Kommentare zu «kb20190919»

@ Alle, die hier geschrieben haben

Seit meinem eigenen Kommentar heute in aller Frühe ist dieses Kalenderblatt nun sehr lang geworden. Gerade erst habe ich hier alles gelesen. Von vielen Schicksalen bin ich sehr betroffen, und ich bewundere den Mut und den unerschütterlichen Lebenswillen, den ihr alle aufgebracht habt, sei es in der Vergangenheit oder gerade jetzt. Und ich bedanke mich für eure so ehrliche Offenheit, mit der ihr mit diesem schlimmen Thema hier umgeht. Sich hier zu outen, auch wenn wir uns nicht persönlich kennen, ist ein großer Vertrauensbeweis für uns alle in der großen Seelenfarbenfamilie. Dieses Kalenderblatt ist für mich das persönlichste, das ich hier jemals aufgeschlagen habe. Auch wenn ich nicht krebskrank bin, aber doch mit Angst auf diese Krankheit schaue, dann fühle ich mich geehrt, zu einer so ehrlichen und aufeinander bedachten Gemeinschaft zu gehören. Danke für alle eure Worte. Von Herzen wünsche ich euch, dass ihr die Kraft habt, voller Zuversicht und guter Dinge in die Zukunft zu gehen. Dieses Leben ist es wert, voll Freude gelebt zu werden, jeden einzelnen Tag! Gute Nacht und morgen wieder frisch auf!

Engelbert, auch dir sage ich DANKE, dass du dieses Thema heute hier angestoßen hast. Aus deiner eigenen Erfahrung heraus, hast du wohl geahnt, dass ein Austausch darüber vielen gut tun wird. Seelenfarben helfen immer wieder!
by Inge @19.09.2019, 22:22

Engelbert , danke , dass du das Thema Krebs hast eingestellt. Zuerst wird es plöztlich dunkel , einsam , trostlos und bitter. Und dann wird es wieder hell und hoffnungsvoll. Für jeden Tag dankbar sein und das beste daraus machen .
Danke für all die positiven und hoffnungsvollen Kommentare !
by sigrid m @19.09.2019, 21:31

Ansich möchte ich mich mit diesen Thema "Krebs" eher nur oberflächlich befassen und das obwohl es mich sowohl als Angehörige als auch selber erst vor kurzen Betroffene hat.

Ich habe meinen Mann einige Jahre innerhalb seiner Krankheit (Lungenkrebs) begleitet und war auch in der Nacht als er in die andere Welt ging bei ihm.
Ein Jahr danach ging meine Mutter (altersbedingte Demenz) in die andere Welt und Anfang dieses Jahres entdeckte ich selber eher durch Zufall eine harte Stelle innerhalb der linken Brust. Die Diagnose Brustkrebs im Anfangsstadium war für mich in vielerlei Hinsicht total überraschend, aber das Loch in das ich gefallen bin war wirklich nur kurzfristig vorhanden. "Warum, wesehalb, was jetzt?" Die Ausgangssituation Brustkrebs im Anfangsstadium mit Chancen auf 100% Heilung wenn er nicht gestrahlt hat waren für mich sehr günstig und diese Möglichkeit hatte ich auch immer vor Augen. Ich war von Anfang an sehr sicher, dass dieser Tumor noch nicht gestrahlt hat und das ich die OP und alles damit verbundene gut überstehen werde. Natürlich war ich vor der OP etwas nervös ob dieser Knoten tatsächlich nicht gestrahlt hatte...und ich wollte diesen Knoten auch so schnell wie möglich los werden und die Erlösung kam nach der OP und dem Entfernen des Lympwächterknotens der tatsächlich nicht befallen war.

Zum Teil erschreckend fand ich beim Erhalt der Diagnose Krebs meine Antwort auf meine eigene Frage...."Was erwartest du dir eigentlich noch vom Leben?" Mir fiel als erste Antwort tatsächlich nichts besseres ein als..."Ordnung machen damit die Kinder hinter mir nicht so viel entfernen müssen.".....?!....Unwichtig! Ich war mein ganzes Leben für meine Familie da! Sie war für mich mein Lebensmittelpunkt! ..... JA und genau da war und ist mein Schwachpunkt!

In einem sehr lieben vertrauten Gespräch hat mich eine alte Freundin sehr offen neugierig, aber nicht unangenehm neugierig, sondern interessiert neugierig gefragt...."Was war für dich eigentlich schwerer zu ertragen. Die Diagnose das ER Krebs hat oder deine eignen Diagnose?" Ich musst nicht lange darüber nachdenken. Für mich war es eindeutig die Zeit als Angehörige wo man gefühlsmäßig mit dem Menschen verbunden ist, aber selber nur zum Teil die Situation verändern kann.

So richtig bewusst wurde mir das vor allem als ich dann selber im Krankenhaus saß und auf die Antwort auf meinen eigenen Befund gewartet habe. (Die Anwesenheit eines meiner Kinder habe ich damals dankend abgelehnt. "Ich schaff das schon alleine. Mache dir bitte keine unnötigen Sorgen.") Mein Älterster konnte es nicht erwarten und rief mich schon vor dem Ergebnis an und ganz plötzlich sah ich auch wie Sorge und Liebe oft doch auch unterschiedliche Wege gehen können.

Ich bin erst Anfang dieser Woche von einer 3 wöchigen, onkologisch orientierten Reha zurück nach Hause gekommen. Ich habe da durchwegs Menschen kennen gelernt die von der Krankheit Krebs wesentlich schlimmer betroffen waren als ich selber und sie waren durchwegs alle sehr positiv und optimistisch, fröhlich und auch dankbar für ihr Leben nach all dem was sie erlebt hatten eingestellt. Ein Mann meinte..."Wenn du endlich aus dem Krankenhaus heraus kommst, siehst du Alles mit anderen Augen. Jeder Grashalm wird zu einen kleinen Wunder."

Selber habe ich die Reha eher als Urlaub und Tapetenwechsel vom Alltag empfunden die Alles (natürlich mit kleinen Einschränkungen wie Tageszeiten beim Essen und bei den Therapien) als Angebot zu verstehen war. Ich bin durchwegs sehr dankbar (abgesehen davon das ich von der Krebserkrankung ein leichter Fall war) das ich in einem Land lebe wo man nicht einfach als Mensch auf ein Abstellgleis geschoben wird, sondern tatsächlich noch als Mensch wertgeschätzt wird. So manches das ich auf der Reha gehört habe, werde ich sicherlich erst bei Gelegenheit aus meiner persönlichen Reha-Schatzkiste als gehört und diesmal als sinnvoll verstanden wieder heraus holen. Meine persönliche Wegrichtung innerhalb der Zukunft......"Jeder Augenblick ist kostbar. Nicht immer kann ich sofort erkennen was für mein Leben richtig und wichtig ist. Aber voller Vertrauen nehme ich das Hier und Jetzt an und mach das Beste daraus."

Ich wünsche @ Allen die jemals von der Krankheit Krebs betroffen waren oder gerade davon betroffen sind, dass sie Niemals aufhören das Licht am Ende ihres persönlichen Weges zu spüren.

Ganz liebe persönliche Grüße von mir an @ Alle hier Lesenden.
by Sandra WU @19.09.2019, 20:50

Das Kalenderblatt geöffnet und damit konfrontiert, was bis vor fünf Jahren nicht wirklich (m)ein Thema war: Krebs
Seither beschäftigt mich die Frage, wie ich damit umgehen würde, wenn diese Diagnose käme.
Kämpfen wie meine Schwester seit 5 Jahren, vierteljährlich MRT und CT, immer aufatmen nach „OB“
Und dann 5 Jahre nach Befund eine vierte OP und dazu nach Verheilung der neuen Wunde plötzlich Epilepsie wie vor 5 Jahren als Eventualität der im Kopf „ruhenden“ Metastase“ angekündigt. Oder wie bei Vater und Bruder, wo sich 4 Wochen nach der Diagnose ein baldiges Ende ohne Hoffnung anküdigte. Als mein Bruder erfuhr, dass sich auch im Gehirn Metastasen befinden, hat er abgeschlossen und das war gut so, denn er ging aufrecht. Beeinflussen konnte er, ebenso wie mein Vater, das eintretende Sichtum nicht, hilflos ausgeliefert, Begleitung in den Tod in zwei Monaten. Gut, dass es Morphium gibt
Im Nervenwasser meiner Schwester hat man nur eine Krebszelle entdeckt. Das ist nicht besorgniserregend, haben fast alle Menschen! Warum entarten die und warum
bekommt die Forschung das nicht hin? Und da liegt das Problem, Pharmaindustrie
blockiert.....


Wenn ich wüsste……Ich will es nicht wissen und wenn ich es weiß?

by Anne/LE @19.09.2019, 19:56

erst wollte ich hier schweigen, nun schreibe ich doch noch. 2003 bekam ich Brustkrebs, alles irgendwie überstanden, ich wurde ab meinem 2 Lebensjahr krank, es war ein Arztfehler, oder anders formuliert zu dieser Zeit gab es für arme Leute nicht das Medikament was mir geholfen hätte. Ich habe wohl einen eisernen Willen und das Stehaufmännchen Syndrom mitbekommen, habe 40 Jahre gearbeitet und hatte auch viele Freunde. Ich wurde nie gefragt: hast du Angst? Dann als ich den Krebs auch überwunden hatte, dafür bin ich sehr dankbar, wurden einige meiner Freunde krank, ich hörte zu half wo es ging, sie hatten viel Angst, oft hatten sie keinen Mut, Hoffnung oder Glauben mehr. Leider haben ich in 2 Jahren 5 Freunde verloren. Das hat mich schon sehr betroffen gemacht, auch denke ich viel warum darf ich noch leben? Nun freue ich mich einfach, wie es ist ist es gut, klar gibt es Tiefpunkte und mich nervt das Alleine sein, oder so vieles was ich nicht mehr tun kann , wiel die Kraft fehlt, dann denke ich mir: ok wer weiß denn was ER noch mit mir vor hat, wozu ich noch da bin, mit diesem Gedanken freue ich mich dann auf ein Morgen egal wie das heute war.
by lieschen @19.09.2019, 16:55

Es sind so viele berührende, ehrliche, Mut machende Kommentare von Euch allen geschrieben worden; aber auch Sorgen, Ängste und Verdrängung der negativen Gefühle sind zu finden. So weiß ich gar nicht, was ich dem noch hinzufügen könnte. Ich bin zur Zeit im Norden in meinem kleinen Zweitzuhause und lese betroffen zu diesem Thema, das mich daran erinnert, dass auch ich einmal die Diagnose Brustkrebs bekommen habe. Ich war gerade 40, das Ergebnis nach mehreren Untersuchungen wurde mir an einem Freitag mitgeteilt und am darauf folgenden Montag musste ich schon ins Krankenhaus. Ich habe zu Hause alles liegen und stehen lassen, nur eine kurze Notiz für meinen Mann geschrieben, Dann habe ich mich ins Auto gesetzt und bin stundenlang durch die Gegend gefahren, habe geheult, gebetet und versucht, meine Angst in den Griff zu kriegen. Abends bin ich wieder nach Hause gefahren und habe meinem Mann alles erzählt. Am Montag im Krankenhaus wurde ich vorbereitet für eine OP am Dienstag. Die Brust sollte entfernt werden. Spät abends kam der Chefarzt zu mir und teilte mir mit, dass er die OP abgesagt habe. Er sei nach nochmaliger Durchsicht der Untersuchungsunterlagen zu einem anderen Ergebnis gekommen. Dem Himmel sei Dank, dieser Arzt hatte recht. Ich hatte "nur" eine schwere Brustentzündung, die mit Antibiotika behandelt wurde. Dennoch habe ich die Ängste und mein Gedankenkarussell nicht vergessen. Denn die waren vorhanden. Noch im Krankenhaus habe ich mir vorgenommen, dass ich mein Leben ändern werde, wenn ich dort wieder unbeschadet raus komme. Das habe ich gemacht und bin noch heute dankbar.
Ich danke Euch allen, die Ihr selbst, innerhalb der Familie oder im Freundeskreis betroffen seid, für Eure guten Kommentare. Ich habe vieles annehmen, verstehen und nachempfinden können.

by Gitta @19.09.2019, 15:55

Ein Tabuthema für mich, da ich durch diese Krankheit liebe Menschen verloren habe und in der Familie meine älteste Schwester und ich selbst betroffen waren. Mein Neffe (ihr Sohn) verstarb mit nur 42 Jahren ebenfalls an dieser Krankheit und hinterließ 2 kl. Kinder nebst Ehefrau. Es war schlimm für uns alle.
Ich bin zur Meisterin im Verdrängen geworden und meide dieses Thema. Es reicht, die nötigen Nachsorgetermine wahrnehmen zu müssen, um diese Erinnerungen wieder aufleben zu lassen und die tägl. Wahrnehmung der fehlenden Brust (Amputation nach der 2. Erkrankung). Eine Brustrekonstruktion war von mir gewünscht, jedoch nie erfolgt, da ich ein gutes Jahr mit tägl. Schmerzen in diesem Bereich (Lymphknotenentfernung) kämpfen durfte und die Wundheilung bereits im Krankenhaus problematisch verlief und mir weitere 8 Tage im KH bescherte.

Wie erwähnt: Verdrängen, Konzentration auf die kleinen Freuden des Lebens innerhalb und außerhalb von Familie, Freunde/Bekannten und damit mein Lebens-Tagebuch anzureichern – dazu eine gehörige Portion Humor, den ich verloren glaubte.

Allen Kranken hier (ich lese später ausführlich nach) wünsche ich viel Kraft, Lebensmut, Zuversicht und liebe Menschen zum Reden, Auffangen, Halten, Trösten, Begleiten und viel Verständnis, wenn der/die Kranke Stunden/Tage des Alleinseins einfordert. Liebe Grüße an alle hier, SoniaZ
by SoniaZ @19.09.2019, 15:12

Ich möchte allen Mut machen! Es lebt sich besser, die Krankheit anzunehmen und mit den Kräften, die leider oft schneller schwinden, als man möchte, all das zu machen, was einem lieb und wichtig ist. Ich hatte und habe seit 14 Jahren eine schlechte Prognose, bekomme Schmerzmittel, und bin recht gut damit eingestellt. Somit kann ich doch noch einiges Schöne machen. Immer wieder muß ich dann den Tag danach eine große Ruhepause auf dem Sofa, oder sogar im Bett einlegen. Aber danach geht`s wieder und ich bin bereit für eine neue Unternehmung. Natürlich schaffe ich nicht mehr, weit zu verreisen. Ich bin jedoch mit dem zufrieden und dankbar, dass ich immer noch eingeschränkt am Leben teilnehmen kann. Hach, das Leben ist schön! Vor allem im Augenblick. Die Blätter werde bunt und der Himmel zeigt allabendlich herrliche Wolken!
by M.M. @19.09.2019, 15:02

Ich weiß nicht wie ich das erleben würde, ob ich so stark wäre, aber ich hoffe wie Du Engelbert, dass ich diese Erfahrung nicht machen muss. Wir haben in der Familie Menschen die Krebs hatten, schon in ganz jungen Jahren und die es doch geschafft haben. Die positive Einstellung leben zu wollen macht unwahrscheinlich viel aus, aber hilft auch nicht immer. Die Frage bleibt aber immer, wird er wiedekommen? Es liegt in Gottes Hand.
by Maria @19.09.2019, 12:06

Das ist ein mich sehr, sehr bewegendes Thema. Meine Mutter sowie ihre Mutter starb daran und viele andere Menschen, die ich mehr oder minder gut kannte.

Habe mir erst gestern ein Buch bei Ex Libris mit dieser Thematik bestellt, da mich seelische Ursachen immer interessieren und ich daran glaube, dass es da einen Hintergrund gibt. So verschieden die Krebsformen sind und manche ohne jegliche Prognose der sog. guten Art, frage ich mich: "Warum geschieht bei den einen das sog. Wunder der Heilung, bei anderen jedoch nicht?" Ich sehe Heilung generell als eine Gnade an und dem einen wird sie zuteil und dem anderen nicht. Warum auch immer, darauf habe ich keine Antwort.

Vielleicht durch das Älterwerden fällt mir generell auf, dass viele Menschen eine Krebsdiagnose haben und damit leben, egal welchen Alters.

Erlebe jene als sehr lebensfroh und geniesserisch. Sie gehen mir als Vorbild voran !!!

Du, lieber Engelbert. ermöglichst mir nun, all jenen eine herzliches Danke zu senden für ihr Dasein, Dableiben, wie auch ihr Weg sein mag.
by Carina @19.09.2019, 12:04

Ich kämpfe im Moment diesen Kampf - die Krebsdiagnose ist da, aber mir sind immer noch nicht alle Untersuchungen bzw. Ergebnisse bekannt. So versuche ich im Moment nur das zu tun, was mir (und den Ärzten) vernünftig erscheint - das könnte sich allerdings ändern. Sollten noch mehrere Herde gefunden werden, würde ich die Behandlung drastisch reduzieren oder beenden. Es ist aber - das erkenne ich jetzt schon - ein einsamer Weg. Als gläubige Christin habe ich zumindest ein positives Endziel. und ich habe die schönen Sätze (von Kardinal Suenens) gefunden:
Gut ist es, in Tränen an die Freude zu glauben
Gut ist es, nachts an das Licht zu glauben
Gut ist es, über den Tod hinaus an das Leben zu glauben.

Das versuche ich, und das wünsche ich auch allen, die kämpfen.
by nora @19.09.2019, 11:50

Fakt ist und das ist zu 100 % sicher, sterben werden wir alle!

Wir im Hospiz erleben, dass Menschen so sterben, wie sie gelebt haben. Wer zufrieden mit seinem Leben war, der nimmt auch sein Sterben an und kann bis dahin zufrieden leben und dann auch "leicht" sterben.

Die Diagnose Krebs reißt sicherlich erstmal den sicheren Boden unter den Füßen weg. Einige Menschen sagen, wenn der Tag da ist, möchte ich einfach tot umfallen und nicht erst krank sein.
Ich möchte das nicht. Ich möchte gerne noch den letzten Abend auf der Terrasse verbringen, ein letztes Mal an einer Rose riechen, mich von meinen Lieben verabschieden, vielleicht noch ein letztes Mal "wohin auch immer" fahren. Mit fortgeschrittener Krankheit schwinden die Kräfte, der Geist nebelt ein und dann ist es auch gut, wenn der Tod kommt. So berichten es unsere Gäste im Hospiz.
Ich selber war mal in einer absolut lebensbedrohlichen Situation im Krankenhaus, in der es mir so schlecht ging, ich so entkräftet war und gesagt haben, wenn ich jetzt sterbe, dann ist es ok. Damals war ich 51 Jahre alt. Ich hatte keine Gedanken mehr wie: warum ich, warum jetzt, ich bin zu jung zum Sterben.

Schon von meiner Großmutter hörte ich, dass der Tod zum Leben gehört. Ich habe viele Verstorbene gesehen, fast alle hatten einen sehr friedlichen Gesichtsausdruck, sie schienen versöhnt mit ihrem Leben und ihrer Krankheit die weltliche Erde verlassen zu haben.
Ich habe gelernt heute und jetzt zu leben. Und das mache ich auch. Was ich noch erleben möchte, mache ich nach Möglichkeit zeitnah und nicht erst, wenn ich in Rente gehe. Was heute ist weiß ich und damit lebe ich. Was morgen wird, werden wir sehen und darüber mache ich mir dann Gedanken, wenn es soweit ist und nicht jetzt.

Was wäre wenn ... ?

by owl @19.09.2019, 11:14

Den Lebensmut habe ich damals mit 45 Jahren und Brustkrebsdiagnose mit nur eingeschränkter Behandlungsmöglichkeit nicht verloren. Nach erstem Schockgefühl, hadern, warum ich, was läuft falsch, kam der Gedanke, daß alles einfach gut werden muß. Ich wußte, daß mir eine sehr einsame Zeit bevorsteht. Keiner konnte das mit mir teilen, da er nicht in mir steckte. Ich wollte meine 15jährige Tochter noch zur Abiturfeier begleiten. Mindestens. Sehr viel weiter wagte ich nicht zu denken. Operation, Chemo, Bestrahungen und mittlerweile die Erkenntnis, daß ich eine Variante erwischt habe mit hohem Rezidivrisiko. Also war ich fortan als "Risikopatientin" unterwegs zu den Nachsorgeuntersuchungen. Auf der sicheren Seite kann man sich kaum wähnen. Es ist 17 Jahre her. Ich bin gesund(hoffe ich).
Ich denke , daß es auch auf das Alter ankommt und auf die Krebsart, ob sie schon metastasiert hat, wie geschwächt man ist, ob man ein Hilfsnetz hat und es annehmen kann usw.
Meine Nachbarin über mir ist an Gehirnmetastasen vom Brustkrebs gestorben.
Ein langer Kampf. Man merkte, bis in den letzten Wochen, daß sie leben wollte und sie nahm alles noch mit, was irgendwie ging. Dann war ihr alles zu viel.
by Killekalle @19.09.2019, 11:13

Alle Beiträge bisher haben mich schon sehr bewegt. Ich musste meine Eltern mit Krebs binnen 8 Wochen (in unterschiedlichen Jahren) hergeben. Sie haben nie gefragt - warum oder gejammert. Für mich ein großes Vorbild.
Wie es mit mir sein würde, möchte ich heute noch nicht voraussagen. Hier im Jetzt möchte ich die Tage ohne viele negative Gedanken erleben. Es gibt auch ohne die Krankheit Krebs viele traurige Dinge im Leben. Da konzentriere ich mich besser darauf und versuche sie zu lösen.
by sylvi @19.09.2019, 10:50

Eine sehr liebe Freundin von mir ist Anfang des Jahres an Krebs gestorben. Sie wusste schon lange vorher, dass ihr Krebs nicht heilbar war. Sie ist in vollkommenem Frieden gegangen, hat sich während ihrer letzten Zeit nur Gedanken darüber gemacht, dass ihre Angehörigen und Freunde nicht zu traurig sein sollten. Deshalb hat sie kurz vor ihrem Tod unseren Chorleiter gebeten, an ihrer Beerdigung zu spielen. Möglichst Lieder, die fröhlich stimmen und voller Hoffnung sein sollten.

Ich könnte - glaube ich - nicht so reagieren.
by Sommerregen @19.09.2019, 10:07

Ich hab gelernt, ein Meister im Verdrängen zu werden und somit will ich mich mit dem Gedanken eigentlich gar nicht beschäftigen. Aber da ich im letzten Jahr einen bösartigen Rundherd im rechten Lungenlappen hatte, muss ich jedes halbe Jahr zur Kontrolle. Der Krebs ist mitsamt einem kleinen Lungenast vollständig rausgeschnitten worden. Da nirgendwo Metastasen gefunden wurden, ist in der anschließenden Ärzte-Konferenz beschlossen worden, dass ich keine Nachbehandlung haben muss, sondern nur engmaschig überwacht werde. Anfangs bin ich vor Angst wie gelähmt gewesen und das Gedankenkarussell fuhr ständig viel zu schnell und beeinflusste meinen ganzen Alltag. Mittlerweile lasse ich das Thema so wenig wie möglich an mich ran, freue mich über alles Schöne das mir begegnet und versuche, positiv zu sein. Komischerweise habe ich in der Akutphase - obwohl ich eigentlich nah am Wasser gebaut habe und sonst für jeden Furz heulen kann- ganz selten weinen müssen. Ich hab nur Angst wie einige hier vor mir schrieben, wenn der Krebs mich erwischt, dass ich dann genügend Schmerzmittel bekomme, die mich wenigstens einigermaßen schmerzfrei machen. Wenn ich wieder erkranke würde ich nur Chemo und OPs zustimmen, wenn ich wirklich eine Überlebenschanche hätte. Die verbleibende Lebenszeit mit derartigen Behandlungen zu belasten und mir das letzte bisschen Lebensqualität zu nehmen das mir bleiben würde, würde ich nicht wollen. Und jetzt mal schnell raus aus dieser Stimmung und "Arsch hoch", den ganz stinknormalen Alltag angehen!! Es gibt viel zu tun, packen wir es an!
by Karin v.N. @19.09.2019, 09:58

@ Inge Lore Der Film gestern mit Iris Berben zeigte sehr gut wie man mit dem Thema Krebs umgehen kann/sollte. Es wird ja nicht besser wenn der Focus immer in Richtung Krankheit gerichtet ist. Das ist ja im Leben ohne bedrohliche Krankheit auch so. Man kann sein Leben mit allem positivem leben oder den Blick nur auf das negative richten.
Ich habe zum Glück eine positive Lebenseinstellung. Das erleichtert das Leben.
by MOnika Sauerland @19.09.2019, 09:17

Unser bester Freund starb vor drei Wochen an Krebs. Er hat bis kurz vor seinem Tod immer wieder gehofft. Nie mit sich gehadert oder gejammert. Die letzte Zeit wirklich nur das getan was er wollte und für richtig hielt. Z.B. außer Schmerzmittel keine Medikamente mehr genommen. Er hat mit seiner Frau ein wunderbar erlebnisreiches Leben geführt und an diese Erlebnisse sich bei der Krankheit immer wieder erinnert. Bereits in seiner Krebserkrankung vor 2 Jahren hat er mit dem Fahrrad den Jakobsweg bis zum Ende absolviert. Diese Erfahrung und diese Freunde haben ihm jetzt beim Sterben geholfen.
by Christine @19.09.2019, 08:56

Das ist ein sehr sensibles Thema - und der Film Hanna hat gestern gezeigt, wie unter-
schiedlich die Menschen damit umgehen ...Als ich 2000 die Diagnose schwarzer Haut
krebs bekam hatte ich das große Glück, dass er noch nicht gestreut hatte und nach der OP bis heute alles ok ist. Meine beste Freundin ist vor 40 Jahren an Brustkrebs
verstorben - das war in ihrem jungen Alter ein Schock...
Wie ein Dämon schwebt das Thema Krebs über uns allen und jeden kann es Morgen
treffen und jeder wird anders damit umgehen...
Wie Lina möchte ich z.Zt. nicht darüber nachdenken. Ich wünsche allen hier Lesenden
eine gesunde Zeit.
by Inge-Lore @19.09.2019, 08:34

Eine sehr, sehr liebe Bekannte starb an ihrem letzten, dem dritten Krebs, dem Krebs, der den ganzen Körper befallen hatte. An ihrem 50sten Geburtstag wurde sie vor 7 Jahren beigesetzt.
Sie war immer zufrieden, immer gut gelaunt, lachte auch weiterhin gerne - auch in ihren letzten Lebenswochen. Sie vermittelte uns so viel Mut, dass wir trotz all unserer Verzweiflung gerne zu ihr kamen. SIE schenkte uns ihren Mut, auch wenn uns das Loslassen sehr schwer fiel.
Schon beim 1. Krebs, sie war gerade mal 24, junge Mutter von 2 Kindern, hieß es, dass sie ihn nicht übelebt, beim 2. mal das gleiche, da war sie 14 Jahre älter - doch beim 3. mal war ihr Körper doch sehr geschwächt und schaffte es nicht mehr.
In den Armen ihrer Mutter und der Physiotherapeutin starb sie dann ganz friedlich, sie chließ einfach ein.
Ich habe von Gaby sehr viel gelernt, auch wenn sie meine Tochter hätte sein können. Danke, Gaby!
by Lilo @19.09.2019, 07:14

Dieses Thema ringt mir einiges ab und bringt mich an die Grenzen meiner Vorstellungskraft.

Ich war gestern auf einer Beerdigung. Ein lieber Mensch, über 80, wurde unter großer Anteilnahme beigesetzt. Vom Tod als Erlösung war die Rede: erlöst zu sein von Schmerzen, von Ungewißheit, von Ängsten, von den Sorgen um die, die zurückgelassen werden und denen man nicht mehr beistehen kann. Als der Sarg abgesenkt wurde, flogen am blauen Himmel ein paar laut kreischende Vögel. Mein Blick ging nach oben und raus aus den düsteren Trauergedanken. Da war ich sehr dankbar drüber, denn sie machten mir den letzten Gang zum Grab leichter. Das Leben muß ja weitergehen.

Jeder von uns hat Angst vor all dem, was die letzten Dinge bringen werden. Auch ohne Krebserkrankung bringt uns das Leben, je älter wir werden, vor Fragen, die wir uns in jungen und mittleren Jahren nie gestellt haben. Die Leichtigkeit des Seins geht uns mit jedem neuen Lebensjahr ein wenig mehr verloren. Man kann sich gegen den Gedanken der Endlichkeit auch nicht wehren, weil wir doch alle wissen, dass der Tag des Loslassens unweigerlich kommt, für den der geht und für die, die zurückbleiben. Loslassen bedeutet für mich das Annehmen dieser Grenze.

Eine Krebsdiagnose zu erhalten und auch auszuhalten, ist unendlich schwer, wie ich aus vielen Erzählungen im näheren Umfeld weiß. Ganz klar - da hab ich auch Angst davor, aber weiß ich denn, ob nicht gerade jetzt schon eine kleine Bombe in mir tickt, die nur noch nicht entdeckt wurde? Soll ich mir nun endlos Gedanken machen, was dann passiert und mich allein schon durch die dunklen Vorstellungen krank machen? Schon heute jeden Tag einen kleinen Abschied leben, obwohl ich übermorgen noch hoffentlich lachen kann? Nein, loslassen! @ Lina spricht mir da aus der Seele - diesem Gedankenkreisel will ich mich verweigern. Noch! Es kommt ja, was kommen soll ohne unseren Einfluß........und momentan liege ich hier tippend im Bett, und durchs Fenster zieht ein immer intensiver werdendes Morgenrot auf. Ich denke wieder an die Vögel von gestern auf dem Friedhof. Das Leben geht weiter. Ein so dankbares Gefühl, dass ich so gern mit euch allen teilen will, besonders mit denen, die durch schlimme Krankheiten belastet sind! Ich schäme mich auch nicht, euch ein Mittel anzubieten, das mir immer hilft, wenn mein Himmel nicht so schön sein Morgenrot zeigt wie jetzt: das Gebet.......eine Arznei ohne unerwünschte Nebenwirkung und schon in kleinster Dosierung wirksam! Ich wünsche euch allen einen guten Tag.
by Inge @19.09.2019, 06:59

Es kommt auch darauf an, wie die Prognosen sind, die Lebenserwartung, die Aufklärung und auch die Heilungs - und Behandlungschancen.
Vielleicht ändern auch Menschen mit einer solchen Diagnose im Laufe des Krankheitsverlaufes Ihre Einstellung zum eigenen Leben und die Sicht auf das Wesentliche (was natürlich subjektiv ist).Es gibt sicher immer stille Momemte, in sich reinhorchend, in denen die Angst und die Ausweglosigkeit bewusst wird, aber dennoch der Großteil des Lebens, die Krankheit in den Alltag übergeht und vom Betroffenen, der Familie, Freunden, Kollegen mitgelebt wird. Jeder ist Achtsam, ohne Grenzen zu überschreiten.
Es ist nicht leicht, die erste, schockierende Nachricht zu bekommen. Es ist wie "allein auf der Welt sein". Noch schwerer ist es, wem man wie viel davon anvertrauen kann. Manchmal muss man sich sicher anhören : Du hat Krebs - das merkt man gar nicht. Man wird als unglaubwürdig betrachtet. Nun, das ist der Punkt, wo man sich von solchen Menschen distanziert.
Und doch, denke ich, dass die meisten erkrankten Menschen sagen, solange ich das Glück habe, Leben zu können, so lange tu ich das!





by Viola @19.09.2019, 05:22

Was ich denken und fühlen würde WENN dies oder das WÄRE weiss ich nicht - da will ich mich auch nicht hineindenken. 3 Krebserkrankungen meiner Schwester habe ich mit allen Höhen und Tiefen miterlebt und begleitet. Schon das war sehr schwer auszuhalten. Meine Krankheiten - die ich real habe - fordern zur Zeit meine Kraft.
by ixi @19.09.2019, 05:15

Vor Jahren kam öfter der Wuppertaler Theologe und Familientherapeut Reinhold Ruthe zu Vorträgen in unsere Stadt. Einmal erzählte er, wie sich seine Frau aufregte, weil die Tochter noch nicht zuhause war. Er sagte zu ihr, warum regst Du dich jetzt schon so auf, wo wir noch gar nicht wissen ob ihr etwas zugestoßen ist.
Diesen Satz habe ich mir gemerkt und es hat mir schon öfter geholfen.
Aber wenn mir wirklich gesagt würde, ich hätte Krebs, das wäre etwas Anderes. Da würde ich mich sehr fürchten. Dann wäre ich wohl gleich mutlos. Und würde oft denken, es ist dies oder jenes nun das letzte Mal. Aber das denke ich auch jetzt schon, da ich ja auf die 80 zugehe. Das habe ich meiner Bekannten gestern geschrieben, dass es dieses Jahr die letzte Fahrt in den Harz mit den Lennerockern sein wird.
by Sieglinde S. @19.09.2019, 04:35

Ich bin im Laufe meines Berufslebens als DGKS natürlich immer wieder mit dem Thema Krebs konfrontiert worden... und gesehen wie unterschiedlich die betroffenen Patienten und deren Angehörige mit diesen Thema umgehen.

Wenn ich so wie jetzt darüber mir Gedanken machen möchte... komme ich darauf... dass ich das als gesunder Mensch nicht möchte... ich will mir diese Situation gar nicht vorstellen.
Warum nicht?
Ich denke dass man das nicht kann... man kann sich in den Moment bestimmt nicht hineinfühlen. Es kommt auf so viele Kriterien an... wie ist gerade meine psychische Verfassung... wie schwer ist das Ausmaß ... und, und und.
Ich kann das nicht... es würde früh genug sein, mich mit diesen Thema auseinander zusetzen wenn es mich wirklich treffen sollte.
by Lina @19.09.2019, 01:36

Bei Krebs wäre mir die einzig wichtige Frage: Habe ich Schmerzen? Wenn ja, sind sie erträglich, sind sie unerträglich? Wenn unerträglich, kriege ich Medikamente, die helfen? Ich höre von vielen Schwerstkranken, daß selbst starke Medikamente die Schmerzen nicht mehr lindern, weil sich der Körper an einige Medikamente langsam gewöhnt, obwohl nicht alle Medikamente bei Gewöhnung abhängig machen. Trotz Medikamente machen die Schmerzen so zu schaffen, daß alle andere Fragen nicht mehr gestellt werden brauchen. Das ist für mich das Schlimmste, ob Krebs oder andere Krankheiten.
by Katharina @19.09.2019, 00:18

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