Kommentare zu «tt191109»

Wir sagten immer: uns ( als Familie ) kam der Mauerfall teuer zu stehen;-)
Da wir in Spanien lebten, bekamen wir die Montagsdemos etc. nur aus 2. Hand von kleinen Berichten im span. TV mit. Es musste unbedingt ein Satellitenempfang her ! Das war damals eine sehr teure Angelegenheit, aber sie war die Anschaffung wert, denn die Ereignisse zumindest bildschirmnah zu erleben, entschädigte uns dabei. Dass einige Zeit später mein langjähriger Brieffreund aus Weimar zu Besuch kam, das war für uns ein Wiedersehen der besonderen Art. Hätte uns, bei unseren ersten streng überwachten Besuchen in der DDR in den 70ern, jemand erzählt, wir würden uns rotweinbeseelt in Spanien wieder treffen, er wäre von uns ins Märchenreich geschickt worden.
Oder dass ich nach so vielen Auslandsjahren einmal in MV leben würde, war auch nie vorgesehen.....:-))
by Gabriela @09.11.2019, 21:56

Wo die Mauer in Berlin viel wahr ich arbeiten . In einem Betagten heim hatte Spätdienst. Auf einmal wahren alle Omis plötzlich ganz laut und die Opas auch . Kommt schnell her die Mauer fällt, Ihr dürft in den Westen riefen alle. Wir arbeiteten ja und dachten, sind die Irre heute alle. Aber dann sahen wir es im Fernsehen, wir nahmen uns in den Arm alle betreuten Personen Kollegen und weinten vor Freude. Es war toll so was mitzuerleben. Was Sie daraus machten, wahr nicht gut vieles läuft bis heute schief, einfach, weil viele Wesis die Osis nicht verstehen wollen oder können und umkehrt. Alle Betriebe zuzumachen und die Treuhand hat auch Gelder veruntreut und die Unwissenheit sehr ausgenützt. Trotzdem freue ich mich das die Mauer weg ist und wir ein Volk geworden sind.
by Licht @09.11.2019, 19:43

An dem Abend war ich mit einem Bekannten zum ersten Mal in einem Theater (in Chemnitz). Als wir uns nach dem Stück auf den Heimweg machten, liefen wir an einigen Theatermitarbeitern vorbei, die vor einem Fernseher saßen. Was da zu sehen war, ist mir erst am nächsten Tag bewußt geworden.
Denn zu der Zeit arbeitete ich in einem Rüstzeit(Freizeit-)heim, hatte ein kleines Zimmer ohne Fernseher.
Euphorie kam bei mir nicht auf, denn ich hatte keine Verwandte im Westen und hab auch sonst kaum was vermißt, auch nicht die Bananen, und die Pfirsiche aus Ungarn waren sowieso besser als die unreifen Dinger, die es heute gibt.
Dass es noch Jahre dauern würde, bis ich mal einen Trabi bekommen würde, damit hatte ich mich abgefunden.
Natürlich bin ich heute sehr froh über den Fall der Mauer, denn sehr vieles hat sich zum Besseren gewendet.
by Ulrike Th. @09.11.2019, 19:25

Diesen Abend werde ich nie vergessen.
Ich habe ihn in Sachsen erlebt in einem winzig kleinen Wohnzimmer mit Dachschräge.
Als wir das im Fernsehen sahen, konnten wir das nicht glauben. Jeder fragte jeden ob das wirklich sein kann. Wir konnten uns auch nicht sofort freuen, da es so unglaublich war. Ich bin auch am nächsten Morgen ganz brav zur Arbeit gegangen.....
ich höre besser auf , sonst wird das hier ein Roman :-)
by Katrin @09.11.2019, 18:59

Ich erinnere mich an diesen Tag nur etwas verschwommen, da ich ihn in einem Kloster in der Nähe von Passau verbrachte, mich aber sehr wunderte, dass die sonst medienscheuen Schwestern, alle Gäste zum Fernsehen einluden ...
Richtig realisiert hatte ich es nicht. War ja ganz woanders. Handy gab es damals nicht, anrufen ging für meinen Mann auch nicht.
Als ich aber am nächsten Tag von Passau Richtung Nürnberg fuhr, kamen mir häufig Trabbis und auch Wartburgs entgegen. Da habe ich es kapiert - und nicht geglaubt. Immer gehupt, wenn ich wieder einem begegenete.
Da ich ja lange in Berlin mit Mauer gelebt habe, war es unvorstellbar. Einige Tage später tauchte dann hier ein DDR-Bürger auf, der meine Adresse über einen Freund bekommen hatte. Er schlief zwei Tage bei uns, dann fuhr ich in in die Haßberge, weil dort Verwandtschaft von ihm lebte.
Wir kannten uns nicht, wir haben nur geholfen und sind auch am folgenden Wochenende bis nach Oberfranken gefahren um selbst die Grenze zu überschreiten und uns anzuschauen, was dort oben los war. Es waren gute Stunden der deutschen und auch internationalen Geschichte, denn es hatte ja nicht nur mit uns als Deutschen zu tun.

Das Urteil über diese Wiedervereinigung wird die Geschichte sprechen. Kein Volk hat bisher sowas in dem Ausmaß über soviele Jahre Trennung gestemmt. Es gab dafür keine Überlegungen, Vorbereitungen oder Blaupause, so wurde improvisiert und leider auch den Haien das Feld geöffnet. Es gibt aber viele kleine, feine Lichtblicke.
Das mangelnde Selbstwertgefühl vieler Menschen in der ehemaligen DDR ist durch viele Nackenschläge der unbeholfenen Wiedervereinigung aufgebrochen, aber auch weil viele Dinge der Nachkriegszeit nicht thematisiert und aufgearbeitet worden sind.

Unter den jungen Leuten, die um 1989 in D geboren sind, ist das selten noch ein Thema. Das lässt hoffen.
by philomena @09.11.2019, 17:48

Ja, daran erinnere ich mich (auch al Österreicherin) sehr gut. Damals war ich in der österreichischen Generalvertretung einer Berliner VEB- Graphischen Firma mit Werken in Radebeul, Bautzen, Heidenau, Leipzig beschäftigt. Immer wieder kamen DDR-Monteure zur Unterstützung unserer Wiener Monteure nach Wien. Immer weder hatte ich bei der Fremdenpolizei zu tun, es musste ja über jeden der Monteure alles registriert werden.
Viele schöne Freundschaften sind damals entstanden.

Als im TV der sensationelle Bericht über die Öffnung der Grenzbalken kam saß ich tief berührt da. Die lachenden und glücklichen Menschenmassen die aus Ungarn nach Österreich strömten und von unseren Leuten freudig begrüßt wurden brachten mich zum weinen.

Es gab danach etliche schöne Begegnungen mit den glücklichen Leuten aus der ehemaligen DDR. Leider gab es aber auch etliche unverständliche und betroffen machende unangenehme Erfahrungen mit diesen Menschen.

Wie sich später heraus stellte waren viele Leute aus Westdeutschland nicht wirklich glücklich über die Vereinigung. Inzwischen hört man auch immer wieder Menschen aus der ehemaligen DDR sagen dass sie aus verschiedenen Gründen lieber wieder in diese Zeit zurück wollten.

Ich persönlich fand die Mauer schrecklich und ich bin froh dass es nun ein ungeteiltes Deutschland gibt.
by christie @09.11.2019, 17:30

ich habe die nachricht damals im fernseher gesehn und hab es für den moment nicht geglaubt....am 9.11. ist die mauer gefallen und am 14.11. bin ich 6 wochen zur kur in die hohe tatra geflogen- damals CSSR - Tschechoslowakische Sozialistische Republik!! wir wußten alle nicht was es von der DDR noch gibt wenn wir zurück kommen.nachrichten gab es nicht, zeitungen auch nicht.....war alles sehr spannend. mein töchterchen war 5 jahre alt!!
noch heut denke ich daran das ich tränen in den augen hatte, als wir am nächsten tag festgestellt haben, das alles kein traum sondern wirklichkeit ist.
jeden tag gab es dann neue nachrichten und immer wieder wurde erzählt.......der und die ist auch weg. die ganze jugend war dann weg.
ein sehr bewegte zeit!!
by maritta @09.11.2019, 17:14

Ich finde es erstaunlich, dass relativ wenige Kommentare geschrieben wurden. Das war doch so ein Ereignis, ich fand es so bewegend. Anscheinend bin ich wohl zu sehr seelisch engagiert.
Leider gehen mir viele Dinge nahe, ich kann mich ganz schlecht abgrenzen. Aus der ganzen Welt waren Reporter da. Und wir bleiben dabei ziemlich gleichgültig?
by Ursi @09.11.2019, 16:50

Natürlich kann ich mich erinnern. Ich saß wie gebannt vor dem Fernseher. Robin Lautenbach war der Reporter:
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/ein-blick-zurueck-mit-robin-lautenbach-der-mann-mit-dem-im-fernsehen-die-mauer-fiel/22634646.html

Ich habe schon mal was dazu geschrieben. Möchte mich nicht wiederholen. Obwohl wir keine Verwandten in der "Ostzone" hatten, ging mir das alles sehr nahe. Und ich freue mich heute noch darüber.
Natürlich hatte ich weder Vor- noch Nachteile wie viele Andere. Aber mich "nur" zu freuen, das finde ich ganz toll.
by Ursi @09.11.2019, 16:45

Dieser Tag war auch für mich ein Tag der Freiheit obwohl ich im Westen lebte.
Bekam ich doch an diesem Tag mein eigenes Auto. So hatten die Kämpfe, wer das Familienauto fahren durfte ein Ende.
Aber der Fall der Mauer hat mich natürlich auch sehr berührt da meine Familie und ich schon vor dem Bau der Mauer aus Potsdam geflohen waren.
by gathom @09.11.2019, 15:57

Mein Mann war vor dem Mauerfall im Grenzgebiet und in Tschechien tätig. Er brachte ein Plakat der Montagsdemos mit, welches lange Zeit hier im Hause aufgehängt wurde. Schon damals war die Einreise mit dem eigenen Auto lasch gehandhabt worden.

Der Mauerfall war eine Folge des zerbrechenden Ostblock. Die Legimitation hierzu kam von Gorbatschow und dem befreundeten ungarischen Staat. Irgendetwas wäre eh passiert, egal wie. Ich gehe davon aus, dass man erst mal die Deutschen vorgelassen hat, um zu sehen, wie es läuft. Im Osten der Republik ist man eher russlandhörig gewesen als in den anderen Ostblockstaaten, denen es weitaus schlechter ging.

Es war wie eine Lawine die losgetreten wurde, ebenfalls mit den guten und den schlechten Seiten.

Der Abend vom 09.11. war eher ungläubiges Staunen und man fragte sich erst, ob das sein kann und ob die Sowjetunion nicht gleich die Truppen in der DDR in Alarmbereitschaft bringt, Panzer raus holt und auf die Menschen schießen wird, gleichzeitig natürlich mit einem eventuellen Schießbefehl für die deutschen Soldaten an der Grenze, wie es in früheren Jahren in Prag und Ungarn passiert war.

So hoch die Euphorie war, desto szenisch unreal war alles. Die Angst, dass schreckliches passieren würde, war in etwa gleich hoch.
Doch da die wirtschaftliche Lage und die Mangelwirtschaft im ganzen Ostblock herrschte, passierte nichts - gottseidank.

Jedenfalls habe ich in der folgenden Nacht gut geschlafen und am nächsten Tag fleißig Radio gehört!!
Die Überlegung was mit all den Stasi - Mitarbeitern und -Helfern passiert stand gleich im Raum. Schließlich musste ein Umdenken geschehen, sofern eine Vereinigung gut ablaufen sollte.

Der 9.11.89 ist ein Knackpunkt in der deutschen Geschichte, hätte eine menschliche Denkweise auf beiden Seiten statt gefunden, wäre die Zukunft besser abgelaufen.

by ReginaE @09.11.2019, 14:28

Ich saß mit Gipsbein zu Hause - Bänderriss, und habe abends im Fernsehen die Übertragung gesehen. Als die entscheidenden Worte fielen, bin ich zu meinen Eltern nach unten gesprintet - so schnell es mit Gips eben ging. Wir konnten es alle gar nicht so recht glauben, dass die Grenzen nun tatsächlich offen waren. Beim Anblick der jubelnden Menschen bekam ich eine Gänsehaut. Bereits am nächsten Wochenende besuchten uns dann die Verwandten aus Altenburg, die ich sonst nur per Post kannte. Eine Fahrt im himmelblauen Trabbi war schon was. Mein Schwager ist mit dem Cousin meiner Mutter dann mal zu Mercedes gefahren und sie haben eine Probefahrt gemacht. Er hatte Tränen in den Augen, dass so etwas hier im Westen einfach so möglich war.
by bo306 @09.11.2019, 14:26

Die ganzen Wochen vorher hatte ich Angst, das die Sache eskaliert wegen der brutalen Attacken bei den Montagsdemonstrationen.
Eine Öffnung der Mauer war für mich so dermaßen unwahrscheinlich, ich hätte höchstens mit noch mehr Gewalt und noch mehr Zwangsmaßnahmen gerechnet.

Ich habe es nicht geglaubt, als mich jemand anrief, schalt mal ganz schnell den Fernseher an. Was ich da sah, schien mir wie von einem anderen Stern.
Aber als ich mir dann sicher war, das das kein Fake ist, habe ich vor Erleichterung geweint. Das die Menschen endlich frei waren !

Was man dann später alles erfahren hat, war unglaublich schockierend. Und ich bewundere die Bewohner der ehemaligen DDR, daß Sie sowohl vor der Öffnung als auch nachher die ganzen Zu- und Umstände ertragen haben.

by Steffi-HH @09.11.2019, 14:05

In unserer Familie erinnern wir uns mit unterschiedlichen Gefühlen an den 9. November. Die Öffnung der Mauer haben wir von einem Bekannten erfahren, der uns gegen Abend besuchte. Wir hatten damals noch keinen eigenen Fernseher. Unsere Reaktion auf diese Information war eher ungläubiges Staunen als Freude. Kurz darauf bekamen wir noch eine andere Information - eine gute Freundin von uns hatte sich das Leben genommen. So liegen Freude und Leid im Leben manchmal eng beieinander.
Inzwischen freuen wir uns natürlich, das die Teilung Deutschlands überwunden wurde, wenn es auch auf der Beziehungsebene manchmal noch etwas holpert.
by Ingolf @09.11.2019, 13:29

Noch ein kleiner Nachtrag zu meinem Kommentar:
Dieses Lied drückt meine damaligen Gefühle so gut aus - die Entwicklung, die ich kommen sah: "Ich bin wie ohne Haut ..."
https://www.youtube.com/watch?v=eR9RHCRCe5Y
by fatigué @09.11.2019, 12:52

ich saß vor dem TV und staunte nur noch, dann kam die Freude mit Tränen, ich habe weder Verwandte noch Freunde dort, freute mich aber sehr das Deutschland es schafft friedlich zusammen zu kommen, das war super. Was dannach dann alles passierte, fand ich nicht mehr so gut, es ging alles zu schnell, die Menschen kamen einfach nicht mehr mit, leider das merkt man eben heute noch.
by lieschen @09.11.2019, 12:01

An den Tag kann ich mich noch erinnern. Da war ich auf einem Klassentreffen, 10 Jahre nach dem Abitur, und kein Mensch dachte an Maueröffnung und dergleichen. Nach dem Treffen hat mich ein Klassenkamerad nach Hause gefahren, und unterwegs hörten wir im Autoradio, die Grenze zur DDR sei offen.
Zu Hause habe ich dann den Fernseher eingeschaltet und gesehen, wie die Leute durch die Grenzübergänge strömten und vor dem Brandenburger Tor auf der Mauer standen. Und dann begann das "Plick-plick-plick" der Mauerspechte, als die Leute anfingen, Brocken aus der Mauer zu meißeln. Das Ganze wirkte total surreal, wie ein Traum.

Die Grenze blieb offen, und ein Jahr später wurde Deutschland schon wiedervereinigt - für mein Gefühl zu schnell, denn die Unterschiede zwischen West und Ost waren naturgemäß sehr groß. Es wäre besser gewesen, beide Länder hätten unabhängig voneinander ein paar Jahre weiter existiert, bis die Unterschiede geringer waren. Aber nach der langen Teilung konnte man es eben nicht erwarten, und man hatte wohl auch Angst, daß sich die Situation wieder ändern könnte.

Heute bin ich der Meinung, daß Deutschland damals eine Riesenchance verpaßt hat. Man hätte sich beide Systeme ansehen und dann die positiven Seiten vereinigen können. Wobei es davon zugegebenermaßen in der DDR wohl weniger gegeben hat als im Westen. So wurde alles vom Kapitalismus übernommen, und geblieben sind nur grüne Pfeile für Rechtsabbieger und ein paar lustige Ampelmännchen. Die Menschen dort wurden aber benachteiligt, weil sie mit dem ungewohnten kapitalistischen System nicht zurechtkamen. Außerdem wurde insgesamt die soziale Marktwirtschaft durch Neoliberalismus zerstört, so daß auch die Menschen im Westen von der Sache viele Nachteile haben (Niedriglöhne, fehlende Sozialwohnungen usw.). Man hätte da sicher einiges besser machen können, so daß wirklich alle von der Wiedervereinigung profitiert hätten und nicht nur ein paar Großverdiener.
by Wolkenfrosch @09.11.2019, 11:14

Ungläubig verfolgten wir die Nachrichten und ziemlich schnell wurde mir klar, eine bessere, liberalere DDR wird es nicht geben. Die "Das-ist-Wahnsinn"-Euphorie hat auch mich beeindruckt. Aber die"Helmut-Helmut"-Rufe und die nach der schnellen D-Mark machten ein vernünftiges Zusammenwachsen auf Augenhöhe, mit einer gemeinsamen neuen Verfassung unmöglich. Die Auswirkungen sind heute noch sichtbarer geworden und längst nicht überwunden. Schade. Darum kann sich bei mir heute trotz der allerorten zelebrierten Feiern kein Hochgefühl einstellen.
by fatigué @09.11.2019, 10:50

Ich kann mich sehr gut erinnern. Ich habe fassungslos und mit Freudentränen vor dem Fernseher gesessen. Ich kannte als Kind jedes Jahr die Besuche bei unseren Verwandten drüben. Das Wort DDR haben wir nie benutzt.
Es ist leider vieles schief gelaufen- Es ist zu schnell gegangen. Biografien der DDR Bewohner spielten oft keine Rolle mehr. Was sie geleistet hatten auch nicht. Mir kommt das heute eher wie eine feindliche Ãœbernahme vor. Zumindestens das was alles nicht mehr galt und die Wessis die sich bereichert haben.
Leider fühlen sich viele abgehängt. Diese Menschen Ost wie West führten auch vorher kein einfaches Leben.
by MOnika Sauerland @09.11.2019, 09:13

Ja, das kann ich...ich saß in der Wohnstube vor dem Fernseher und starrte auf die Nachrichten und hörte zu, begriff aber erst langsam. Wir wohnten in der Nähe von Berlin, wo ich auch heute noch lebe. Mein Mann schlief damals bereits. Ich ging zu ihm und weckte ihn. Er wollte mir nicht glauben, was ich hörte. Auch mein damals 6 Jahre alter Sohn wusste nicht, was geschah.
Ich glaube, was das bedeutete für uns, begrifffen wir erst viel später. Mein Mann hatte seine Familienangehörigen hauptsächlich im "Westen" wohnen - Tanten, Onkel, Verwandte...es war also ab jetzt ein Besuchen möglich. Wir waren ja erst um die 30 Jahre alt und sahen eine Tante nur an Weihnachten, wenn sie über die Grenze kam.
Ich hatte am nächsten Tag noch Schule, sonnabends war das so...in der DDR. Viele Kinder kamen nicht zur Schule, weil sie mal schauen wollten, wie es "da drüben" ist. Wir sollten sie als unentschuldigt eintragen, was kaum einer von uns Lehrern machte.
Kaum zu glauben, dass das schon 30 Jahre her ist. Schade, dass nur immer noch zwischen Wessi und Ossi unterschieden wird - nach so vielen Jahren.
by Regina @09.11.2019, 08:44

Gravierend für mich war der 9. Oktober - an dem ich erstmalig und dann monatelang
regelmäßig an den Montagsdemonstrationen in Leipzig teilgenommen habe. An diesem 9. Okober las man schon tagsüber an den Gesichtern der Menschen ab, dass heute
Wichtiges passieren würde, denn das Verhalten von Polizisten gegenüber Jugendlichen
am 7. Oktober(dem Tag der Republik) war erschreckend...
Als ich am 9. Oktober 89 an Panzerspewagen mitbewaffneten Soldaten durch die Stadt
lief, war mein Ziel die Nikolaikirche. Sie war überfüllt, so dass ich in der Thomaskirche,
die dann auch ihre Türen für die Friedensgebete geöffnet hatte, Zutritt hatte. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an die Rede von Kurt Masur, unserem damaligen Gewandhaukapellmeister, denke, der die Menschen zum friedlichen Heimweg aufforderte. Und so blieb es JEDEN Montag : FRIEDLICH ! Die Krönung aller
Demonstrationen in vielen Städten war dann der 9 November, als die Mauer zu Fall
gebracht wurde...Gescheitert ist daran auch meine Ehe, da von der Stasi eine Dame
auf meinen Mann angesetzt war - das ist aber mein ganz persönliches Schicksal ...
by Inge-Lore @09.11.2019, 08:22

Ja, ich erinnere mich daran, als das am 9. November im Radio kam.
Der Heimatsender (Privatsender) rief dazu auf, dass doch bitte möglichst viele Einwohner mit Frühstückspaketen, also warmem Kaffee, Tee, Miich oder, oder und Brot, Brötchen, Kuchen etc. pp. sich an einem bestimmten Platz einfinden mögen, da es so viele Menschen aus der thüringischen Partnerstadt gibt und BRK, Malteser, Johanniter usw. gar nicht allen Menchen etwas geben könnten. Das Echo in der Bevölkerung war riesig. Und es wurde gefeiert - und immer mehr Menschen kamen, von diesseits und jenseits. Die Zufahrtsstraßen waren kilometerlang "dicht". Überall lachende, freuidge Gesichter, die Tränen kullerten. Es war einfach schön.
Ich selbst dachte erst an eine Verwechslung, denn tags zuvor sprach ich noch mit einer thüringischen Bekannten, die auf Besuch hier war. Sie war sehr traurig, weil sie wieder schnell zurück musste - der Besuch zur Beerigung einer nahen Verwandten war ja limitiert ... und dann das!
by Lilo @09.11.2019, 07:39

Wir, die wir bereits Jahrzehnte geflüchtet waren, für uns war es ein fast unwirklicher Ablauf.
Direkt vor Ort gingen wir erst Monate später, damals gab es ja noch nicht eine durchgehende Autobahn aus Ba-Wü durch Bayern nach Berlin. Also wäre es recht umständlich gewesen, außerdem November.

Meine Mutter sagte immer, das habe ich doch gesagt, dass es so nicht anhält.

Der Mauerfall und die damit einhergehende Grenzöffnung, waren überaus positiv, doch manche anschließende Aktionen, hätten mehr Bedacht bedurft.
by ReginaE @09.11.2019, 07:21

Es war eine Zeit voller Unruhe und vielen Fragen - würde es gut ausgehen? Würden die Waffen schweigen? Die Bilder von Dresden waren alles andere als beruhigend - und alles, was man im Fernsehen sah oder hörte, machte eher Angst.
Die Nachricht von der sofort offenen Grenze, die konnten wir nicht glauben... Ein fieser Trick? Ein Irrtum? Wir wollten abwarten, was der nächste Tag bringen würde...

Am nächsten Tag war die Grenze immer noch offen - und immer mehr Leute erzählten, dass sie im "Westen" gewesen seien.
Samstags waren die Klassenzimmer halb leer, montags erzählten die Kinder, dass sie mit den Eltern über die Grenze gefahren seien.
Für uns - nahe Dresden - war das gar nicht so einfach! Freunde aus Heidenheim rieten uns, nach einer Möglichkeit zu suchen, dass wir das Begrüßungsgeld bekämen. Wir fanden die Idee nicht so gut! Mit den fünf Kindern - zwischen 16 Jahren und einem Jahr - wie sollte das gehen? Andererseits hörten wir, dass manche im Dorf schon zum zweiten Mal dieses geschenkte Geld geholt hatten! Naja, es wäre eine Menge Geld für uns... und brauchen könnten wir es wirklich.
Damals war ich mit unsrer Jüngsten daheim - und als Eisenbahner hatten wir noch Freikarten für 1989. Nach langem hin und her sind wir zum 10. Geburtstag unseres Sohnes nach Berlin gefahren. Es war eine aufregende Reise für uns - die vollen Züge, euphorische Menschen und die große Neugier: was wird uns erwarten?

Ich weiß nicht mehr wirklich, was wir alles gesehen und erlebt haben. Eine schöne Erinnerung haben wir: In der Poststelle (?), wo wir nach dem Geld anstanden, beschäftigte ich die Kinder - vor allem unser Geburtstagskind und die Kleine. Plötzlich sprach mich eine Frau an: "Sind das alles ihre Kinder?" "Ja" Sie meinte, die seien gut erzogen - so brav und es dauerte ja alles - und dann bekam die Lütte ein kleines Auto, ein selbstfahrendes und -lenkendes Boxauto. Die Kinder haben es geliebt! Es hat sehr lange gehalten und alle haben bedauert, dass es nach ca. 10 Jahren kaputt war.
Der Junior, der in diesem Dezember seinen 40. Geburtstag feiert, fand diesen Tag sehr anstrengend und zählt ihn zu den Tagen, die man nicht erlebt haben muss.

Ich weiß noch, dass ich auf der Heimfahrt im Zug nur geheult habe - die vielen neuen Eindrücke: die übervollen Geschäfte, die Blumen und die Tafel zur Erinnerung an das Attentat auf Herrhausen, die Bettler, die wir im Osten nicht kannten und all dieser Glitzer, weil ja alles schon für Advent und Weihnachten geschmückt war - würde das alles in Zukunft auch bei uns Einzug halten? Wir waren sehr skeptisch...
by Gerlinde @09.11.2019, 02:14

Nicht wirklich... hab das nicht so intensiv in den Medien verfolgt... hatte damals andere Sorgen.
by Lina @09.11.2019, 01:13

Natürlich kann ich mich sehr gut daran erinnern. Wir hatten ja die Grenze direkt in Lübeck. Wir sahen und hörten die Nachricht der Grenzöffnung in TV und Radio und konnten es nicht glauben. Es war so unglaublich. Mein Mann und mein jüngster Sohn, damals 10 Jahre alt, fuhren am nächsten Tag nach Lübeck- Schlutup, wo die Welt zu Ende war. Die Straße endete an den Grenzanlagen mit Zaun, Wachturm und Toren. Dort angekommen, sahen wir eine unübersehbare Schlange von Menschen, die auf dem matschigen Feldweg von Ost nach West und von West nach Ost strömten. Eine Kolonne von Trabis schlich im Schritttempo über die Grenzlinie und jedes einzelne Fahrzeug wurde von uns stürmisch begrüßt. Viele Menschen hatten Sekt, Kaffee, Schokolade, Apfelsinen und vieles mehr mit und verteilten es an die Ankommenden.
In den kommenden Wochen wurden wir Lübecker aufgerufen, abends zum Hbf. zu gehen und gestrandete DDR-ler, die wegen der überfüllten Züge nicht mehr nachhause kamen, mit zu uns nachhause zu nehmen und ihnen eine Übernachtung anzubieten. Auf diese Weise lernten wir eine 4- köpfige Familie aus Rostock kennen. Wir hatten etliche Jahre noch Kontakt mit ihnen und besuchten uns gegenseitig.
by linerle @09.11.2019, 00:00

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