, aber auch sehr viel Prügel. Sie wußte es nicht besser, aber ihre Liebe war und ist riesengroß. Heute ist sie fast 94 und ich liebe sie von ganzem Herzen. Ich habe auch eine tolle Mami, zwei wunderbare Schwestern (es hat gedauert, bis wir uns so nahmen wie wir sind) und einen Stiefpapi der mich genauso gut und schlecht behandelt hat wie seine eigenen Kinder (auch hier ist kein Platz für Groll). Meine Kindheit und Jugend empfinde ich noch heute als ein Geschenk. Jetzt bin ich 51, habe einen liebevollen Mann (für mich der Beste der Welt), den besten Hund der Welt und denke nur mit liebevollen Gefühlen an die Vergangenheit. Natürlich gab es auch viel Negatives, aber was würde es ändern, wenn ich mich darüber gräme. Ich liebe das Leben und fühle mich in meiner Mitte, was will man mehr!
Licht, Liebe und Frieden für Alle
by Michi @05.02.2015, 12:37

Nur soviel: Ohne ambulante und stationäre Psychotherapie(n), hätte mich mein Päckchen inzwischen wohl platt auf den Boden gedrückt.
Eine wichtige Frage der Therapeutin hat das Umdenken eingeleitet und die Rückschau verändert: "Meinen Sie Ihre Eltern wollten sie absichtlich verletzen und demütigen oder ist es möglich, dass sie ihr Bestes gegeben haben, es selbst aber nicht besser wussten?"
Das ändert nicht das Gewesene, aber der Umgang damit wird einfacher.

Und in diesem Zusammenhang denke ich immer: Wer weiß wozu es gut ist, dass mir die "Natur" eigene Nachkommen verweigert hat........., denn als in diesem biologischen Alter war, hätte ich es vermutlich nicht viel "besser" gemacht.
by Havelfrau @05.02.2015, 12:35

Obwohl ich schon mit 17 Jahren von zuhause ausgezogen bin in ein teilmöbliertes Zimmer kann ich bis auf die massiven Schwierigkeiten mit meiner Mutter, die mit der Pubertät begannen von meiner Kindheit sagen, dass sie gut war. Auf der emotionalen Seite wurde höchstens mal bei Nicht-parieren irgendetwas verboten, was ich vor hatte oder wünschte. Meine zeitlichen Überziehungen der Ausgehfristen wurden allerdings mit dem Gummischlauch geahndet...wäre nicht passiert, wenn ich pünktlich gewesen wäre? Aber ich hab mich schon früh durchgesetzt in meinem Leben und mir nicht "die Butter vom Brot nehmen lassen" wie es so schön heißt.
Liebesentzug und soziale, emotionale Kälte ist was Fürchterliches und ich bin froh, dass ich soviel Empathie habe dass es so etwas in meiner Familie, Verwandtschaft u.im Freundeskreis nicht gibt. Allen Seelenfärbler/innen wünsche ich für ihr Leben viel Wärme, Liebe und Geborgenheit!
by Karin v.N. @05.02.2015, 12:00

Ich könnte ein Buch schreiben - nach 40 Jahren Unterricht mit schwierigen Schülern (und manchmal noch schwierigeren Eltern) - vergessen wir mal zuerst nicht: es gibt viele verantwortungsvolle, segensbringende Eltern für unsere Kids, aber der Rest, und der ist besonders belastend - mir standen oft die Haare zu Berge, was es alles gibt und gab!
Besonders belastend - leider ohne Unterstützung von aussen - waren die sexuellen Übergriffs-Bekenntnisse (3x) während dieser Zeit - und dies durchzustehen - nicht einfach, schliesslich habe ich Familie und ein Privatleben!
Was wurde ich da oft bedroht, tätlich angegangen - unglaublich, was ich erlebt habe. Ins gleiche Thema gehört die Zwangsverheiratung von jungen Musliminnen -
ein gefährliches Thema für Lehrpersonen
by Franz @05.02.2015, 11:22

Zu diesem Thema kann ich ein Lied singen.

Meine Eltern hatten keine Gemeinsamkeiten, sie führten eine grässliche Ehe. Und als Kind habe ich von beiden Seiten mein "Fett" abbekommen.

Seitens der Mutter wurden von mir stets Bestleistungen gefordert, egal auf welchem Gebiet. Ich funktionierte gut und litt still. Mir gegenüber erfolgte eine ständige Abwertung und zu anderen Menschen lobte sie meine Leistungen. Liebesentzug und tagelanges Schweigen und Ignorieren waren an der Tagesordnung.
Im Gegenzug hatte ich viele Freiräume, die ich auch ausnutzte.
Vom Vater wurde ich missbraucht ...

Der Hang zur Perfektion ist mir heute noch eigen, ich kann ihn nicht abstellen. Mit den anderen Erlebnissen und Belastungen habe ich abgeschlossen. Ich bin mit meinem Leben zufrieden und seelisch ausgeglichen. Es war aber ein langer Weg.

Die Mutter habe ich im hohen Alter zu mir geholt und habe sie gepflegt, sie hatte Demenz. Nur ihr Grab kann ich nicht besuchen ...
by heute anonym @05.02.2015, 10:19

...oh - oh! Ich hatte eine glückliche und gute Kindheit, aber es hieß immer wieder "du bist die Große, musst Rücksicht auf die Kleinen nehmen"! Das brennt sich ein, verfolgte mich ein Leben lang. Familie nahm mich gnadenlos aus. Kannten mich nur wenn sie Hilfe, auch finanzielle, brauchten.
Jetzt erst im Alter von über 70 wird mir klar, dass kein Mensch als Vater oder Mutter geboren wird. Alle müssen erst lernen ihre Kinder zu erziehen, mit Augenmaß zu umsorgen. Denn all unsere Väter und Mütter mussten im Krieg viel Schlimmeres erleben als wir es uns vorstellen können!

Bis vor zwei Jahren lebte ich in einer Beziehung mit einem ehemals "stumm" und "mißbraucht" aufgewachsenen Kind. Es war die Hölle für mich - mir half, dass ich auch hier die "Große" (also die Ältere) war.
Doch inzwischen sah ich ein, dass ich endlich einmal das Recht, sogar die Pflicht habe mir die letzten Jahre meines Lebens so schön und angenehm wie möglich zu machen!
Befinde mich inzwischen am Ende einer Selbstfindungsphase, lernte mich selbst zu lieben, mir keine Gedanken mehr um meine ach so hilfebedürftigen "Blutegel" (Familie) zu machen!
Überlege in ein Seniorenstift zu gehen, so bin ich nicht einsam - und ja, verheiratet bin ich mit dieser Einrichtung nicht - ich könnte, wenn es mir dort nicht gefällt, wieder weggehen :-)
Alles Gute für die von bösen Erinnerungen geplagten Seelenfärbler - wir sitzen alle in einem Boot... das sich "Leben" nennt!
LG GreTa
by GreTa @05.02.2015, 10:18

Ja manche Menschen bekommen ein besonderes Päckchen auf ihrem Lebensweg, so manchem scheint es zu schwer diese Last zu tragen.
Aber in diesem Päckchen sind Geschenke versteckt.
Wenn Eltern ihre Kinder emotional missbrauchen, liegt es oft an ihrem eigenen Mangel, es erzeugt Wut, selbst zu wenig Liebe bekommen zu haben.Sie versuchen verzweifelt bei dem eigenen Kind notfalls sogar durch emotionale Erpressung Liebe, Anerkennung oder wenigstens Macht zu erlangen.
Für solche Kinder besteht die Möglichkeit diese schwere Last loszulassen,vielleicht sogar ein Lebensgeschenk darin zu entdecken, in dem sie lernen, Liebe nicht außen von anderen Menschen zu erwarten, sondern sich selbst lieben zu lernen.
Das ist ein langer, aber heilsamer Prozess, aber aus eigener Erfahrung, die einzige Möglichkeit frei zu werden und in der eigenen Mitte Liebe und Frieden zu finden.
Erst dann kann man die Liebe anderer Menschen wirklich annehmen, ohne bedürftig und abhängig zu sein.
by Helga F. @05.02.2015, 10:17

... was für ein Thema ...
Ich kam als ungewolltes Kind auf die Welt, das wurde mir auch immer immer wieder gesagt, damit hat es sich auf der Seele eingebrannt. Aufgewachsen bei den Großeltern. Mutter bekam ein zweites ungewolltes Kind, gemeinsam mit dem neuen Mann in einem Haushalt durfte ich nicht das Wohnzimmer betreten. Viel Gewalt, Trennung. Dann doch Zusammenleben mit meinem leiblichen Vater (aus "gutem" Hause), viel Gewalt, nicht standesgemässes Enkelin. Mein Vater hat dann meine Stiftschwester bevorzugt, sie war ein niedliches Kleinkind, ich ein schwieriges Schulkind ...
Mit Ende 40 hat mich das alles eingeholt und in einer schweren Depression geendet. Gott sei Dank hat eine Familientherapeutin das erkannt und ich habe hart an mir gearbeitet, bin einen steinigen Weg gegangen. Krank, Medikamente, Psychotherapie ...
Ich habe fast alles geändert in meinem Leben, Trennung vom nicht redenden Ehemann, Umzug in eine andere Stadt, neuer Job, Scheidung. Meine Mutter verstarb dann, das war meine Befreiung, da habe ich erst festgestellt, wie sehr sie mein Leben belastet hat. Den Kontakt zum Vater und zur Stiefschwester habe ich abgebrochen.
Ich habe Glück gehabt, einen neuen Mann kennengelernt (der kann reden!) ein ganz gutes Verhältnis zu meinen Kindern (mit denen ich alterentsprechend immer auch über mich und unsere Situation geredet habe) und bin von meiner nicht verwandeten Patentante und ihrem Mann adoptiert worden. Jetzt bin ich glücklich verheiratet, habe mich liebende Eltern, die mich auch gewollt haben, werde von Mutter und Vater (Liebe gabs in der Herkunfsfamilie nicht) in die Arme genommen ...

Ich bin mit jetzt 51 so glücklich wie nie vorher in meinem Leben. An meinem Schreibtisch hängt ein Spruch:
Finde Möglichkeiten dich von dem zu verabschieden, was du tun solltest und müsstest. Richte dich stattdessen immer mehr auf das aus, was du tun willst!

So versuche ich zu leben und das jeden Tag sehr intensiv, denn es könnte der letzte in meinem Leben sein, das habe ich bei meiner täglichen Arbeit im Hospiz vor Augen!
by andrea @05.02.2015, 09:15

es hat sehr lang gedauert, bis ich verstanden habe, so halbwegs, was der krieg mit unseren eltern gemacht hat, dass man im alltag wenig zeit hatte ´sich zu besinnen`, und die aufklärung ja so gut wie nicht vorhanden und hilfe haben sie nicht bekommen, eher druck von ihren eltern
jetzt erst, seit ich in rente, kann ich umsetzen mm für mm, was natürlich schon jahrelang in mir gearbeitet hat, nämlich dass ich als mensch etwas wert bin und ein recht habe auf z.b. eine höfliche behandlung, dass ich mir selbst gegenüber dasselbe tun darf, mich selbst gut behandeln, für mich selbst gut sorgen ...., das fängt beim arztbesuch an, wo ich sehr oft wie ein kindergartenkind angesprochen werde und vor lauter bange, etwa unhöflich zu werden, dann gehe....,
ich arbeite dran,
das fazit? jede generation hat ihre felsbrocken im weg, ihre zeitnot, ihren druck von irgendwoher, ihre finanziellen nöte, krankheiten....., aber das wichtigste scheint mir, reden, reden, reden, auch und gerade mit kindern, auch da mal sagen, entschuldige, aber in bin heute so eile, nervös, oder sowas, aber kindern nicht alles aufbürden, wie die existenzsorgen , die sorge um den job .....
den eltern verzeihen und die ärmel aufkrempeln, jeden tag auf´s neue und erst sich selbst lieben und dann die anderen...., pf, geht´s auch etwas leichter????
by rosiE @05.02.2015, 08:08

Ach, welch ein Thema. Ich wurde groß in einem Haus, zwar mit Dach über dem Kopf, Nahrung usw. Aber emotional war es ein Kühlschrank. Rechthaberische, dominante, launische Mutter, der sich alles unterwerfen musste. Besser, sie hätte sich einen Hunde gehalten, als ein Kind bekommen, den hätte sie dressieren können. Einer der bei mir immer noch hochkommenden Sätze: "Auf Dich hat man gerade noch gewartet".
Mit 18 bin ich weg.
Ich freue mich für jeden, der ein gutes Verhältnis zu den Eltern hat, mir war es nicht vergönnt. Mir tun Sätze wie "Man soll seine Eltern ehren" weh. Damit tut man Menschen wie mir Unrecht. Denn diese Art von Ehre erfordert auch ein entsprechendes Verhalten auf Seiten der Eltern.
Und ja, auch die Eltern hatten ein Vorleben, warum sie vielleicht so geworden sind, wie sie sind.
Aber bitte, ist das eine Entschuldigung???
Dürfen sie deshalb ihre Kinder behandeln wie Fußabtreter???
Jedes Kind hat ein Recht darauf, gut behandelt zu werden. Aber mit solchen Entschuldigungen wird das Elend doch von Generation zu Generation weitergegeben.

Nun ist meine Mutter dement. Sie ist mit allen in der Familie zerstritten. Nun muss ich mich (einziges Kind) um ihre Angelegenheiten kümmern.
by Anonym @05.02.2015, 07:56

Wirklich kein einfaches Thema!

Meine Schwester und ich haben auch einiges "abbekommen". Obwohl wir charakterlich sehr unterschiedlich sind und auch die Sichtweise auf die Eltern völlig unterschiedlich ist leiden wir heute unter den gleichen Problemen und sind beide psychisch erkrankt.

Ein Satz meiner Mutter hat mich besonders geprägt: "Wenn Du das und das nicht tust, hab ich Dich nicht mehr lieb."

Es führte dazu, dass ich in meiner Ehe alles tat, um meinem Mann das von ihm gewünschte Leben zu ermöglichen, damit er mich "lieb hat". Morgen lebe ich jetzt seit genau 5 Jahren allein... Und ich werde auch keine Beziehung mehr eingehen, weil ich genau das Gleiche noch mal tun würde!

Meine Schwester lebt seit 2 gescheiterten Ehen und einer genauso gescheiterten langjährigen Beziehung ebenfalls allein.

Und auch ich habe erst in einer Therapie gelernt, wo das alles her kommt - und dass, wenn man für jemanden alles tut, man nicht automatisch geliebt und wert geschätzt wird...

Und genau wie Angela muss ich hier aufhören...
by Lily @05.02.2015, 07:31

Ich bin bei meiner ältesten Schwester aufgewachsen, weil unsere Eltern früh verstarben. Sie war selber erst 19, als sie 4 Minderjährige versorgen mußte. Das war sicher auch schwer für sie. Heute trage ich ihr nichts mehr nach.
Ein Satz ist auch heute noch besonders in Erinnerung: Was hab ich nicht alles für euch getan und das ist der Dank dafür!

Als ich selber Mutter war hab ich mal mein Kind angebrüllt und erschrocken gedacht: du hörst dich an wie I. - nein so wollte ich nicht sein. Ich hab mir dann eine Selbsthilfegruppe für Mütter gesucht.

Ich bin aber sicher, selbst wenn man sich bemüht, die Fehler der Eltern zu vermeiden, so macht man bestimmt andere Fehler!
by Marga @05.02.2015, 06:58

Ich fühle mich davon persönlich auch betroffen. Bei mir sind es aber vor allem meine beiden jüngeren Schwestern, die mich bis zur Erschöpfung ausgenutzt haben. Es ist nicht leicht zu durchschauen, aber ich führe das auf ein Defizit in meinem Elternhaus zurück. Ich fühle mich hilflos, denn sie sind selbst Opfer ihrer eigenen Geschichte. Meine Mutter musste mit 10 Jahren miterleben, wie ihr Vater erschossen wurde. Mein Vater war als kleines Kind im selben Krieg in einem Flüchtlingstreck unterwegs, der von Flugzeugen angegriffen wurde. Sie sind so mit ihren eigenen Erlebnissen ins Leben gestiefelt und Eltern geworden. Für mich ist es keine Frage, dass sich solche Erlebnisse irgendwie auf die Kinder übertragen.
by Annemone @05.02.2015, 06:51

Das dumme ist, dass man nicht weiß warum man in verschiedenen Situationen auf eine bestimmte Art reagiert. Man (bzw. ich) kann dann aber nicht anders, es läuft wie ein vorgefertigtes Muster ab. Als ich das in einer Reha, ich hatte meinen Job verloren und war sehr depressiv, durch Gesprächstherapie erkannte, ............wollte ich es erst nicht glauben. Es ist nicht einfach mit 40 Lenzen, die Sicht auf die Eltern zu ändern, korrigieren zu müssen. Bei mir endete es mit dem totalen Kontaktabbruch zu meinem Vater...............seit 2006 bis heute habe ich kein Wort mehr mit ihm gesprochen.
Ohne sein Verhalten wäre mein Leben sicher anders verlaufen. Sorry, mehr geht nicht.
lg Angela
by Angela @05.02.2015, 06:38

Ein sensibles Thema.... Während meiner über 40jährigen Tätigkeit als Lehrerin habe ich einige solcher Kinder erlebt. Man steht als Lehrer ziemlich hilflos da, obwohl man viele Dinge mitbekommt bzw. Kinder sich mir gegenüber anvertraut haben. Eigentlich müssten die Eltern erstmal therapiert werden oder es müsste eine komplette Familientherapie stattfinden. Aber das wird häufig von den "Erziehungsberechtigten" abgelehnt und die Kinder werden eher mit Medikamenten vollgestopft und ruhig gestellt. Das hat mich oft sehr wütend gemacht!
Ich habe immer "diagnostiziert", dass das große Problem meiner "Klientel" war, dass ich schätze, dass 60% der Kinder ungewollt und ungeliebt waren - und damit innerlich abgelehnt wurden. Sie waren mindestens lästig und kosteten Geld! Nach außen wurde dann oft was anderes demonstriert.
Und häufig wiederholte sich das bekannte Strickmuster: Mädchen wurden mit 14/15 Jahren schwanger....
by Anne @05.02.2015, 06:31

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