Kommentare zu «kunst210427»

Auf den ersten Blick gefielen mir die herrlichen Blumengirlanden.
Aber ich habe Probleme,es alles gut zu sehen. Entweder ist mein Monitor nicht mehr so gut, oder eben mein trübes Auge, oder die Abbildung ist tatsächlich so dunkel durch die schwierige Wiedergabe.
Vielen Dank, Inge, für Deine ausführliche Beschreibung. Ob ich den Jungen wirklich richtig deute, ist mir nicht ganz klar. Ich sehe ein weißes senkrechtes Teil, das ein zusammengezogenes Stück Stoff seine könnte auf dem Kopf?
Ob das an der Unterkante ein Arm ist?
by Sieglinde S. @28.04.2021, 02:58

Bild im Bild war eine Modeerscheinung, was der Käufer wollte wurde halt auch gemalt, die Maler mußten auch leben. Jede Zeit hat ihre Ausbeuter.
Mir persönlich gefällt das Bild nicht, ist mir zu "dick aufgetragen".
by Lieschen @27.04.2021, 17:58

Ich mag diese schwülstigen Bilder nicht, aber es war damals große Mode.

Liebe Inge, danke für Deinen Kommentar, Du sprichst mir aus dem Herzen. Ich habe den kleinen Jungen gleich gesehen und als Staffage für die Dame erkannt. Nur gut, dass wenigstens in Europa solche Sitten zumeist abgeschafft sind.
by Sywe @27.04.2021, 14:47

Das Bild ist hervorragend gemalt, aber der linke Arm passt für mein Gefühl nicht. Nachdem ich den Kommentar von Inge gelesen habe und erst danach das Kind sah, bin ich entsetzt, auf welche Ideen damals die wohlhabenden Menschen hatten.
by Gisela L. @27.04.2021, 12:51

@ Inge: ich hab den Sklaven gar nicht gesehen ... hätte ich auch heute nicht, hättest du nicht drauf hingewiesen.
by Engelbert @27.04.2021, 11:20

Ich musste sofort an meine Glanzbildsammlung in der alten Zigarrenkiste denken. Blumenkränze, Blumenkörbe ... das Bild ist nicht so mein Geschmack. Damals hat man wenn das Geld dafür vorhanden war so was scheinbar ohne Zögern gemacht, auf einem vorhandenen Bild noch ein Motiv zusätzlich aufzutragen.
by Karin v.N. @27.04.2021, 09:56

Ein Gemälde - zwei Maler! Das ist eigentlich ungewöhnlich, aber beide Künstler hatten ihren Beitrag zum Gesamtwerk vor dessen Entstehung miteinander abgesprochen.

Als Betrachter des Gemäldes wird man zunächst durch die üppige Blumenpracht, die wie ein Rahmen im Rahmen wirkt, mitten ins Bild hineingezogen. Was für eine Blütenpracht und Farbenfülle, ähnlich eines blumigen Stilllebens. Prunkhaftes Rokoko! Gemalt wurde diese detailhafte Üppigkeit von Jean-Baptiste Belin, der sich auf Blumen spezialisiert und verschiedene Königsschlösser in Frankreich ( u.a. Fontainebleau und Versailles) mit ähnlichen Motiven ausgestattet hatte. Er arbeitete auch gern mit Künstlerkollegen zusammen, deren Personenportraits er mit Blumengebinden ausschmückte. So entstand 1699 das heutige Bild, das Portrait der Dame Helene, als Gemeinschaftswerk mit einem zweiten Maler.

Helene wurde von Nicolas de Largillière portraitiert. Dieser Maler war nicht auf Blumen spezialisiert. Er arbeitete im Auftrag der Haute Bourgeoisie, der wohlhabenden frz. Mittelschicht, die ihn reich entlöhnte, wenn er ihrem Geschmack nach "funktioniert" hatte. Fakt ist, dass der frz. Adel zur damaligen Zeit viel zu verarmt war, um den Maler bezahlen zu können. Die Mittelschicht dahingegen lebte in wohlausgestatteten Pariser Salons, in denen vergoldete Möbel, Brokatbehänge, wertvolle Statuen und Vasen zur reichen Rokoko-Dekoration gehörten. Sie konnte sich Maler halten, die ihren Reichtum nach außen gemalt demonstrierten. Hier ging Largillière ein und aus, und so fiel es ihm nicht schwer, den Wunsch der bürgerlichen Emporkömmlinge zu erfüllen: er sollte malen, was diese Schicht zu bieten hatte. Und das tat er in vielen seiner Werke, die heute im Louvre und im Elysée-Palast in Paris ausgestellt sind.

Helene steht als menschliche Schönheit mitten in der üppigen Blumenwelt. Auch sie setzt auf Wirkung: elegant frisiert, in üppigem Faltenwurf gekleidet und vornehm in Pose gestellt. Sie hält ein zartes Blümchen in der Hand, das sie wohl noch in das Gesamtgebinde einsortieren will, so als wolle sie der Pracht den letzten Schliff geben. Dabei gibt es im ganzen Gebinde kein so kleines, unscheinbares Blümchen wie das von ihr gehaltene. Helene schaut auch nicht in Richtung der Blumenfülle, sondern dem Betrachter voll ins Gesicht. Blumen sind ihr nicht wichtig, wichtig ist nur ihr eigenes reiches Ego. Damit wird sie das Paradeobjekt der Haute Bourgeoisie, typischer ist dieser Menschentyp nicht mehr darzustellen.

Was zunächst beim Betrachten des Gemäldes nicht auffällt, ist die linke untere Bildecke. Wir sind berauscht vom Blumenmeer, das sich rund ums ganze Bild erstreckt. Eine wuchtige Blumengirlande mit großflächigen Blüten und sicherlich auch von großem Gewicht - aber gehalten von einem afrikanischen Sklaven, und was noch schlimmer in meinen Augen ist: von einem versklavten afrikanischen Kind! Hier setzt die Gesellschaftskritik ein, denn die Haute Bourgeoisie der damaligen Zeit präsentierte ihren wohlhabenden Sozialstatus nicht nur durch reiche Raumdekoration. Man hielt sich Kindersklaven, die für solche Zwecke eigens importiert wurden. Sklaven wurden wie Deko-Objekte gehalten. Versklavte Kinder galten als menschliches Eigentum. Ihre dienende Anwesenheit war eine ganz normale, alltägliche Selbstverständlichkeit.....wie die Schoßhündchen auf den gerafften Röcken der Salondamen. Nicolas de Largillière hat den Jungen so in die wuchtige Blumengirlande gemalt, dass er zunächst überhaupt nicht darin auffällt. Ganz ehrlich, ich habe ihn zunächst auch nicht darin entdeckt. Die Blumen sind ja auch bedeutender als der Kleine, der sie halten muss. Was mögen ihm die Arme schwer geworden sein, während Helene kokettierend uns ins Gesicht schaut!?

So lieblich das Gemälde zunächst erscheint, sollten wir aber etwas nicht übersehen: über herrlich gemalter Blumenwelt kann man den Gedanken an Menschenhandel und Versklavung leicht verdrängen.
by Inge @27.04.2021, 09:50

in damaligen zeiten sicher ein traumhaftes bild in der richtigen umgebung aufgehängt. heute undenkbar, so etwas in unseren wohnzimmern hängen zu haben. das bild schaut einfach "schwülstig" aus. gemalt ist es schön, sowohl die dame als auch die blümchen.
by christine b @27.04.2021, 09:29

Das heutige Gemälde ist von zwei Künstlern gemalt worden. Einer malte das Portrait der Dame, der andere Maler die Blumen.
by Inge @27.04.2021, 07:17

Bei diesem Bild ist für mich der linke Arm... der sofort meinen Blick auf sich zieht... der dominierende Punkt. Und genau dieser Arm gefällt mir nicht... er wirkt wie ein Kunststoffarm auf mich. Der Rest gefällt mir jedoch gut.
by Lina @27.04.2021, 01:58

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