Kommentare zu «Container»

Hier dann auch noch mein Senf zu der Geschichte:
Ich hatte auch meine letzten Züge verfallen lassen in der irrigen Annahme, dass Walter von einem weiteren Transport zu sehr profitieren würde.
Hätte ich die Transporte jedoch durchgeführt und Walter hätte die Waren aufgekauft,
hätte ich Aarons Sieg wohl noch verhindern können, da ich nicht so weit abgeschlagen war.

Aber ich stehe dem Spiel immer noch etwas zwiespältig gegenüber, denn:
In allen bisherigen Spielen variierten die Preise im Fabriklager und im Hafenlager nur minimal -
es wurden eigentlich immer nur die unteren beiden Preise genutzt. Eine wirklich Marktpreisbildung
war das eigentlich nicht - und irgendwie eintönig.
Im Mittel liegen die Preise eines Containers bei 3 (sofern die Spieler flüssig sind und es um begehrte Container geht);
denn 10 bringt er maximal bei der Abrechnung, einige Steine müssen aber vor der Wertung
abgegeben werden, also vieleicht ist er 6 wert. Ich zahle also 3 und mache 3 Gewinn; der
Verkäufer erhält 6 und macht auch 3 Gewinn, da er ca. 3 für den Einkauf bezahlt hat.
Auch dieser "Standardpreis" ist etwas eintönig.
Nichtsdestotrotz würde ich es nochmal spielen :-)
by Günther @12.02.2008, 00:06

Hallo Aaron,
Unsere kontroversen Betrachtungen sprechen eigentlich FÜR das Spiel. Wenn Du dem Spiel 8 Punkte gibst, darfst Du meine Note auch gleich auf 6 Punkte erhöhen.
Bei Aussage 1) und 5) liegen wir ja zugestandenermaßen nicht so weit auseinander.
Beim Punkt 3) halte ich meine Aussage „So billig wie möglich“ und Deine „die Konkurrenz unterbieten“ im Prinzip ebenfalls für gleichwertig. Wie Du Dir hier aber ein „Monopol“ verschaffen willst, das ist mir völlig schleierhaft. Jeder Spieler strebt nach mindestens 3 von 5 Warensorten mit absolut gleicher Intensität: zwei davon bringen je 10 Siegpunkte ein und die dritte Ware brauchen wir als Mehrheitsware. Da GIBT es kein Monopol!
Es ist auch nicht so, daß wir ohne Deine Ware verhungern! Wenn Du unverschämte Preise verlangst, dann lassen wir Dich und Deine Monopolware schlichtwegs links liegen!
Punkt 4) hängt ganz eng mit Punkt 3 zusammen. Wenn jemand keine vernünfigen Angebote macht, wird bei ihm nicht gekauft. Im Nu sind alle seine Lager voll und er kann seine nächsten Züge als Luxuskreuzfahren ohne Gäste und ohne Landgang gestalten.
Aus diesen Betrachtungen zu Punkt 3-5 folgt ganz wie selbstverständlich meine Behauptung zu 2): Da ich oft nichts Besseres tun kann, produziere ich halt, sooft ich kann. Bei den geringen Lagerkapazitäten kann ich das ohnehin nicht lange. Anschließend heißt es wieder „Abwarten und aussitzen!“
by Walter @09.02.2008, 17:58

Lieber Walter,

an Freiheitsgraden mangelt es bei "Container" überhaupt nicht:

ad 1) richtig, hier hängt man recht wenig vom Schicksal ab, denn bis auf den ersten Warentyp liegt alles in Spielers Hand.

ad 2) falsch: ich produziere, wenn der Markt (die anderen Spieler) meine Waren braucht und bezahlen kann. Und es kann durchaus sinnvoll sein, mal für eine Verknappung zu sorgen - wenn Du Dich erinnerst, hatte ich in den letzten Runden bewusst nicht mehr produziert.

ad 3) Um konkurenzfähig zu sein muss ich nicht so billig wie möglich sein sondern meine Preise an denen der Konkurrenz ausrichten. Wenn es die gibt, versuche ich zu unterbieten oder gleichzuziehen, wenn ich ein Monopol habe bestimme ICH den Preis.

ad 4) ich sehe da eine ganze Reihe von Entscheidungen: wo kaufe ich? Bei demjenigen, dem ich Geld zuschieben will, damit er teuer bietet oder teuer bei mir einkauft. Wieviel lade ich? Nur soviel, dass ich den Markt nicht überschwemme und nur Minierlöse erziele.

ad 5) richtig, es gibt immer einen optimalen Zeitpunkt des Anlandens. Den kann ich aber durchaus selber (in Maßen) mit bestimmen. Das Aussitzen und Abwarten ist meiner Meinung nach eine Konsequenz vorheriger schlechter Entscheidungen.

Ich bleibe dabei: das Spiel ist großartig, und je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr neige ich dazu ihm 8 Punkte zu geben. Es birgt allerdings auch das Risiko von schlechten Zügen und dann kann man sich auch schon mal in eine Sackgasse manövrieren und man schaut bei vollen Lagern zu, wie die anderen das Geld scheffeln. Aber macht das ein Spiel schlecht?

Und noch etwas zu Deinem Vergleich mit 1830: ist man nicht auch hier vom einigermaßen planvollen Spiel der Mitspieler abhängig. Wird 1830 nicht auch richtig langweilig, wenn jeder nur für sich vor sich hinspielt und dabei unbedingt eine eigene Linie in den ersten Runden floaten will? Dann sitzt im typischen 5er-Spiel auch jeder auf weniger als 60% einer Gesellschaft und alle warten, bis über die Privaten langsam Geld reintröpfelt. So spielt man aber auch nicht! Voraussicht, Planung und gegenseitige Unterstützung (in Maßen) machen 1830 zum spannenden Spiel...
by Aaron @09.02.2008, 15:37

Hallo ihr beiden Vorredner,
Peer’s Satz „Ich weiß aber immer noch nicht, ob ich es auch gut finde“ ist mir direkt aus der Seele gesprochen. Beim ersten Spielen hatte ich sofort eine Menge theoretischer Probleme mit der gegensätzlichen Interessenlage, die in ich jedem meiner Spielzüge unter einen Hut bringen muß. Beim späteren Nachdenken hat sich der Widerwille ewas gelegt. Ich möchte die Leistung von Autor und Verlag beim Design dieses Spieles unbedingt anerkennen. Es wurden ganz neue Wege zu beschreiten, die den Spielern neuartige Denkweisen abfordern.
Aaron’ Satz, daß es immer an meiner schlechten Planung und einer falsche Einschätzung der Marktlage liegt, wenn ich Pleite mache, möchte ich heftigst widersprechen. Für eine schlechte Planung hat man viel zu wenig Freiheitsgrade.
1) Die Warenarten, die ich produziere, sind mir ohnehin mehr oder weniger vom Schicksal vorgegeben. (Man beachte hier das „weniger“!)
2) Die Häufigkeit der Warenproduktion ist auch klar: ich produziere immer, wenn ich Platz in meinem Fabriklager habe.
3) Bei der Preisfestsetzung habe ich eine scheinbare Wahlfreiheit. Doch um konkurrenzfähig zu sein, mein lieber Aaron, muß ich (fast) immer so billig sein, wie möglich. Viel kann man da nicht viel falsch oder richtig machen.
4) Bei der Auswahl der Schiffsladung gibt es auch keine großen Entscheidungen zu fällen. Die Konkurrenten bieten ihre Waren meist zu ähnlichen, wenn nicht gar identischen Preisen an, und grundsätzlich soll man in „Container“ ja keine Waren transportieren, die man selber erwerben will. Da ergeben sich nicht viele sinnvolle Alternativen.
5) Beim Anfahren des Ziels sollte man warten, bis die Mitspieler genügend Geld in der Kasse haben, damit sie auch was springen lassen. Man kann ihnen ja kurz vorher noch extra etwas zuschustern, bevor man selber die nächste Ladung abliefert.
Wenn die Mitspieler aber gerade kein Geld haben und keine lukrative Ware anbieten und meine eigenen Fabriklager voll sind, dann heißt es - ich bleibe dabei - : "aussitzen und abwarten".
Aller Kritik zum Trotz: Ich weiß immer noch nicht, ob ich "Container" nicht doch gut finde!
Viele Grüße Walter
by Walter @09.02.2008, 12:55

Ich stimme zu: Container ist ein ganz merkwürdiges Spiel. Und ich glaube es ist sehr anfällig für "Group-Think"-Phänomene. Ein Beispiel: Man kommt zur Not ohne Kredit aus - doch dann wird das Spiel sehr statisch und eng. Sobald 2 Spieler (oder mehr) jedoch einen Kredit aufnehmen, ist plötzlich mehr Geld FÜR ALLE da. Dafür sorgen schon die Versteigerungen mit ihren "Subventionen" aus der Kasse. Damit simuliert Container auf abstrakte Weise schon fast ein ganzes Wirtschaftssystem (Bei einer Rezession wird weniger investiert als bei einem Aufschwung, wo die Wirtschaft wächst). Darin ist Container zumindest einzigartig.
Ich weiß aber immer noch nicht, ob ich es auch gut finde...
by @09.02.2008, 10:40

Liever Walter,
der letzte Absatz Deiner Rezension fordert lauten Widerspruch ja nun gerade heraus:

Es geht bei Container überhaupt nicht darum, den Konkurrenten die taschen voller Geld zu stopfen in der Hoffnung, dass für einen selber etwas abfällt. Es geht darum, durch genaue Marktbeobachtung (d.h. die Spielweise der anderen) festzustellen, welche Waren gerade besonders gefragt sind und diese dann zu hohen Preisen anzubieten. Umgekehrt gilt dies natürlich genauso. Selbstlos ist da gar nichts; es ist Marktwirtschaft in verstärkter Form. Wenn Du im wirklichen Leben Waren anbietest, die keiner kauft und dann Pleite gehst, sind es nie die ausbleibenden Kunden, die die Schuld daran haben sondern immer Deine schlechte Planung und Einschätzung der Marktlage!

Chris Farrell hat dazu bei Boardgamegeek einen schönen Text verfasst, der meine eigene Meinung über Container nicht besser ausdrücken könnte und den ich hier der Einfachheit halber zitiere:

"I like Container a lot because it's such a subtle game: you need to get a read on what other players are doing and fill undervalued niches. There are legitimate ways to make money in shipping, warehousing, and production, and the game is all about balancing many factors and figuring out who wants what and pricing appropriately. Unlike most economic games, it's not about building infrastructure or figuring out the economic rules; it's more like Modern Art, it's about figuring out where there is money to be made and what the other players are up to. The great thing is that where that is will change as the game goes on as players adjust and adapt. You can't stick with a strategy, you have to be constantly flexible. I also love the fact that money is so tight and margins so low, you really need to manage your money carefully and winning the game relies on consistent good play rather than a couple windfalls. I also like how the game develops and goes through phases of growth and shifting markets, but how it does so organically, with a very clean game system and without any awkward phasing rules."

Aaron
by Aaron @09.02.2008, 09:17

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