Kommentare zu «kb20200910»

Nochmal ich:
danke allen, die von ihren Kriegs- oder Nachkriegserlebnissen berichtet haben - ein KB, das ich noch öfter lesen werde.
by lamarmotte @10.09.2020, 23:10

da faellt mir etwas sehr wichtiges ein, welches ich noch hinzufuegen moechte. Die Russen zogen in Berlin ein waehrend der letzten Kriegstage und beschossen uns mit Kanonen.
Meine Mutti und ich waren in der Kueche, und wir hoerten den Knall der explodierenden Kanonenbaelle.
Es kam ein starkes Rauschen von draussen in die Kueche, und mein Mutti nahm mich schnell beim Arm und zog mich in den Flur und schob mich oder zog sie mich am dort haengenden Spiegel vorbei, in der naechsten Sekunde sausste ein Splitter von einem Kanonenball durch die Kueche, schlug in die Wand gegenueber die Kuechentuer, und prellte dann ab in den Spiegel neben mir. Durch ihre schnelle Handlung mit der sie mich am Spiegel vorbei schob, hat sie mich vorm Tod bewart. Sie selbst war sich in spaeteren Jahren dessen nicht bewusst, aber ich erinnere mich an das Pfeifen des Kanonensplitters, den Knall als er gegen die Wand traf und das Splittern des Spiegels neben meinem Kopf. Sie lebt schon lange nicht mehr, aber trotzdem VIELEN DANK fuer Dein schnelles Handeln.
by MaLa SaHan @10.09.2020, 23:09

ich wurde 6 Monate vor Anfang des Krieges geboren. Erlebte den Krieg erster Hand in Berlin.
Mein Vater war beim Flugzeugbau, und wurde ungefaehr ein Jahr vor Kriegsende nach Bayern versetzt, meine Mutter und ich mussten zu Hause bleiben, ohne geldliche Unterstuetzung, die damalige Regierung dachte gar nicht daran, den zurueckbleibenden Familienmitgliedern zu helfen. Mein Vater wurde wegen dieser Versetzung nicht als Soldat eingezogen. Er war ein feinfuehliger Mensch und litt sein ganzen Leben unter Zorn, den er nie voll ausdruecken konnte, er musste sein Gefuehle, wie so viele andere auch, unterdruecken und in Bayern weiter arbeiten. Meine Mutter war von Nervositaet belastet, welches ihr viel Lebensfreude geraubt hat. Trotz alledem sind meine Eltern besser als erwartet durch das Leben gekommen, hatten Mut, nach Kanada zu kommen um ein neues Leben aufzubauen.

Als ich 4 Jahre alt war, musste ich beim Radio spaet Abends sitzen und auf die Stichwoerter Nord West achten, da diese die naeherkommenden Bombenflieger ankuendigten. Meine Eltern waren erschoepft und wollten sich etwas Schlaf goennen.
Ich war von grosser Angst erfuellt, dass ich die Stichwoerter verpassen wuerde und meine Eltern dann zu Schaden kommen wuerden. Gehoert habe ich die Worte wohl nicht, ging aber nach einer ganzen Zeit von Angst erfuellt in das Schlafzimmer und weckte meine Eltern auf, mit der Behauptung ich haette die Worte gehoert.
Bis heute habe ich Angstgefuehle wenn ich daran denke, und mein ganzes Wesen ist aengstlich, obwohl ich mich im Leben behaupten konnte, bin jetzt 81 Jahre alt.
Mein Cousin war Segelflieger und spionierte ueber England, wo er dann abgestruerzt ist, kam in Gefangenschaft, wurde gut behandelt, und kam als Spaetheimkehrer wieder nach Hause. Seine Braut kam aus Bayern, teils per Fuss, teils Anhalter zu ihm, und sie haben dann geheiratet.
Die ausgebombten Wohnhaeuser umringten das Haus im dem wir wohnten.
Als die Russen nach Berlin einzogen, mussten alle Einwohner das Wohnhaus verlassen von Gewehren mit aufgesetztem Bayonet bedroht. Wir mussten ueber Truemmer laufen, und einen Unterhalt in einer Laube von Nachbarn finden. Auf dem Weg dahin war eine Kantine von den russischen Soldaten aufgebaut. Ein Soldat hielt ein Stueck trockenes schwarzes Brot in der Hand, welches er mir anbot als meine Mutti und ich an ihm vorbei gingen. Vielleicht dachte er an seine eigenen Kinder in Russland. Meine Mutti erlaubte mir, das Brot anzunehmen.
In der Laube wurden alle jungen Frauen von den Soldaten herausgefordert, viele Frauen hatten sich durch Schmutz und alter Kleidung unansehnlich gemacht und wurden dadurch verschont. Kinder wurden auf dem obersten Bett versteckt.
nach drei Tagen durften wird zurueck ins Haus, und fanden alles durchwuehlt, meine Aufziehperlen waren ueber den Fussboden verstreut, es fehlte jedoch so gut wie nichts. So mancher Wasserhahn fehlte, sie wurden von den russischen Soldaten aus der Wand gerissen, um sie mit nach Hause zu nehmen, damit auch sie Wasser aus der Wand haben koennten. Und sie liefen die Strasse auf und ab mit aufgezogenen Weckern am Strick um den Hals getragen, so etwas kannten sie nicht und freuten sich wie Kinder ueber ein neues Spielzeug.
Ich glaube, die meisten Maenner waren nicht gern Soldat, haetten viel lieber ein friedliches Leben gefuehrt und den Mitmenschen hilfreich gegenueber gestanden anstatt auf sie zu schiessen, oder Waffen, Flugzeuge, und andere zerstoerende Sachen herzustellen, die anderen, ihnen ungekannten Menschen Schaden zufuegen sollten.
An den vielen Kriegen, welche seit dem zweiten Weltkrieg stattgefunden haben und es immer noch tun, ob durch Waffenzerstoerung oder anderen grausamen Taten, kann man erkennen, dass wir noch viel lernen muessen ueber unsere Neigung zum Zank und Streit und Zerstoerung, sowohl als auch unsere Mitmenschen schaetzen und achten zu lernen, nicht nur uns selbst.
Krieg ist ein Zeichen der Unvernunft und das Unwillens, einen anderen zu verstehen zu versuchen, ihm einen Platz einzuraeumen, auch mal die eigene Meinung zu aendern und nachgeben, um Zeit zu gewinnen, eine andere und bessere Loesung zum vorliegengen Problem zu finden.
Die Gedanken dem friedlichen Beisammensein zuwenden, ist hoechst erwuenschenswert.
by MaLa SaHan @10.09.2020, 22:56

Die Sirenen habe ich als Kleinkind noch miterlebt, sind mir bis heute im Gedächtnis geblieben.
Vater und Schw.-Vater waren im Krieg, Vati hat's relativ gut überstanden, aber Schw.-Vater traf es mir einer Schussverletzung im Gesicht=Kiefernbereich arg, aber er hat zumindest überlebt.
Vati wollte später auf meine Fragen nicht immer antworten, es sei alles zu schlimm gewesen, er möchte lieber vergessen und Schw.-Vater habe ich dann, weil noch schlimmer betroffen, erst gar nicht gefragt.
Und leider, leider muss ich gestehen, wir waren junge Leute (Jahrgang 1940/42) und hatten eigentlich andere Interessen.
Es tut mir noch heute leid, dass wir uns nicht mehr bei unseren Eltern für deren Lebenslauf interessierten, wahrscheinlich hätten wir ihr Verhalten besser verstehen können.
by Ingrid/ile @10.09.2020, 22:03

Ich bin 8/1940 geboren und damit genau in den Krieg hinein. In Hannover gab es ja schon sehr früh Bombenangriffe und meine Oma väterlicherseits ist bei einem Bombenangriff 1941 im Keller an einem Angina Pectoris Anfall gestorben. Sie hat zwar mich, ich aber sie nie kennengelernt. Mein Vater war von Anfang im Krieg und meine Mutter hatte bis 1951 noch die Hoffnung, dass er zurückkommt. Er wurde vermisst gemeldet und ist lt.Rotem Kreuz mit ziemlicher Sicherheit mit der "Wilhelm Gustloff" im März 1945 untergegangen. Ich habe als Kind mit den Bombenalarmen und den Kellernächten gelebt. Irgendwann wurde ein Bunker in ca. 15 Min. Fußweg fertig und ich erinnere mich, dass meine Mutter mit mir auf den Rücken dort hingerannt ist. 1944 bekam ich die Masern, was in den damaligen Zeiten in bombardierten Großstädten fast einem Todesurteil gleich kam. Durch eine Schwester meiner Mutter konnte meine Mutter mit mir im Kinderwagen (ich war 4) noch nach Oker im Harz fahren. Dort wurden wir aufgenommen, obwohl die dort vorhandenen 3 Kinder noch keine Masern hatten und sie haben sie auch nicht bekommen. Dieser Frau haben ich eigentlich mein Leben zu verdanken. Der dortige Arzt hatte meiner Mutter nicht viel Hoffnung gemacht. Ein viertel Jahr habe ich gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen um wieder Laufen zu lernen. An ein Ereignis aus diesen Gesundungstagen erinnere ich mich noch gut. Man hielt dort Hühner, von denen eines geschlachtet wurde, was ich am Fenster mitbekam. Es rannte dann noch einige Schritte ohne Kopf herum. Fand ich erstaunlich.
Dann war der Krieg vorbei und meine Oma mütterlicherseits schreib einen Brandbrief aus Hannover, dass sie unsere 4 Zimmer-Wohnung (in der inzwischen eine Tante mit ihrer Tochter lebte) nicht mehr halten könne. Also ging es zurück von Oker nach Hannover. Züge fuhren noch nicht wieder. Es wurde gelaufen (ich wieder im Kinderwagen) und per Anhalter in Lastwagen gereist. Ca. 60 km waren das von Oker nach Hannover. Von dieser Tour erinnere ich mich noch an ausgebrannte Häuser. Es standen jeweils nur noch die Wände und die Kamine und waren sehr durchsichtig.

Danach folgten dann die Jahre mit Lebensmittelkarten und wieder hatte ich das Glück, dass meine Tante mit allen möglichen Fahrgelegenheit zum Hamstern über die Dörfer fuhr. So hatten wir immer Brot, Butter und Käse. Ich habe das nie als Mangel empfunden, kannte es ja nicht anders. An die Währungsreform erinnere ich mich noch sehr gut. Gab es doch plötzlich Apfelsinen. Bei meiner Tante lagen sie schon auf dem Tisch. Meine Mutter ging ja arbeiten und kam am Abend nach Hause. Was hatte ich Angst, dass dann für uns keine Apfelsinen mehr da sein könnten. Diese stundenlange Angst hat mich dann "schlau" gemacht, als es dann Bananen gab. Da habe ich einfach behauptet, die mag ich sowieso nicht.

Im Jahr der Währungsreform 1948 hatte mich meine Mutter zu einer Kinderkur in Olpe angemeldet (noch vor der Währungsreform) und hatte dann Riesenprobleme die Kur in DM zu bezahlen. 60,-- Mark gab es insgesamt in 2 Raten (40,-- und 20,-- DM). Ich war ja mein ganzes Leben lang zu dünn und so durfte ich auch in den Folgejahren immer mal wieder zur Kur fahren. Dann allerdings ohne Gebühren für meine Mutter (irgendwie ging das über die Schule).

Für mich gab es dann noch eine weitere Kriegsfolge. Meine Klassenkameradinnen gingen alle mit 9 Jahren zur Kommunion. Für mich wollte meine Mutter abwarten, bis mein Vater zurückkommen würde. Und wieder einmal durch ein Machtwort meiner Tante durfte ich dann mit 11 Jahren auch zur Kommunion.

Als ich 12 Jahre alt war, lernte meine Mutter in ihrer Arbeitsstelle meinen Stiefvater kennen, den sie dann im Jahr darauf heiratete. Es gab dann nochmal eine schwierige Zeit als Konrad Adenauer die letzten Kriegsgefangenen aus Russland zurückholte. Abend für Abend saßen wir am Radio, um die Namen der Heimkehrer zu erfahren. Mein Vater war nicht dabei (für mich leider, für meine Mutter GsD). Es hat damals aber wohl durch dieses Problem viel Kummer gegeben.
Zeiten haben alle, die sie erleben mussten, für den Rest ihres Lebens geprägt.
by Hildegard @10.09.2020, 22:01

Mein Vater war im Krieg beim Flugzeugbau. Tantes Mann blieb im Krieg. Ebenso der Bruder meiner Mutter. Die beiden Kinder die sie hatte waren einmal todkrank. Kinderlähmung und Ruhr. Man hat gehungert. Dem Grossvater wurde im Krieg von einer Granate der Arm abgerissen. Vieles weiss ich nicht. Keiner sprach gerne über den Krieg. Ichfragte nie nach. Man will keine Wunden aufreissen. Fremde Menschen waren da mitteilsamer.
by Killekalle @10.09.2020, 20:56

Nach dem Lesen Eurer Kommentare ein perfekt zum Thema passender Lesetipp (1., 500 Seiten dicker Band einer Trilogie), der uns nach dem Krieg Geborenen eine Ahnung dieser Zeit vermittelt, leicht zu lesen, trotzdem informativ ist:

Carmen Korn: "Töchter einer neuen Zeit" (rororo Taschenbuch).

(4 Frauenleben von 1900-1949, eingebunden in die damalige Hamburger Zeit- u. Stadtgeschichtegeschichte.)

Mein Vater war an der Front, konnte kurz nach Kriegsende aus der Kriegsgefangenschaft fliehen und hat - wie so viele - zeitlebens nie über seine Kriegserlebnisse berichtet.

Ein Onkel meines Mannes geriet im 2. Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft und wurde dort einer Bauernfamilie als Knecht zugeteilt.
Bis zu seinem Tod hat er immer wieder erzählt, wie freundlich er von dieser Familie wie ein Familienmitglied aufgenommen u. versorgt wurde. Nach Kriegsende ist er mit dieser Familie in freundschaftlichem Kontakt geblieben, zu dem auch einige gegenseitige Besuche zählten. Ein Einzelfall?

by lamarmotte @10.09.2020, 17:36

In meinem Elternhaus wurde fast nichts erzählt über den Krieg. Ich habe ihn ja Gptt sei Dank nicht erlebt, aber viel darüber gelesen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass heute beim Probealarm bei der Kriegsgeneration ganz viel Erinnerungen hoch gekommen sind.
by Gisela L. @10.09.2020, 15:45

Mein Vater, Jahrgang 1909 hat nie über den Krieg geredet. Er ist verwundet gewesen im Krieg, hatte eine große Wunde im Oberschenkel in die man eine ganze Hand flach reinlegen konnte und irgendwelche Splitter wanderten im Bein. Meine Mutter zwar auch nicht viel, aber ab und zu kamen dann doch Erlebnisse von Bombenangriffen und das Schutz suchen in den Luftschutzkellern, aber nie längere Gespräche. Ich weiß noch nicht einmal, ob mein Vater in Gefangenschaft war. Lediglich vom Bruder meines Vaters weiß ich es, weil da irgendwann in meiner Kleinkindzeit ein Onkel auftauchte, den ich überhaupt nicht kannte. Großväter hab ich keine gehabt, denn die waren schon verstorben. Eine Oma lebte bei einer Schwester meines Vaters, aber die hat auch nie gesprochen, sondern meine Erinnerung an sie ist, dass sie immer dunkel gekleidet irgendwo im Sessel in der Ecke saß. Die Oma mütterlicherseits ist im Krieg psychisch krank geworden und sie wurde um der "Säuberung" zu entgehen in einem Kloster in der Eifel versteckt. Dort ist sie bis zu ihremTod geblieben. Ein paar Besuche jährlich bei ihr hat sogar noch meine Tochter als Ur-Enkelin miterlebt. Aber Oma konnte das alles nicht mehr richtig einordnen. Sie lebte in ihrer Welt: Das Fernsehen war der ""Filmschrank" und die Plastiktüten, in denen wir ihr den von ihr so heißgeliebten Heilbutt mitbrachten damit nicht alles durchfettete, waren "Glassäckchen" die man auswaschen sollte, weil man die gut noch öfter benutzen könne.
Sie wußte aber noch genau wo Fisch Wilken in Duisburg war...
by Karin v.N. @10.09.2020, 13:34

Leider wurde darüber nicht geredet. Habe meine älteste Schwester in Wien (80 Jahre) dahingehend um Information gebeten, da sie ja am Anfang des 2. WK`s geboren wurde. Das ist über ein Jahr her und ich vermute, dass sie vieles verdrängt hat oder andere Gründe für sie ausschlaggebend sind. Bin sehr davon überzeugt, dass die Nachkommen generell geprägt sind. Sehe das bei mir, obwohl ich ein sehr spätes Nachkriegskind bin. Mein Vater war, so glaube ich, im nordischen Bereich in der Kampfzone (sprich, den nordischen Ländern - Schweden?), meine Mutter im sog. deutschen Bund, bedingt wohl durch ihre Mutter, die den Juden sehr feindlich gegenüberstand.

Was wir jetzt haben, mag nicht der Krieg der üblichen Art sein, jedoch als einen "Geisteskrieg" sehe ich es schon lange.

Leider hat die Menschheit nichts aus den Kriegen gelernt. Das finde ich in allen Büchern. Unabhängig davon sehe ich ja und bekomme zu spüren, was läuft. Durch den sog. Fortschritt hat sich das äussere Bild "nur" gewandelt.

Ich kann nur sagen : "Mensch werde wesentlich - nicht nur für dich - für uns alle".
by Carina @10.09.2020, 13:20

uns in er Familie wurde viel geredet über die Kriegszeit, was jeder so erlebt hatte, die Brüder meiner Mutter, waren bei der Marine, meine Vater auch, einer war im KZ weil er Kommunist war, der andere weil er Sozialist war, alle sind zwar wieder nach Hause gekommen. Damals wohnten meine Eltern in Koblenz, dort gab es sehr viel Sirenen usw. dann schnell in den Keller rennen. einmal schlief meine Mutter vor Übermüdung mit meinem Bruder auf dem Sofa ein, als mein Vater nach hause kam, sah er mit großem Erschrecken das eine Brandbombe nebenan auf dem Sessel lag. Sie hatten großes Glück, das dieses Ding nicht gezündet hat, mein Vater hatte den Mut das Ding ganz langsam aus dem 3. Stock runter in den Park zu tragen, dort wurde es dann gezündet und sogleich gelöscht. So gäbe es noch viele Geschichten die wir erlebt haben.
Auch heute diskutieren wir alle oft heftigt über Politik, und das sich manches widerholt, der Mensch lernt sehr langsam, leider. Ich denke, wenn man in der Familie immer im politischen Gespräch bleibt, ändert sich doch irgend wann mal
etwas.
Ich war heute auf die Sirenen gefaßt, aber bei uns im Landkreis wurden die vor Jahren einmal abgestellt, wir sollen dann über App Radio usw, informiert werden, es ist nichts geschehen, so freue mich mich über diese Ruhe. Euch allen eine friedliche Zeit.
by lieschen @10.09.2020, 12:04

Mein Vater war Soldat, jedoch nicht an der Front. Er pflegte im Hinterland Pferde.
Über die Kriegszeit wurde in der Familie wenig gesprochen, mal ein wenig auf mein Drängen hin.
Ich weiß nur, meine Eltern lebten in Leipzig, bei jedem Angriff mussten sie in den Keller, aber das Haus wurde nicht zerbombt. Auch das Haus, in welchem meine Großeltern väterlichseits in Leipzig wohnten, wurde nicht von einer Bombe getroffen. Mein Großvater arbeitete an der Post und wurde nicht eingezogen, jedoch zwei Brüder meines Vaters.
Die Großeltern mütterlichseits wohnten in Pilsen. Nach dem Krieg kamen sie in ein Lager, wo die Großmutter an Typhus erkrankte. Sie sprachen auch nur ganz wenig über diese Zeit.
by Sywe @10.09.2020, 10:35

Meine Eltern sind erst in den letzten Kriegsjahren geboren, 1943 und 1944. Aber mein Großvater war im Krieg als Fallschirmjäger, war in Russland und Frankreich und kam erst Jahre nach Kriegsende aus der Gefangenschaft. Er hat nie darüber reden wollen, bestimmt weil er schlimme Sachen erlebt hat. Ich habe dann als Kind nicht mehr gefragt.
by JuwelTop @10.09.2020, 10:28

Auf der Flucht vor den russischen Truppen hielt sich meine Mutter für einen Tag in Dresden auf. Ein Tag vor der großen Bombardierung. Sie erzählte von unglaublich vielen Flüchtlingen, die mit dem Zug nach Westen weiter wollten. Ihr Zug, und damit meiner, fuhr sie da heraus. Sie hatte einfach Glück.
by burkhard jysch @10.09.2020, 10:16

Meine Eltern haben nie von ihren Kreigserlebnissen erzählt, wollten auch nicht daran erinnert werden.
by SilkeP @10.09.2020, 09:25

engelbert, gut, dass du an den sirenenalarm erinnerst! an unser grundstück grenzt das feuerwehrhaus und da ist die sirene auf dem dach. wenn ich da noch im garten bin, bleibt mir das herz stehen, wenn die sirene losgeht!!!

mein papa war im krieg, in russland. er hat nie darüber erzählt. erst nach seinem tod hat mama uns fotos gezeigt. zwei seiner brüder sind gefallen, ein bruder gilt als vermisst.
unser dorf blieb wohl vor zerstörungen während der kriegszeit verschont, aber mama hat schon immer erzählt, wie sie als kinder beim arbeiten auf dem feld sich auf den boden gelegt haben, wenn wieder mal tiefflieger geflogen sind....
und ich erschrecke jedesmal, wenn wieder mal berichtet wird, dass z.b. in augsburg evakuiert werden muss, weil eine kriegsbombe entschärft wird... das kommt immer wieder vor....
by Mai-Anne @10.09.2020, 09:11

Bis zu meinem 10. Lebensjahr hat mein Papa oft über den Krieg erzählt und ich habe immer gebannt daneben gesessen und gelauscht. Mein Vater war Pilot im Krieg und der Name seines "Maschinchens" hat sich mir ins Gedächtnis eingebrannt: https://de.wikipedia.org/wiki/Focke-Wulf_Fw_190
Er hat eine ziemlich bewegende Geschichte hinter sich - mit Abschuss und Fallschirmsprung aus der brennenden Maschine, 5 Tage Herumirren in der Hohen Tatra, von Partisanen gefangen genommen, Kriegsgefangenschaft, Flucht aus dem Lager über die Oder, versteckt unter einem Holztransporter zurück ins Ruhrgebiet (Kurzform;)... Meine Eltern waren dann das erste Brautpaar in Bochum, das am 30. Dezember 1945 geheiratet haben.
Lange Zeit hat er dann nicht mehr darüber sprechen wollen, aber nach dem Tod meiner Mutter sprudelte es an Weihnachten 2002 nur so aus ihm heraus - und ich habe seine Geschichte aufgeschrieben und mit authentischen Fotos versehen. Das war und ist eine Superidee zur Erinnerung gewesen - für ihn und auch für meine Söhne...
Meine Mutter hat mit ihrer Mutter, meiner Oma, zusammen gelebt und hat in der Heimat natürlich auch entsprechend Schreckliches mitgemacht. Ihr Bruder ist im Krieg getötet worden und den Verlust hat sie nie überwunden. Meine Eltern haben u.a. deswegen geheiratet, weil es hieß, dass in die kleine Wohnung, Flüchtlinge mit einziehen sollten. So ist aber mein Vater mit bei ihnen eingezogen.
Vor drei Jahren habe ich eine Reise in die Hohe Tara (Tschechei/Polen) unternommen und bin ein wenig auf den Spuren meines Vaters unterwegs gewesen. Trotz aller "Widrigkeiten" hat mein Vater immer von der Gegend geschwärmt und gesagt, ich solle sie mir unbedingt mal ansehen. Ich war wirklich schwer beeindruckt von der Landschaft, aber es hat mich gegruselt, wenn ich mir vorgestellt habe, dass er sich dort tagelang nach seinem Absturz alleine, verfolgt und ohne Proviant durchgekämpft hat...
by Anne @10.09.2020, 08:54

Kurz nach Kriegsausbruch Anfang Oktober 1939 half mein Vater seinem Freund auf
dessen Apfelplantage, weil dessen ursprünglichen Helfer schon eingezogen waren.
130 m hoch war sein höchster Schornstein als Polier - und sein Schicksal war der tödliche Sturz vom 3 m hohen Apfelbaum ... meine Mutter wurde Witwe auch durch
Kriegsausbruch... ich war 3 Jahre alt und noch nicht adoptiert... Den Bombenangriff
am 16.4.1945 auf meine Heimatstadt habe ich bewußt mit 9 Jahren erlebt - meine
Mutter stieg am Tag danach über die Trümmer in der Innenstadt, um die Familie ihres
Bruders zu suchen, der noch an der Front war. Ihn sehe ich heute noch vor mir, als er
später Militärkleidung aus der Gefangenschaft kam und uns Kindern Kandiszucker
mitbrachte . . .
by Inge-Lore @10.09.2020, 08:41

Ich bin 1951 geboren. Also ein typischer Kind dieser Zeit. Meine Mutter hat die Nazizeit sehr nah erlebt. Meine Schwester sind 1936 + 1942 geboren. Der Vater meiner Schwestern wurde als ein Mensch der den Nazis Paroli bot wurde letztendlich 1942 im Konzentrationslager Neuengamme getötet.
Mein Vater war Jahrgang 1920 und hat sich mit 18 freiwillig zu den Soldaten gemeldet. Zum Glück hat er den Krieg nur dadurch überlebt weil er sich in Russland die Zehen abgefroren hat.
Meine Eltern sprachen sehr unterschiedlich über die Zeit. Meine Mutter hat in der Zeit den Hass der Nazis hautnah mit bekommen. Da war nur abundzu mal etwas zu hören was sie erlebt hat. Mein Vater hat in meiner Erinnerung erst als älterer Mann darüber geredet. Als er später dement war kamen auch vieles wieder hoch. Er hatte u.a. teilweise sehr gute Erinnerung an die russische Bevölkerung.
Ich finde es sehr gut das es nur Probealarm ist. Wenn man sieht wie viele Regierende um uns herum und in USA, Russland und China den Weltfrieden gefährden. Narzissmus ist ein gefährliches Treibmittel.
by MOnika Sauerland @10.09.2020, 08:35

Über solch schlimme Erinnerungen haben meine Eltern nie gesprochen, nie. Meine Mutter schon gar nicht und mein Vater hat nur die lustigen Anekdoten erzählt, die er in seiner amerikanischen Kriegsgefangenschaft erlebt hatte.
Es gibt ein oder zwei Briefe, die mein Großvater kurz vor oder nach der Bombardierung von Dresden geschrieben hat. Im ersten hört man die Sorgen heraus und dass er demnächst selber nach Dresden kommen wird. Der Familie teilt er mit, dass sie zu den Verwandten nach Altenburg gehen sollen, da er Dresden nicht mehr für sicher genug hielt, im zweiten schreibt er, wie erschüttert er über die Zerstörung dort war und hoffte, dass die Familie es noch rechtzeitig aus Dresden heraus geschafft hatte.
by bo306 @10.09.2020, 08:34

Durch den Krieg sind meine Eltern zusammengekommen. Papa österreichischer Staatsbürger, meine Mama eine Deutsche.
Der häufigste Satz von meinem Papa : Der Krieg hat mir meine Jugend gestohlen.
by ursula @10.09.2020, 08:29

Unser Vater war im Krieg und kam aus russischer Gefangenschaft schwer verwundet nach Haus. Wir „Kinder“ sind 1946, 1949 und 1953 geboren, also Nachkriegskinder. Wir haben kaum etwas erfahren, was Vater im Krieg geschehen ist. Er sprach nicht darüber. War hochtraumatisiert. Mutter verbot uns, ihn zu fragen. Somit war das Thema Krieg für uns Tabu:
Wir wuchsen in einer total zerstörten Stadt auf. An die Trümmergrundstücke kann ich mich sehr gut erinnern.
Die Bedeutung der Sirenen wurde uns erklärt, aber es war trotzdem unheimlich, wenn sie als Probealarm zu hören waren. Mein älterer Bruder hat sicher bessere Erinnerungen, ich bin das zweite Kind.
by Leonie @10.09.2020, 08:29

Ich bin ein Kriegskind, Anfang des Krieges geboren. Unsere Kleinstadt wurde zwar auch von Bomben getroffen, aber diese richteten keinen sooo großen Schaden an.
Ich habe als Kind die Bombardierung der größeren Städte um mich herum miterlebt - Schweinfurt und vor allem Würzburg. Nein, ich war nicht dort, aber der Himmel war blutrot verfärbt, es stank und das heulen der Stukas, der Sirenen war einfach grauenhaft. Das Feuer war bis nach Hause am Himmel zu sehen - 30 bzw. 60 km lagen dazwischen - und es brannte sehr, sehr lange.
Wenn die Bombengeshwader über uns hinweg donnerten, rannten wir alle in die Keller, kauerten uns zusammen und waren (auch wir Kinder) mucksmäuschen still. Das Sirenengeheul geht mir noch heute nach, acuch wenn ich mich (nicht mehr) nach meinen Habseligkeiten umsehe und davonrenne. Das Geheule geht durch Mark und Bein und es erinnert zwangsläufig durch das An- und Abschwellen des Tons an diese Zeit, als man auch während des Tages nicht sicher war. Heute ist es eine Übung, die geht mir dann zwar auch durch Mark und Bein und weckt verschpttete oder zugedeckte Erinnerungen, aber es ist kein dauerhafter Zustand für Jahre.
Meinen Kindern und Enkeln habe ich von dieser Zeit erzählt, sie wollten sooo viel darüber wissen und es tat mir gut, das weiter zu geben, denn bei meinen Eltern und Großeltern kam ich mit meiner Angst nicht an, sie wollten verständlicherweise nichts davon hören.
by Lilo @10.09.2020, 07:51

Selbst meine Eltern haben wenig vom Krieg mitbekommen. Mein Vati, Jahrgang 35, wuchs am Rand von München in einem Stadtviertel mit lauter kleinen Einfamilienhäusern auf. Da gab es keine Bombenangriffe und wenn Sirenen gingen, dann gings in den eigenen Keller, der wohl sehr stabil gebaut war, denn viele Leute aus Nachbarschaft fanden sich auch dort ein. Meine Omi väterlicherseits erzählte wenig aus dieser Zeit, sie starb allerdings auch schon, als ich erst 14 Jahre alt war und mich für solche Dinge nicht interessierte.
Meine Mutti, Jahrgang 42, geboren in Dachau, verbrachte ihre Kindheit mit ihrer Mutti, meiner Oma in der Ramsau, Berchtesgaden, beim Onkel und dort war, nach ihren Angaben kein einziger Bombenangriff und kein Sirenengeräusch zu hören. Sie kamen erst zurück nach Dachau, als die Amerikaner kamen. Und da erzählt meine Mutti immer wieder eine Begebenheit: Zwei Schwarze Soldaten kamen ins Haus, in dem sie lebten, durchsuchten jedes Zimmer. Meine Oma nahmen sie mit nach draussen und meine Mutti versteckte sich im Kleiderschrank. Natürlich wurde sie gefunden und sie erschrak sich sehr über das schwarze Gesicht des Mannes. Und sie weinte. Und dann legte der Mann den Finger auf die Lippen und schloss die Schranktür. Kurz drauf hörte die, wie die Autos weiter fuhren, die Mutti/Oma kam wieder rauf in die Wohnung und holte sie aus dem Schrank.
Das war das einzige Erlebnis, dass sie vom Krieg in Erinnerung hatte.
Beide Opas waren im Krieg gefallen, und beide Omas erzählten nicht viel aus dieser Zeit.
Ganz anders war die Zeit bei meinen Schwiegereltern. Die lernten sich auf der Flucht aus der Batschka kennen. Einem deutschsprachigen Teil Kroatiens, Donauschwaben, den sie später in Urlauben noch besuchten. Von der Flucht erzählten beide viele Geschichten von schwerer Arbeit, Aufenthalten in Lagern, aber da sie zu der Zeit auch noch sehr junge Menschen waren, hinterließ der Krieg und die Vertreibung wohl keine schweren seelischen Schäden. Sie erzählten eigentlich nur hauptsächlich schöne Anekdoten. Und sehr viel von Landarbeit, von Zusammengehörigkeit unter den großen Familien und von Achtsamkeit Anderen gegenüber.
by Lieserl @10.09.2020, 07:35

Bei uns wurde über den Krieg schon gesprochen, aber eigentlich nur, wenn wir Kinder danach fragten. Alles was wir in der Schule darüber lernten, haben wir dann die Eltern gefragt, ob es wirklich so war.
Mein Vater wurde 1941 eingezogen, da war er 20 Jahre alt. Er ist in Afrika von den Amerikanern gefangen genommen worden und kam dann nach Kentucky in Gefangenschaft und ist 1947 heimgekommen. Er hat immer verzählt, dass es den Gefangenen in Amerika eigentlich gut ging, sie sind gut behandelt worden, das einzige was fehlte, war eben die Freiheit. Da hat es sein um zwei Jahre jüngerer Bruder schlechter erwischt, der kam in russische Gefangenschaft und der erzählte oft, dass sie sehr viel Hunger gelitten haben und schlecht behandelt wurden. Wenn sie auf den Feldern der Bauern arbeiten mussten, haben sie ganz schnell und verstohlen einen Krautkopf roh verspeist, der Sand und die Erde knirschte zwischen den Zähnen, aber wenigstens war wieder was im Magen.
Meine Mutter, ebenfalls Jahrgang 1921, war damals Buchhalterin in einem Kaufhaus wo es alles gab, so hatte sie den Vorteil, dass sie manche Lebensmittel "schwarz" kaufen konnte, ohne eine Lebensmittelmarke hergeben zu müssen. Sie hat auch einmal erzählt, dass eine Frau in das Geschäft kam und sagte, dass diese Decken die dort lagen, aus Menschenhaar gewebt seien und Lampenschirme aus Menschenhaut gemacht werden. Sie waren alle schockiert und haben das nicht geglaubt. Ich weiß bis heute nicht, ob diese Frau Recht hatte. Es wurde einiges über den Holocaust gemunkelt, aber glauben konnte es niemand und darüber öffentlich reden war zu gefährlich. Es war zwar ein sehr kleiner Ort, wo meine Mutter wohnte, aber auch da waren die "volkstreuen" Spitzel vorhanden. Ein Mann sagte einmal im Wirtshaus am Stammtisch, was wollt's denn, der Krieg ist sowieso schon verloren. Das war einen Monat bevor er tatsächlich aus war und den Mann hat man aber noch hingerichtet.

Schrecklich, das Leben dieser Generation wurde ordentlich durcheinander gebracht, nichts ist so geworden wie sie es sich erträumt haben. Ich bin froh, dass ich diese Zeit nicht miterleben musste und hoffe auch, dass sie sich nicht wiederholt.
by Liane @10.09.2020, 07:29

Ein sehr trauriges Thema.....will auch nicht viel darüber schreiben. Mein Vater hat sich mit seinen Kriegserlebnissen bis zu seinem Tod sehr gequält. In der Mitte seines Lebens hat er nur selten davon erzählt, im hohen Alter war es sein Dauerthema. Wir haben oft erlebt, dass er bei ganz normalem Feueralarm zu zittern begann und kaum zu beruhigen war. Zuletzt wollte er nachts nicht mehr in seinem Bett schlafen, blieb im Sessel sitzen, denn bei Sirenenalarm könne er dann schneller flüchten. Heute um 11 Uhr werde ich an ihn denken......würde er es noch mitbekommen, wäre es eine Katastrophe für ihn. Bin selbst froh, wenn es vorbei ist.
by Inge @10.09.2020, 07:06

Sirenenalarm gab es noch lange!

Bei uns wurde sehr viel über diese Zeit der Vor- Kriegs- und Nachkriegsjahre gesprochen. Das mochte ich sehr und konnte nie genug davon erfahren.
Es gibt auch Fotos von meinem Vater und einem Großvater im Krieg und als er noch nicht wußte wohin er eingezogen wird, sich aber melden musste. Anhand der Postkarte meines Großvaters an meine Oma war das für ihn offenbar nicht prickelnd.

Ein spät angeheirateter Großvater erzählte von seinen Kriegsjahren in Frankreich.

Meine Vorfahren hatten es "gut", sie lebten auf dem Land und sahen nur von weitem, wie in Eisenach die Bomben fielen. Meine Mutter war in einer Schule in Eisenach, hatte damals ihre jüngere Schwester dabei und sie mussten wohl in einen Keller.

Mein Großvater mütterlicherseitswar zuerst bei einer Bäckereinheit in Norwegen. Davon gibt es noch einen Zeitungsausschnitt über die Mehlversorgung von Deutschland nach Norwegen! Später war er auf dem Balkan und ist in den letzten Kriegsjahren geflohen, hatte sich andere Kleidung beschafft und ist nach Hause gelaufen.
Zuhause waren zuerst die Amerikaner als Besatzungsmacht. Das war wohl ziemlich problematisch, da einer wohl aus dem Fenster die Waffe auf meine Mutter, die als Kind im Hof war, richtete und nur sein Vorgesetzter konnte ihn davon abhalten zu schießen.
Anschließend rückten die Amerikaner ab und die Russen kamen. Die wurden nicht mehr im Haus einquartiert. Sie hatten nahe des Ortes in einem stillgelegten kleinen Bergwerk unterirdische Behausungen eingerichtet. Das hatte ich nach dem Krieg zu DDR- Zeiten noch selbst gesehen.

Mein Vater wurde relativ jung eingezogen. Vorher wurde sein Motorrad vom Staat beschlagnahmt und im Krieg fuhr er Krad in Jugoslawien, Albanien bis runter nach Griechenland. Er erzählte von den Partisanen, von anderen deutschen Soldaten, wie die beim vorherigen Durchzug geplündert u.ä. hatten. Er habe sich sehr geschämt!!
Er kam in jugoslawische Kriegsgefangenschaft und war in Kroatien. Da ging es ihm besser als seiner Familie in Thüringen. Er war Ausbilder in seinem Beruf in einer Werkstatt, bekam zu Essen, Zigaretten und ärztliche Versorgung.

Mein Schwiegervater war in Russland, bei Stalingrad und kam nur raus weil er eine Verletzung hatte. Er hat nie etwas erzählt.

Ein Schulfreund meines Vaters war in England, kam dort in Gefangenschaft, Internierungslager und freundete sich mit einer Einheimischen an, die er später heiratete. Die Frau wurde von dortigen Ortsbewohnern kahl geschoren, weil sie ein Techtelmechtel mit einem gefangenen Deutschen hatte.

Hier im Ort gab es lange Zeit Bunker in der Erde, die man besuchen konnte. Ein guter Bunker ist noch heute besuchbar auf dem Rathausplatz der Stadt Stuttgart.

Wir waren mit unseren Kindern mehrfach in und bei Verdun, die dortigen Schauplätze des Krieges anzuschauen. Das ist mehr als herb!!
by ReginaE @10.09.2020, 06:57

Mein Vater bekam die Einberufung zum Kriegseinsatz als meine Eltern jung verheiratet waren. Ich weiß, dass er in russischer Gefangenschaft war. Damals war er ca. 30 Jahre jung. Er sprach allgemein darüber, nicht in Einzelheiten.
Fragen habe ich nicht gestellt. Mein Vater war im Kriegseinsatz von 1941 bis 1945.
Nach dem Krieg sollte mein Vater der Familie eines Kriegskameraden dessen Tod übermitteln. Darum hatte ihn dieser Kriegskamerad gebeten als er schwerst verwundert wurde. So fuhr mein Vater mit dem Zug in die Stadt in welcher der Kriegskamerad gewohnt hatte um die Familie aufzusuchen.
Als die Frau ihm die Tür öffnete hat mein Vater gefragt er wolle sich mal erkundigen wie es dem xxx geht?
Die Frau sagte kommen Sie rein mein Mann sitzt im Wohnzimmer. Da war dieser Kriegskamerad gerettet worden und wieder zu Hause angekommen und mein Vater sagte dann zu der Frau eigentlich bin ich heute gekommen, um Ihnen vom Tod ihres Mannes zu berichten. Es war wohl ein ziemliches Wunder, dass dieser Mann überlebt hatte nach den Verletzungen, die ihm zugefügt worden waren.
In dem Haus in dem meine Familie gewohnt hatte vor, im und nach dem Krieg, gab es einen Raum da stand auch in meiner Kindheit noch ein Schild dran "Schutzraum".
Bei Gefahr (bei Fliegeralarm) mussten die Bewohner des Hauses diesen Raum im Keller aufsuchen.
Auch in der Schule wurde uns Kindern so wenig wie möglich über den Krieg berichtet.
Vermutlich hatte das Lehrpersonal zu viel erlebt um darüber berichten zu wollen.
Was die großen Problematiken der Kriegszeit angeht -z.B. vom Holocaust- das habe ich alles erst später aus den Medien erfahren. Auch gab es vor einigen Jahren einen Zeitzeugen ( ein Bewohner der in unserer Stadt aufgewachsen war ), der über seine Erfahrungen berichtete. Dort war ich gemeinsam mit meinem Sohn.
Ich entstamme einer sehr großen Familie und es waren viele der Männer im Kriegseinsatz.
Ein Onkel, der Mann von einer Schwester meiner Mutter, war im Krieg vermisst, so dass sie ihre drei Kinder alleine aufziehen musste.
Einer meiner Onkel wurde noch sehr jung zum Ende des Krieges eingezogen und ich weiß, dass er im späteren Leben psychisch Probleme mit seinem Kriegseinsatz hatte. Ich glaube er war erst 16 Jahre alt als er in den Krieg ziehen musste.
In meinen Kinderjahren, so erinnere ich mich, dass mein Vater am Heiligabend jährlich vom Krieg erzählte. Einzelheiten zu diesen Erzählungen fallen mir nicht mehr ein.
Nachdem mein Sohn einiges von seinem Opa zum Thema Krieg mitbekommen hatte und u.a. zum Thema russische Gefangenschaft hat er die Entscheidung getroffen den Wehrdienst mit der Waffe zu verweigern.
by ixi @10.09.2020, 03:44

Ob ich selbst eine Sirene gehört habe, oder das aus Filmen weiß daran kann ich mich nicht genau erinnern. Von der Zeit her könnte es ja sein. Aber da war ich noch ganz klein.
In dem kleinen Dorf war die Gefahr von Bomben nicht so groß. 40 km weiter in Chemnitz aber sehr. Später gab es regelmäßig Sirenen-Probelalarm.
Mein Vater wurde noch 1945 zum Volkssturm eingezogen und wurde nach Russland gebracht. In 2000 bekamen wir vom Roten Kreuz eine Mitteilung, dass er im Ural gefallen ist. Das hat meine Mutter leider nicht mehr erfahren.
Es wurde kaum über den Krieg geredet. Es kam nur mal eine Feldpostkarte. Dann hofften wir auf seine Heimkehr, da es eine Welle von Heimkeherern gab.
Da viele Schulfreunde keine Väter hatten, war das normal. Ich habe mir den Vater als gütigen klugen Mann vorgestellt.
by Sieglinde S. @10.09.2020, 01:33

Meine Eltern haben eigentlich nur sehr wenig über den Krieg geredet... wohl aber wenn ein sogenannter Kriegskammerad zu Besuch kam... da wurde fast nur über den Krieg geredet... es war wohl ihre Art diese schreckliche Zeit aufzuarbeiten.
Mama hat da gesagt, wie sie immer gerannt sind wenn die Sirenen geheult haben.
Mein Papa war im Krieg... war noch lange nach Kriegsende in Sibirien in Gefangenschaft. Er hatte immer seinen Fotoapparat dabei... und so gibt es 2 Fotoalben als Zeitgeschichte dieser Zeit.
Meine Schwester sah er als Baby und dann erst wieder als sie schon in die Schule gegangen ist... es muss schrecklich gewesen sein.
Papa habe viele Briefe an meine Mama geschrieben... er konnte auch wunderschön schreiben und dichten.
Der Krieg hat den Lebensweg meiner Eltern in eine ganz andere Lebensbahn als gewollt geschmissen. Papas Brüder sind im Krieg gefallen... da musste er als Jüngster die Landwirtschaft übernehmen. Eigentlich wollte Papa Lehrer werden... davon hat man ihm abgeraten... denn die mussten damals Straßenarbeit leisten. So hat er Zuckerbäcker gelernt... er war mehr Künstler... hat wunderschön gemalt... er war sehr kreativ... hat meine Handarbeiten verschönert.

Im Elternhaus meiner Mutter hatten sich die Russen einquartiert... nach Kriegsende haben sie dort wunderschöne, feinste Bleikristallschüsseln hinterlassen... diese wurden dann auf uns Kinder aufgeteilt.

Wenn ich als Kind den Gesprächen mit den Kriegskammeraden gelauscht habe... bekam ich große Angst... Angst, dass Papa wieder weg muss... und ich nahm mir fest vor "sollte so ein Krieg kommen, werde ich mich umbringen".
by Lina @10.09.2020, 01:29

Ich bin Jahrgang 1933
Ich erinnere mich, wenn Nachts die Sirene heulten und ich
aus dem warmen Bett in den Keller musste.
Zitternd vor Kälte sass ich auf der Kartoffelkiste bis die Entwarnung kam.
Ich friere heute noch wenn ich daran denke.
Auf dieses Haus fiel später eine Brandbombe,da war ich aber schon
evakuriert in der Röhn........Eine traurige Zeit.
by Micki @10.09.2020, 00:27

Dein Kommentar
 Cookie löschen


Zum Schutz vor Spammern gib bitte die Buchstaben/Zahlen vom Bild ein. Falls Du den Code nicht lesen kannst, klicke auf "Vorschau", dann wird ein neuer angezeigt: