Kommentare zu «vater210506»

@ Gerlinde aus Sachsen
Ich danke dir auch für deine Antwort, so wie (Ich war als junge Frau in Verdun und habe im Gebeinehaus, das erste Mal begriffen, was Krieg bedeutet. Es war der erste Weltkrieg.)

Ich werde weiter lesen und mich "gruseln". Ich weiß von meinen Eltern, Flüchtlinge aus Oberschlesien, auch einige Details, die sie manchmal berichteten. Mein Vater als 18 Jähriger bei der Marine, 2 x auf der Ostsee torpediert, abgeschossen und versenkt, jedesmal überlebt. Schutzengel dabei.
Meine Mutti war 16 auf der Flucht und hatte ganz schreckliche Dinge gesehen und erlebt, Erlebnisse, die sie prägten und zu der Mutter machten, sie war.

by philomena @07.05.2021, 17:27

Danke @Gerlinde für deinen abschließenden Tageskommentar.

Beim Lesen kommen mir die Briefe aus Verdun in Erinnerung. Das fühlt sich alles heftig an, wenn man dazu die Stellungen und die Bunker besichtigt an. Dazu das Gebeinehaus oder die Friedhöfe in denen diejenigen begraben sind, die nicht mehr nach Hause kamen.

Da weiß man, nie wieder Krieg und kanns sich auch auf solche nahe gehenden Beschreibungen einlassen. Man sollte es eigentlich. So etwas gehört zur Pflichtübung in den Geschichtsunterricht.
by ReginaE @07.05.2021, 10:23

Ich kann verstehen, wenn ihr sagt "hier steig ich aus" oder "ich mag da nicht kommentieren."
Ich hatte es schon angedeutet - es dauert eine ganze Weile, bis aus dem ehrgeizigen Grenadier ein erwachsener Mann wird!
Die Erfahrungen und Erlebnisse dieses Krieges, sie haben auch meinen Vater nicht losgelassen.
Ja, genau wie heute an allen Kriegsschauplätzen unsrer Welt war auch damals im Krieg keine Gelegenheit zu fragen: "Könnten wir nicht Freunde sein?" Es galt nur: Wer ist schneller? Wer kann besser zielen? "Ein bißl tot" gibt es höchstens bei einer Übung, aber nie im Krieg. Nur wer schneller ist, kann überleben. Er oder ich - wieviele schlaflose Nächte, wieviele Panikattacken es später geben würde - darauf waren die jungen Männer damals noch weniger vorbereitet wie unsere Soldaten heute, die in Afghanistan kämpfen müssen.

Ich weiß, dass Mutter manches Mal berichtet hat, dass sie munter geworden ist - von Vaters Schreien! Oder er hat sich aus der Kammer geschlichen und die Nacht im Sessel zugebracht. Wie sehr ihn diese Übungen und die späteren Kämpfe beschäftigen würden, das konnte der 19jährige nicht ahnen.
"Nie wieder Krieg" - das war erst später sein Wunsch für sich und für uns Kinder und für seine Enkel.

Vielleicht hilft es euch, wenn ich mal ganz weit vorgreife und euch sage - es war November 1948 als Vater nach hause in "sein Erzgebirge" kam. Es wird also noch viel zu lesen geben - erfreuliches, trauriges, tragisches, ...
Wie ein Märchen klingt es, dass er glücklich nach hause gekommen ist.
by Gerlinde aus Sachsen @07.05.2021, 00:06

Weder bei meinem Vater, noch bei meinem Großvater und auch nicht bei einem angeheirateten Großvater konnte ich aus den Erzählungen entnehmen, dass je einer von denen ein Gottvertrauen hatte.
Ganz im Gegenteil, es wurde eher gesagt "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott." Deshalb musste man zusammenhalten, für sich selbst und die anderen Verantwortung übernehmen.

Tatsache ist, sie wurden eingezogen und mussten gehen. Gingen sie nicht, hatten sie sehr schlechte Karten für sich und ihre ganze Familie gezogen!!

In Verdun haben wir ausgestellte Briefe von jungen Soldaten gelesen...wir waren ergriffen von den Beschreibungen und von der Freude mit der sie in den Krieg gezogen waren und innerhalb kurzer Zeit feststellen mussten, dass das ein gefährlicher Irrtum war dem sie aufgesessen sind. Da bekommt man ganz feuchte Augen.
In Verdun oder auch im Saarland entlang der Maginon-Linie wird man fündig.
by ReginaE @06.05.2021, 21:44

Ich lese das diesen Bericht hier auch, aber mit innerem Gruseln. Deshalb habe auch ich bisher nichts dazu kommentiert. Ich werde das auch nicht werten, weil es ein Dokument eines "Kindes seiner Zeit" und ein junger Zeitzeuge aus dem Jahr 1944 ist.

Ich bin sehr froh, dass diese schreckliche Zeit, die so viel Elend und Tod in viele Länder Europas getragen hat vorüber ist. Ein großer Teil dieser "starken und gefestigten Männer" ist nie wieder nach Hause gekommen. Die, die nach Hause kamen, haben ihr Trauma in ihren Familien weitergereicht. Dazu gibt es viel gute Bücher.

@Gerlinde
Ich danke dir für deinen Mut, das zu veröffentlichen.
by philomena @06.05.2021, 18:37

Liebe Gerlinde,
bitte sei nicht enttäuscht, wenn ich nicht mehr regelmäßig hier kommentieren werde. Ich werde aber still weiterlesen, was dein Vater seiner Familie berichtete. Mir kommen zu viele Erzählungen meines eigenen Vaters hoch, der bis zu seinem letzten Tag von seinen Kriegserlebnissen geprägt war, die sogar paradoxerweise immer präsenter für ihn wurden, je älter er wurde und je tiefer sie doch eigentlich in die Vergangenheit hätten rücken müssen. Ich habe schon sehr früh vieles von ihm und seiner Soldatenzeit erzählt bekommen. Als Kind waren es spannende Abenteuerberichte für mich gewesen, als junge Frau schüttelte ich manchmal den Kopf, wenn ihn der Krieg selbst zu Zeiten von kleinen Enkelkindern nicht loslassen wollte. Unter welchem Leidensdruck er stand begriff ich erst in vollem Ausmaß während seiner letzten Lebensjahre, wenn er nachts nicht zu Bett gehen wollte aus Angst vor einem plötzlichen Bombenangriff.

Ich selbst gehöre zum Glück nicht mehr zur Generation, die diesen schrecklichen Krieg live miterleben musste. Wir können uns die ganze Bandbreite dessen, was unsere Väter an der Front an seelischem und körperlichem Leid auszuhalten hatten, kaum richtig vorstellen. Ich bezweifele auch sehr, ob wir und unsere nachkommende Generation dies genauso ertragen könnten. Unsere Väter waren stärker und innerlich gefestigter als wir heutzutage, wenn wir bei unerwarteten Schicksalsschlägen nach psychologischer Betreuung und professioneller Trauerbewältigung verlangen. Damals gab es noch ein tiefes Gottvertrauen, das durch alle Krisen und Notsituationen hindurch half, während es mir heute manchmal so vorkommt, als müssten wir alle das Beten nochmals neu erlernen. Ich habe Achtung vor dem, was mein Vater im Krieg hinter sich gebracht hat wie du, liebe Gerlinde, und ich will auch seinen Erinnerungen, so wie ihm selbst, die Ruhe gönnen.
by Inge @06.05.2021, 15:00

Eigentlich kann unsere Nachkriegsgeneration nur ahnen, was damals unter und mit den eingezogenen Männern so alles passierte und wie sie vorbereitet wurden auf die Front. Die Schilderung Gerlindes Vaters wird uns so langsam von der anfänglichen Begeisterung in die Zeit bringen, wo diese Begeisterung schnell nachlässt. Der erste Stolz, den Gruppenführer außer Gefecht gesetzt zu haben wird - wie wir ja leider schon aus der Geschichte wissen- sicher recht bald an der Front verschwinden und einem anderen Gefühl Platz machen. Ich bin gefühlsmäßig beim Lesen auch zwiegespalten was das noch Kommende an Tagebuchberichten betrifft. Aber da mein Vater überhaupt nicht über diese Zeit gesprochen hat, werde ich trotzdem lesen.
by Karin v.N. @06.05.2021, 13:37

Liebe Gerlinde -Wenn man bedenkt, dass dieser Wahnsinn noch 1 Jahr dauern wird,
können wir nicht nachvollziehen, was die Männer alles durchstehen mußten...Ich habe
meinen Onkel noch deutlich vor Augen, als er aus dem Krieg zurück kam...Die Losung
NIE WIEDER KRIEG haben leider Viele schon vergessen...
by Inge-Lore @06.05.2021, 10:20

Dieses "Darauf einlassen" geht wahrscheinlich leichter, wenn man noch unerfahren und jung ist. Ich glaube hier ist ein mutiger junger Mann mit der Zuversicht der Jugend unterwegs. Das kann ihm noch nützen, daß er diese Haltung hat. Die Beschreibung erinnert mich an Computerspiele, wie sie die Jugend heutzutage spielt. Danke, daß wir das lesen dürfen.
by Killekalle @06.05.2021, 10:18

Woher er den unverwüstlichen Zipfel Humor genommen hat? Es blieb ihm nichts anderes übrig!! eigentlich war er gefangen in seinem Zustand und musste das Beste daraus machen, um zu überleben. Dazu gehört Humor und Überlebenswille.
Dazu gehört auch zusammenhalten weiter.
Wär er dagegen gewesen, wäre sein Leben aus. Das ist eine total beschissene Situation in der er steckt.
by ReginaE @06.05.2021, 06:43

Ob er auch noch so denkt, wenn er dem "Feind" gegenüber steht? Einem Mann den er gar nicht kennt, der ihm nichts getan hat, der auch Heimat und Familie hat, und dann muss er ihn erschießen und dem "Feind" wird es genauso gehen.
Mir geht es so wie @ Lina, mich bedrückt es aber bin gleichzeitig schon gespannt auf die Fortsetzung.
by Liane @06.05.2021, 06:25

Wer ist Feind, wer ist Freund ? In Kriegszeiten scheint das klar zu sein.

Miteinandergehen wäre meines Erachtens das Schöne, bzw. Wünschenswerte.
by Carina @06.05.2021, 05:52

"Wir müssen ihn haben, tot oder lebend"

Noch sind es Übungen... und es wird die Zeit kommen, wo dir der aufgezwungene Feind gegenübersteht... und genau dieser könnte ohne Krieg dein bester Freund sein... und dann musst du schießen... schneller als dein Gegenüber... und auf diese Weise sind die Brüder meines Vaters gefallen.

O Gott, warum tu ich mir das an und lese es... es tut mir nicht gut.. trotzdem bin ich neugierig... wahrscheinlich weil mir dabei mein Papa im Herzen noch näher ist... weil ich fühle, was er dazu sagen würde... er... der auch in diesem sinnlosen Krieg kämpfen musste.
by Lina @06.05.2021, 01:45

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