Kommentare zu «vater210608»

Ich danke euch @ allen für eure Kommentare - sie helfen mir, mich intensiver mit den Erlebnissen meines Vaters zu beschäftigen, manches auch anders zu betrachten als bisher.
Ich glaube fest daran, dass es inmitten der ganz großen Katastrophe "Krieg" kleine Wunder und große Bewahrung gegeben hat, wie du, @ liebe Ellen, es mit dem "Raketenzug" beschreibst.

Ja, @ liebe Sywe, der Zusammenbruch wird kommen - aber es dauert noch eine ganze Weile...

@ Liebe Irmgard, ich weiß auch nicht, ob mein Vater anders geschrieben hätte...
Ich vermute, er war aufgrund der Ausbildung überzeugt, dass es diesen "Endsieg" für Deutschland geben würde - und er war überzeugt, dass er dazu seinen Teil beitragen wird, komme was will!

Mit meinem heutigen Wissen und meiner "Lebenserfahrung" sehe ich die Diskrepanz zwischen den Berichten vom Soldatendienst einerseits (die Freude, sich "freigeschossen" zu haben, z.B.) und den Berichten über die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen in Wetzlar oder Porz (die Freude über die Einladung zum Essen) andererseits. Ich habe teilweise das Gefühl, dass sich der 19jährige in einer Art "Parallelwelten" bewegt.

Noch mehr erschreckt mich, dass solche fast bedingungs- und widerspruchslose Begeisterung wenige Jahre nach dem Krieg schon wieder möglich war!
Ich erinnere mich an die begeisterten Aufmärsche der Pioniere und FDJler zu den Pfingsttreffen oder zu den "Weltfestspielen der Jugend" in der DDR. Sie waren genauso geschickt eingefädelt wie die Kriegspropaganda in den 40er Jahren. Und es waren - genau wie in den Kriegsjahren - viele junge Menschen auf der Suche nach dem Leben, die auf die Lügen herein gefallen sind.
Einen Vorteil haben wir gegen 1944: dank moderner Technik kann man mehr Informationen bekommen (leider aber auch sehr falsche Informationen).

Ja, ich denke oft über das Zitat von Sören Kierkegaard nach, dass man das Leben nur rückwärts verstehen kann, aber es vorwärts leben muss.
Wie oft würde man etwas ganz anders angepackt haben, wenn man gewusst hätte...
Wie würde mein Vater heute die Briefe von damals kommentieren? Was würde er gar nicht erst schreiben? Oder worüber würde er mehr, ausführlicher berichten?

Wir haben noch einige Überraschungen vor uns - WIR wissen, dass wir uns dem Kriegswinter 1944/45 nähern!
Erinnert ihr euch? Am 20.8. 44 schrieb Vater: "... in drei Wochen muß alles vorbei sein,..." Der letzte Brief dieser Folge 12 ist vom 27.9.!!!

by Gerlinde aus Sachsen @10.06.2021, 00:51

Ich schließe mich @Irmgards Bemerkung an. Ein sehr eigenartiges Gefühl beschleicht mich. Danke für diese Einblicke!
by Leonie @09.06.2021, 21:22

Liebe Gerlinde, gestern habe ich an Deinen Vater gedacht, denn beim Aufräumen fiel mir ein Buch in die Hände, es handelt sich um das "Wartburgbuch der Thüringer Schuljugend" aus dem Jahre 1938. 1941 wurde es einem jungen Mann "als Anerkennung für gute Leistungen im KK-Schießen der Motorgefolgschaft" überreicht. 3 Jahre später ist dieser junge Mann gefallen.
Ich habe gestern in dem Buch geblättert und es ist reine Propaganda, verfälschte Geschichte und es beschlich mich Beklommenheit. Wer durch diese Schule gegangen ist, konnte gar nicht anders denken, als wie Dein Vater und die Mehrheit unserer Väter dachte. Wie hat er wohl das Zusammenbrechen seiner Ideale erlebt?
by Sywe @08.06.2021, 21:12

@Ellen
das ist ein sehr interessantes Angebot - ich werde mich gleich mit Engelbert in Verbindung setzen. Danke!
by Gerlinde aus Sachsen @08.06.2021, 15:28

@Irmgard, du hast sehr treffend beschrieben, was auch mir durch den Kopf geht! Wie einfach ist es, zu richten, wenn man Jahre danach das volle Ausmaß begriffen hat...
@Gerlinde, danke für dieses Zeitzeugnis!
by Margareta @08.06.2021, 15:27

Zu der V1 muss ich noch etwas schreiben. Das ist zwR eine amdere Geschichte, fiel mir aber im Zusammenhang ein. Das Nachfolgemodell, die V2, wurde in den letzten Kriegstagen über unsere Bahnstrecke spediert, zusammen mit anderen Waffen. Die Strecke führt mitten im Ort über ein 600 Meter neunbogiges Eisenbahnviadukt und führt dann in einen 700 Meter langen Tunnel. Der war jedoch zu kurz für den Zug, so dass dieser in der Nacht weiterfuhr zum 30 km entfernten größeren Bahnhof, wo ihn die Amerikaner, die schon im Anmarsch waren, zufällig entdeckten. Die V2 wurde nach USA gebracht, bildete dort die Grundlage für die Raketenforschung. Nicht auszudenken, wenn die Amerikaner den Zug auf der Strecke durch unseren Ort bombardiert hätten wegen der Waffen.
by Ellen @08.06.2021, 13:14

@Gerlinde Mit Interesse und Erschütterung lese ich das Tagebuch deines Vaters. Nun ist gestern in unserer Tageszeitung , sie wird in Wetzlar gedruckt, ein Artikel über die Ausbildung der Rekruten in den letzten Kriegstagen in der Spilburg in Wetzlar erschienen, wo auch dein Vater zunächst stationiert war. Ein Mann hat dort die Daten von mehr als 4000 Menschen gesammelt. Diesen Artikel würde ich dir gerne zuschicken (in Papierform). Bist du interessiert? Dann lass mir doch mal deine Adresse über Engelbert zukommen. Liebe Grüße, Ellen
by Ellen @08.06.2021, 12:26

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, diese Briefe zu lesen mit dem Wissen, das wir heute haben, der Vater jedoch noch nicht. Als ob man das Damoklesschwert sehen könnte, das über all dem hängt.
Ich frage mich immer, ob er anders geschrieben hätte, wenn er nicht Angst vor Strafen hätte haben müssen. Denn der Glaube an den "Endsieg" war ja zu der Zeit so etwas wie ein Glaubensbekenntnis, an dem niemand zweifeln durfte.
by Irmgard @08.06.2021, 12:11

Immer noch voller Enthusiasmus der 19-Jährige, er glaubt natürlich fest an den Sieg.........was für ein Irrtum.
by Liane @08.06.2021, 07:38

......und erst das Grössere, der "Kampf" um das Sein oder Nichtsein unseres Volkes bestanden sein musste......Worte, die mir sehr nahe gehen, da ich Kampf nicht als Weg sehe, sondern als Möglichkeit,,,,,nämlich der, zu überleben.

Wie oft habe ich das Wort kämpfen gehört. Das erzeugt doch grösseren Widerstand.
Ich sehe das nun mal nicht als den Weg, sondern die Akzeptanz, sei es, dass ich dadurch verliere (mich verliere im Kampf), zugleich ist das schlimm? Für mich ein Nein, für andere ein Ja.
by Carina @08.06.2021, 02:07

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