Kommentare zu «vater210526»

Danke liebe Gerlinde, dass du dieses Zeitzeugnis mit uns teilst! Ich lese jede Folge aufmerksam, und jedes mal frage ich mich "wie hätte ich mich in dieser Lage verhalten?" Ich befürchte, dass ich auch auf diese Propaganda reingefallen wäre bzw. zu wenig Mut für offenen Widerstand gehabt hätte... die Post wurde sicher kontrolliert! Ich bin ein Kind der 80er, für mich ist das alles so weit weg und doch wieder nicht, meine Oma hat zwei Brüder im Krieg verloren, wenig aus dieser Zeit erzählt (uns hat es wahrscheinlich auch zu wenig interessiert als Kinder) - aber all das soll nicht vergessen werden, solche Aufzeichnungen helfen, aus der Geschichte zu lernen. Danke!
by Margareta @28.05.2021, 08:25

Ich finde es überaus spannend zu lesen.
Mein Vater wurde um diese Zeit ebenfalls eingezogen. Das ging von jetzt auf sofort. Er war 3 Jahre älter, hatte nichts aufgeschrieben, dafür mir sehr viel aus seiner Zeit im Krieg in Jugoslawien erzählt. Schon damals war ich sehr gefesselt von seinen Erzählungen. Er kam gleich zum Einsatz als Kradfahrer. Außer Angst vor Partisanen, gab es eher Hunger. Von zuhause kamen keine Päckchen.
Mein Vater konnte gut sich artikulieren, bekam Essen von der einheimischen Bevölkerung und teilte es mit seinen Kameraden Essen wie Zigaretten!

Nur einmal sagte er, er habe ich sehr geschämt als er sah, wie andere deutsche Einheiten in Dörfern die Häuser ausgeraubt hatten. Das alles sollte man nicht vergessen.
Es war ein Leben auf des Messers Schneide.
Diese Aufzeichnungen geben mir sehr viel.
by ReginaE @26.05.2021, 23:05

Es macht mich sehr betroffen, die Briefe zu lesen, aber ich kann mein Empfinden schwer artikulieren. Ich bin im Jahr 1944 geboren. Danke,**liebe Gerlinde, für Deinen lieben Kommentar, der sehr zum Verständnis beiträgt.
by Xenophora @26.05.2021, 22:37

Danke,@ Engelbert, für die hilfreichen Worte.
Es ist wie es ist: das ist kein Bericht eines 96jährigen Mannes, (so alt wäre mein Vater jetzt) wie es damals im Krieg war! Es ist der Bericht eines 19jährigen, der total auf die Propaganda seiner Zeit abgefahren ist, der mitten im Krieg lernt, Krieg zu führen.
Es ist der Bericht eines jungen Mannes, der sich nicht mehr und nicht weniger auf die Fahne geschrieben hat, als alles zu tun, das Deutschland sein Vaterland bleibt und vor allem bald wieder Friede sein soll. Der davon überzeugt ist, dass es hilft, wenn sie "acht Leute wie ein Mann" zusammenhalten, um den Krieg in Kürze aus Deutschland vertrieben zu haben. So bekamen sie es bei den Lehrgängen und jetzt auf der Heeres-Unteroffiziers-Schule gelehrt! Das war ihr täglicher Lehrstoff - und je besser sie sein würden, um so schneller wäre der Krieg vorbei.

Und nun mal der Versuch, ohne Emotionen über Folgendes nachzudenken:
Soviel ich in Geschichte gelernt habe, hieß Fliegeralarm, das Haus verlassen und auf schnellstem Weg in ausgewiesenen Luftschutzkellern in Sicherheit bringen. "DAS NERVT! Dreimal schon Fliegeralarm und nie ist was passiert - ich bleibe heute hier!" Wie oft wird es so gewesen sein? Aber "heute" fallen Bomben, "heute" ist es zu spät!
Und nun müssen die jungen Kerle die Toten aus den Trümmern holen. Die machen das nicht gern!! Sie wissen doch, dass es sie beinahe genauso erwischt hätte! Aber sie müssen das aushalten. Wenn sie nicht bißl frotzeln und kaspern könnten, würden sie davon laufen! Es ist kaum auszuhalten! "Hey, habt euch nicht so. Die sind selber schuld, WIR können nichts dafür"

Was denkt ihr, warum eure Väter - und meiner auch - später unter Alpträumen litten? Lieber nachts im Sessel saßen als ins Bett gingen?
Aber damals - 1944 - waren sie jung und wollten überleben!

Wir haben uns in der Familie unterhalten über das "Feld der Ehre" und das "Kleid der Ehre" - was erzählt man eigentlich den Soldaten aus Deutschland, damit sie sich für den Auslandseinsatz melden? Was erzählt man den Angehörigen der Soldaten aus Amerika, die hier in Europa den Einsatz mit ihrem Leben bezahlen?

Machen wir uns manchmal bewußt, dass WIR seit über 75 Jahren Frieden haben - es aber auf der ganzen Welt sehr viele Kriege gibt?! Dass es genau wie vor 80 Jahren auch heute vor allem um Macht und Geld und sehr oft um Größenwahn geht?!
Ich kenne den Satz auch: "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin."
Ich kenne auch das Lied der Friedensbewegung "Gott, gib Frieden..."
Waffen haben noch nie die Welt verbessert!
"Einer muss anfangen aufzuhören". Aber wir warten immer, dass die anderen zuerst aufhören.

Ich weiß, dass das heut ein schwieriges Thema ist - ich weiß aber auch, dass sich weder mein Vater noch seine Eltern, Geschwister oder Freunde ausgesucht haben, in welcher Zeit sie leben. Und ich weiß, dass es ein großer Unterschied sein wird, wie alt man gerade selbst ist, um sich mit dem Gedankengut der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu beschäftigen. Wer in den 40er oder 50er Jahren geboren wurde, hat andere Erinnerungen an den Krieg und die Erlebnisse der Eltern als jemand wie unsere Kinder, die in den 70er und 80er Jahren geboren sind und Trümmer und Kriegsverletzte höchstens vom Hörensagen kennen.

Ich würde mir wünschen, dass ihr diese Briefe so versteht, wie sie geschrieben wurden: als die Berichte eines 19jährigen, der seine Eltern und die große Schwester über seinen Alltag informiert. Vielleicht hat er im Hinterkopf, dass die Post kontrolliert wird - vielleicht sind es auch nur die Eltern, die das wissen. Und vielleicht helfen ihm diese Briefe, zu verarbeiten, was er mit den Kameraden nicht besprechen kann.

Dass er wieder nach hause kommt - das ist der kleine Trost, den ich euch anbieten kann. Denn ich bin ein sog. "Friedenskind", auch wenn da Deutschland schon kein einig Vaterland mehr war. :))
by Gerlinde aus Sachsen @26.05.2021, 22:04

Danke, liebe Gerlinde, für diesen Zeitzeugenbericht, den wir lesen dürfen. Du hast so recht, ich stellte mir auch vor, was Deine Großmutter beim Lesen seines Briefes über den Angriff wohl empfunden haben muss.
Der junge Mann ist ein Produkt der ständigen Einwirkung und Erziehung durch die NSDAP gewesen. Als Eltern war man hilflos und konnte kaum mit jemand über die Ängste reden.
by Sywe @26.05.2021, 21:33

Derjenige, der solch eine Denkweise als schlimm empfindet, sollte sich mit der damaligen Zeit verstärkt auseinander setzen.
Gegenwärtig kann man abgehoben argumentieren, man hat ja Internet, kann sich überall informieren. Was war damals überhaupt möglich? Weiß das jemand, der den ersten Stein mit Worten so achtlos wirft?
Ein Großvater ging immer zu einem Freund um mit ihm zusammen im Radio Sender von außerhalb Deutschlands zu hören!! Das war streng verboten.

In diesem Zusammenhang sollte man sich mit der Propaganda der damaligen Zeit auseinandersetzen, hineinfühlen, ob man wenn damals gelebt, sich Worte getraut hätte, die ein Verschwinden bedeutet hätten.
Man kann es gegenwärtig sehr gut sehen, wie Diktatoren in Belarus und Russland zu solchen Menschen stehen.

Ich finde solche Berichte bereichernd und enorm interessant.
by ReginaE @26.05.2021, 19:39

Aus heutiger Sicht klingt das schrecklich.
In der Schule habe ich nichts über diese Zeit gelernt, das wurde damals noch ausgeblendet. Mein Vater hat nie was erzählt.
by Defne @26.05.2021, 18:16

Ich kann mich Engelbert's Worten nur anschließen. Was weiß unsere Generation schon von dieser Zeit.
Meine Eltern haben auch sehr wenig berichtet, obwohl mein Vater in russischer Kriegsgefangenschaft war und sehr wenig von sich erzählt hatte.
Meine Mutter war in Bayern, geschieden mit 2 kleinen Kindern, als sie meinen Vater 1946 in Schliersee kennengelernt hatte.
Es ist sehr interessant zu lesen, was Dein Vater zu berichten hat. Ein richtiger Zeitzeuge, der mit der Euphorie seiner Jugend in diesem Desaster gelandet ist.
Ich bin gespannt wie es weitergeht mit seinen Erzählungen.
by Juttinchen @26.05.2021, 13:50

Ich finde es sehr wichtig, das mal "aus erster Hand" lesen zu dürfen. Heute sind solche Zeilen "kann mir keinen schöneren Tod vorstellen" kaum zu glauben ... und "selbst schuld" ... aber genau das dürfte damals das Denken gewesen sein ... deswegen ist das ja alles so passiert, wie es passiert ist.

Das dürfte damals das ganz normale Denken gewesen sein ... die Zeit war so ... die Welt war so ... man darf das nicht mit unseren heutigen Werten vergleichen.

Ich lese diese Texte nicht emotional, sondern ganz rational ... wie ein Bericht von damals ... ungemein wertvoll, weil wir davon so wenig wissen. Ob und wie sich der junge Mann dazu gelernt hat, ist für mich nicht wichtig ... er erzählt uns hier als Zeitzeuge ... und was besonders wichtig ist ... nicht als Zeitzeuge später und rückblickend, sondern direkt von der Front.
by Engelbert @26.05.2021, 11:31

Mir fallen da einige Textpassagen auf, bei denen ich nur immer wieder ungläubig den Kopf schütteln kann.
"...friedensmäßigen Schliff der Wehrmacht..." - Frieden?
Die Gefühllosigkeit, wie über die toten Bewohner geschrieben wird "... eigenes Verschulden..."
"...14 Helden..." - Helden?

Mein Vater war in der Normandie, wurde verwundet und kam in Kriegsgefangenschaft in den USA. Aber er hat nie davon gesprochen, dass sie so euphorisch die Uniform angelegt hätten. Überhaupt hat er nie von irgendwelchen Kampfhandlungen erzählt oder erzählen können. Nur über das Drumherum gab es mal Geschichten von ihm.
Mein Großvater kam kurz nach dem großen Bombenangriff auf Dresden dorthin und in seinem Brief wird die Erschütterung über die Zerstörung und das Leid der Menschen dort fast greifbar. Meine Großmutter und die Kinder waren bis kurz davor noch dort und er hatte sie kurz zuvor gebeten, aufs Land zu den Verwandten zu gehen. Er hat damals sehr viel riskiert, um seine Familie heile aus Ostpreußen zu bekommen. Ich erinnere mich noch an Erzählungen vom Donner der Granaten und Panzer, die in der Ferne ständig zu hören waren und selbst Jahre später stand ihnen die Angst noch deutlich ins Gesicht geschrieben.
Und hier wird der Bombenhagel und die Toten fast achselzuckend abgetan. Eine solche Reaktion ist für mich unbegreiflich.
by bo306 @26.05.2021, 10:14

ich frage mich grad, wie man zu so einer abgebrühtheit kommen kann: "...eine unmenge an toten durch eigenes verschulden, weil sie nicht in den keller gegangen sind..." "... es wurden 14 helden beigesetzt.... ich kann mir keinen schöneren tod vorstellen...."
da fällt es mir echt schwer, weiterzulesen.... werde es aber trotzdem tun, weil ich nicht glaube, dass seine einstellung so bleibt. denn sonst würdest du uns das bestimmt nicht mit-teilen, liebe gerlinde.
by Mai-Anne @26.05.2021, 10:03

Auch ich bin letztes Jahr aus der Kirche ausgetreten. Nicht, weil ich an nichts glaube, sondern die Haltung derer, die glauben und "nur" glauben, im Aussen suchen und zu finden hoffen, letztendlich nicht finden werden. Es braucht nämlich beides,
Das Aussen und das Innen. Diese schon lange andauernde Zeit, die wir derzeit haben (noch nicht so lange, wie der 2.Weltkrieg), ermöglicht uns allen letzteres.

Wenn ich den Text deines Vaters lese, so kommt mir stark das Thema Dankbarkeit herüber. Dankbar für all die Post, den Kuchen, das L e b e n überhaupt. Er sich gewiss ist, dass er den Krieg überstehen wird.
Das "Wie?* von dem weiss er noch nicht.
by Carina @26.05.2021, 07:26

... und das am frühen Morgen, es macht fröstelnd, wenn ich mir das vorstelle.

Sicher war er bewußt aus der Kirche ausgetreten, da eine Einstellung zu Gott während des Krieges ihn belastet hätte. Da fragt man eher nach dem Warum.

Von meinen Eltern und Großeltern habe ich nur minimal von den Angriffen erfahren. Das Einzige war ein Angriff auf Eisenach, als meine Mutter ihre kleine Schwester mit zur Schule genommen hatte und die Mutter zuhause in Angst war.
Offenbar haben sich die Geräusche ziemlich in ihr Unterbewusstsein fest gesetzt. Vor wenigen Jahren noch, fragte sie mich immer wieder, ob ich das nicht höre, da fliegen abends die Bomber in großer Höhe, man könne sie nicht sehen, über uns hinweg!! Blauer Himmel und man sah nichts. Das war Tinnitus und nach langer Zeit gab sie sich damit zufrieden.
by ReginaE @26.05.2021, 07:04

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